Reunions part II
Es gab nur eine Person die in dem Zimmer saß, groß und schlank und im Stuhl mit einem Handy in seinen Händen, zurück gelehnt. Oliver trat vor mich und sprach die Person an.
„Ah, ihr seit hier.“ begann er herzlich und schritt auf den Tisch zu. „Ist nur einer von euch da?“
Die Gestalt schüttelte den Kopf, schaute dabei aber nicht auf, und tippte stattdessen weiter auf dem Handy herum. Als ich Oliver langsam folgte, erfüllte Erstaunen mein ganzes sein. Diese Person – hellblonde Haare, ein deutlich erkennbarer Bart und Piercing durch die Nase und Unterlippe, war nicht einfach nur irgendwer. Es war Bill.
„Nein.“ antwortete er, seine Stimme vertraut und tief, obwohl bei weitem nicht so tief, wie die seines Zwillings. „Mein Bruder ist unten, um eine Zigarette zu rauchen und -“
Er brach seinen Satz sofort ab, als er zu uns schaute und mich sah. Seine Augen, die nicht länger dick mit teurem Eyeliner umrandet waren, auf mich gerichtet und sein Mund öffnete sich in eindeutigen Schock. Oliver nahm seinen Platz, ich folgte ihm sogleich und setzte mich neben ihm, während Bill mich weiter anstarrte.
„Ich schätze, ich sollte mich und meine Kollegin hier vorstellen.“ begann Oliver locker. „Und ich schätze um jede Peinlichkeit die auftauchen könnte, zu umgehen, sollten wir eingestehen, dass Anna euch beide offensichtlich kennt.“
Bill saß völlig Schweigsam da, er trug ein weißes zugeschnittenes Hemd und enganliegende Jeans. Eine Strickmütze lag vor im auf dem Tisch und ich erkannte die Mütze sofort als jene, die ich auf dem Kopf des gnädigen Fremden gesehen hatte, der vor nur wenigen Tagen meinen Frühstücksriegel bezahlt hatte, wieder.
Oliver räusperte sich. „Nun, ich bin Oliver. Und äh, ich werde das Interview durchführen -“ er hielt kurz inne und schaute zu mir rüber. „Und das ist -“
„Anna.“
Erklang Bills Stimme und beendete Olivers Satz in ungläubiger Bestätigung. Er beugte sich dann vor, seine Augen immer noch Überrascht geweitet, während er mich ansah. „Anna.“ wiederholte er fast flüsternd.
Ein lächeln legte sich auf meine Lippen, als ich von den Gefühl überwältigt wurde, den unglaublich gutmüigen Bill wieder zu sehen. „Hi Bill.“
Oliver kaute auf seiner Unterlippe herum und schaute schnell von mir zu Bill. „Anna war nicht wirklich konkret in wie genau sie euch Jungs kennt, nur dass ihr in gewisser weise alte Freunde seit.“
Bills Gesicht brach in ein lächeln aus. „Ja, wir sind alte Freunde.“
Ein peinliches Schweigen folgte, aber Oliver füllte es schon bald.
„Das ist cool, also wollt ihr....“
„Anna, ich kann das gar nicht glauben.“ hauchte Bill. Er griff über den Tisch, und umklammerten meine Finger mit den seinen.
Ich bemerkte leicht Enttäuscht, dass seine Fingernägel frei von jeglicher Farbe waren; sie waren kurz und sauber und völlig natürlich. Er hatte sich so sehr verändert, ich erkannte ihn kaum, mit seiner neuen männlichen Fassade wieder. „Wie geht es dir? Du arbeitest jetzt als Autor?“
„Das tun wir beide.“ sprang Oliver schnell ein. „Ich meine, sie ist besser – aber, ja. Wir arbeiten im Öffentlichen Verlag unserer Universität.“
Ich war dankbar das Oliver für mich sprach, da ich wusste, dass die Worte, die ich vermutlich zu artikulieren versuchte, weniger anmutig sein würden.
Bill nahm Olivers Präsenz gar nicht war, während wir drei dort saßen. Er starrte mich einfach nur an, als ob ich ein Geist, einer vergangenen Person die er kannte, wäre – als wäre ich nicht einmal real.
