Niemand und ein Wiedersehen

"Wer war das?", erkundigte sich Marius interessiert bei Leroy, nachdem dieser soeben überstürzt sein Telefonat abgewürgt hatte. "Niemand.", antwortete der Bayer viel zu schnell. "Und hat dieser sogenannte >Niemand< auch einen Namen?", grinste der Kölner frech. Glücklicherweise ging genau in diesem Moment wieder die Tür auf und Mario kam herein, begleitet von niemand geringerem als Marco Reus, der sich zu Leroys großer Erleichterung dirket in die Konversation einschaltete, ohne überhaupt genau zu wissen, worum es ging.

"Hat denn dein >Niemand< einen Namen?", wandte er sich mit einem wissenden Gesichtsausdruck an seinen ehemaligen und zukünftigen Dortmunder-Teamkollegen. Verwirrt sah Marius den Kapitän der Dortmunder an. "Was? Ich habe keinen >Niemand<!", protestierte dieser sogleich. "Tsss!", machte Mario und schüttelte den Kopf, "Das kannst du nicht mal deiner Oma erzählen, die wird dir das nicht glauben."

"Aber ich lüge nicht!", rief der Kölner aus und warf die Arme in die Luft, als würde das seine Aussage irgendwie bekräftigen. "Ach ja?", fragte Marco mit hochgezogener Augenbraue, "Also könnte ich jetzt einfach zu Jule rüber gehen und ihm nebenbei erzählen, dass du eine Freundin hast?" "NEIN!" Marius' Schrei war panisch und mindestens zwei Oktaven zu hoch. "Aha, also gibt es doch einen-" Marco wurde von der ins Schloss fallenden Tür unterbrochen.

Leroy hatte wohl die Abgelenktheit der anderen genutzt, um sich aus dem Staub zu machen.

***

Der Rest des Tages verlief relativ unspektakulär. Einige bereiteten sich auf das morgige Spiel vor, in dem sie die vergangenen Taktiken der Franzosen analysierten, andere nahmen Physiotermine wahr, manche legten sich hin und hielten ein Nickerchen, um verpassten Schlaf aufzuholen. Die Einzigen, die nicht enstpannt schienen, waren Thilo, Kevin und Erik. Die drei wechselten sich damit ab, sich um den immer noch von Liebeskummer geplagten Julian Draxler zu kümmern.

Es war schon erstaunlich, wie blind ein Mensch sein konnte, obwohl er zwei hervorragend funktionierende Augen besaß, dachte sich Emre und warf seine vorletzte Karte auf den zentimeterdicken Kartenstapel, der zwischen ihm und Mo auf dem Tisch lag. "Uno.", sagte er und lachte bem Anblick von Mo, der verzweifelt versuchte nicht eine seiner erbärmlich vielen Karten fallenzulassen. Doch selbst in dieser Situation schien sein Mitspieler nicht den Humor zu verlieren, denn Mo sah ihn unschuldig an und meinte: "Was hast du gesagt? Ich konnte dich leider nicht verstehen. Ich glaube, du musst eine Strafkarte ziehen."

Während Emre also grimmig schauend eine Karte vom Stapel zog, da er wusste, dass Mo nie aufgeben würde, lag Jannis endlich in den lang ersehnten Armen von Kai, der nun endlich keine Angst mehr vor einem überfürsorglichen Julian haben musste und sich endlich seinen Gefühlen für den Bruder seines besten Freundes hingeben konnte.

Apropos: "Was läuft da eigentlich zwischen Jule und Marius?", erkundigte sich Kai, dem aufgefallen war, dass irgendetwas anders war, wenn Julian und Marius sich im gleichen Raum aufhielten. "Also meiner Meinung nach sind die beiden hoffnungslos verknallt.", meinte Jannis, "Auch, wenn es ihnen vielleicht selbst noch nicht klar ist."

***

Pure Verzweiflung. Anders ließ sich Thilos Gefühlslage nicht beschreiben, seit Marco ihm heute Morgen seinen Zimmergenossen übergeben hatte. Julian schien geschlafen zu haben, doch in diesem Moment wusste Thilo nicht, ob das gut oder schlecht war, denn ein ausgeschlafener Julian Draxler hatte einerseits mehr Energie zum Fußballspielen, andererseits aber auch mehr Energie, um zu quengeln.

