✭ 10. Dezember ✭

Weihnachtszeit Reloaded

Plötzlich fegte ein Wind durch das Laub und die bunten Blätter flogen in alle Richtungen. Mary musste auflachen. Sie liebte den farbenfrohen Spiel der sich danach auf den Boden bildete. Es hatte etwas beruhigendes. Es war die Vorfreude auf die herangleitende Weihnachtszeit, die sie wohlig seufzen lies. Den roten, dicken Wollmantel, den sie im Sale bei Zara, ergattert hatte, schmiegend um ihren zierlichen Körper. Die kalte Brise, die ihren Wangen einen leichten Rotton gaben und der Kakaobecher von Sturbucks-To-Go mit einem verschnörkelten falschen Namen darauf, machte den Spaziergang mit Struppi, ihrem Streuner, perfekt.

"Schatz" grimmig musste ich von meinem Handy aufblicken. Ich war so schön im Schreib-Flow. Wimmernd schmiss ich mein Handy zur anderen Bettseite, nur um es wieder auf zu heben und mich zu vergewissern, dass ich die Passage zu meiner neuen Wattpad-Story auch gespeichert hatte.
Zum Glück war sie es auch.

Genervt, dass ich definitiv zu viele Kilos zurzeit hatte, robbte ich mich zum Bettende vor, nur um zu meinen Mann ins Badezimmer nebenan zu schreiten.
"Dein Ernst?" Sarkasmus lag mir, aber ich war um einiges besser darin, ihn mit gewöhnungsbedürftigen Begrüßungen zu überheufen.
"Hast du die Tage?" Nein, ich hatte sie nicht. Ich war nur etwas gekränkt.
"Sei leise" rollte ich meine Augen, darüber dass er immer mit den Regel-Witz kam.
"Was machst du da überhaupt? Du erkältest dich noch"

Ein kalter Windzug schien durch das offene Fenster ins Badezimmer zu wehen. Instinktiv verschrenkte sich meine Arme um meinen Brustkorb. Auch wenn mir kalt war, besiegte meine Neugier mein rationales Denken, nicht mit einem knappen T-Shirt davor zu treten. Dennoch! Ich musste wissen, was meinen Mann dazu gebracht hatte, bei offenem Fenster, die Nachbarn zu beobachten. Der Typ konnte deswegen als Spanner angezeigt werden. Ich wusste teilweise nie, was in seinem mikrigen Kopf vorging. Kopfschüttelnd gesellte ich mich zu ihm.

"Schau dir die an"
Mit einer Handbewegung, die erst Recht die Aufmerksamkeit von unseren Nachbarn, die gerade dabei waren Lichterketten in deren Garten auf zu hängen, ergattern könnte, schrie er schon genervt zu mir rüber.
"Es ist nicht mal mitte November und die hängen schon Lichterketten auf"
"Lass sie doch! Was ist das dein Problem?"
"Mein Problem ist, die Regierung verschreibt mir, wie oft ich mein Auto in der Woche nutzen darf, aber Lichterketten drei Monate vor Weihnachten aufhängen, ist für die Umwelt ok? Ist ja nur Strom, mehr nicht. Verdammt, Lebkuchen gab es in Hochsommer schon" quängelte mein Mann mit lauter Stimme, dass erst Recht nach Aufmersamkeit schrie.

Ich brauchte zurzeit diese Aufmerksamkeit im negativen Sinne nicht und schon gar nicht wollte ich es mit meinen Nachbarn verhauen. Also schloss ich das Fenster und schob dabei meinen aufgebrachten Mann zur Seite.
"Beruhig dich mal, ernsthaft"
Mein Mann atmete schlussendlich bei meiner grimmigen Miene aus und zog eine süße Schnute.
"Ich brauche eine Zigarette und dann gehe ich rüber und helfe denen"

Meine Lippen teilten sich. Auf einmal wusste ich nicht, was ich mit meinen Händen machen sollte. Eine Idee fiel dennoch. So schnell sie da war so schnell setzte ich meine flache Hand auf seinem Hinterkopf.
"Ou" winzelte er dabei und hielt sich seinen Hinterkopf.
"Was geht in deinem Hirn? Machst 5 Minuten davor auf Dramaqueen nur jetzt rüber zu gehen um denen zu helfen?" Ich war so aufgebracht, aber der Typ schenkte mir nur ein spitzbüberisches Lächeln.

