24. Dezember

Heute ist es soweit. Heiligabend. Der Tag, an dem das Jesuskind geboren ist. Der Tag, den man mit seinen Liebsten verbringt. Und aber auch der Tag, an dem ich allen meinen Freund vorstellen werde.

Chris ist der erste Junge, für den ich Gefühle entwickelt habe. Vor ihm haben sich alle Typen, mit denen ich mich getroffen habe, sich als Arschlöcher entpuppt. Er ist jedoch ganz anders, er liebt mich mit allen meinen Macken. Nur blöderweise entspricht er nicht dem Ideal meiner Familie, weshalb ich mich ein wenig vor heute Abend fürchte.

"Woran denkst du? Du schaust so skeptisch", holt mich Chris wieder zurück in die Realität. Sofort blicke ich in sein leicht besorgtes Gesicht. Er weiß einfach immer, wenn ich mir um etwas Sorgen mache.

"Ich stelle mir gerade vor, wie meine Eltern und vor allem meine Großeltern reagieren, wenn sie dich mit deinen Tattoos und deinem Piercing sehen", antworte ich. "Ich habe Angst, dass sie dich nicht akzeptieren."

"Denk nicht darüber nach, okay? Es ist Weihnachten, es wird schon alles gut gehen", möchte er mich beruhigen. Ehe ich mich versehe, ist er von seinem Schreibtischstuhl aufgestanden und zu mir auf sein Bett geeilt, um mich zu umarmen.

Bis es Abend wird, verbringen wir den Tag bei ihm zuhause. Zusammen mit seiner Mutter, die ich vor wenigen Tagen kennenlernen durfte, machen wir Plätzchen und reden über Gott und die Welt. Ich hoffe so sehr, dass sich meine Eltern genauso gut mit Chris verstehen werden, wie seine Eltern und ich es tun.

Die Zeit vergeht unheimlich schnell und so sollten wir uns langsam auf den Weg machen, um rechtzeitig zum Essen zu kommen. Als meine Oma erfahren hat, dass ich einen Freund habe, musste ich ihr versprechen, dass er Heiligabend mit uns feiern wird, und da sie sehr schnell enttäuscht werden kann, habe ich lieber nicht verneint.

Folglich verlassen wir das Haus und lassen uns von einem Taxi zu der Wohnung meiner Großeltern kutschieren. Nach einer guten Viertelstunde stehen wir vor der Haustür. Doch bevor ich die Klingel betätige, wende ich mich noch kurz an Chris.

"Wenn sie dir in irgendeiner Weise blöd kommen, gehen wir. Sie sollen merken, dass du mir wichtig bist, denn es ist so. Ich liebe dich und daran wird sich nichts ändern", sage ich ernst, während ich ihm tief in die Augen schaue. "Außerdem ist es nicht mein erstes Weinachten mit der Familie und es wird auch nicht das letzte sein."

"Ich möchte aber auch nicht, dass du wegen mir Stress mit deiner Familie bekommst. Lass... Lass uns erstmal abwarten", meint der Junge neben mir. "Ich denke, dass sie am Anfang vielleicht etwas überrascht sind, mich dann aber akzeptieren. Dir zuliebe." Das ist Chris. Er glaubt an das Gute im Menschen und sieht alles optimistisch. Für diese Fähigkeit bewundere ich ihn.

Jedenfalls drücke ich nun auf die Klingel und warte mit immer schneller werdendem Puls darauf, dass die Tür aufgeht. Und als sie das schließlich tut, erkenne ich meine Mutter im Türrahmen. "Hey", sage ich kurz angebunden und halte dann gespannt meine Luft an.

"Julia, da seid ihr ja. Wir haben schon auf euch gewartet", begrüßt sie mich, ohne Chris zu beachten. Erst danach dreht sie sich zu ihm um. "Und du bist?" Ihre Augen wandern von seinem Kopf bis zu seinen Füßen. Dabei kann ich allerdings nicht deuten, was sie von ihm denkt.

"Chris", stellt er sich vor. "Freut mich, Sie kennenzulernen." Er lächelt und streckt seine Hand aus, um kurz darauf die meiner Mutter zu schütteln. "Ach, und frohe Weihnachten!" Nun umspielt auch ihre Lippen ein Lächeln, was mir etwas Hoffnung schenkt.

Danach machen wir uns auf den Weg in das Wohnzimmer meiner Großeltern, das direkt in das Esszimmer übergeht. Dort sitzen auch schon alle von meinen eingeladenen Verwandten - das Essen steht ebenfalls schon auf dem Tisch - und verfolgen jeden unserer Schritte. Sie sehen so aus, als wüssten sie nicht ganz, was sie von Chris halten sollten.

