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verbrannte Mandeln
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"Beruhigen Sie sich, es ist alles in Ordnung", sprach der Feuerwehrmann vor mir und hatte bereits einen ganz verzweifelten Gesichtsausdruck. Ich nickte benommen, schluchzte leise und schlang meine Arme um mich selbst. "Ich... Ich wollte das doch n-nicht", weinte ich und sah mit Tränen in den Augen zu dem Mann vor mir.
"Das weiß ich doch", sprach er mit ruhiger Stimme und legte seine Hand vorsichtig an meinen Oberarm. Plötzlich schien er ganz besorgt, legte seine Hand auch an meinen anderen Oberarm und atmete erschrocken ein. Schneller als ich schauen und überhaupt reagieren konnte, hatte er seine dicke Dienstjacke ausgezogen und legte sie mir über die Schultern.
Unfähig etwas darauf zu erwidern kuschelte ich mich in den schweren Stoff und seufzte bei der wohligen Wärme, welche sich auf meinen Körper übertrug, erleichtert auf.
"Lieutenant? Wir bräuchten Sie", sprach ein anderer Mann mit braunen Augen und sah den Mann, welcher mir seine Jacke gegeben hatte, erwartungsvoll an. "Machst du die letzte Überprüfung, Liam? Ich kann gerade nicht." - "Aber...", sprach dieser Liam und schien verwirrt zu sein. Sein Blick fiel auf mich und direkt fühlte ich mich unwohl.
"Kein Widerspruch. Geh bitte durch die Wohnung und überprüfe alles ein letztes Mal."
Dieser Liam schien nicht erfreut zu sein und sein Blick haftete immer noch an mir. "Du möchte dich lieber um einen unfähigen Idioten, welcher seine halbe Küche abfackelt, kümmern als deinen Job auszuüben?"
Direkt spannte ich mich an und spürte wie mir erneut die Tränen in die Augen stiegen. Heiß kullerten mir die Tränen über meine Wangen und tropften auf die Jacke, welche mich wärmte.
"E-Es tut mir so leid", weinte ich und schluchzte auf. "Ich... Ich wollte-", stotterte ich vor mir hin und bekam auf einmal Schluckauf. Leise hicksend versteckte ich mich in dem schweren Stoff über meinen Schultern und ließ den Kopf hängen. Er hatte ja recht. Ich war vollkommen unfähig...
"Sag mal, ist das dein Ernst? Mach deine Arbeit Payne und lass ihn gefälligst in Ruhe. Du siehst doch das er vollkommen unter Schock steht."
Ich traute mich weiterhin nicht aufzusehen, zuckte aber zusammen als ich eine Hand an meiner Wange spürte. "Sehen Sie mich an", sprach der Lieutenant und brachte mich mit seiner ruhigen Art und Geduld dazu aufzusehen. Bevor ich etwas sagen konnte strich er mit seinem Daumen meine Tränen von der Wange und schenkte mit ein aufmunterndes Lächeln.
Nur schwer konnte ich es erwidern und senkte dann doch lieber meinen Blick. Es war nicht nur die Tatsache, das ich mich wegen meiner eigenen Dummheit so schämte. Ich konnte seinen Blick nicht standhalten, da mich der Mann auch Rotwerden ließ. Er war so unglaublich schön und... Naja...
"Können Sie bei jemanden unterkommen? Die Wohnung sollten Sie für die nächsten Tage nicht betreten, gut durchlüften und erst dann wieder beziehen."
Sofort dachte ich an Diana, welche ich nach dem die Feuerwehr eingetroffen war, direkt angeschrieben hatte. "Ich kann zu-"
"Harry!", hörte ich auf einmal eine mir sehr bekannte Stimme und drehte mich zu ihr um. Dabei rutschte die Hand des Feuerwehrmanns von meiner Wange. "Tut mir leid, ich habe deine Nachricht erst jetzt gesehen", sprach Diana mit aufgeregter Stimme und zog mich in eine feste Umarmung. Erleichtert jemand bekannten bei mir zu haben atmete ich aus. Ich erwiderte ihre Umarmung und löste mich, als der Mann hinter uns sprach.
"Kann er zu Ihnen?", fragte er und sah meine beste Freundin mit hochgezogenen Augenbrauen prüfend an.
Er erklärte ihr was passiert war und schrieb noch seine Nummer auf, weshalb ich ein wenig verwirrt war. Sprachlos sah ich auf das kleine Stück Papier und strich mit meinen Daumen über die Zahlen. Diana bedankte sich, wollte noch kurz hoch in die Wohnung ein paar meiner Sachen holen, weswegen ich die Jacke auszog und den Namen 'Tomlinson' in Großbuchstaben auf dem Rücken lesen konnte.
"Ihre Jacke...", murmelte ich leise und hielt sie dem Mann hin. Doch er schüttelte seinen Kopf, nahm mir die Jacke ab und legte sie mir wieder um. "Ich brauche sie nicht, ich habe noch eine Ersatzjacke." Überfordert nickte ich, rieb mit mit zittrigen Händen durchs Gesicht und bedankte mich leise.
