5. Dezember- In einem noblen Restaurant nach Currywurst-Pommes fragen
Shawn empfängt mich breit grinsend, als ich eintrete. Nanu? Was hat der denn für gute Laune? Normalerweise würde er jetzt in Jogginghose und einem verwaschenen Shirt vor mir stehen. Dazu seine heißgeliebte Strickjacke und alles ist paletti.
Doch er hat eine schwarze Hose, ein schwarzes Shirt und eine Jeansjacke an. Dazu sitzen seine Haare perfekt.
"Hast du ein Date, von dem du vergessen hast mir zu erzählen?"
Er lacht. "Nein, keine Sorge. Aber soweit ich mich erinnern kann, steht auf unserer Liste die Aufgabe, in einem noblen Restaurant nach Currywurst-Pommes zu fragen."
Ich klatsche mir die Hand an die Stirn. "Stimmt, hab ich ganz vergessen. Naja, ich gehe dann mal..."
"Stop!", seine Hand hält mich am Arm fest,"ich dachte du machst die Challenge. Dein Outfit würde jedenfalls passen." Er zwinkert mir zu und zieht mich in eine Umarmung.
"Außerdem passt diese Aufgabe auch besser zu dir, schließlich sehen Mädchen meistens mehr assig aus als Jungs."
Eigentlich hatte ich überhaupt keine Lust auf diese Challenge, da es einfach nur mega peinlich ist.
Shawn tippt bedeutungsvoll auf seine Armbanduhr. "Machst du es? Bitte, ich mach auch die nächste, versprochen!" Seine Augen gucken mich bittend an.
Ich seufze tief. "Na gut, aber nur weil du es bist."
"Yes!" Triumphierend reckt er die Faust in die Luft. "Hab dich lieb." und drückt mir einen Kuss auf die Wange.
"Am besten gehen wir zu mir, da kann ich mich schön in einen Assi verwandeln."
In meinem Zimmer angekommen setzen wir uns aufs Bett.
"Okay, erstmal müssen wir überlegen, wie du dich stylst."
Ich krame alle möglichen Schminkutensilien hervor und präsentiere sie Shawn.
"Assis haben entweder unreine und ungepflegte Haut oder sie schminken sich so stark, dass das ganze Rouge die Pickel überdeckt."
Abwehrend hebt er die Hände. "Von so etwas habe ich überhaupt keine Ahnung."
Ich schüttele den Kopf. "Warum frag ich dich eigentlich?"
Shawn zuckt mit den Achseln und treibt mich an. "Mach hinne. Ich will noch vor Mitternacht im Bett sein."
Genervt setze ich mich an meinen Schminktisch und fange an, mein Gesicht mit einer fetten Schicht Rouge und Puder zu bedecken. Dann schminke ich meine Augen stark und bedecke meine Lippen mit rosa Lippenstift. Natürlich darf Lidschatten nicht fehlen.
(In etwa so)
"Fertig", sage ich und drehe mich zu Shawn um, der auf sein Handy guckt, aber sofort aufblickt, als ich etwas sage.
"Wow! Ich hätte nicht gedacht, dass so viel Schminke dich zu einem anderen Menschen macht."
Verlegen lächel ich ihn an.
"Jetzt kommt die Fragen aller Fragen. Was soll ich anziehen?"
"Deine Jogginghose lässt du an, dass ich klar. Ich würde sagen, ein Shirt, das durchgeschwitzt oder dreckig ist."
"Hab ich zufälligerweise beides in einem." Ich wühle im Bad im Wäschekorb und fische ein altes Shirt raus, welches mir um Längen zu klein ist.
"Perfekt", grinsend reibt sich Shawn die Hände.
"Raus hier! Ich will mich umziehen!", lache ich und schiebe ihn vor die Badtür.
"Tadaa!" Ich hüpfe in mein Zimmer und präsentiere meinem besten Freund das Outfit. Das Tshirt, welches fast bauchfrei ist, ist knallgrün und hat kleine rote und violette Punkte. Unten ist es an den Seiten zusammengebunden; die Fäden hängen schlapp hinab.
"Damit fängst du dir auf jedenfall Männerblicke ein und die Frauen werden dich um dein "hübsches" Tshirt bemitleiden." Er deutet auf meine Oberweite, über der das Shirt spannt. "Ups!", ich klimpere mit den Wimpern, "ist das so schlimm?"
Er winkt ab. "Ist doch egal. Schließlich musst du wie ein Assi aussehen."
Erleichtert atme ich auf und drehe meine Haare zwischen meinen Fingern. Was soll ich bloß mit denen machen?
"Habt ihr Haarfärbemittel?"
Überlegend blicke ich zur Decke. "Ja, müsste noch von Halloween was übrig sein, wieso?"
"Du könntest dir ein paar Strähnen färben. Am besten rot. Das ist super auffällig."
Strahlend umarme ich Shawn. "Danke. Du hast echt gute Ideen."
Fröhlich lächelnd hüpfe ich ins Bad und wühle in einem Schrank, in dem ich nach kurzer Zeit sogar fündig werde.
"Yes. Rote Farbe haben wir."
Shawn, der mir gefolgt ist, steht aus sicherer Entfernung vor mir und nickt mir zu. "Fang an."
