Kapitel 76
Kapitel 76
~ Kane ~
"Auf den Lampen ist der Typ von Toy Story", bemerkte ich, als Soso und ich gerade dabei waren, unsere Sachen aus den Koffern zu räumen.
"Das ist Woody du Ochse", lachte sie und packte eilig ihre Sachen aus.
"Wieso so hektisch, der Park läuft nicht weg", sagte ich belustigt.
"Ich bin aber so aufgeregt. Ich war noch nie hier, Kane. Noch nie, da darf man doch wohl aufgeregt sein, oder?"
"So kenne ich dich ja gar nicht. Mal ehrlich, dass lag doch am Kakao im ICE. Da müssen die wohl zu viel Zucker reingehauen haben."
"Sagt der, der mich gefragt hat, ob wir schon fahren?", schnaubte sie. "Obwohl wir schon im Gelsenkirchen waren."
"Deine Antwort war ja auch nicht schlecht", murmelte. "Nein, die netten Bahnmitarbeiter ziehen die Landschaft vorbei", ahmte ich meine Freundin nach.
"Heul nicht", sagte sie und bewarf mich ein paar Socken. "Können wir das nicht nachher machen? Ich hab mir die Karte vorne angeschaut. Wir haben einen großen Fußmarsch bis zum Park."
"Solin? Es fahren Busse."
"Busse? Das haben die hier?"
"Ja, was glaubst du wo wir hier sind? Movie Park Bottrop oder was? Mädel, wir sind im Disneyland", lachte ich.
"Busse, Alter", bemerkte sie kopfschüttelnd.
"Die haben sogar einen Bahnhof unterm Disneyland. Wir können für einen Tag nach Paris fahren, wenn du magst?"
"Wenn du mich hier wegbekommst? Denk daran, hier sind zwei Parks und etliche Geschäfte."
"Ich weiß", nickte ich. "Was glaubst du, wie ich gespart habe."
"Wir sind arm."
"Ja, das befürchte ich auch." Ich seufzte. "Scheiß drauf, los, ab in den Park. Auspacken können wir auch, wenn wir fahren", ich klatschte in die Hände und sprang auf und ab.
Solin packte ihren Eastpak-Rucksack (Ja, die Dinger sind mittlerweile auch wieder bei Nicht-Kiffern im Trend), mit Trinken und Süßigkeiten. Zimmerkarte und Eintrittskarten packte ich in die Jackentasche mit Reißverschluss. Kein Bock das zu verlieren.
Und dann machten wir uns auf den Weg zur Bushaltestelle direkt vor der Tür. Alle zehn Minuten fuhr dort der Bus und wir mussten dafür auch nichts bezahlen.
Nach noch nicht mal zehn Minuten, kamen wir auch schon am Busbahnhof, neben dem Bahnhof an. Es liefen vermehrt Soldaten mit ihren Famas herum. Sicherheit geht vor. Wir mussten einmal durch eine Kontrolle- wie am Flughafen und dann standen wir auch schon vor den Parks.
Ab in den Richtigen Park oder zum anderen, wo es Hauptsache nur um Filme geht. Obwohl ich sagen muss, dass letzteres eher für mich bestimmt war. Während im normalen Park nur ein Geschäft für mich in Ordnung war, fand ich im anderen mehrere gut. Tower of Terror und Rock and Roller Coaster waren zwei der geilsten Geschäfte dort.
"Du entscheidest, welchen Park möchtest du zuerst erkunden?", fragte ich Solin.
"Den Originalen natürlich", antwortete sie, schnappte sich meine Hand und zerrte mich zum Park hin.
"Bist du denn schon groß genug, für Big Thunder Mountain?", fragte ich Solin, als wir - dank den Fast Pass Ticket- an die lange Schlange vorbei gingen.
"Ja bin ich. Wirst du laut kreischen?", stellte sie die Gegenfrage.
"Herausforderung angenommen. Ich werde dich übertönen."
"Du Depp."
"Johnny Depp, Depp, Johnny Johnny Depp, Depp, Depp, Johnny Depp, Depp", sang ich vor mich hin. Solin lachte nur und stimmte dann mit ein.
Nach der wilden Fahrt, ließ ich mir ein Foto von uns beiden ausdrucken. Wir hatten mit Absicht die behindersten Grimassen gezogen. Normal halt.
Wir schlenderten weiter durch den Park und Solin hätte so gerne mit Stitch ein Foto gemacht, aber die Schlange war so groß. Da erinnerte sie mich an meine Mom. Sie flippte auch immer so aus, wenn sie Stitch, Vaiana oder Maui sah. Allgemein verwandelte sich meine Mutter in ein Kleinkind wenn wir hier waren. Von Papa hatte sie schon Kuscheltierverbot bekommen, weil sie jedes Mal, jede neue Stitch-Kuscheltierfigur mitnehmen musste.
"Wenn es hier einen Laden mit Stitchkuscheltieren gibt, müssen wir sofort dahin."
"Mensch, du bist in dem Fall, wie meine Mutter."
"Ich bin mit Lilo und Stitch aufgewachsen. Lass mich doch", grinste Solin und zog mich tatsächlich in den nächstgelegenen Laden, wo sie sich erstmal nicht entscheiden konnte, welche Stitchfigur sie mitnahm. Babystitch oder der normale.
"Hier", sagte ich und drückte ihr die beiden Kuscheltiere in die Hand. Dann noch Angel (der pinke), den roten und den grünen. "Nimm alle."
