Kapitel 70
Kapitel 70
~ May's Sicht ~
„Siehst du Schatz, nur eine Glasscheibe, die sich in meinem Hals gebohrt hat. Mehr nichts. Die ist jetzt draußen und wir können auch wieder nach Hause fahren", bemerkte Marco, nachdem er aus dem Untersuchungsraum raus kam. Er blickte mich grinsend an und zeigte stolz das Pflaster auf seinem Hals.
„Ja, hast Glück gehabt. Nur zwei Zentimeter von deiner Halsschlagader entfernt", entgegnete ich und futterte vom Apfelkuchen mit Schokostückchen ab.
„Woher hast du den Kuchen?", fragte er mich.
„Der ist mir in die Hand geflogen", log ich und stopfte mir den Kuchen in den Mund rein.
„Warst du in etlichen Schwesternzimmern und hast nach Kuchen gesucht?", flüsterte er.
„Ja, lass mich doch. Ich kenne mich in diesem Krankenhaus aus, Schatz. Ich weiß, wo ich hier Kuchen finde und wo nicht. Und außerdem muss ich nicht klauen. Olga kennt mich und sie riecht es, wenn ich im Krankenhaus bin. Und so schnell ich gar nicht gucken kann, steht Russak vor mir und gibt mir Apfelkuchen!", den letzten Satz sprach ich mit meinem schrecklichsten russischen Akzent. „Suka. Bljat."
„Kurwa."
„Kurwa ist polnisch, oder nicht?", fragte ich und kratzte mir nachdenklich die Stirn.
„Keine Ahnung", sagte Marco und zuckte mit den Schultern. „Ich soll morgen noch mal zu meinem Hausarzt und der soll rüber gucken. Lass uns fahren. Wir können Mina nicht länger mit Aleyna alleine lassen. Sonst haben wir zwei heulende Töchter zu Hause."
„Schönes Begrüßungskommitee", grinste ich und ging mit meinem Mann aus dem Krankenhaus raus.
Als wir zur Tür reinkamen, waren wir zu nächst froh, dass Ruhe war. Es war zu ruhig. „Mina?", fragte ich sie.
„Ja, sind im Wohnzimmer!", hörte ich meine große Tochter rufen. Na gut. Wenigstens leben die beiden noch. Ich hörte Mina begeistert lachen und ging sofort ins Wohnzimmer.
„Uhm, was machst du hier?", fragte ich meine Mutter, die auf der Couch saß und Aleyna in ihren Armen hielt. Mina saß daneben auf der Couch und machte Fotos.
„Ich besuche meine Enkelkinder", antwortete sie und blickte wieder auf Aleyna.
„Gut, hast du ja jetzt. Jetzt weißt du ja wo die Tür ist. Wir haben gestern schon darüber diskutiert. Langsam angehen, Elena. Das heißt nicht, dass du hier jetzt jeden Tag sein musst."
„Nee, kein Beef jetzt", bemerkte Marco und kam ins Wohnzimmer geeilt. „Sonst flippe ich hier aus. Ich schwöre euch, kein Streit, sonst bespritze ich euch..." Er musste niesen.
„Alter, Papa!"
„Ich bespritze euch mit Mays Muttermilch!", redete er weiter und kratzte sich die Nase. „Und dann schmeiße ich die vollgeschissenen Windeln meiner neugeborenen Tochter nach euch, wenn es auch nur ansatzweise zum Streit kommt."
„Nee, frage, wolltest du deinen Mann die Halsschlagader durchtrennen, oder was...", fragte Elena.
„Raus!", knurrte ich und blickte zur Tür. „Aber sofort! Ich muss mich schonen und du kommst jetzt damit. Argh."
Ich schnappte mir Aleyna und wollte einfach nur nach oben ins Schlafzimmer, wo ich meine Ruhe habe. Mein Sohn kam auch gerade nach Hause.
„Hi, Mom!", murmelte er fertig.
„Hey. Wurde auch mal Zeit. Aspirin liegt auf deinem Nachtschrank."
„Danke."
„Bitte", dann verschwand ich nach oben. Ich setzte mich aufs Bett und legte Aleyna neben mir auf Marcos Kopfkissen. Die kleine Maus nuckelte am Daumen und öffnete ihre Augen ein wenig. Dann machte sie diese schnell wieder zu und seufzte. „Ich hab gesehen, dass du mich angeschaut hast, Madam."