Auf sein Kommando lege ich mir ein altes Handtuch über die Schulten und fange an, die erste Strähne mit der Farbe zu färben.
Irgendwann bin ich schließlich auch fertig und betrachte stolz mein Spiegelbild.
"Dafür, dass du kein Friseur bist, hast du das toll hinbekommen.", lobt mich mein bester Freund.
"Ich denke ich bin dann so weit." Schnell überprüfe ich noch meine Schminke und rücke den Knoten, den ich mir in die Haare gebunden hatte, zurecht. Ehrlich gesagt ist das gar kein Knoten, eher ein Dutt, welchen ich schon seit mindestens drei Tagen trug, da er so verwuschelt war, dass mir andauernd Strähnen ins Gesicht fallen.
Rasch rücke ich mein Oberteil richtig und wende mich an Shawn. "Challenge Nummer 3 kann beginnen."
"Ich werde versuchen, dich zu filmen." Er deutet auf das Fenster, durch das man sehr gut sehen kann ohne gesehen zu werden, als wir am nobelsten Restaurant der Stadt angekommen sind.
"Okay. Bis später."
"Pass auf, dass dich der Koch nicht aufspießt und in der Fritteuse frittiert."
Ein letztes Mal zwinkere ich ihm zu, bevor ich in der Eingangshalle verschwinde.
Ein junger Mann mit Brille und Krawatte kommt auf mich zu, als er sieht, wie ich verloren in der Eingangshalle stehe.
"Entschuldigen, Sie Miss. Kann ich Ihnen weiterhelfen?"
Ich klimpere mit meinen schwarz getuschten Wimpern und lächel ein strahlendes Lächeln. "Ich habe auf den Namen Brown reserviert."
Er geht zurück zu seinem Tisch, auf dem ein dickes Buch aufgeschlagen liegt. Mit dem Finger geht er nacheinander die Namen ab und guckt mich dann entschuldigend an.
"Da müssen Sie sich in der Straße geirrt haben, Miss. Hier steht nichts von Brown."
Plötzlich kreische ich los:"Das ist ja unerhört! Ich bestelle hier einen scheiß Tisch und dann können Sie mir noch nicht mal sagen, wo dieser steht. Meine gesamte Familie wartet schon auf mich. Außerdem bin ich ziemlich zu spät, was sie wegen Ihnen noch länger in die Länge zieht."
"Also, was ist denn hier los?" Eine Frau mit weißer Bluse und einer schwarzen Hose, dazu auffällig roten Lippenstift und High-Heels kommt durch eine Tür, die wahrscheinlich ins Innere des Restaurants führt.
"Mrs Clark, es tut mir wirklich sehr leid, doch diese Frau behauptet, einen Tisch auf den Namen Brown reserviert zu haben. Doch auf unserer Liste taucht dieser Name nicht auf."
"Miss Brown, dann müssen Sie sich wohl geirrt haben. So wie Sie aussehen, können Sie sich unser Essen sowie nicht leisten. Schönen Tag noch. Ach und Aiden? Wenn sie nicht verschwindest, Drake und Pascal sind im Saal und können dir jederzeit zur Hilfe kommen."
"Danke, Mrs Clark." Er verneigt sich und wendet sich mir zu, als diese bekloppte Mrs Clark verschwindet.
"Wie Sie soeben gehört haben sind Sie hier nicht erwünscht." Ein triumphierendes Grinsen erscheint auf seinem Gesicht.
"Schade, dann muss ich wohl woanders etwas essen."
Ich drehe um und gucke über meine Schulter nach hinten. Der junge Mann verschwindet hinter einer Tür. Das ist meine Chance!
Schnell renne ich los und komme ins Restaurant. Plötzlich ist es ganz still, alle Blicke sind auf mich gerichtet. Den Frauen steht der Mund offen, während die Männer mich abfällig mustern.
Schnell zwänge ich mich in Richtung Küche. Diese ist von außen betretbar. (Was für ein Glück) Ich öffne die Tür und mir kommt ein Schwall von den unterschiedlichsten Gerüchen entgegen.
Angewidert rümpfe ich die Nase. Bis jetzt hat mich noch niemand bemerkt. Ich gehe zu dem Koch, dieser mit seiner weißen Mütze nicht zu übersehen ist, und tippe ihm auf die Schulter.
"Entschuldigung, können Sie mir auch Currywurst-Pommes machen? Ich hab die Toilette gesucht und bin dann offensichtlich im falschen Raum gelandet."
Erst starrt er mich an, dann wird sein Gesicht rot und er schreit:"Was haben Sie in meiner Küche zu suchen? Raus hier, aber zackig!"
Ich nutze die Gelegenheit und renne um mein Leben.
Außer Atem lasse ich mich neben Shawn auf den Boden plumpsen.
"Hast du einen Marathon hinter die oder was ist los?" Belustigt zieht er eine Augenbraue hoch.
"Klappe. Ich hoffe nur die rufen nicht die Polizei."
"Ach was. Komm, machen wir uns auf den Weg nach Hause."
Es tut mir so leid, dass das Kapitel erst jetzt gekommen ist :/
Plappermaul
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