Wenige Tage später konnte ich tatsächlich schon in meine Wohnung zurück. Der Vermieter hatte sich auch sehr darum bemüht wieder alles herzurichten, weswegen man kaum mehr sah, dass ich beinahe die halbe Küche abgefackelt hatte und das nur, weil ich gebrannte Mandeln selbst machen wollte...
Der Eigentümer des Hauses war auch nichts ansatzweise böse, er meinte Unfälle könnten passieren und das wichtigste war, das ich davon keinen Schaden genommen hatte.
Gerade war ich vom Einkaufen zurückgekehrt, stand mit den Taschen im Flur und mein Blick glitt zu der dicken Feuerwehrjacke, welche am Haken hing. Diana hatte am gleichen Abend noch nach diesem Tomlinson im Internet geschaut und fand einen 'Louis Tomlinson', welcher bei der Feuerwehr in der nächst größeren Stadt arbeitete.
Ich wollte es nicht zugeben, aber seit diesem Tag starrte ich immer seine Nummer in meinem Handy an. Diana meinte ich sollte ihm schreiben, aber ich wusste einfach nicht was... Aus Filmen war ja bekannt, das sich viele in ihren Retter verliebten, aber... Mir war es so unendlich peinlich. Ich hätte ihn lieber unter anderen Umständen gesehen, das würde mich weniger an meine eigene Unfähigkeit erinnern.
Vielleicht sollte ich ihm doch eine kurze Nachricht schreiben und einfach fragen, wie ich ihm seine Jacke wiedergeben sollte? Mir war es unangenehm, das ich sie hier bei mir hatte. Ich brauchte sie nicht und anziehen... Die war doch viel zu groß.
Unschlüssig sah ich ein letztes Mal zu der Jacke, ging mit den Einkäufen in die Küche und sortierte alles in die Schränke. Dieses Mal brauchte ich länger als sonst, da ich meinen Blick nicht von meinem Handy abwenden konnte. Als ich tatsächlich nachgab und auf den leeren Chat von Louis und mir ging, sah ich das er online war, weshalb ich mein Handy schnell sperrte und es beiseite legte.
Allein der Gedanke daran, das er meine Nachricht innerhalb weniger Sekunden lesen würde, drehte mir den Magen herum. Konnte ich nicht einfach eine Nachricht schreiben und er würde diese in ein paar Stunden lesen? So konnte ich mich mental auf eine Antwort gefasst machen.
Ich biss mir nachdenklich auf die Lippe, schob den Gedanken ihn anzuschreiben beiseite und widmete mich mit Bauchschmerzen und einem leichten Schwindelgefühl dem Kochen. Ich wollte nicht das mir wieder ein Fehler passierte und das Küchenhandtuch zu nah an die Flammen kam. Gerade hatte ich ein neues Feld auf dem Gasherd entzündet und den Kochtopf mit Wasser aufgesetzt, da klingelte es an der Tür.
Mit großen Augen starrte ich in den Flur und blickte wieder zum Herd, löschte beide Flammen und kontrollierte mehrfach, ob alles aus war. Schnell huschte ich zur Wohnungstür und öffnete sie mit der Erwartung in Dianas Augen zu blickten. Jedoch starrte ich einen unangekündigten Besucher an.
Unfähig etwas zu erwidern sah ich den Mann vor mir einfach weiter an und zuckte etwas zusammen, als ich noch weitere Stimmen hörte und an ihm vorbeisah. Ich erkannte diesen Liam, welcher bei dem Einsatz nicht ganz so nett gewesen war.
"Hey Harry", sprach Louis und zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich blinzelte, sah ihn unsicher an und versuchte ihm ebenfalls ein Lächeln zu schenken.
"Hallo", erwiderte ich unsicher und sah wieder zu seinen Freunden, welche mich musterten. "Wir waren gerade auf dem Weihnachtsmarkt und ich musste an dich denken", sprach er plötzlich und brachte mich damit ein wenig aus der Fassung. "A-An mich?", fragte ich dämlich und blinzelte ihn an. "Ja", erwiderte er und hielt mir eine Tüte mit gebrannten Mandeln hin.
"Oh", wisperte ich leise, nahm die Tüte entgegen und betrachtete sie. "Dankeschön", nuschelte ich und sah wieder zu ihm hoch. Vorsichtig legte er seine Hand an meine Wange und streichelte mit seinem Daumen über meine Haut. Ich konnte nicht verhindern und schmiegte mich leicht seiner rauen Hand entgegen und schloss für wenige Sekunden meine Augen.
In meinem Inneren rebellierte alles. Mein Kopf schrie mich an und wollte wissen, warum ich mich einfach an die Hand eines fremden Mannes schmiegte, aber... Es fühlte sich gut an... Irgendwie...
