Kapitel 7
KAPITEL 7
~ Marco's Sicht ~
Am nächsten Morgen, wurde ich weiter von meinem Sohn ignoriert. Auch als ich den Vorschlag machte ihn zur Schule zu fahren. Ich gab das auf. Ne neue Anlage holte ich ihn ganz sicherlich nicht. Ich musste erstmal die Anlage von der Auffahrt kratzen- die hat um einem Haar das Auto von May verfehlt.
Als ich dann noch mal genauer hinschaute, sah ich einen Kratzer an der Fahrertür.
Ich war tot. Kane war tot. Ich aber am meisten, ich habe die Anlage gekauft. Ich war tot. Kane doch nicht. Ich weiß es nicht. Aaaah!
Mina merkte mir die Panik an, während ich die Schulbrote schmierte und fragte mich andauernd, ob alles okay ist.
"Alles gut", sagte ich und haute Butter auf das Hasenbrot - nein, da ist kein Hase drinnen, für die das immer noch glauben. Dann Leberwurst rüber. Mina mag Leberwurst. Sie wollte es drauf haben also nach ich ihr das auch drauf. Fertig.
"Iiih, Papa. Doch nicht mit Butter!", sagte Mina die sich neben mich stellte.
"Ach", bemerkte ich.
"Ich bin doch da wie du. Wenn ich mir etwas zum schmieren auf das Brot mache, dann immer ohne Butter."
"Joah, dann gebe ich das Kane mit."
"Ich hasse Leberwurst!", meinte er abfällig.
"Als Kind hast du das immer gegessen", meinte ich.
"Als Kind, Marco!", zischte er. "Das ist eine Ewigkeit vorbei."
"Ich fand dich um einiges cooler, als du ein Kind warst. Desto älter du wirst desto unerträglicher wirst du-"
"Kann ich nur zurück geben."
"Hömma, Minium."
"Lass dieses Opa-Thomas-Getue! Es nervt!"
"Du und deine bescheidene Laune - das nervt. Wir haben es kapiert. Dein Papa ist scheiße. Findest du mich scheiße- finde ich dich auch scheiße, Kane."
"Wie redest du mit mir?"
"So wie du mit mir redest. Wenn es dir nicht passt- selber schuld."
"Was bin ich froh, wenn ich achtzehn werde!"
"Das sind noch weitaus mehr als über ein Jahr. Und wenn es soweit ist, dann trete ich dich hier raus!"
"Dann zeige ich dich wegen Körperverletzung an!"
"Oh Gott, Kane halt die Klappe."
"Halt du sie fester!"
"Ich klebe dir gleich deine Klappe mit Tapeband zu"
"Ich deine mit Beton!"
"Wir sind keine Italiener. Wir brauchen kein Beton."
"Oder soll ich das wie die Schotten machen. Da musst du mir nur ein Küchenmesser deiner Wahl geben!"
"Es reicht, Kane!", rief ich.
"Es reicht, Kane!", ahnte er mich nach und stand auf. "Ich scheiß auf dein Brot. Ich hol mir was vom Bäcker."
"Scheiß, das nächste Mal aus dem richtigen Loch, deine Laune ist überhaupt nicht zu ertragen, Kane", grummelte ich.
"Ich scheiße aus dem Anus. Wie jeder normale Mensch auch. Keine Ahnung wie es bei dir ist- Mist. Kein Geld. Moooom!"
"Was!", rief May von oben. Ich fuhr zusammen. Ihr Auto. Aaah!
"Hast du fünf Euro für mich?", fragte Kane May.
"Seh ich aus als ob ich Geld scheißen kann. Hab nur ein 50er- Kane! He!"
Die Tür knallte zu und May kam in die Küche.
"Er hat mir einfach den 50er aus der Hand gerissen und ist weg."
"Was hat dieser Kerl für Probleme!", motzte ich herum und schmierte Mina neues Brot mit Leberwurst und ohne Butter.
