11th Letter
K- Kaffee trinken mit Familie
Musiala&Sane
Für LottaLeben01
Hand in Hand standen Jamal und Leroy vor der Haustür von Jamals Mutter und seinen beiden jüngeren Geschwistern.
Leroy, Gentleman wie er war, hatte sogar extra einen Blumenstrauß für die Mama seines Freundes besorgt.
Vielleicht auch einfach, weil er so unendlich aufgeregt war und unbedingt einen guten Eindruck machen wollte, obwohl er das eigentlich gar nicht wusste.
Vielleicht sollte man eher sagen, er wollte seinen bereits entstandenen guten Eindruck auf jeden Fall aufrecht erhalten.
Jamal fand das süß und unnötig zugleich, denn Leroy und Carolin kannten sich bereits gut und verstanden sich auch. Und auch wenn sie ihm immer und immer wieder sagte, dass er ihr keine Blumen oder sonstiges mitbringen brauchte, machte er es doch immer wieder und sie freute sich doch jedes Mal wieder darüber; das wusste Jamal ganz genau.
Vielleicht sollte er es einfach lassen, denn letztendlich war der obligatorische Blumenkauf eine Win-Win-Situation.
Win für Leroy, weil er irgendwie entspannter war, wenn er Blumen für Carolin in petto hatte und damit war auch Jamal entspannter, weil sein Freund ihn nicht schön Tage vorher verrückt machte.
Und Win für Carolin, weil sie sich immer und immer wieder über die Blumen freute und insgeheim wahrscheinlich schon auf sie wartete.
Sie warteten kurz, nachdem sie die Klingel betätigt hatten. Jamal hätte ihnen zwar auch mit seinem eigenen Ersatzschlüssel Zutritt verschaffen können, aber das fühlte sich für ihn irgendwie immer komisch an, weshalb er es vorzog, zu klingeln.
Der Ersatzschlüssel war nur für Notfälle aber nicht, damit er einfach reinspazieren konnte, wann und wie er wollte...
Wenig später öffnete ihnen Latisha, Jamals kleine Schwester, die Tür.
"Hey", lächelte Jamal und zog sie in seine Arme.
Auch wenn Stuttgart und München nicht allzu weit voneinander entfernt waren, schafften sie es, aufgrund ihres vollen Terminkalenders , selten, sie zu besuchen. Umso schöner war es, dass sie jetzt einen ganzen Nachmittag für sich hatten.
An solchen Tagen wurde vor allem Jamal immer wieder bewusst, wie wichtig Familie war und dass er ohne die unermüdliche Unterstützung seiner Familie nicht dort wäre, wo er jetzt war.
Familie war halt das wichtigste; das allerwichtigste.
Dann zog sie auch Leroy kurz in ihre Arme, ehe die drei zurück ins Haus gingen.
Jamal war wirklich froh darüber, dass sowohl Carolin als auch Latisha und Jerrell sich gut mit seinem Freund verstanden. Manchmal hatte er sogar das Gefühl, dass sie sich mehr auf Leroy als auf ihn selbst freuten.
Aber das täuschte ihn wahrscheinlich.
Im Inneren des Hauses kam ihnen auch gleich der jüngste der drei Geschwister auf sie zu und warf sich sofort in Jamals Arme. Für den Kleinen war es manchmal noch schwer zu verstehen, warum er Jamal nicht so häufig sehen konnte, aber er war auch immer ganz aufgeregt, wenn er seinen großen Bruder im Fernsehen sah.
Er liebte es, ihn Fußball spielen zu sehen und erzählte nahezu jedem, wer sein Bruder war und dass er der beste auf der ganzen Welt war.
Jamal war das manchmal ein bisschen unangenehm, aber er würde es nicht ändern können und eigentlich machte es ihn auch ein bisschen stolz, dass sein Bruder ihn so sehr liebte.
Genau wie Jamal ihn liebte...
"Na wie geht es dir, Kleiner?", grinste Jamal, nachdem er sich von seinem Bruder gelöst hatte.
"Gut"; erzählte er mit leuchtenden Augen," Ich muss euch gleich unbedingt die neuen Fußballschuhe zeigen, die ich vom Nikolaus bekommen habe."
"Na dann, hol sie doch mal", ertönte nun Carolins sanft Stimme aus der Küche. Augenblicklich sauste der Kleine los in sein Zimmer, um seine neuen Schuhe zu holen.
Lächelnd sah Jamal seinen Freund an, welcher ihm einen liebevollen Blick zurück gab und dann seine Hand nahm. Zusammen gingen die beiden in die Küche, wo Jamals Mama gerade den vorbereiteten Apfelkuchen schnitt; Leroys Lieblingskuchen.
"Hallo Mama"; lächelte Jamal liebevoll und genoss die innige Umarmung, in der er von seiner Mama gezogen wurde.
Und auch Leroy wurde herzlich von ihr begrüßt; wie ein eigener Sohn.
Etwas, das Jamal sehr erleichterte, denn er würde sich niemals zwischen seiner Familie und seinem Freund entscheiden können und wollen.
