Letzte Stunden
Maxim tanzte ausgelassen zu den lässigen Beats des DJs. Um sich herum sammelten sich seine Freunde und bejubelten ihn, oder tanzten selbst mit. Dank der bunten Pille nahm er nun alles viel intensiver wahr. Er konnte sehen, wie sich die Wellen der Musiktöne in der Luft bewegten. Sie kamen von überall und schlangen sich um seinen Körper. Das Beben fühlte sich gut an und er spürte es ganz genau.
Hitze übermannte seinen Körper in der lauen Sommernacht. Maxim knöpfte sich sein schwarzes Hemd auf und stand nur noch in Jeans und Schuhen im Garten. Aber es interessierte niemanden. Alle waren so betrunken oder auf Drogen, dass sie nichtmehr wussten, wo vorne und hinten war. Viele der weiblichen Gäste waren nur noch in Unterwäsche gekleidet, andere waren nackt und vögelten im großen Pool.
Maxim wurde immer heißer und nun stand auch er bloß mit seiner weißen Calvin Klein Boxer auf dem grünen Rasen. Er tanzte weiter und wollte die vielen Hände an seinem Körper abwimmeln. Der Mann mit den Ozeanblauen Augen bemerkte nicht, dass ihn niemand berührte. Irgendjemand drückte ihm einen vollen Becher in die Hand und mit einem Zug hatte er das starke alkoholische Getränk geext. Er war sich schon lange nicht mehr bewusst, wie viel er wirklich getrunken hatte. Für ihn spielte das auch keine Rolle.
Maxim bekam ungeheure Lust auf Pizza. Er konnte sich nichts besseres vorstellen, als genüsslich den Hefeteig mit einer dicken Schicht Käse und Champignons zu verschlingen. Der Dunkelhaarige wollte jetzt seine Pizza haben, deswegen lief er leicht bekleidet zu dem kleinen Mahagoniwandschrank mit den Autoschlüsseln und kramte zitternd nach dem passenden. Niemand achtete auf ihn.
Hektisch lief er zu seinem Kleinwagen und brauchte einige Minuten, bis er den richtigen Kopf zum Aufschließen fand. Ohne sich anzuschnallen startete er den Wagen und drehte die Musik auf volle Lautstärke. Die Fenster hatte er alle runtergelassen, da er weiterhin Hitzewallungen hatte. Maxim sah auf der dunklen Straße nichts mehr. Sogar mit Licht wirkte alles verschwommen. Er konnte seine Geschwindigkeit nicht kontrollieren und raste mit 80 Stundenkilometer durch die Gegend. Der junge Jurastudent fuhr planlos herum, er wusste nicht mehr wo die Pizzeria war. Es machte ihn wütend, dass er seine Pizza noch nicht hatte.
Ohne auf seine Umgebung zu achten wendete er den kleinen Audi und verlor die totale Kontrolle über das Fahrzeug.
Er fuhr frontal gegen einen schmalen Baum, der zwischen Bürgersteig und Straße gepflanzt war.
Der Aufprall schleuderte ihn aus seinem Sitz und Maxim prallte gegen den Airbag. Doch der Airbag nützte nichts. Seine Beine gaben unter ihm nach, verdrehten sich und wurden nah an die Pedalen geschmettert, während sein hübsches Köpfchen zuerst gegen das Prallkissen schlug und dann wieder zum Fahrersitz katapultiert wurde. Glassplitter bohrten sich in seine makellose Haut, aber Maxim bekam von den Schmerzen nichts mehr mit. Fast leblos lag sein Körper zusammengesackt auf dem braunen Ledersitz. Graue Rauchschwaden lösten sich aus der demolierten Vorderseite der Karosserie und die Warnblinker leuchteten.
Jemand aus der Nachbarschaft benachrichtige die Polizei und den Krankenwagen. Maxim realisierte nichts mehr, er war bewusstlos.
Ihm blieben bloß wenige Minuten im Krankenhaus, bis er an seinen inneren Blutungen starb.
Seine Eltern bekamen erst später etwas von dem Tod ihres einzigen Sohnes mit.
Zuhause wurde er von seiner Partymeute nicht vermisst, die Geburtstagsfete konnte auch ohne ihn weitergehen.
Was sie nicht wussten war, dass der Gastgeber nicht mehr auftauchen würde.
Es war Maxims letzter Geburtstag.
Don't drink an drive!
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