"Pubertät!", rief May und warf die Arme in die Luft.
"Ich war nicht mal annähernd so schlimm", meinte ich. "Er hat es von dir."
"Schätzeken, so schlimm wie Kane bin ich kein bisschen gewesen. Ich hab Dinge gerissen. Naja wie auch immer. Ich fahre dann mal zur Arbeit."
"Was auch immer- liebe dich", sagte ich und drückte May einen Kuss auf die Wange. Sie mir auf dem Mund.
"Ich dich auch." Dann wandte sie sich zu Mina und drückte ihr einen Kuss auf die Nasenspitze.
"Liebe dich auch, Mama!", sagte Mina.
"Ich dich auch. Viel Spaß in der Schule."
Damit war May verschwunden.
"Fährst du mich?", fragte Mina mich. Ich nickte.
"Aber vorher muss der Papa noch was machen."
"Papa. Du provozierst gerade unnötig Kane", bemerkte Mina, als ich die geschrottete Anlage auf seinem Bett verteilte, daneben ein Uhuklebestick. Ich setzte mich an seinem Schreibtisch und schnappte mir ein Block, wo ich etwas drauf schrieb:
Hier hast du deine Anlage wieder. Viel Spaß.
Sei sparsam mit dem Kleber.
Den Zettel legte ich daneben und dann konnte ich Mina zur Schule bringen.
"Viel Spaß, Kleines", meinte ich zu ihr, als ich vor der Schule hielt.
"Da ist Kane", sagte sie und machte eine Kopfbewegung zu Kane. Dieser kam auf uns zu.
"Kriege ich einen Käsekuchen von Oma, wenn er sich jetzt bei dir entschuldigen will", meinte Mina und forderte eine Wette.
Ich nickte. "Ich backe den dann."
Ich machte das Fenster runter, als Kane da stand und dieser hielt mir die Hand hin.
"Hier. Kannst du das Mama geben. Hab noch für Nico ein belegtes Brötchen mitgeholt und für Curts ein Stück Kuchen."
Er legte mir zwei Zwanziger in die Hand und zwei ein Euro Stücke.
Ich nickte nur. "Noch was?"
"Ja", meinte er.
Ich blickte fordernd zu ihm. "Uuuund?"
"Darf ich jetzt zu Curts auf die Feier?"
"Du?"
"Ja?"
"Das kannst du knicken. Du bleibst zu Hause. Hausarrest für eine Woche."
"Papa, wieso? Curts wird nicht alle Tage 18!"
"Interessiert mich genauso wenig wie eine geplatzte Currywurst im Wattenmeer. Ich habe nein gesagt und das wars. Das werde ich auch Auba ausrichten."
Damit ließ ich das Fenster hoch fahren und wandte mich zu Mina.
"Du musst mir wohl einen Käsekuchen backen."
"Okay", seufzte sie. Ich fuhr zusammen. Kane hatte gegen den Autoreifen getreten.
Da ich keine weitere Szene machen und ihn vor seinen Freunden blamieren wollte, knöpfte ich ihn mir nachher vor. Mina gab mir einen Kuss auf die Wange und war ausgestiegen. Die Tür knallte zu und ich machte mich wieder auf den Weg nach Hause.
Verwundert blickte ich zu den Fremden Audi TT in meiner Auffahrt, als ich neben ihm hielt. Gerade als ich Ausstieg, stieg ein altbekanntes Gesicht aus.
Ich lachte laut auf. "Pummelfee, was verschafft mir die Ehre?", fragte ich und umarmte den kleinen dicken Mario. Der war echt aufgegangen und dann noch so braun wie ein Grillhähnchen. Ha! Neuer Spitzname für ihn.
"Ich denke, wir haben was zu besprechen, Kollege", grinste er.
"Bist du schwanger?", fragte ich.
"Ja, weißte", lachte Mario. "56 Monat fünfundvierziglinge."
