Epilog

,,Noch eine Runde Pinkie!", brüllte Hoseok durch das kleine Café, in welchem zurzeit nichts los war. Es war der erste Tag, an dem Jin's Café geöffnet hatte, die regulären Kunden waren bereits verschwunden.

,,Ich habe einen Namen", brüllte Jin genauso laut hinter der Theke, Namjoon ließ seinen Kopf seufzend in die Hände sinken.

,,Kann es sein, dass die Beiden nie damit aufhören werden?"

,,Manches ändert sich halt nie", lachte Taehyung leise, sah dann auf die Uhr. Jimin tat es ihm gleich. Sie warteten auf jemanden, sie warteten auf ihn.

Jin kam zu dem Tisch an dem sie alle gemeinsam saßen, stellte das Tablett mit den Biergläsern ab, verteilte sie in der kleinen Runde. Er nahm das Tablett unter seinen Arm und wischte die Hände an seiner geblümten Schürze ab, lugte aus den Augenwinkeln in Richtung der Uhr.

,,Es ist doch heute, oder?", fragte er zur Sicherheit nochmal und Jimin nickte dann sofort.

,,Ja, Yoongi ist vor einer halben Stunde losgefahren."

Jin nickte langsam und seufzte leise, setzte sich dann neben Hoseok, der ungeduldig seine Hände knetete.

Und dann war es soweit; die Tür öffnete sich. Alle Köpfe drehten sich in Richtung Eingang. In meine Richtung.

,,HEYY!~", rief Hoseok glücklich und warf die Arme nach oben, während Yoongi mich mit meinem Rollstuhl durch die Tür schob. Ich musste grinsen und schüttelte den Kopf, fuhr mit mit der Hand durchs Gesicht und sah frech zu Yoongi auf.

,,Wollen wir nicht vielleicht doch wieder umdrehen?"

Yoongi lachte leise und die Anderen mussten ebenfalls kichern, während ich zum Tisch geschoben wurde. Jin reichte mir ein Glas Wasser uns ich sah ihn dankbar an, sah in der Runde herum.

,,Und, wie geht es euch so?"

Es ist sehr viel passiert, seit wir aus dem Kaufhaus raus sind. Ich lag zwei Wochen im Koma nachdem Jonghyun mich angeschossen hatte. Die Ärzte nannten es ein medizinisches Wunder, dass ich überhaupt noch am Leben war.

,,Nächste Woche ist der Prozess um das Sorgerecht", fing Yoongi als Erster an und wir sahen ihn mitfühlend an, versuchten ihn aufzubauen.

,,Du bist ein toller Vater, du hast es verdient, deiner Tochter das zu beweisen", munterte Taehyung ihn auf, der Exsoldat schien gerührt zu sein, nickte langsam und sah dann zu Namjoon rüber.

,,Und du, werdender Vater? Wie läuft es derweil bei dir?"

,,Der Geburtstermin ist auf übermorgen festgesetzt und dementsprechend blank liegen meine Nerven.. oh Gott ich bin ja so aufgeregt", erklärte der Chirurg und lies den Kopf in seine Hände sinken, Hoseok tätschelte seine Schulter.

,,Beruhige dich, das wird schon nicht so schlimm. Du musst ja jetzt nicht jeden Sonntagmorgen in die Kirche stiefeln."

,,Jah, ich hab dich damals gewarnt, dass du aufpassen sollst, was du sagst", lachte Jin amüsiert und Hoseok seufzte mit einem schiefen Lächeln.

,,Ja.. zu diesem Zeitpunkt habe ich nicht gedacht, dass wir wirklich überleben. Dass wir es wirklich bis hier hin schaffen", er tippt auf die Tischplatte und lehnte sich zufrieden zurück: ,,Andererseits bin ich einfach nur glücklich. Denn der wöchentliche Kirchengang erinnert mich daran, dass das Leben etwas verdammt Wertvolles ist."

,,Dass wir schlussendlich nicht alle in die Luft gegangen sind, haben wir aber dir zu verdanken Jungkook", meinte Taehyung dann, zwinkerte mir zu und ich zuckte einfach mit den Schultern.

,,In dem Augenblick war das nichts Großes. Es war halt.. noch immer so eine surreale Situation, nach Allem was wir gesehen haben."

,,Also ich hätte nicht einfach so mit dem Bruder meiner toten Freundin reden können, ich hätte es gar nicht versuchen können, mich ihm zu nähern, geschweige denn ihn zu retten", meinte Jimin und unterstützte damit Taehyungs Meinung.

Als ich aus dem Koma aufgewacht bin vor ein paar Wochen, habe ich der Polizei erst mal alles schildern müssen, wodurch auch die Anderen nochmal alles erfahren haben, was ich ihnen viel früher hätte erzählen sollen. Im Nachhinein, wenn sie mich regelmäßig besuchten, wir immer enger zusammen wuchsen, erfuhren sie die Details, wieso es zu was kam und was wirklich alles in meiner Vergangenheit gelaufen war. Im Verfahren, der den Mord an Mina und dem Dealer bearbeitete, wurde ich freigesprochen. Dies hatte ich auch ihnen zu verdanken, denn Namjoon hat mir meinen Anwalt bezahlt und alle Sechs leisteten mir seelischen Beistand, als ich meine gesamte Vergangenheit ein weiteres Mal durchleben musste.

Sie wussten wer Mina war, sie wussten wer Jonghyun war und sie wussten wer ich war und nun bin. Ich war dankbar für die Freundschaft zu dieser Truppe, die mich jeden Tag daran erinnerte, was für ein Geschenk ich leben durfte. Ich glaubte nämlich daran, dass ich es Mina zu verdanken hatte, noch zu leben. Das klang vermutlich total schwachsinnig, übertrieben lächerlich und einfach nur irrational - aber es war eine Theorie, die sich mit der Zeit in feste Überzeugung gewandelt hatte. Ich war mir sicher, dass ich sie damals gesehen habe, damals ihre Finger auf meiner Wange gespürt hatte.

,,Und wie geht es dir Jungkook? Hast du noch Schmerzen?", fragte Namjoon und ich schüttelte den Kopf.

,,Nein, ich nehme Schmerzmittel, außerdem verheilt alles so wie es sein soll. Nur laufen soll ich nicht unbedingt jetzt schon", meinte ich mit einem Lächeln, während mein Gegenüber sehr erleichtert schien.

,,Leute, haltet mich für verrückt, aber irgendwie finde ich, dass diese 24 Stunden das Beste sind, was mir je passiert ist", lachte Jimin verlegen und er erntet verwirrte Blicke dafür.

,,Natürlich ist es schlimm was dort passiert ist, ich würde sowas auch nicht unterstützen und die ganzen Toten.. aber.. ich meine, wenn das Alles nie passiert wäre, dann würde ich jetzt noch immer von mir selbst zerfressen werden, während ich versuche, den Alltag zu bewältigen."

,,Da gebe ich dir allerdings Recht", meinte Jin leise und nachdenklich: ,,Ich glaube wirklich, dass es für mich sowas wie die letzte Chance war. Am Ende.. habe ich nicht nur mein Leben sondern auch eine Familie geschenkt bekommen."

Ich musste schmunzeln, auch der Rest schien ein wenig gerührt von den Worten des ehemaligen Kochs.

Aber es stimmte wirklich. Mein Blick verlor sich etwas ins Leere, die Anderen versanken in intensiven Gesprächen.
Kaum vorstellbar, dass jeder von uns jetzt ganz wo anders stehen würde, wären dies Alles nie passiert.
Schon krass, was 24 Stunden alles verändern konnten.




Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top