„Ich hatte keine Ahnung, dass du hier her ziehst.“ begann er, seine Stimme geschürt mit dem vertrauten dicken Akzent. „Tom und ich dachten, du wärst vom Erdboden verschwunden.“
„Ich weiß, ich konnte...“
„Anna.“ wiederholte Bill meinen Namen und schaute mich einfach weiter nur verwundert an. Er war einen Moment lang still und betrachtete mich mit einen unglücklichen Blick, und ich wusste, dass er irgendeine Art Antwort auf die Frage suchte, warum ich aus seinem Leben verschwunden war – aus ihren – ohne ein Wort zu sagen.
Ich schluckte schwer und starrte auf den Tisch, da ich nicht in der Lage war, mich für meine vermeintlich verachtenswerten Handlungen zu verantworten. Bill atmete langsam ein. „Tom wird auch hier sein, weißt du.“
Ich öffnete meinen Mund um zu antworten, aber hatte nicht die Gelegenheit zu sprechen, da sich die Tür zum Zimmer ziemlich plötzlich öffnete. Das Geräusch von Schritten, die über den Boden hallten, erfüllte die Luft und ich schaute schnell auf, um zu sehen, wie sich ein weiterer Mann den Tisch näherte.
Meine Atmung stockte erneut und ich war nicht imstande, weiter irgendein anderes Wesen in diesen Raum wahrzunehmen.
„Das ist Scheiße, dass ich hier drin nicht rauchen kann.“ knurrte er giftig und näherte sich mit seinem Blick auf sein Handy gerichtet. Er schaute auch nicht auf, als er sich unmittelbar rechts neben Bills setzte, und tippte stattdessen, wie wild auf seinen Handydisplay herum.
Ich konnte nicht Atmen.
Er sah fast genauso aus, wie ich ihn in Erinnerung hatte; groß, schlank....die gleichen schwarzen Corn-rows und das gleiche Gottverdammte Lippenpiercing, durch seine Unterlippe. Er trug einen dunklen Kapuzenpulli über sein T-Shirt und weite, dunkle Jeans. Sein Haar fiel unter einen weißen Bandana und einem New Era Cap hervor.
Ich sah keinen Musiker, den ich für meine beschissene Praktikumsstelle Interviewen musste - Ich sah den gleichen Mann, den ich zum ersten Mal in der Nacht in der Seitengasse gesehen hatte. Ich sah die Person, der ich Essen gebracht hatte, und für die ich die Wäsche gemacht hatte – denjenigen, den ich umarmt und geküsst hatte, und in den ich mich so völlig mühelos verliebt hatte.
Ich hatte nie erwartet, das ich in jemals wieder in Person vor mir sehen würde.
Er begann erneut zu sprechen und tippte dabei immer noch wie wild auf seinem Handy herum, unwissend von meiner Anwesenheit, nur ein paar Meter von ihm entfernt. „Ich musste 25 verdammte Etagen nach unten, um eine Scheiß Zigarette zu rauchen.“ fauchte er. „Absolut unglaublich -“
Er hielt inne, als Bill ihm in die Seite stieß und ihn veranlasste, sein Handy weg zu legen. Es war als sein Blick sein Handy Display verließ, und den meinen mit einer schmerzlichen Langsamkeit traf, als er aufschaute, dass ich das Gefühlt hatte, dass sich meine Welt vollständig aufgehört hatte zu drehen.
Sein Blick wanderte von Oliver zu mir, seine Augen weiteten sich leicht und verweilten bewegungslos auf meinem Blick. Seine vollen Lippen trennten sich und seine dunklen Augenbrauen kräuselten sich, als das unvermeidliche Wiedererkennen einsetzte.
Wir starrten einander, was wie eine Ewigkeit erschien an. Nonverbale Fragen, Anschuldigungen und Emotionen flogen wild zwischen uns, in der unangenehm erstickenden Atmosphäre, hin und her.
Oliver bemerkte die durchdringenden Blicke die zwischen Tom und mir ausgetauscht wurden, und räusperte sich, um die Mauer des Schweigens zu brechen, die sich über den Tisch ausgebreitet hatte.
