Kapitel 73


Kapitel 73

~ May's Sicht ~

„Hallo, ich hätte mal eine Frage, haben Sie noch ein Zimmer für eine Person frei?", fragte ich die Frau an der Rezeption. Das war gerade die Frau die gerade noch mit Curtys und einem Mann hier rein kam und schon stand sie hinter der Rezeption.

„Klar, haben wir noch ein Zimmer frei", sagte sie freudig. „Hatten Sie eine lange Fahrt hinter sich?"

„Ja, ich mache gerade einen Roadtripp, nach der Scheidung meines Mannes", nickte ich. „Tut mal ganz gut, frei zu sein."

„Ach, das ist schön", nickte die Frau. „Sind Sie schon weit gekommen?"

„Ja, ich habe gerade die nördlichsten Bundesländer hinter mir. Die unteren fehlen noch. Ich dachte, dass ich es aushalten würde im Auto zu schlafen, aber da habe ich mich geirrt und bin einfach nur froh, dass Sie ein Zimmer für mich freihaben." Ich spielte sehr erleichtert und nickte nur.

„Dann hätte ich gerne einmal Ihren Ausweis", bemerkte sie. Mist. Wenn sie sah, dass ich aus Dortmund kam, dann denkt sie sich ihren Teil. Für was habe ich denn damals den Robin gehabt, dieser Schlingel. Der hat mir mal aus Spaß einen Ausweis drucken lassen. Aber Original. Was man mit einem Erbe seiner Eltern nicht alles anfangen kann. Ich wühlte in meiner Brieftasche nach dem Fake-Ausweis, wo ich Lucy Schmidt hieß und gebürtig aus Hamburg komme. Ah ja. Da war er ja.

„Hier", bemerkte ich. „Neue Brieftaschen sind genauso verwirrend, wie neue Handtaschen."

„Das kenne ich", lachte die Frau und schrieb sich irgendwas von meinem Ausweis ab. Dann musste ich noch irgendwas unterschreiben und bekam dann auch die Schlüssel.

„Haben Sie kein Gepäck?", fragte sie mich.

„Ich brauche nur mein Handgepäck. Mehr nicht. Klamotten kann ich mir ja schließlich immer noch holen."

„Ja, so feiert man eine Scheidung."

Nachdem ich unten in meinem kleinen, aber feinen Zimmer war, hatte ich das Verlangen mich erstmal umzuschauen. Hey, ich konnte direkt auf den Parkplatz blicken, wo Alysha immer noch im AMG saß. Ich öffnete das Fenster und blickte mich an der Hausfassade und an den Lampen draußen um. Schon mal keine Kamera die ich wahrnahm. Die Ecke war perfekt verwinkelt und das einzige Fenster, was hier noch war, war ein Fenster, wodurch ich Putzsachen erkannte.

Ich machte das Fenster wieder zu und versicherte mich noch mal, ob ich meine Waffe noch hatte. Ja, die war immer noch in meinem Hosenbund und wurde von meinem lockeren schwarzen T-Shirt überdeckt. Dann schaue ich mich mal ein wenig im Hotel um. Irgendwie fand ich nichts, was mich irgendwie auch nur Ansatzweise misstrauisch machte, bis ich eine Tür sah, die laut Beschriftung untersagt war zu öffnen. Ich machte es trotzdem und konnte dort mehrere Stufen nach unten entdecken. Da ging es wohl in den Keller. Schnell machte ich die Tür wieder zu, als ich Stimmen von unten hörte und ging den Flur entlang.

„Wie gefällt es Ihnen hier?", fragte die Frau mich, als ich an der Rezeption vorbei ging.

„Ganz schön. Ich geh nur mal eben kurz zur Tanke und hole mir ein paar Zeitschriften."

„Das können auch meine Angestellten machen", sagte sie.

„Das ist aber nett, aber ich brauche frische Luft. Tut auch mal gut", sagte ich nett und verließ das Hotel. Ich ging die Stufen runter und steuerte die Tankstelle an. Als ich am Auto vorbei ging, blickte Alysha mich kurz an. Ich gab ihr ein Zeichen und sie nickte. Sie stieg vom Beifahrerplatz aus, schloss das Auto ab und folgte mir wenig später in den Laden. Nachdem ich ihr ein Kaffee gekauft hatte und mir etwas Schokolade, stellten wir uns aus dem Blickwinkel vom Laden.