"Geht doch schon mal ins Esszimmer", schlug sie vor," Ich komme sofort nach."
"Sollen wir nicht noch was machen?", vergewisserte Leroy, hilfsbereit wie er nun mal war, sich nochmal, doch Carolin winkte nur kopfschüttelnd ab.
"Ach was. Ich bin doch gleich fertig. Ich muss nur noch schnell den Kuchen fertig machen."
Nickend verließ das junge Paar dann die Küche in Richtung Esszimmer. Dort war der Tisch bereits liebevoll gedeckt und der Raum durch ein paar Lichterketten in gemütliches Licht getaucht. Draußen war es schon dunkel und einige Schneeflocken fanden langsam den Weg vom Himmel auf den weiß gefärbten Boden.
Jamal liebte Weihnachten. Diese bunten Lichter, die Gemütlichkeit, die Besinnlichkeit.
Vor allem wenn man einen so hektischen und schnelllebigen Job hatte, war ein bisschen Ruhe in der Weihnachtszeit immer gerne willkommen.
Latisha zündete die Kerzen am Adventskranz an, während Jamal ihm, seinen Freund und seiner Mama Kaffee eingoß und seinen Geschwistern Kakao.
Es war, als würden sie nie etwas anderes machen; jeder hatte seine aufgaben und jeder hatte ein breites Grinsen im Gesicht.
Es war einfach so... schön.
Dann kam auch Carolin mit dem geschnittenen Apfelkuchen und setzte sich neben Leroy hin, ehe sie jedem ein Stück auf den Teller tat.
"Guck mal", rief Jerrell und präsentierte seinem Bruder stolz seine neuen Schuhe," Die sehen fast so aus wie deine."
"Woah, sind die schön"; staunte Jamal," Kannst du mir die mal ausleihen für das nächste Spiel? Dann schieße ich bestimmt zehn Tore."
"Da passt du doch gar nicht rein", kicherte der Kleine belustigt," Deine Füße sind doch viel zu groß dafür."
Liebevoll beobachtete Leroy seinen Freund dabei. Er fand es so unendlich süß, wie niedlich er mit seinem kleinen Bruder und generell mit Kindern umging. Irgendwann, wenn sie mal etwas älter waren, wollte Leroy auch Kinder haben; eine kleine Familie mit Jamal.
Jamal würde so ein guter Papa sein und allein die ferne Vorstellung, irgendwann eine eigene Familie zu haben, ließ jede Zelle in seinem Körper Saltos schlagen.
"Und wie läuft es bei euch in München?", fragte Carolin interessiert, nachdem sie den ersten Bissen ihres Kuchens genommen hatte.
"Alles super", erzählte Leroy und streifte einmal kurz die warme Hand seines Freundes, ehe er sich wieder auf das Gespräch konzentrierte," Wir haben heute und morgen zum Glück frei."
"Bleibt es eigentlich dabei, dass ihr Heilig Abend zu uns kommt?", erkundigte Jamal sich nochmal.
Schon seit zwei Jahren hatten sie das vor, aber irgendwie hatte es nie geklappt, was vor allem den ältesten der drei Kinder immer etwas traurig gestimmt hatte.
"Eigentlich hatten wir nichts anderes vor, oder?", fragte die Mama der drei an Latisha und Jerrell gerichtet, die hastig nickten.
Sie freuten sich auch alle, endlich mal länger Zeit mit ihrem Bruder zu verbringen und andersherum natürlich auch.
Jamal vermisste seine Familie manchmal schon sehr, aber das war nun mal die Kehrseite des Fußballs...
"Das ist perfekt", freute Jamal sich euphorisch und auch Leroy konnte seine Freude und sein breites Grinsen nicht zurückhalten, während er unter dem Tisch sanft eine Hand auf den Oberschenkel des Jüngeren legte und diesen sachte drückte.
Er wusste genau, wie sehr Jamal sich auf den schon lange geplanten Weihnachtsbesuch freute und er tat das natürlich auch.
Umso schöner war es, dass das Ganze jetzt wirklich zu klappen schien.
"Aber können wir dann auch Fußball spielen?". fragte der Kleine aufgeregt und sah seinen Bruder dabei mit seinen großen Kulleraugen an, denen Jamal eh nicht widerstehen konnte.
Er hatte es schon mehrfach versucht und nie hatte es geklappt; nie.
"Wenn es nicht zu kalt draußen ist, bestimmt."
Jubelnd fiel Jerrell seinem Bruder in die Arme und erzählte ihm dann ganz aufgeregt, was er im letzten Training alles gelernt hatte und was er ihm dann unbedingt zeigen musste, wenn sie bei Jamal im Garten Fußball spielten.
Jamal hörte ihm lächelnd zu und strich ihm hin und wieder über die Haare.
Manchmal brauchte es keine großen Dinge; manchmal reichte auch ein Nachmittag mit der Familie aus, um seine Batterie wieder aufzuladen und sich darauf zu besinnen, was wirklich wichtig ist im Leben.
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