"Das erklärt wieso du so fett bist."
"Du mich auch."
"Kaffee? Wasser? Klowasser?"
"Latte."
"Du. Wieso ist dir das Latte?"
"Latte Macchiatto?"
"Ach!", sagte ich und schlug mir die Hand vor die Stirn. Also bekam das der Mario. Dann saßen wir am kleinen Küchentisch gegenüber voneinander und er kam gleich auf das Thema zu sprechen.
"Ich wollte es dir sagen, bevor Kehli hier auftaucht!"
"Was?", zischte ich, da ich wusste was los war. Mario hatte sich auch auf die Stelle des Trainers für die erste Mannschaft beworben, da Dede nach Real gehen sollte. Das stand jetzt fest.
"Sebastian hat mir den Job als Trainer gegeben", sagte Mario.
Seufzend ließ ich mich im Stuhl zurücksinken. "Joah, das Loch in der Wand. Ist eine Tür. Benutzt du die bitte?"
"So reagierst du? Wie wäre es mit Freude für deinen Kumpel?"
"Du momentan muss ich mich nicht freuen. Momentan habe ich das Verlangen deinen Kopf gegen die Wand zu schlagen."
"Danke für deine Ehrlichkeit."
"Gern geschehen."
"Aber das war noch nicht alles."
"Ach?"
"Mats soll ja mein Co-Trainer werden."
"Auch Glückwunsch an ihn."
"GOTT MARCO ER HAT DEN JOB ABGELEHNT! Und ich WILL DAS DU denn übernimmst!", platzte es aus Mario hinaus.
Fassungslos blickte ich Mario an, der mich anstarrte.
"Das ist ein Scherz?"
"Nein. Ich will dich, als meinem Trainer haben. Ich werde dein Co-Trainer sein oder anders herum. Wie du willst."
"Wir beide?"
"Götzeus vereint!", grinste er und haute mir die Faust hin. "Wir verdienen übrigens gleich viel."
"Tun wir das?"
"Bevor es Mord und Totschlag gibt."
"Dann losen wir aus, oder lassen Kehli entscheiden."
"Ja. Hau mir deine Faust hin jetzt. Wir sind Kollegen!"
"Götzeus vereint", meinte ich mit einem breiten Grinsen und haute meine Faust dagegen.
~ May's Sicht ~
Auf der Arbeit war wieder viel los. Ich war gerade dabei an einem Audi TT herum zuschrauben, als ein Hupkonzert ertönte.
Ich schaute auf und sah Marco's Aston Martin. Was hatte er nun?
Ich legte den Schraubenschlüssel beiseite und blickte zu meinen Kollegen, die sich fragten, was der Typ für ein Problem hatte.
"Das ist der Ehemann der Chefin", sagte Pascal zu dem Praktikanten. Pascal. Vom Praktikanten zum Super guten Mitarbeiter.
Marco stieg wie von der Tarantel gestochen aus dem Auto und kam zu mir in die Werkstatt gelaufen. Er stolperte fast über ein Kabel und blieb dann mit einem breiten Grinsen bei mir stehen.
"Was ist nun?", fragte ich ihn und wischte mir meine schmutzigen Finger am schmutzigen Tuch sauber.
"Weißt du was?", fragte er zuckersüß.
"Ich kann keine Gedanken lesen", sagte ich ungeduldig. "Hau raus."
"Kehli war gerade bei mir und noch ein paar andere Vorstandskerle uuuuuund Mario auch. Uuuuuuuuuund ich habe einen Job. Uuuuuuuuuuund zwar-"
"Uuuuuund gleich hast du einen sitzen!", sagte ich.
"Freu dich, Schatz. Mein Traum geht in Erfüllung. Ich. Werde. Trainer. Des. BVB's. Mit Mario."
"Co-Trainer?"
"Nö, das wird Mario. Ich bin der Boss."