„Ich hab bisher nichts weiter gesehen. Außer einer Tür, da geht's wohl im Keller runter. Hab zwar Stimmen gehört, mehr auch nicht. Ich werde nachher mal nach gucken, was da unten ist, wenn das alles hier ein wenig ruhiger geworden ist."

„Glaubst du mein Sohn ist unten im Keller?"

„Ich gehe mal davon aus", nickte ich und biss von dem Mars-Riegel ab. „Du mach es dir irgendwie im Auto gemütlich. Das wäre mir zu kritisch dich noch übers Fenster reinzuschleichen. Du hast ja meine Nummer. Wenn was ist, schreib mir oder ich schreibe dir. Aber bitte irgendwie in Geheimzeichen."

„Wie Kane und Curt damals mit ihrer Gemeinsprache?", fragte sie mich.

„Ja, machen wir das so. Aber du gibst mir doch die Autoschlüssel, bevor ich aufs Zimmer gehe. Ich sehe nicht ein, dass du hier abhaust, wenn irgendwas ist. Und schon gar nicht mit dem reuserischen Lieblingsauto."

„Mach ich schon nicht", nickte sie.

„Ich hoffe es", sagte ich und schmiss das Papier in den Mülleimer. Ich ließ Alysha stehen und ging noch mal in die Tankstelle, um mir eine Autozeitschrift zu kaufen. Dann ging ich wieder zurück ins Hotel. Die Stunden vergingen. Es war Mitternacht, ich hatte zwischendurch mit Marco telefoniert, der völlig ausgeflippt war, da Auba da war. Und mittlerweile haben es auch unsere Kinder mitbekommen, dass Curtys weg war und das Alysha wieder ihre Finger im Spiel hatte. Ich hörte Mina, sagen, dass sie hoffe, dass mir nichts passiert. Ich wünschte den Kindern eine schöne Nacht, selbst meinen Mann, auch wenn er kein Auge zubekommt. Und meine Schwester? Die war bereits auf den Weg nach hier. Die hat doch einen am Rad. Aber was soll ich sagen. Die ist in manchen Sachen echt wie ich.

Nachdem Ruhe im Hotel war, schlich ich mich aus meinem Zimmer und ging den ganzen Flur entlang. Bevor ich den Keller runterging, schaute ich mich noch mal um. Schnell war ich durch die Tür verschwunden und zog diese hinter mich zu, ehe ich die Treppen nach unten blickte. Unten brannte irgendwo Licht und irgendwo kamen Stimmen her. Lief ein Fernseher, oder so?

Ich schlich mich langsam die Treppen runter und schaute immer wieder hinter mir und noch gespannter vor mir. Ich rechnete damit, dass da unten jemand war. Natürlich war der Jemand, sonst würde ja nicht der Fernseher laufen. Als ich die letzte Steinstufe betrat, lehnte ich mich ein wenig nach vorne, um links an der Wand vorbeizuschauen, weil Rechts nur eine Wand war. Dort sah ich einen Fernseher und einen Typen in einem Sessel davor sitzen. Neben den Fernseher war noch eine Tür, die verschlossen war. Wo ging es denn da jetzt schon wieder hin?

Okay. Der Typ war alleine. An den kann ich es schon vorbeischaffen. Kein Problem, oder?

Gerade als ich mich vor schleichen wollte, packte mich jemand an der Schulter und zog mich zurück. Ich atmete scharf ein, aber unterdrückte mir ein Kreischen, oder desgleichen. Sofort drehte ich mich um und blickte in das Gesicht meiner Schwester. Dieses verrückte Stück Dummheit. Alter.

Warnend blickte ich sie an. Sie schaute mich entschuldigend an und warf ebenfalls einen Blick um die Wand herum.

„Wie gehen wir vor?", flüsterte sie mir ganz leise ins Ohr.

„Wir hauen den Typen einen auf den Hinterkopf und lassen ihn da einfach sitzen?", flüsterte ich und kaute nachdenklich auf der Unterlippe herum. Janu nickte nur, schnappte sich völlig vorsichtig, einen Backstein und schlich sich auf den Typen zu. So schnell ich gar nicht gucken konnte, zog sie ihm den Stein über den Kopf. Mit einem Stumpfen „Uff", sackte der Typ zusammen. „Komm. Fesseln wir ihn und dann schauen wir mal, was hinter der Tür ist."

