Ein Drahtesel Und Glück

Das Fahrrad, welches gerade in die Straße einbog, konnte man eher als Drahtesel bezeichnen. Es war Gelb und die Farbe blätterte hier und da schon leicht ab. Trotzdem war es gut gepflegt. Der Anhänger welches hinten befestigt war, war nicht mehr ganz so schwer wie zu Beginn der Reise. Nein, er war definitiv leichter. Das Mädchen, welches den Drahtesel steuerte, fuhr schnell die Straße entlang. Sie hatte es zwar nicht eilig, doch wollte sie rechtzeitig beim Essen sein.

Ihre Stimmung war fröhlich und immer wieder sang sie einen Satz vor sich her, welcher in den Ohren des ein oder anderen Passanten hängen blieb. Ihre gute Laune versprühte sie mit jedem Gruß und Kompliment, welches sie an jeden verteilte, den sie begegnete. Eine fremde Frau durfte sich für das Kompliment über ihren Hut freuen, ein weiterer Fremder bekam ein Kompliment über seine Hose und ein kleines Mädchen bekam zugerufen nur nicht aufzugeben in dem Versuch ein Tor gegen ihren Vater und Bruder zu machen.

Die gute Stimmung breitete sich auf ihren Weg aus, auch als die Gesichter bekannter wurden. Hier und da wurde das Mädchen wieder um Hilfe gefragt und sie antwortete lachend, dass sie erst später Zeit hätte. Schließlich stand sie vorm Gartentor, legte ihren Helm ab um betrat den Garten. Den Drahtesel schob sie bis zum Schuppen, bevor sie an der Terassentür klopfte.

Eine ältere Dame öffnete ihr und begrüßte sie, bevor sie ihr den Schlüssel für den Schuppen reichte. Sorgsam schloss das Mädchen den kleinen, bewucherten Schuppen auf, schob den Drahtesel und den Anhänger hinein, bevor sie ihre Sachen aus diesem nahm und den Schuppen wieder abschloss. Dann nahm sie sich den Helm vom Kopf und klemmte sich diesen unter den Arm. Sie hatte viel zu erzählen. Auch wenn sie wusste, dass die nicht alles ihrer 24 Stunden Reise erzählen würde.

Seufzend stand sie an der Terassentür, schaute noch einmal in den Himmel, welcher nun leichte Schäfchenwolken zeigte und genoss wie die Sonne auf ihr Gesicht schien und sie erwärmte. Wieder seufzte sie, ganz in den Erinnerungen der letzten Stunden gefangen. Niemals würde sie diese 24 Stunden bereuen. Noch einmal warf sie einen Blick zum Schuppen, freute sich daran, dass sie die Reise mit ihrem Drahtesel gemacht hatte, freute sich daran, dass die die Reise überhaupt gemacht hatte, bevor sie das Haus betrat und hinter sich die Terassentür schloss.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top