✭ 8. Dezember ✭
Schneeflocken fallen vor dem Fenster nieder. Noch ist es dunkel draußen. Der Mond lugt zwischen den Wolken hervor.
Es ist nicht der erste Schnee, der diesen Winter niederfällt, doch das Mädchen, mit den Straßenköder blonden Haaren hofft, das er wenigstens diesmal nicht direkt wieder schmilzt. Nicht weil sie heute mit ihren Freunden dann Schlittenfahren, einen Schneemann bauen oder eine Schneeballschlacht machen könnte, nein.
Anna wünscht sich nur einmal in ihrem Leben weiße Weihnacht. Auch wenn sie noch keine ganze 9 Jahre alt ist, so hat auch sie mitbekommen, das von Jahr zu Jahr weniger Schnee fällt. Würde es dieses Jahr überhaupt Schneefrei geben, weil keine Busse zur Schule fahren, so wie letztes Jahr noch?
Leicht haucht sie das Glas an und zeichnet eine Schneeflocke. Und noch eine und noch eine. Immer wieder haucht sie das Glas an um zu zeichnen, solange bis ihr auch das langweilig wird.
Seufzend wendet sie sich vom Fenster ab.
Ihre Eltern schlafen noch, doch sie ist zu aufgeregt, um überhaupt an Weiterschlaf zu denken. Sie möchte endlich den hübschen Tannenbaum im Wohnzimmer schmücken. Das letzte Türchen ihres Adventskalenders hatte sie schon vor gut einer halben Stunde geplündert.
Wann geht endlich die Sonne auf?
Ihre Eltern hatte ihr gestern Abend noch gesagt, das Anna sie erst wecken darf, wenn die sie die Sonne am Himmel sieht.
Gelangweilt schmeißt sich Anna stöhnend wieder ins Bett, zwischen all ihre Kuscheltiere. Jedes hat natürlich auch einen eigenen Namen.
***
Blinzelnd schlägt sie wieder die Augen auf. Sonnenlicht kitzelt in ihrem Gesicht. Ist sie wirklich nochmal eingeschlafen?
Moment!
Die Sonne ist aufgegangen!
Aufgeregt springt das Mädchen aus dem Bett und stürmt aus ihrem Zimmer, durch den Flur ins Schlafzimmer ihrer Eltern. „Die Sonne ist aufgegangen! Schmücken wir jetzt den Weihnachtsbaum?" Fragt sie euphorisch, kaum das sie die Tür geöffnet hat und grummelnd dreht sich ihr Vater im Halbschlaf von ihr weg.
Beinahe bemerkt Anna in ihrer Aufregung die Kälte nicht, die nach ihr greift. Im Gegensatz zu ihr, waren ihre Eltern nicht schon wach gewesen und haben das Fenster geschlossen, so wie die Heizung angemacht.
Also erledigt das blondhaarige Mädchen das nun schnell für ihre Eltern, ehe sie kurzentschlossen ihrer Mutter die Decke wegzieht.
Ihre Eltern machen das schließlich auch immer Morgens bei ihr, wenn sie die Wegversuche von ihnen ignoriert, weil sie keine Lust auf Schule hat und lieber weiter im Bett liegt.
Stöhnend schlägt die erwachsene Frau die Augen auf und schenkt ihrer Tochter einen überaus genervten Blick. Unschuldig lässt jene die Decke fallen, verschränkt die Hände hinter dem Rücken und murmelt ein „Die Sonne ist schon aufgegangen" während sie den besten Hundeblick aufsetzt, den sie draufhat.
Seufzend setzt ihre Mutter sich auf. „Geh schon mal runter, ich wecke deinen Vater" meint sie.
Doch Anna hat andere Pläne. Langsam schleicht sie sich an ihren, immer noch schlafenden Vater heran und beginnt ihn unter dem Kinn am Hals zu kitzeln. Es endet damit das sie schließlich durchgekitzelt und kichernd zwischen ihren Eltern in dem großen Bett liegt.
Ihr Vater hatte sich nämlich gerecht und plötzlich wurde sie von ihm gekitzelt und nicht mehr herumgedreht.
Nun jedoch entsinnt sie sich wieder ihres eigentlichen Auftauchens. „Schmücken wir jetzt den Weihnachtsbaum?" Fragt sie erneut nach und ergeben nicken ihre Eltern.