„Ich nehme an, du bist Bills Bruder?“ sagte er, seine Stimme leicht und freundlich und er war so verdammt Ahnungslos über das was vor sich ging. Tom antwortete nicht verbal, dass hatte ich auch nicht von ihm erwartet, aber ich hatte auch nicht erwartet, dass er mich so angestrengt anschaut. Oliver Hustete leicht verhalten und rutschte unruhig auf seinen Stuhl hin und her. „Würdest du mir bitte deinen Namen sagen.“
Tom wandte schließlich seinen Blick von mir zu Oliver und sein warmer, brauner
Blick kühlte sich plötzlich ab, als er seine Augen verengte. „Du führst dieses Interview, oder nicht?“ knurrte er schon fast. „Solltest du da meinen Namen nicht kennen?“
„Tom.“ murmelte Bill und stieß ihn mit einem Ellbogen in die Seite. „Sei Höflich. Sag ihm deinen Namen.“
Er starrte aber weiter Oliver an und hob eine Augenbraue. Sein nächster Satz triefte nur so vor Sarkasmus, und er betonte jedes Wort auf eine langsame und freche Art. „Hal-lo. Mein Name ist Tom. Ich spiele Gitarre. Ich komme aus Deutschland. Das ist mein Bruder. Wir sind in einer Band.“
Oliver versteifte sich merklich neben mir, da er sich offensichtlich wegen Toms schlechten Benehmen unwohl fühlte. „Ähm...danke, schätze ich....also, ich habe deinen Bruder bereits meine Kollegin vorgestellte...“
„Kollegin?“ schnaubte Tom und schaute zu mir. „Ist das ein Codewort für Fuckbuddy?“
„Tom.“
Bills strenger Tonfall linderte die Panik die ich verspürte oder die Verwirrung die Oliver plagte nicht. Es tat mir leid, dass er diese abgedrehte Situation ertragen musste, aber ich war zumindest etwas beruhigt darüber, dass ich ihn zumindest zuvor über die Ereignisse der Umstände informiert hatte.
Oliver starrte Tom mit leicht geöffneten Mund an – wie es die meisten tun würden, und ich konnte an seinem Gesichtsausdruck erkennen, dass seine Gedanken rasten, bei dem versuch, den unhöflichen, jungen Deutschen, der vor ihm saß, zu entschlüsseln.
Tom belächelte den verblüfften Ausdruck von Oliver. „Sei nicht so ernst, ich mach nur Witze!“ Er seufzte dann schwer und schaute runter auf sein Handy. „Fangt an, oder was auch immer. Wir haben einen Zeitplan.“
Bill stieß seinen Bruder mit einer härteren Bewegung in die Seite und funkelte ihn wegen seines vulgären Verhaltens böse an. Er sprach zu Tom schnell im fließendem Deutsch und ich erkannte an seinen zusammengebissenen Zähnen und den tieferen Ton seiner Stimme, dass er ihn tadelte. Tom schwieg und starrte auf den Tisch, als er zurück in seinen Sitz sank. Bill lächelte Oliver an.
„Er ist jetzt damit fertig, sich wie ein Arsch zu benehmen.“ begann er locker. „Du kannst also weiter machen.“
„Ich bin Oliver.“ stellte er sich selbst noch einmal vor. „Ich arbeite für die Universitäts-Zeitung in der Musik Abteilung, und das ist Anna. Sie wird sich ein paar Sachen notieren.“
„Nett dich kennen zu lernen, Anna.“ erwiderte Tom fast sofort und warf mir einen vernichtenden Blick zu. „Wie schön von dir, dass du dir die Zeit aus deinem Leben nimmst, um mit uns zu sprechen.“
Ich schaute zu ihm und konnte nicht fassen, was hier passierte und betete zu Gott, dass es bald enden würde. Tom grinste mich einfach nur an, seine typische wütende Arroganz deutlich in den schwachen Lächeln, dass auf seinen Lippen lag, erkennbar.
„Anna hat mich bereits darüber informiert, dass sie euch kennt.“ sagte Oliver darauf hin. Ich hätte ihm am liebsten geschlagen, musste er noch Öl ins Feuer gießen? Er war jedoch total ahnungslos und machte fröhlich weiter. „Ihr wart Freunde oder so etwas?“
Toms grinsen wurde nur breiter. „Oder so etwas.“
Ich versuchte verzweifelt meinen Mund zu öffnen und etwas sagen – irgendwas, aber ich konnte nicht. Ich schaffte es nicht meine Augen von den vertrauen braunen Blick vor mir, der mir direkt in die Seele schaute, zu lösen,
Oliver räusperte sich erneut leicht, und schaute auf sein Notizblock.