Sie gab irgendeinen Laut von sich und wackelte mit den Beinen. Dann lehnte ich mich zurück und schaltete den Fernseher an. „Was gucken wir denn? Nee. Britt die alten Folgen. Mom hat schon was."
Irgendwann wurde ich schon misstrauisch, als es immer wieder an der Tür klingelte. Mensch, wir sind doch kein Bahnhof, ey. Aleyna neben mir war auch wach und blickte sich in der Weltgeschichte um, während sie immer wieder, total drollig, mit ihren Armen und Beinen strampelte.
„Was nun, Aleyna. Wollen wir mal gucken, welche Spacken uns nerven, hm?", fragte ich sie und wartete auf eine Antwort. Als ob sie mir jetzt mit Worten antworten würde. Sie ist ein Tag alt und das einzige womit sie mir immer antwortete, waren Fürze. So wie jetzt. „Okay. Dann gucken wir mal."
„Mom!", und schon war Mina im Zimmer. „Die anderen wollen die Kleine kennenlernen. Darf ich sie mit runter nehmen. Ich sage, dass du noch ziemlich müde bist und dich schonen musst, oke?"
Ich blickte Mina dankend an. „Danke, dir", sagte ich und reichte ihr Aleyna. „Nico kriegt die Kleine nicht auf dem Arm."
„Wieso? Das Gleiche haben die anderen auch gerade gesagt. Selbst Nico."
„Du kennst doch deinen Cousin. Der ist ein bisschen durch den Wind."
„Mom, sag doch einfach das der geistig behindert ist", bemerkte sie mit einem Grinsen und wiegte ihre Schwester hin und her. Ich nickte nur und blickte wieder zum Fernseher, während Mina und Aleyna das Zimmer verließen. Als die Tür zu fiel, lehnte ich mich über das Bett und schnappte mir den Korb mit den ganzen Süßigkeiten, den ich gebunkert habe und dann machte ich es mir weiterhin gemütlich.
"Bist du am planen?", fragte ich Kane, als ich in seinem Zimmer ging. Er lag im Bett und hielt seinen Laptop in der Hand.
"Kein Bock auf die anderen?", stellte er die Gegenfrage.
"Jepp."
"Ich auch nicht. Ich hab gerade die Zugtickets bestellt. Zimmer ist gebucht. Das Hotel mitten im Park war mir zu teuer. Hab eins in der Cowboystadt gefunden. Weißt du noch, vor fünf Jahren?"
"Ja, klar weiß ich das noch. Salzstangen?"
Ich machte die Tür zu und ging zu meinen Sohn, der am nicken war. "Ja, nehme ich. Ich glaube, die tun mir ganz gut. Hab vom ganzen Alkohol Durchfall."
"Okay, dass ist doof. Was ist mit Solin. Hast du bei ihr geschlafen?"
"Nein, haben wir nicht. Du wirst nicht glauben wo wir aufgewacht sind? Bei Kevin Großkreutz im Haus. Wir mussten uns rausschleichen. Zwar hat uns seine Tochter gesehen und geschrien, aber ich denke, die hat nur lauter Grün gesehen. Solin hat die in ein Gebüsch geschubst."
"Alles klar", bemerkte ich nur. "Du weißt schon, dass Kevin jetzt der Nudisten-Szene angehört?"
"Ja, das Klatschen seines Dinges auf seinen Oberschenkel, wird mir nie wieder aus dem Kopf gehen. Und Pudding will ich auch erstmal nicht sehen."
"Wieso Pudding?"
"Frag nicht nach, Mom. Ich bitte dich."
"Okay. Dann lass ich dich mal wieder in Ruhe. Guten Hunger und wenn du noch eine Aspirin brauchst, sag bescheid."
"Geht schon. Ich hab nur Durst, aber sonst ist alles okay", nickte er und blickte wieder auf seinen Laptop. Dann verließ ich das Zimmer. Ich wollte immer noch nicht nach unten, weil ich das Tuhuwabuhu einfach nicht brauche und allgemein nicht mochte. Was soll ich da unten machen, wenn es sich eh nur um Aleyna dreht und ich nur im Bett liegen will?
Wo es mich auch gerade wieder hinzog. Ich hatte noch etliche Süßigkeiten vor mich und es gab noch sicherlich spannende Serien im Fernsehen, die ich lange nicht mehr geguckt hatte.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top