„Du bist doch bekloppt", bemerkte ich und ging schnell zu ihr, damit wir den dünnen Typen fesseln konnten. Ich blickte auf seinen Hinterkopf, wo eine blutende Wunde klaffte. „Sicher, dass er nur bewusstlos ist?"

„Ja, ich hab in Bewusstlosen-Stärke ausgeholt. Ich kenne mich da aus", nickte sie und klopfte den Typen auf die Schulter. „Hör auf zu kommentieren und komm nun."

Und was uns hinter der Tür erwartete, ließ mich zusammenzucken. Wir mussten erstmal einen Flur entlang gehen, dann wieder Treppen nach oben, bis wir vor einer Tür standen. Und die Tür führte uns in ein anderes und helleres Gebäude. Es war hier niemand, nur das Gebrüll von Babys war zu hören. Entsetzt blickte ich zu Janu, die tatsächlich eine Pistole aus ihrer Jackentasche rausgezogen hatte, dann ging sie die Wendeltreppe nach oben. Ich zog ebenfalls meine Pistole aus dem Hosenbund und ging hinter her. Babys. In jedem Raum waren irgendwelche Babys und immer mal wieder eine Nonne, die uns noch gar nicht bemerkten. Janu und ich tauschten einen Blick aus und wollten gerade die Waffen wegstecken, als eine der Nonnen einen spitzen Schrei ausstieß. Janu und ich zuckten zusammen und packten schnell die Waffen weg.

„Was ist denn hier los?", hörte ich einen Mann poltern. Das war der Mann, der vorhin mit Curtys und der Frau reinkam. Ach, was. „Was machen Sie hier! Sie haben hier nichts zu suchen. Schwester Joana gehen Sie auf Ihre Zimmer- kümmern Sie sich um die Babys", die Nonne nickte und verschwand in einem der Zimmer. Schnell wurden die Türen geschlossen und ich fragte mich, was hier los war. „Sergej, Wladi!", rief der Typ über ein Funkgerät. Sauer schlug Janu ihm das Funkgerät aus den Händen und ich wurde plötzlich von hinten festgehalten. Ein großer und bulliger Typ stand hinter mir und der andere Typ schnappte sofort nach Janu.

„Die haben Miro eine übergebraten. Eine der Schwestern meinte, dass sie Waffen hätten", bemerkte der Typ und fing an mich zu betatschen.

„Eh, fass mich nicht an!", motzte ich herum. Der Typ zog meine Pistole aus dem Hosenbund und der andere bei Janu aus der Jackentasche.

„Was ist denn hier los?", fragte die Frau und kam aus dem Büro. Hinter hier war Curtys, der sich an die Tür traute und mit weit aufgerissenen Augen zu mir blickte. Er sah einfach nur Scheiße aus. Der Arme. Aber er blieb ruhig und sagte nichts.

„Wie sind die beiden hier hergekommen?", fragte die Frau und musterte mich. „Hey, Sie haben doch ein Hotelzimmer bei uns genommen?"

Ich sagte nichts.

„Bring Sie ins Büro. Fessel die beiden und dann versuche etwas aus ihnen herauszubekommen."

Und da saßen meine Schwester und ich also. Nebeneinander auf irgendwelchen unbequemen Holzstühlen, an Füßen und Armen gefesselt, während die Möchtegern-Klitschkos vor uns standen und von uns Antworten haben wollten. Während Janu bereits ein Feilchen an der Stirn hatte, war bei mir mal wieder die Unterlippe am Bluten. Und ganz ehrlich? Die Schlugen wie Mädchen. Da schien nur Luft in ihren Oberarmen zu sein.

„Was wollt ihr hier?", fragten die uns.

„Deine Mutter ficken", bemerkte Janu trocken. Ich grinste, was ich schnell wieder sein ließ, da meine Lippe am Schmerzen war. „Alter, was wollen wir hier schon machen?"

Der Typ wollte gerade wieder meine kleine Schwester eine verpassen, als ich mich einmischte. „Hör auf meine Schwester zu schlagen, geht's noch?", fragte ich ihn. „Ich dachte, man schlägt keine Frauen."

Der Typ hielt inne und nahm die Hand wieder runter. „Dann gebt uns doch richtige Antworten. Seit ihr Polizisten?"

„Nein", meinte Janu.

„Wir sind nur auf der Suche nach meinem Sohn. Ich hab vor einer Woche ein Kind bekommen und mir wurde gesagt, es sei tot. Nun habe ich von einer Krankenschwester erfahren, dass es nicht tot ist und hier irgendwo sein sollte", log ich den Jungs vor. „Ich will einfach nur meinen Sohn wieder haben. Er und meine Schwester sind das einzige was ich habe."