„Also, um anzufangen, ähm – danke dass ihr euch die Zeit nehmt, mit uns zu reden. Euer Name ist 'Tokio Hotel' – wie seit ihr darauf gekommen?“
Bill schaute schnell zu seinen Bruder und dann wieder zu uns. „Oh, die Frage hören wir öfters. Das Wort 'Tokio' ist genau genommen, die typisch deutsche Schreibweise von der Stadt in Japan, von der wir immer gehofft haben, sie zu besuchen, als wir angefangen haben. Und 'Hotel' wurde wegen der vielen Reisen, die wir als Künstler gewöhnt sind, verwendet.“
Meine Hände zitterten unkontrolliert, während ich schrieb. Ich konnte nicht mal verstehen, warum dass passierte. Ich saß während des gesamten Interviews da, und hatte die ganze Zeit das Gefühl in Ohnmacht zu fallen, oder zusammen zu brechen, und ich war mehr als überrascht, dass ich das nicht tat. Die zehn Minuten, die vergangen waren, fühlten sich wie zehn Stunden an.
„Wir machen gerade eine Pause.“ antwortete Bill auf Olivers Frage ihrer Auszeit betreffend. „Tom und ich, schauen uns Immobilien an, um uns hier niederzulassen. Wir lieben diese Stadt.“
„Ja.“ sprach Tom letztendlich. „Wir denken, dass es gut wäre, sich von Dingen loszureißen.“ Seine Augen waren verdunkelt, und auf die meinen gerichtet, und durchdrangen mein ganzes Wesen. „Einige mögen denken, dass es unhöflich wäre, sich ohne große Vorwarnung loszureißen und das es egoistisch wäre, aber in einigen Fällen, ist es das beste.“
Oliver nickte und schaute auf seine Unterlagen. „Gibt es irgendwelche Arten von Philosophien, nach denen ihr lebt? Ich meine, ich weiß das einige Bands nach persönlichen Werten und so weiter leben, also ist meine Frage, Lebt ihr nach irgendwelchen Worten oder Redewendungen....oder wesentlichen Einstellungen, wenn man so will?“
Bill spitzte seine Lippen und tippte mit seinen langen Fingern leicht auf dem Tisch herum. „Ich bin mir da nichts so sicher.“ gab er zu und zuckte mit den Schultern. „Ich meine, für mich persönlich, glaube ich einfach, dass es wichtig ist meine Bandkollegen und unsere Fans zu respektieren.“ er hielt einen Moment inne, um zu lächeln und nickte vor sich hin. „Immerzu, allezeit unsere Fans.“
Als ich Bills Worte mit zittrigen Fingern aufschrieb und Oliver leicht mit seiner Zunge schnalzte – ein Hinweis darauf, dass er nach einer weiteren Frage suchte, die er den beiden stellen konnte - begann Tom erneut zu reden.
„Ich habe eine Philosophie.“ sprach er gedehnt und warf mir einen langen Blick zu.
Oliver schaute mit wirklichem Interesse zu ihm, während er geduldig darauf wartete, dass Tom seine Antwort gab. Tom warf Oliver jedoch keinen einzigen Blick zu, sondern hielt stattdessen seinen starren Blick auf mich gerichtet.
„Meine Philosophie ist folgende,“ begann er langsam und seine Augen verdunkelten sich. „Alles worum es im leben geht ist zu bescheissen und beschissen zu werden.“
Er presste seine Worte durch zusammengebissene Zähne hervor, und Oliver und ich schwiegen; er wegen einen Moment totaler Verwirrung und ich, weil mir einfach nichts dazu einfiel.
„Was meinst du damit?“ hackte Oliver nach, und ich wollte nichts lieber tun, als neben mich zu greifen, und ihm seinen verdammten Hals dafür umzudrehen, dass er Tom noch provozierte seine Antwort weiter auszuführen, welche eindeutig an mich gerichtet war.
Tom zuckte mit den Schultern, sein Blick verließ meinen, um zu Oliver zu schauen, und ich bemerkte eine Art von verdrehter Belustigung in seinen dunklen Augen aufblitzen. „Nun, ich sehe das so -“ sprach er auf eine verstörend lässigen Art und seine Finger tippten auf eine nahezu identischen Weise wie Bills auf dem Tisch. „Einige glauben, dass gute Menschen existieren.“
Er schaute zu mir und meine Augen flehten ihn an damit aufzuhören, und seine Erklärung nicht weiter auszuführen. Er hielt einen Moment inne, während er mich anstarrte, als ob er meine Stille Anfrage in Erwägung zog, aber fuhr trotzdem fort.