Ich versuche, dies auszublenden, und begrüße alle mit einer Umarmung, während mein Freund jedem, wie bei meiner Mutter auch, die Hand schüttelt. Nachdem wir uns dann hingesetzt haben, beginnen wir mit dem Festmahl. Natürlich bleiben da Fragen wie "Wie habt ihr euch kennengelernt?" oder "Was gefällt euch am anderen am liebsten?" nicht aus und so erzählen wir ihnen unsere Geschichte.

Mit der Zeit werde ich immer entspannter, weil ich sehe, dass immer mehr meiner Verwandten mit Chris lachen. Nicht über ihn, sondern mit ihm. Sie scheinen nicht schlecht von ihm zu denken, weswegen ich mir nun nicht mehr solche großen Sorgen machen muss. Jetzt kann ich mich auch der Weihnachtsmusik im Hintergrund hingeben.

Nach dem Essen kommt dann die Bescherung. Da auch Kinder unter uns sind, machen die sich an den Geschenken am Boden zu schaffen und beschäftigen sich sofort mit ihnen, sodass wir Älteren unsere Ruhe am Tisch haben.

Für meine Mutter, meinen Vater, meine Oma und meinen Opa habe ich jeweils eine Packung Pralinen besorgt, mehr nicht. Mein restliches Geld ging auf das Geschenk für Chris drauf. Da er recht gut im Zeichnen ist und immer wieder davon schwärmt, habe ich ihm ein paar Stifte gekauft und die waren nicht gerade billig.

Während er das Päckchen also auspackt, sind alle Blicke auf uns gerichtet. Schon bald ist das Geschenkpapier entfernt und Chris erkennt den Inhalt und macht große Augen. "Nein, du hast nicht wirklich...", sagt er überrascht, aber mit einem fetten Grinsen im Gesicht. "Du bist echt die Beste, Julia. Danke."

Als nächstes bekomme ich von ihm ein Geschenk überreicht und ich bin schon ganz neugierig, was sich darin befindet. Als ich es ausgepackt habe, kommt eine weiße Schatulle hervor. In dieser wiederum findet sich eine Halskette mit einem Anhänger in Form eines Herzens. Bei näherer Betrachtung stelle ich fest, dass darauf unsere Initialien und das Datum, an dem wir offiziell zusammen gekommen sind, eingraviert sind.

"Julia, ich bin so froh, dass wir uns begegnet sind und uns dann schließlich ineinander verliebt haben. Ich kann mich nicht daran erinnern, je glücklicher in meinem Leben gewesen zu sein als mit dir. Ich liebe dich und ich bin mehr als nur froh, daß Fest der Liebe mit dir und deiner Familie verbringen zu dürfen", sagt der Junge neben mir und bringt mein Herz damit fast zum Schmelzen.

"Oh mein Gott, das ist so süß", schwärme ich und falle ihm um den Hals. "Ich danke dir vielmals. Ich liebe dich auch." Ich kann nicht anders, ich muss ihn nun küssen. Und das tue ich auch, worauf ich ein paar "Awww"-Geräusche vernehme. Ich schätze, durch seine letzten Worte hat er meine Familie endgültig um den Finger gewickelt.

Der Abend gestaltet sich noch sehr schön durch witzige Spiele und Plätzchen. Aber irgendwann geht er auch zu Ende und alle gehen nach Hause. Meine Mutter, mein Vater, Chris und ich sind die letzten.

Als mein Freund sich von meinem Opa verabschieden möchte, stehe ich knapp zwei Meter hinter ihm und lausche ein wenig. "Schön, dass du hier warst", sagt mein Opa zu ihm. "Du darfst nächstes Jahr gerne wieder kommen. Ach und willkommen in der Familie." Das zu hören, macht mich unglaublich glücklich.

Weil es mittlerweile ziemlich spät ist, haben wir beschlossen, dass Chris bei uns übernachtet. Also setzen wir uns alle vier in das Auto meines Vaters, meine Eltern vorne, Chris und ich hinten.

Nachdem ich seine Hand genommen habe, lehne ich mich gegen seine Schulter und flüstere: "Danke für das beste Weihnachten überhaupt."

~ addictedtor5js

Vielen Dank, dass du noch eine zweite Geschichte geschrieben hast!
Ohne dich gäbe es heute gar keine...

Und auch von mir ein Lieben Gruß!
Feiert schön und genießt die Zeit mit euren liebsten!
(Deshalb kommt das Kapitel auch jetzt erst...
Sorry nochmal!)

Merry Christmas 🎄
~s

Und noch ein kleiner Tipp:
Behaltet den Kalender in eurer Bibliothek, denn vielleicht hat der ein oder andere Wichtel noch eine Überraschung für euch hinterlegt...
Wer weiß, wer weiß?

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