14th December
Carol Of The Bells
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"Könntest du bitte ein bisschen wegrücken? Du bist mir zu nah", fragte ich mit einem gefälschten, freundlichen Lächeln.
"Wieso? Hast du was gegen mich?", grinste er.
"Ich will nur nicht wieder, dass du mir meine Wange ableckst. Das war ganz schön ekelhaft und unhygienisch!"
"Hast du noch nie gehört, dass Speichelaustausch gut fürs Immunsystem ist?"
"Doch, aber das ist nur, wenn man sich küsst. Mein Immunsystem wird nicht durch deinen Speichel auf meiner Wange beeinflusst!"
"Ach, wirklich nicht?" Sein blödes Grinsen verlor er nicht.
"Nein! Wirklich nicht!"
"Da muss ich ja was dagegen tun. Nachher bist du an Weihnachten noch krank."
"Mir geht's gut. Keine Sorge!" Alarmiert sah ich ihn an.
"Das war keine Frage", meinte er und grinste frech. Ich trat noch ein wenig mehr nach hinten und ahnte nichts Gutes.
"David geh weg!"
"Wieso sollte ich?" Er kam mir wieder näher.
"Zu nah!", sagte ich mit Nachdruck und versuchte ihn wegzudrücken. Er bewegte sich kein Stück. "David! Ich meine es ernst!"
"Ich liebe es, wenn du meinen Namen sagst." Sein Grinsen wurde noch breiter. Leicht erhitzten sich meine Wangen. Wieso konnte er mich einfach nicht in Ruhe lassen? Ich wollte das nicht!
Sofort rückte er ein Stück zurück und sah mich entschuldigend an. Hä?
"Sorry. Du klangst so verzweifelt. Das wollte ich nicht, tut mir leid", entschuldigte er sich und sah weg. Verwirrt sah ich ihn an. Was war denn jetzt passiert? Plötzliche Meinungsänderung?
Er sah hoch und sofort fiel es mir wieder ein. "Achja. Gedankenlesen."
"David ist ja ein schöner Name, aber willst du die Figur wirklich so nennen?", fragte er dann, um wahrscheinlich das Thema zu wechseln. Ich sah auf die kleine Figur, die immer noch in meiner Hand war.
"Es bleibt bei David", bestimmte ich und stellte sie wieder an ihren Platz. Dann fiel mir wieder ein, dass ich ihn ja eigentlich etwas fragen wollte. Ich drehte mich zu ihm, doch er war verschwunden. "David?", fragte ich. Wieso war er abgehauen? Nur wegen diesem Vorfall gerade? Aber ich hatte doch nichts gesagt...nur er hat so reagiert. Und er hat mich doch erst in so eine Situation gebracht. Was war, wenn er nie wieder kam? Ach quatsch, wenn er wirklich ein Weihnachtself war, dann würde er wohl wieder auftauchen, schließlich glaubte ich immer noch nicht an Santa Claus. Ich dachte auch nicht, dass ich es jemals tun würde.
Ich seufzte und sah zu meinem Kleiderschrank. Ob er davon wusste? Er meinte doch am Anfang, er wollte erst nur Infos über mich sammeln. Doch wieso hatte er dann gesagt, ich glaubte noch nie an Santa Claus? Na gut, ich hatte wirklich nicht so richtig an ihn geglaubt, aber es gab eine Zeit, wo ich ein winziges kleines bisschen Hoffnung hatte.
Bevor ich zu meinem Kleiderschrank ging, schloss ich meine Zimmertür zu. Ich wollte nicht, dass es irgendjemand jemals erfuhr.
Ich machte meinen Schrank auf, nahm die Taschen unten heraus und schob meine Klamotten ein wenig zur Seite. Ich kletterte ein wenig hinein und tastete die Rückwand ab. Ich fand das kleine Lederband und zog vorsichtig daran. Dann klappte mir ein Stück der Rückwand entgegen und ich griff in das nun geöffnete Versteck. Ich tastete nach dem, was ich darin versteckt hielt. Endlich fand ich es und zog es hinaus. Ich pustete einmal über das kleine Buch, bevor ich es dann vorsichtig mit einem kleinen Schlüssel aus meiner Schreibtischschublade öffnete. Die ersten Seiten waren bloß zum Alibi vollgeschrieben, aber ich blätterte zum Interessanten Teil. Die Briefe. Ich nahm sie heraus und öffnete diese. Lange hatte ich nicht mehr rein geschaut.