"Jules, bitte!", stöhnte Thilo genervt und warf einen hilfesuchenden Blick zu Erik, der mit Matze Ilkay ein paar Tische weiter saß und frühstückte. "Aber es ist doch die Wahrheit!", jammerte der Pariser, "Presnel wird nie so für mich empfinden und ich finde, ich habe das Recht, deswegen Liebeskummer zu haben." Thilo wollte gerade etwas erwidern, da kam ihm Thomas, der soeben mit Kevin hereingekommen war, zuvor: "Also, ich kenne diesen Presnel ja nicht wirklich, aber sogar ich glaube, dass er deine Gefühle erwidert.", meinte er und gestikulierte wild umher.

"Aber es ist doch, wie du gerade gesagt hast!", maulte Julian sofort: "Du kennst ihn nicht!" Kevin verdrehte dich Augen und seufzte. Sie konnten nur hoffen, dass Kylian endlich Presnel davon überzeugt bekam, Julian seine Gefühle zu offenbaren, denn Julian würden wohl weder tausend Jahre noch tausend Pferde dazu bringen, das zu tun.

***

"Jungsch, ich habe eine Ansage zu machen:", deklarierte Jogi plötzlich, als die meisten sich gerade daran machen wollten, ihre Sachen zu packen. "Unser Bus hat wohl einen Motorenschaden, der nicht rechtzeitig zur Abfahrt repariert werden kann. Zum Glück hat sich die norwegische Nationalmannschaft bereiterklärt uns für heute ihren Bus auszuleihen, damit wir zum Stadion und wieder zurück kommen. Bis zum nächsten Spiel wird unser Bus dann hoffentlich wieder voll einsatzbereit sein."

Ein einstimmiges Prusten ging durch den Raum. Es fanden wohl alle ziemlich amüsant, zu einem offiziellen Freundschaftsspiel mit dem Bus einer anderen Nationalmannschaft anzureisen. Doch die Spieler zeigten auch Dankbarkeit gegenüber dem norwegischen Team, schließlich wäre sonst der gesamte Spieltag ins Wasser gefallen oder schlimmer: Sie hätten zum Stadion laufen müssen.

***

So kletterten sie vor dem Stadion pünktlich aus dem Bus der Norweger und machten sich auf den Weg in die Katakomben, um sich spielbereit zu machen. "Hoffentlich haben die jetzt nicht überall >Norwegen< statt >Deutschland< stehen!", witzelte Timo, der neben Mats und Toni Rüdiger lief. "Ich würde mir eher Sorgen machen, dass sie nicht deinen Vor- und Nachnamen vertauscht haben, Werner Timo.", erwiderte Toni grinsend, doch Timo schüttelte bloß den Kopf. "Sagt der Richtige, Rüdiger Toni."

Sie konnten es einfach nicht lassen. Immer wieder zogen sie darüber her, dass sie beide Nachnamen hatten, die sehr wohl auch Vornamen hätten sein können. Mats lachte leise und schob sich an den beiden vorbei, in die Kabine, doch bereute es gleich wieder. Denn dreimal dürft ihr raten, wer wieder grundlos am Jammern war. Richtig, der Pariser Julian.

Jetzt reichte es Thilo entgültig. Er stand auf und verließ die Kabine, auf dem Weg richtig Gästetrakt. Zu seinem Glück waren die Franzosen schon anwesend, als er dort ankam. "Salut!", warf er in die Runde, wandte sich dann jedoch explizit Presnel zu: "Wärst du so lieb und begleitest mich kurz? Ich könnte deine Hilfe drüben wirklich gut gebrauchen. Jules ist am Durchdrehen.", bat er.

Kaum war Julians Name gefallen, ließ der Franzose alles stehen und liegen und folgte dem Deutschen zu der Kabine, in der sich Julian mit dem Rest der deutschen Mannschaft befand. Thilo öffnete die Tür. "Hey, Jules. Ich hab hier wen für dich.", meinte er und hatte daraufhin die ungeteilte Aufmerksamkeit des Parisers. Aber nur für den Bruchteil einer Sekunde, denn kaum hatte Draxler entdeckt, wer hinter seinem Teamkollegen stand, war er auf den Beinen, rief laut: "Presko!" und lag im nächsten Moment in den Armen des Franzosen.

Nach langer Zeit auch mal wieder ein Update in diesem Buch. Ein Kapitel habe ich noch (Das kommt auch gleich hinterher), aber ich fürchte, ich werde das Buch abbrechen oder zumindest offiziell pausieren müssen.

Ich hoffe, dass ich dieses Buch irgendwann aktiv weiterschreiben wollen werde, aber bis dahin kommt auf unbestimmte Zeit nichts mehr. (Also quasi wie immer haha)

MsReyland

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