"Es sind die Nachbarn. Die können nichts dafür, dass die Vermarktung der Weihnachtszeit übertrieben wird" gab er als Antwort zurück. Fassungslos drehte ich mich bei der Aussage in Richtung Tür. Und er meinte ich hätte die Tage, wenn er sie grundsätzlich immer hatte.
"Hey, willst du nicht rüber kommen und helfen?"
"Nein, will ich nicht" schrie ich zurück. Ich brauchte jetzt definitiv etwas, was mich runter brachte. Eine Tafel Schokolade oder eine Tasse Kakao?
Was auch immer es sein würde, Mary wartete auf mich und die Fortsetzung ihrer Story.

Es interessierte mich wenig, wer wo was machte. Jeder Mensch sollte für seine Entscheidung selbst gerade stehen. Mein Blick fiel auf mein Handy, das schon wieder 30 Benachrichtigungen von Wattpad aufzeigte. Nur die würde ich ignorieren. Mein Fokus lag auf die Story von Mary. So setzte ich mich doch ohne Tafel Schokolade oder ohne heiße Tasse Kakao auf meinem gemütlichen Bett.

"Wie ich die Weihnachtszeit liebte" sprudelten die Wörter aus meinem Kopf und tippten sie in einer fiktiven erscheinenden Welt ein.

Mary wusste ganz genau, wie sie die Weihnachtstage verbringen würde. Ihr Freund Ben wäre zwar erst am 23. Dezember zu Ort, doch bis dahin hatte Mary noch genug Sachen zu erledigen. Von Einkaufslisten bis zu Vorlesungen von Weihnachtsgeschichten, wie herrlich sie rein den Gedanken an diese Zeit, fand. Sie konnte es nicht immer in Worte fassen, doch die verschneiten Straßen, die unzähligen Beleuchtungen der Straßen und Häuser, die bis ins Weltall strahlen taten, und den süßlichen, zimtigen Duft der Weihnachtskekse brachten das heimische Gefühl in ihr zurück, das sie jährlich immer aufs Neueste liebte.

Vor allem passten da die Harry Potter Weihnachtslieder beim Keksebacken perfekt dazu. Wieder seufzte Mary und zog dabei unbedacht an Struppis Leine.
"Oh, das wollte ich nicht"
Bestürzt über ihre mangelnde Aufmerksamkeit fühlte sie sich über ihr Haustier ziemlich schuldig. Vielleicht übertrieb sie es ein wenig mit der Vorfreude, doch sie konnte es nicht immer steuern. Es überkam sie in den unpassendsten Momenten.
Mary lies das schlechte Gewissen gegenüber ihres Hundes mit einem Schulterzucken fallen. Es war kurz vor Weihnachten. Struppi würde es ihr schon verzeihen. Mit einem Kraulen ihred Hinterohrs stand sie wieder auf und genoss sie die letzten Sonnenstrahlen des Tages.

"Schatz, kommst du wirklich nicht?" schrie mein Mann den Treppen hoch und lies mich vom Bett springen und schon mürrisch blicken. Doch sein plötzliches Erscheinen im Zimmer brachte mein Gleichgewicht ins Schwanken. Kurz fiel sein Blick suf meine wobbeligen Beine, bevor sie meine Augen fanden.
"Die haben Früchtepunsch"
"Was? Und das sagst du erst jetzt?" Schnell trat ich zu meinem Schrank und holte meine dicken Jacke samt Schal und passender Haube raus. Ich würde sie mir einfach während dem Treppensteigen anziehen oder aufsetzen oder umlegen.

"Ach, den machen sie immer so lecker"

©_Unabhaengige_

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top