Lieber Santa Claus(wenn es dich überhaupt gibt),
Mom und Dad sagen immer, dass es dich gibt, aber ich glaube ihnen nicht! Dieser Brief soll der Beweis sein. Du schaffst es doch nie im Leben in einer Nacht um die ganze Welt mit deinem Schlitten und Rudolph zu fliegen! Das geht gar nicht! Aber hier wünsche ich mir etwas von dir und nur du weißt das. Wenn ich es nicht zu Weihnachten bekomme, dann weiß ich, dass es dich nicht gibt!
Ich wünsche mir ein richtiges Pony! Nicht so ein schwachsinniges Plüschtier! Ein echtes, lebendiges Pony, auf welchem man reiten kann!
Also dann,
Schönen Tag noch. Ich bin gespannt.
Zoe
Als ich das las, musste ich lächeln. Ich war gerade mal sieben gewesen oder so. Falls ihr euch hier jetzt aber wundern solltet, ich hatte eine Kopie von meinem Brief gemacht. Sicher war sicher.
Dabei lag ein Foto. Ich nahm es zur Hand und sah ein kleines Mädchen mit einer ernsten Miene. Sie sah mit verschränkten Armen auf ein plüschiges Pferd. Das Mädchen war ich. Natürlich hatte ich nur das Spielpferd von meinen Eltern bekommen und das war der Beweis gewesen. Santa Claus gab es nicht!
Ich nahm den zweiten Brief und öffnete diesen nun ebenfalls.
Lieber Santa Claus,
Eigentlich weiß ich gar nicht, wieso ich dir jetzt schreibe...ich habe ja schon herausgefunden, dass es dich gar nicht gibt. Egal, ich habe keinen anderen, dem ich das erzählen kann. Ich wünsche mir, dass alles wieder gut wird, in unserer Familie! Ich vermisse die gemütlichen Filmabende zusammen mit Mom, Dad und Chloe. Bitte, Bitte mach, dass wir wieder eine komplette Familie haben!
Zoe
Das hatte ich geschrieben, als ich schon 16 war oder so. Zu dem Zeitpunkt war mein Leben total durcheinander und ich hatte niemandem, dem ich das alles wirklich erzählen konnte. Wieso ich genau Santa Claus einen Brief geschrieben hatte, wusste ich auch nicht.
"Weil du ganz tief im Innern die Hoffnung hattest, er würde dir deinen Wunsch erfüllen", sagte plötzlich jemand hinter mir und ich drehte mich erschrocken um.
"Verdammt, David!" Er grinste bloß schwach. Es war nicht wie sonst und ich vermisste das David-Grinsen irgendwie.
"Was meinst du damit?", fragte ich verwundert.
"Er hat dir immer deine Wünsche erfüllt", meinte er gelassen.
"Stimmt gar nicht", murmelte ich und sah zu Boden.
"Doch. Er hat deinen größten Wunsch erfüllt. So, wie das Santa Claus eben macht." Ich sah zu ihm hoch und runzelte die Stirn.
"Aber ich habe gar kein Pony bekommen! Oder meine Familie, sie ist auch nicht mehr zusammen wieder glücklich geworden!"
"Doch. Marcus kam ins Leben deiner Mutter und ihr könnt ihn alle gut leiden. Also habt ihr jetzt wieder eine nette Familie, die gut funktionert. So, wie du es haben wolltest."
"Aber ich meinte doch-"
"Nein. Du wolltest deinen Vater nicht wieder in deinem Leben haben. Für dich war er gestorben, als er das mit euch gemacht hat", unterbrach er mich. Ich blieb still. Irgendwie hatte er schon recht.
"Und das Pony? Wie erklärst du dir das Pony?", fragte ich und hoffte irgendwie, dass ich doch noch recht bekam.
"Du hast das mit dem Pony nur geschrieben, weil du etwas Unmögliches möglich machen wolltest, doch das Pony war nicht dein größter Wunsch. Dein größter Wunsch war es insgeheim, ein wunderschönes Weihnachtsfest mit der Familie zu feiern, ohne irgendeinen Streit deiner Eltern. Du hast dir gewünscht, dass sie wenigstens für einen Abend aufhören würden, immer zu streiten."
"Woher weißt du das alles?", fragte ich mit zittriger Stimme. Tränen sammelten sich in meinen Augen und ich sah zu ihm hoch, da ich ja immer noch auf dem Boden saß. Er hockte sich zu mir runter und legte seine Hand auf meine Schulter.
"Ich bin eben ein Weihnachtself."
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Wenn ihr Glück habt, dann schaffe ich heute noch eins ... mal gucken XD
Spy ;)
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