Die beiden tauschten einen Blick aus und sagten irgendwas auf Bulgarisch(?), oder so. Dann verließ der andere den Raum und kam wenig später mit dem Typen wieder.

„Du willst deinen Sohn? Du kannst ihn haben. Wenn du mir versprichst, dass du nichts sagst, ansonsten seit ihr drei tote Menschen."

„Das geht so einfach?", fragte Janu und runzelte die Stirn.

„Ja, ihr müsst einfach nur die Klappe halten."

„Ist gebongt", sagte ich und runzelte ebenfalls die Stirn. „Na dann, wann ist dein Sohn weggekommen?"

„Vor eineinhalb Wochen. Direkt nach der Geburt."

„Ah, dann haben wir ja eine geringe Auswahl. Ein Junge und ein Mädchen sind zu diesem Geburtszeitpunkt wenig später zu uns gekommen. Dann mach nur sie los."

Er haute seinen bulligen Schwanzlutscher auf die Schulter und dieser kam zu mir. Der machte mich los und der Typ, dem der ganze Laden hier gehörte, schnappte nach meinem Arm. Dann zerrte er mich in eines der Kinderzimmer. Die Nonnen verließen Fluchtartig den Raum und dann blickte er zu mir.

„Hier ist einmal das Mädchen. Entzückend nicht", bemerkte er und deutete auf das kleine Mädchen. Dann ging er weiter durch den Raum und zog das Bett mit einem weiteren Kind zu mir. Einem dunkelhäutigen Baby. „Und hier haben wir ihren Sohn?", fragte er mich.

Ich nickte nur. „Ja, ich hatte zum Zeitpunkt seiner Zeugung etwas mit einem Schwarzen. Könnte hinkommen", sagte ich und starrte das schlafende Baby an. Als ich wieder aufschaute, hatte ich auf einmal einen Lauf einer Knarre an meiner Stirn gerichtet.

„Lügnerin!", meinte er und blickte mich an.

„Ich lüge nicht. Das ist mein Kind."

„Das ist mein Enkelkind. Es ist schwarz und ich bin Ossi. Jetzt rate mal, wieso ich es verticken will und meiner Tochter gesagt habe, dass es tot ist?"

„Weil du geisteskrank bist?", stellte ich die Gegenfrage.

„Gib doch einfach zu, dass du wegen den Jungen hier bist? Das du eine Freundin von Alysha bist, die da seelenruhig im AMG, mit Dortmunder Kennzeichen schläft?"

Ich sagte gar nichts mehr, sondern verdrehte nur die Augen. „Gibt mir einfach Curtys und dann bin ich hier weg."

„So einfach läuft das nicht. Alysha schuldet mir das Leben meines Sohnes. Sie ist daran schuld, dass der Junge von einem Freier getötet wurde. Und jetzt will ich nur eins. Auge um Auge. Zahn um Zahn."

Erschrocken fuhren der Typ und ich zusammen, als wir aus dem Flur mehrere Schüsse hörten.

„May!", hörte ich Janu rufen.

„Janu", meinte ich und schlug den Typen die Waffe aus der Hand. Diese knallte zwischen zwei Babybetten zu Boden und der Typ griff wieder danach. Einen Tritt in die Eier und er blieb benebelt liegen. Ich schnappte mir die Knarre vom Boden und sah zu, dass ich das Zimmer verließ. Dieses verriegelte ich und schaute mich auf den Flur um. Dort lag die Frau auf den Boden. Die beiden Klitschkos schlugen sauer gegen die Bürotür.

„May!", hörte ich Janu rufen. Sie stand unten an der Treppe und blickte zu mir. Curtys stand völlig neben sich daneben. Schnell lief ich die Treppen runter. Wir gingen den ganzen Weg wieder zurück bis ins Hotel. Schnell verschwand ich auf mein Zimmer, um meine Sachen zu holen. Janu und Curtys warteten davor. Ich blickte aus dem Fenster und zum AMG. Alysha stand daneben und richtete gerade ihre Perücke. Sie war auch in Ordnung.

„Hast du eine Frau erschossen?", fragte ich meine Schwester. Sie sagte gar nichts und blickte zu Curtys, der neben mir ging. In seiner Hand hielt er allen erstens meine Python. „Oh nein."