"Wie geht es dir denn?", fragte er nach einem Moment und fuhr mit seinem Daumen weiter über meine Haut. "Nicht so gut", wisperte ich und entschied mich ihm die Wahrheit zu sagen. "Ich hab' Angst, dass ich wieder die Küche in Brand setzte und kann deswegen nicht so gut schlafen." Louis sah mich mitleidig an, strich mir erneut über die Wange und fuhr mit seiner Hand zu meinem Hals und ließ sie dort in der Beuge liegen.
"Schreib mir, wenn du wieder diese Angst verspürst und nicht einschlafen kannst."
Überrascht sah ich ihn an und verstärkte den Griff um die Tüte mit den gebrannten Mandeln. "Und dann?", wollte ich wissen und konnte mir nicht so ganz erschließen, wie er mir helfen wollte oder warum er das überhaupt tat. "Dann lasse ich mir etwas einfallen, damit du in den Schlaf findest."
"Tommo, wir wollen weiter!", rief einer der Männer aus dem kleinen Grüppchen und brachte mich dazu nicht zu antworten. "Wenn du magst, aber ich wäre da und würde dir gerne helfen", schob Louis noch nach.
Ich nickte, bedankte mich nochmal für die Mandeln und wollte gerade wieder rein, da fiel mein Blick auf die Jacke. Direkt griff ich sie, ging Louis nach und stoppte ihn, indem ich nach seinem Arm griff. "Louis, deine Jacke", sprach ich unsicher und fühlte mich plötzlich ganz klein.
"Du kannst sie behalten, Love", lächelte er, nahm mir die Jacke ab und legte sie wie letztes Mal um meine Schultern. Diesmal drückte er mir jedoch auch noch einen Kuss auf die Stirn und strich durch meine Locken. "Bis dann", verabschiedete er sich und ging mit seinen Freunden die Straße entlang.
Ich brauchte einen Moment um zu verstehen was passiert war, lief schnell zurück und musste es direkt Diana berichten. Sie war ganz aus dem Häuschen, freute sich überschwänglich und brabbelte zusammenhanglose Worte, welche ich kaum verstehen konnte. Irgendwann sprachen wir noch über etwas anderes, währenddessen kochte ich und als ich abends in meinem Bett saß, fand ich einfach keine Ruhe.
Mit klopfenden Herzen nahm ich mein Handy und wählte unsicher Louis' Nummer. Es klingelte ein paar Mal, bis ich seine warme Stimme am anderen Ende hörte. "Hey Harry", sprach er ruhig und redete dann direkt weiter. "Liegst du schon im Bett?"
"Ja...", murmelte ich und blickte zu seiner Jacke, welche ich nicht mehr in den Flur, sondern in meinem Zimmer über dem Stuhl lag. "Dann kuschle dich mal bequem ein", fing er an und begann nach einem Moment mir verschiedene Geschichten von der Arbeit zu erzählen.
Seit diesem Abend, telefonierten jeden Tag.
Irgendwann schalteten wir auch die Kamera an, sprachen nicht nur, sondern sahen uns auch jeden Abend über den Bildschirm unserer Handys. Manchmal, wenn seine Schicht zu anstrengend war, lagen wir nur 'nebeneinander' und genossen die Anwesenheit des anderen.
Doch eines Abends meldete sich Louis nicht auf meine Anfrage. Obwohl wir verabredet waren, erwiderte er nichts. Louis war seit mehreren Stunden nicht mehr online und auch nach einer weiteren Stunde erwiderte er nichts, weshalb ich mit Bauchschmerzen den Versuch ihn zu erreichen aufgab.
Es war beinahe nach ein Uhr nachts als es an der Tür klingelte.
Mit nervösen Fingern und Angst vor dem, was mich erwartete öffnete ich die Wohnungstür und blickte in Louis' müdes Gesicht. "Lou?", fragte ich erschrocken, konnte noch so gerade einen Schritt nach vorne machen und ihn auffangen, bevor er zusammenklappte. "Hey", murmelte er leise, schloss seine Arme um mich und presste sich nah an mich heran.
"W-Was ist passiert?", fragte ich nervös und hielt die Luft an, als er meine Frage beantwortete. "Lange Schicht... Großer Brand in einer Fabrik... Tut mir leid, dass ich deinen Anruf nicht erwidert habe... Ich- Ich stand dort in voller Montur, betrachtete die Flammen und der einzige Gedanke, welcher mir kam, war, dass ich heute nicht nur mit dir an meiner Seite, sondern mit dir in meinen Armen einschlafen möchte."
"Lou...", erwiderte ich überfordert von seinen Worten und musste erstmal verarbeiten, das ihm gar nichts passiert war.
Er löste sich ein wenig von mir, legte seine Hand an meine Wange und musterte mich mit einem liebevollen Blick, welchen ich lächelnd erwiderte. "Ich würde gerne in deinen Armen einschlafen", flüsterte ich und legte meine Hand auf seine.
"Und das jeden Nacht?", fragte Louis leicht nervös und mit einem Zittern in der Stimme. Ich nickte langsam, nahm seine Hand von meiner Wange und schob meine Finger zwischen seine.
"Jede Nacht."
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