Solin schaute mich skeptisch an. "Wie sollen wir die alle schleppen?", fragte sie mich. "Wir fahren mit den Zug nach Hause."
"Papa meinte, dass er mich vielleicht abholen würde."
"Er fährt 7 Stunden mit dem Auto hier her und 7 Stunden wieder zurück?"
"Er schnappt sich Mom und will mit ihr ein Wochenende in Paris verbringen. Yvonne passt auf die beiden Zimtzickchen zu Hause auf."
"Dein Dad ist spontan."
"Fast so spontan wie ich."
"Er ist spontan und du bist der Spacken."
"Hey!"
"Was hey!? Du bist mein Spacken." Solin zwinkerte mir zu und ging mit den Teddys zur Kasse.
~ May's Sicht ~
"Hier", sagte ich und hielt auf dem Parkplatz des Privatflughafens, nachdem wir sofort durchgewunken wurden. Ich blickte zu Alysha und diese schien nachzudenken.
"Überlegst du dir das doch anders?"
"Nein. Wenn ich hier bleibe, bin ich nirgendwo sicher. Nicht wenn ich hier draußen rumlaufe und schon gar nicht, wenn ich im Knast bin."
"Musst du wissen", sagte ich schulterzuckend.
"Danke, was du für mich gemacht hast, auch wenn du mich am liebsten umgelegt hättest."
"Hätte ich. Aber ich hab eine Familie."
"Tja", Alysha schnalzte mit der Zunge. "Ich ja nicht mehr. Bin für die gestorben."
"Und wie", nickte ich.
"Eine Umarmung?"
"Scherr dich raus jetzt", knurrte ich.
"Versuch war es wert. Danke."
"Nicht dafür", sagte ich stur und blickte aus der Frontscheibe zum Jet der bereits auf der Startbahn fuhr.
Alysha hielt inne und blickte zu mir. "Können wir uns nicht vertragen? Wenigstens wir beide?"
"Hättest du Highheels von mir kaputt gemacht, dann ja. Aber das was du abgezogen hast, ist unverzeihlich."
"Bitch, ich hab nicht mit deinen Mann oder so gefickt, sondern..."
"Selber Bitch", sagte ich sauer. "Das was du gemacht hast, ist unverzeihlich. Leute sind wegen dir fast draufgegangen. Dein Sohn, ich. Und glaub mir, hättest du dich an meinem Mann rangemacht, dann würdest du schon längst irgendwo im Wald verschachert liegen, und Kaninchenhoden von unten sehen."
"Weil man das auch so gut durch die Erde kann."
"Wer hat gesagt, dass deine Augen mit unter der Erde liegen?"
Alysha blickte mich schockiert an. "Du bist krank."
"Ein bisschen vielleicht", gab ich zu. "Aber du hast mich krank gemacht. Unsere Freundschaft war schon immer Gift."
"Tut mir leid, dass ich nicht Tugba Sahin bin."
"Sie ist eine Heilige im Gegensatz zu dir, Alysha."
"Jeder hat Leichen im Keller. Ich mehr als du und du mehr als Tugba."
"Ich will gar nicht wissen, wie viele Leichen in deinem Keller liegen."
"Es kommen immer mehr hinzu", sagte Alysha und stieg aus. Die Beifahrertür knallte zu und ich zuckte zusammen. Ich blickte Alysha hinterher, wie sie zum Jet ging.
"Man, die hat sie ja nicht mehr alle", hörte ich Marcel sagen.
"Ja, hat sie nicht mehr. Und endlich, sind wir dieses Problem los."
Ich ließ den Motor an und wollte hier einfach nur weg. Marcel war bereits auf den Rücksitz geklettert und klopfte mir aufmunternd auf die Schulter, als Alysha zurück gelaufen kam.
"Was hat die Hackfresse jetzt schon wieder?", fragte Marcel und duckte sich. Ich stieg sofort aus.
"Was?", fragte ich Alysha.
"Hau ab!", fauchte sie mich an. Sie lehnte sich nach vorne und hielt sich die Seite- ihre Hände waren gottverdammt nochmal Blut verschmiert.
"Hast du dich selbst angeschossen?", fragte ich.
"Nein! Fahr!", sagte sie und schmiss sich auf den Beifahrersitz. Irgendwas war hier faul. "May! Wir müssen hier weg. Sie sind hier. Die wollen mich töten. Die haben meinen Cousin getötet. Komm, May, bitte!"
"Du musst nur atmen und du machst Scheiße", sagte ich und sprang auf den Fahrersitz. Ich sah zwei Typen aus dem Jet springen. Hä. Der eine stand doch hier vorne an der Schranke? Da war mir klar, dass es eine Falle war. Ich legte einen Burnout hin und verließ mit quietschenden Reifen den Parkplatz.
Alysha kreischte auf und ich fuhr zusammen, als ich Schüsse hinter mir hörte.
"Es wird auf uns geschossen!", kreischte Alysha.
"Bist du behindert? Ich schieße", sagte Marcel.
"Wo kommt er her?"
"Dafür ist keine Zeit. Ich muss uns mal wieder aus einer brenzligen Lage bringen, in die DU uns gebracht hast. Und jetzt halt einfach dein Maul!"
***
Dezent in Schreiblaune. Erotische Stimme: "Naaa, gefällt euch das?"
***
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