„Die wollten mich, dank meiner Erzeugerin, auf irgendeinem Jungen-Strich in Bulgarien verschachern!", sagte er nur.

„Curtys!", rief Alysha und lief auf uns zu, doch ich schubste sie zurück.

„Du hältst dich erstmal von ihm fern. Steig ins Auto. Wir fahren nach Hause. Und wenn wir in Dortmund sind, stellst du dich nur wegen der Sache damals auf der Kirmes. Das hier bleibt unter uns."

Ich riss ihr die Autoschlüssel aus der Hand und blickte nocheinmal zu Curtys und meiner Schwester. Er hatte es sich hinten im Aubas Geländewagen gemütlich gemacht. Anscheinend hat sie von Auba das Auto bekommen. Janu setzte sich auf den Fahrersitz und zog die Tür zu.

Es war drei Uhr morgens und ich war immer noch was. Meine Schwester fuhr weiter hinter mir, während Alysha bitterlich am Weinen war. „Hör auf zu heulen. Dein Sohn hat dafür einen besseren Grund", bemerkte ich trocken und stellte das Radio lauter, damit ich das Geschniefe und Gejaule von der nicht mehr großartig mitbekam.

Nachdem wir zwei Stunden nach Bielefeld eine Rast machten, waren Janu und ich wieder bereit zu fahren. Wir hatten nicht mehr viel vor uns und waren froh, dass wir bald da waren. Mein Handy klingelte und ich nahm das Gespräch an.

„Ja", sagte ich.

„Schatz! Was ist denn?", hörte ich Marco panisch fragen. „Alles in Ordnung?"

„Ja, wir haben Curtys und sind nur noch zwanzig Minuten von zu Hause entfernt."

„Oh Gott. Ja, wir warten hier schon. Kane, Auba und ich kriegen einfach kein Auge zu. Das ist. Gut. Dann bis gleich."

Schon war das Gespräch beendet. „Wo soll ich dich absetzen?", fragte ich Alysha.

„An meiner Wohnung", antwortete sie.

Nachdem ich sie abgesetzt hatte, fuhr ich wieder nach Hause. Janu war schon vorgefahren und sofort stürmte ich nach drinnen, nachdem ich das Auto abgeschlossen hatte. Auba und Curtys saßen im Wohnzimmer und lagen sich heulend in den Armen. „Ich will nie wieder was mit der zu tun haben. Nie wieder, Papa."

Marco kam sofort zu mir und nahm mich in seinen Armen. Er drückte mich fest an sich und flüsterte mir ins Ohr, dass er froh war, dass es mir gut ging. Mein Sohn kam die Treppen runtergestürmt und blickte mich erleichtert. „Mom", sagte er und stürmte auf mich zu. „Ich bin froh, dass es dir gut geht."

„Ist schon okay, Großer", sagte ich und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn. Marco einen Kuss auf die Lippen. Die beiden ließen mich los und ich blickte mich um. „Wo ist Janu?"

„Bei ihrem unbekannten Freund."

Ich nickte nur und ging zu Auba. „Hey", sagte ich. Auba blickte mich mit roten Augen an.

„Oh, May. Ich weiß nicht, wie ich das dir und deiner Schwester jemals zurückgeben kann", bemerkte er und schoss nach oben, um mich zu drücken.

„Wir sind doch Familie. Da hilft man sich gerne", nickte ich und blickte nach der Umarmung zu Curt. „Komm her, Großer."

Er streckte die Arme aus und lehnte sich nach vorne. Er vergrub sein Gesicht in meinem T-Shirt und fing fürchterlich an zu weinen.

„Mom", bemerkte Kane mit zitternder Stimme und zog plötzlich die Python aus meinem Hosenbund. „Was soll das? Was hast du gemacht?"

„Ich hab nichts gemacht", sagte ich und drehte mich zu Kane. Marco riss ihn die Waffe aus der Hand und roch dran.

„Du hast geschossen." Marco starrte mich so an, als hätte ich den größten Fehler meines Lebens gemacht.

„Toll, jetzt kommst du auch noch wegen Mord in den Knast. Super", sagte Kane und stürmte nach oben.

„Kane", bemerkte ich und wollte ihm hinter her.

„Ich mach das", sagte Marco sauer und schmiss die Waffe auf den Esstisch, ehe er hinter her ging. Curtys klappte sich weiter an mich fest. Wie soll ich denen das sagen, dass er derjenige war, der jemanden erschossen hatte und nicht ich? Ich wollte den auch nicht verpfeifen.