„Den stimme ich nicht zu. Ich glaube, dass im Leben Menschen existieren um dich zu verletzen.“ sprach er mit leiser, tiefer Stimme. „Es gibt nur sehr wenig aufrichtige Menschen auf diesem Planeten, sich also einer Person zu öffnen, ist bedeutungslos.“
Stille legte sich über den Raum und ich sah, wie Bills Gesicht bleich wurde. Er hob seine Hände, drückte die Handflächen auf sein Gesicht und schüttelte langsam seinen Kopf. Natürlich wusste er, was Tom damit meinte; das tat ich ebenso.
In diesen Augenblick erkannte ich, als ich zum ersten Mal seit letzten Herbst in sein Gesicht starrte, dass ich ihn auf eine Art verletzt hatte.
Aber was war mit mir? Er hatte mich zu seiner verdammten Sklavin gemacht, für etwas, an dem ich keine Schuld trug.
Ich hatte soviel für ihn getan, und ich hatte meine Mauer für ihn nieder gerissen, um tief einzutauchen, und er hatte mich mehr als nur einmal verletzt. Was ist also mit mir?!
Tom stand plötzlich auf und türmte auf eine bedrohliche und beängstigend Weise, über mir. Er schaute zu Oliver und dann zu mir, griff in seine Tasche und holte eine Schachtel Zigaretten und ein Feuerzeug heraus. Er winkte damit auf eine fast spöttische Art in meine Richtung und grinste.
„Ich gehe eine Rauchen.“ verkündete er. „Ich bin mir sicher, dass mein Bruder ausreicht, um das hier zu beenden.“
Während er die Schachtel wieder in seine Tasche steckte, warf er Oliver und mir einen weiteren langen Blick zu. „Wie auch immer dein Name war, es war Nett dich kennenzulernen.“ spottete er und schaute dann zu mir. „Und du. Pass auf dich auf.“
Als er den Stuhl grob unter den Tisch schob, stießen die Stuhlbeine schmerzhaft gegen meine Zehen und ließen mich wegen des Kontakts zusammen zucken. Ich starrte ihn traurig hinterher, als er durch die Tür verschwand und schaute dann zu Bill, der sich immer noch hinter seinen Händen versteckte. Mir war zum heulen zumute.
Er hasste mich – nicht wie im letzten Herbst, denn dieses mal wollte er wirklich nichts mit mir zu tun haben.
Oliver sprach leise und sehr vorsichtig. „Ich denke ich habe alle Fragen, die ich brauche, gestellt.“
Bill nickte hinter seinen Händen, ließ sie dann auf den Tisch fallen und sog scharf die Luft ein. „Ich sollte ihn suchen gehen.“ murmelte er leise. Er schaute zu mir und leckte sich über seine Unterlippe. „Kann ich kurz mit dir reden, Anna?“
Ich schaute zu Oliver, der sich mehr als unwohl, wegen der Situation die gerade geschehen war, fühlte und nickte Bill dann zu. „S-sicher.“ Ich stand mit ihm auf und schaute zu meinem besorgten Freund. „Ich bin gleich wieder da, Oliver.“
„Ja,“ murmelte er und schloss sein Notizbuch. „In Ordnung, Meinetwegen.“
Ich folgte Bills, vertrauter schlanker, großer Form nach draußen auf den Flur, wo wir schweigsam stehen blieben. Er atmete dann laut aus, lehnte sich gegen die Wand und starrte mich mit flehenden Blick an.
„Warum hast du uns – mich - ihm nicht kontaktiert, Anna?“
Ich schaute runter auf meine Schuhspitzen. „Ich weiß es nicht.“
„Also bist du einfach nach L.A abgehauen, ohne es uns zu sagen? Dachtest du, das wäre okay?“
In Bills Stimme schwang ein Hauch Verärgerung mit, ich wusste, dass er enttäuscht von mir war und ich konnte es ihm nicht verdenken.
„Es tut mir leid, Bill.“ schaffte ich leise zu erwidern, aber ich war unfähig in anzusehen.
„Du hast ja keine Ahnung, wie sehr ich da drin darüber mit dir Reden wollte.“ er runzelte die Stirn. „Ich wahrte den Schein, um durchs Interview zu kommen, weil ich weiß, dass es Teil deiner Arbeit ist.“
„Danke.“ antwortete ich flüsternd.