Voller Tatendrang springt Anna auf und verlässt das Schlafzimmer. Laut polternd stürmt sie die Treppe hinunter, überspringt die letzten paar stufen und bleibt vor der Kellertür stehen.
Es gibt nur einen Tag im Jahr, an dem sie Freiwillig dort hinuntergeht und sich zwischen die Spinnenweben begibt. Den 24. Dezember. Der Tag, an dem sie von dort unten die Deko für den Weihnachtsbaum hochholt.
Tief atmet sie nochmal durch und sammelt ihren Mut, ehe sie die Tür öffnet und sich wacker dem Grusel der Spinnen des Kellers stellt.
Vorsichtig tapst sie die kalte Steintreppe hinunter. Sie hätte sich vielleicht Socken anziehen sollen.
Im Keller ist es immer kälter als oben in der Wohnung. Das eine Fenster ist nämlich kaputt und es gibt hier unten auch keine Heizung.
Behutsam öffnet sie den Riegel der Tür, hinter der die Deko lagert. Auch die von Ostern!
Die beiden Kartons mit den bunten Kugeln sind schnell ausgemacht und sie schnappt sich den ersten, um ihn Schnell nach oben zu bringen. Es gestaltet sich, als schwierig die Tür zur Küche zu öffnen, während sie den schweren Karton in den Händen hat und so muss sie ihn wohl oder übel kurz absetzten und die Tür öffnen, ehe sie den Karton ins Wohnzimmer bringen kann und schnell unten im Keller den zweiten holt.
In der Zwischenzeit sind auch ihre Eltern heruntergekommen und fröhlich beginnen sie den Weihnachtsbaum zu schmücken.
Anna liebt den 24. Dezember und das nicht nur wegen der Geschenke, nein auch, wegen dem Schmücken des Weihnachtsbaumes und dem Spielen gemeinsam. Den nach dem Frühstück, das hinten anstehen musste, setzten die drei sich am Tisch zusammen und beginnen Gesellschaftsspiele zu spielen.
Gegen Mittag wird ihr aber dann doch langweilig und sie verzieht sich wieder hoch in ihr Zimmer.
Der Tag zieht sich wie Kaugummi und keine Beschäftigung hält sie lange durch. Noch Nichtmal Lesen!
Endlich ist es so weit und sie begibt sich mit ihren Eltern zu Kinderchristmette. Dieses Jahr darf sie dort bei dem Krippenspiel einend er Hirten spielen und hat tatsächlich drei Zeilen Text. Sie ist schon so aufgeregt.
Zum Glück ist sie zum entsprechenden Zeitpunkt nicht alleine dort vorne und erinnert sich auch an ihren Text.
Nach der Kirche begeben sie sich, wie jedes Jahr auf den Weg zum Friedhof, um an dem Grab ihrer Großeltern ein Licht anzuzünden. Ihre Mutter weint dann immer beinahe. Auch sie vermisst ihre Oma, aber damals war sie erst fast 4 als diese Starb und so hat sie kaum noch Erinnerungen an sie. An ihren Opa hat sie gar keine, er starb als sie gerade mal ein halbes Jahr alt war.
Aber ihre Mutter vermisst ihre Eltern besonders an Weihnachten immer.
Annas Vater entschuldigt sich auf dem Weg zum Friedhof. Er muss mal aufs Klo und so begleitet nur Anna ihre Mutter auf den Friedhof, während sie schon ganz hibbelig ist. Schließlich ist gleich Bescherung.
Der Weg nach Hause kann gar nicht kurz genug sein. Doch vor der Bescherung setzten sie sich erstmal in die Küche und ihre Mutter holt eines der Weihnachtsbücher heraus, aus denen sie eine Geschichte vorließt. Dann singen sie noch gemeinsam, ehe ihr Vater endlich schaut, ob das Christkind schon da war. Und tatsächlich, es war schon da.
Unter dem Baum liegen viele kleine Geschenke. Freudig geht es ans Auspacken. Viele ihrer Wünsche wurden erfüllt. Am meisten freut sie sich über die neuen Bücher, die dort in den Geschenken waren und mit dieser Freude im Herzen setzt sie sich zu ihrer Familie an den Tisch, auf dem schon das Abendessen wartet.
Das ist für sie das perfekte Weihnachten.
© WolfsMond04
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