„Er wird nicht lange sauer sein", sagte Auba und kniete sich wieder vor seinem Sohn. „Du hast nur richtig gehandelt."

„Papa, ich war das", murmelte Curt. „Ich hab jemanden erschossen. Nicht May."

Auba blickte seinen Sohn an. „Wie bist du an die Waffe gekommen?", fragte er ihn und schien kein bisschen sauer auf seinen Sohn zu sein.

„Die Bodyguards haben die von May und Janu geklaut. Ich hab mir die irgendwann geschnappt und von diesem Idioten die Frau erschossen. Janu hat die beiden Männer eingesperrt und dann konnten wir abhauen."

Auba fuhr sich mit der Hand über den Mund und wieder schossen ihm Tränen in die Augen. „Was machen wir jetzt? Soll das alles unter uns bleiben. Keine Polizei?"

„Keine Polizei, auch wenn's Scheiße ist. Ich hab zu Alysha gesagt, dass sie wenigstens für die Sache damals gerade stehen muss. Das hier, auch wenn es einen nicht leicht fällt, wird vergessen. Das ist niemals passiert", sagte ich monoton. Curt nickte nur. „Dafür hält sie sich dann all für alle Male von euch fern."

„Aber mein Sohn hat jemanden umgebracht. Erschossen."

„Ich muss es meinen Mann und meinen Sohn erklären, dass ich eine Mörderin bin", sagte ich.

„Danke, May. Danke", sagte Curtys und klammerte sich an mich fest.

„Nein, das musst du nicht machen", sagte Auba. „Es passiert dir nichts, Curtys, wenn du denen das erklärst. Sonst sind die sauer auf May."

„Er wird mich hassen, Papa. Ich war dann sicherlich mal sein bester Freund."

„Quatsch, weißt du wie er hier gesessen hat? Er hat genauso geheult wie ich und sich voll seine Birne zerbrochen. Der wird nicht sauer auf dich sein."

„Sag ihn einfach, dass du das tun musstest, sonst würdest du hier nicht mehr sitzen", sagte ich und ging einen Schritt zurück. Curtys ließ mich los und dann ging ich nach oben.

„Mensch, Papa. Mama hat jemanden umgebracht. Wenn das rauskommt, dann landet sie im Knast und dann bist du alleine mit Aleyna und Mina. Und ich bin in Spanien, ey", heulte mein Sohn herum. Marco saß neben ihn auf dem Bett und versuchte ihn zu beruhigen.

„Das wird nicht passieren. Und du brauchst jetzt auch nicht Madrid hinschmeißen."

„Papa, Mama hat selber gesagt, dass die Knarre registriert war."

„Die ist nicht registriert. Ich hab die wieder illegal gekauft und ich habe damit nicht geschossen", sagte ich und ging ins Zimmer. Mein Mann und mein Sohn blickten mich an.

„Lügst du?", fragte Kane mich.

„Die ist in keinem Verzeichnis zu finden."

„Und wieso hat die dann danach gerochen. Papa hat sogar noch Schmauchsporen an seinen Händen."

„Ich hab geschossen! Ich hab mich nur gewehrt, bevor ich, deine Mum und deine Tante vermutlich auch noch getötet...", Curt hielt inne und stellte sich neben mich. „Deine Mom hat damit nichts zu tun. Ich hab geschossen. Und ich kann dir auch erklären, wie ich an die Waffe rangekommen bin."

„Wenn meine Frau mir erklärt, was jetzt allgemein los war", sagte Marco und stand auf. Curtys setzte sich neben Kane und wir verließen das Zimmer.

Als wir bei Auba im Zimmer saßen, war Auba auf der Couch eingeschlafen. Marco und ich setzten uns in die Küche gegenüber voneinander an den Küchentisch und dann erzählte ich Marco alles.

„Danke, für deine Ehrlichkeit."

Ich nickte nur.

„Ich hoffe, dass uns das nicht irgendwelche Probleme macht und Alysha ihre Fresse wegen diesem Vorfall hält."

„Hoffe ich auch."

Marco legte seine Hand auf den Tisch und ich legte meine auf seine. Er zog seine zurück und legte seine wieder drauf, um diese fest zu halten.

„Mach nie wieder so einen Scheiß."

„Kommt nicht mehr vor, da Alysha in den Bau wandern wird."

„Hoffentlich", nickte Marco.


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