„Ich bin überrascht, dass Tom so lange dageblieben ist.“ bemerkte er leise. „Du hast ihn zutiefst verletzt, als du gegangen bist, weißt du das?“
„Ich musste gehen, ich hatte ein Praktikum -“
„Aber du hast es uns nicht gesagt, Anna! Du hast dich mit mir angefreundet – du hast dich in meinen verdammten Bruder verliebt!“
„Das ist der Grund, warum ich es ihm nicht sagen konnte!“ Ich schaute schnell auf. „Wie hätte das funktionierten sollen, Bill? Wie?“
„Warum ist das wichtig?“ er funkelte mich böse an und verschränkte seine Arme vor der Brust. „Ich habe ihn in meinen ganzen Leben, noch nie so unglücklich gesehen. Als du weggegangen bist, ging ein Teil von Tom mit dir.“
„Bill,“ begann ich langsam und leckte mir über meine trockenen Lippen. „Dein Bruder hielt mich in einem Sklaven Vertrag. Er war nicht Nett zu mir. Es war keine gesunde Beziehung.“
Bill war einen Moment lang still, und ich konnte die Wut und Enttäuschung in seinen Augen brodeln sehen. „Er ist nicht perfekt, und was er dir angetan hat war wirklich mies. Das weiß ich.“ sagte er monoton. „Er ist manchmal ein richtiges Arschloch. Aber was du ihm angetan hast, war ebenfalls wirklich mies. Du hast ihn auf eine Weise berührt, wie noch nie jemand zuvor. Und dann bist du einfach weg, als ob er dir nichts bedeutete.“
Seine Worte taten weh und ich wusste, dass ich beide gewaltig verletzt hatte. Meine Unterlippe zitterte, als ich mich gegen die Wand lehnte, um mich irgendwie zu stützen.
„Bill....“ meine Stimme brach und meine Augen füllten sich leicht mit Tränen. „Ich hatte nicht vor euch beiden weh zu tun.“
„Es tat weh, und ich kann dir verzeihen.“ erwiderte er leise. „Aber ich weiß nicht ob Tom es auch kann.“
Darauf konnte ich nichts erwidern – was zum Teufel konnte ich an dieser Stelle sagen? Wir waren beide einen Moment lang still, und Bill seufzte schwer, während er sich mit einer Hand durch seine kurzen, blonden Haare fuhr. „Ich glaube nicht, dass du verstehst, Anna. Tom hat noch nie zu jemanden, außer zu mir gesagt, dass er ihn liebt.“
Seine Worte trafen mich mitten ins Herz und ich schaute ihn geschockt an. Bill starrte ernst zurück, sein Gesichtsausdruck hart und unnachgiebig. Ich wusste, als ich in sein Gesicht schaute, dass jedes seiner gesprochenen Wort wahr war – immerhin, wer kannte Tom besser, als sein eigener Zwilling?
„Soll ich mit ihm reden?“ fragte ich flüsternd. „Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.“
„Eine Entschuldigung, wäre ein Anfang.“ antwortete er. „Er ist draußen und raucht wahrscheinlich seine ganze Schachtel – Ich erinnere mich nicht, wann ich ihm das letzte mal so aufgebracht gesehen habe.“
Ich nickte langsam. „Ich werde mit ihm reden.“
Als ich mich auf den Weg zum Fahrstuhl machte, schlug mein Herz bei dem Gedanken an Tom und was sechs Monate zuvor mit ihm vorgefallen war höher.
„Anna.“ rief Bill mir hinterher.
Ich drehte mich, um ihn anzuschauen.
„Mein Bruder hat dir weh getan, dass verstehe ich.“ begann er leise, seine Stimme triefte nur so vor Traurigkeit. Sein Gesichtsausdruck spiegelte völlige Verzweiflung wieder, und die nächsten Worte, die er sprach, erschütterten mich mehr, als ich erwartet hatte.
„Aber du hast ihn auch verletzt. Du hast ihn sein Herz gebrochen.“
Ich spürte wie sich meine Augen erneut mit Tränen füllten, und trat dann in den offenen Fahrstuhl, meine Hände zitterten, als ich sie ineinander verschränkte. Mein Herz wurde gebrochen, aber ich hatte nicht mal annähernd in Betracht gezogen, das ich auch Mr. Arrogants Herz gebrochen haben könnte.
Eine Träne glitt aus meinen Augen und rollte sanft über meine Wange. Tom hasste mich und Bill war enttäuscht von mir. Ich hatte sie verlassen. Ich hatte auf eine Art mit beiden eine Freundschaft begonnen und war dann, ohne Rücksicht auf ihre Gefühle, davon gelaufen.
Eine zweite Träne kullerte meine Wange hinunter und in diesem Augenblick, spürte ich, wie mein Herz noch einmal auf ein neues brach.
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