Marco tanzte mich vor Glück an, während ich nur lachen musste. Die Jungs gröhlten laut los und applaudierten Marco.
"Komm her!", rief ich und sprang Marco in die Arme. Der alte Herr fing mich auf und ich schlang meine Beine um deine Hüfte. "Herzlichen Glückwunsch!"
"Dankeeeee!", rief Marco und drückte mir zog Küsse auf die Wange, ehe er mich weiter durchknuddelte.
"Was geht? Was geht? Was geht? Was geeeht?", rief Marcel der aus dem Büro kam.
Marco ließ mich runter und sprang zu Marcel hin. "Duuuu-"
"Bist du Trainer der Bienen?", rief Marcel happy.
"Yeeaaaah!", rief Marco.
"Wie geil!"
Und schon sprangen die beiden Männer im Kreis und in den Armen des jeweils anderen hin und her.
"Männer", seufzte ich nur und wandte mich wieder der Arbeit zu. Die beiden waren echt eine Sache für sich. Wäre Robin noch da wäre es schlimmer. Die drei und vor allen Dingen Robin- man weiß es ja aus den alten Geschichten mit dem Herrn Kaul.
Ich werde es nie vergessen, wie ich den nackten Robin durch Dortmund hinter her gelaufen bin.
Wie wir bei seiner Nachbarin waren und Anette die Garfieldkatze für Caros Schwester mitgehen lassen haben - oder eher ich.
Robin und ich hatten danach auch noch eine gute Zeit und echt viel Mist erlebt. Es war eine ziemliche Liste geworden.
Ich vermisste ihn schrecklich. Das sah ich auch Marco an.
Seit fünf Jahren, an jenem 30. November ging es Marco alles andere als gut. Die beiden kannten sich von klein auf- waren wie Brüder in den Jahren geworden. Das Band zwischen Robin und Marco ist in den letzten Jahren viel stärker geworden, als das zwischen Marco und Marcel.
Marcel hatte sich auch eine Weile von Marco zurückgezogen, der war ja in mich verliebt. Aber es hing wieder mit den beiden. Auch wenn Marcel merkte, dass er zwar einen großen Teil in Marco's Herzen hatte, aber nicht so einen großen wie Robin ihn immer noch hat.
Der 30. November 2024, war Robins Todestag, dieses Jahr sind es fünf Jahre. Er war bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Das Auto ist bei hoher Geschwindigkeit auf der Autobahn von der Straße abgekommen, nachdem ein Stein von einer Fußgängerbrücke sein Auto traf, das hatte sich überschlagen- Robin war sofort tot. Also bekam er es nicht mit, wie das Auto in Flammen auf ging und sein Körper verbrannte.
Ich bekam die Bilder des brennenden Wagens nicht mehr aus meinem Kopf raus. Ich fuhr hinter Robin im Aston von Marco hinter her. Es war kein Autorennen. Unbegrenzte Geschwindigkeit- wir haben es ausgenutzt.
Ich war aus dem Wagen gesprungen, dachte ich konnte Robin noch helfen. Aber es war zu spät. Ich hätte nichts mehr tun können. Den Feigling von Pisser hatte die Polizei immer noch nicht bekommen. Robins Mörder lief immer noch frei rum.
Ich hatte mir geschworen, wenn ich den Kerl finden werde, dass er, für das, was er Robin antat, es zurück bekommt.
Er war doch gerade so glücklich. Robin hatte eine wirklich nette Frau kennengelernt. Beide waren so verliebt. Nach sieben Monaten Beziehung dachte er schon an eine Verlobung. Ich musste mit ihm den Ring kaufen gehen.
Aber zu dem Antrag und der Frage kam es ja leider nicht mehr.
"So gedankenverloren?", fragte Pascal mich, während Marcel und Marco sich immer noch am unterhalten waren.
Ich wischte mir die kleine Träne aus den Augenwinkel und blickte zu Pascal.
"Geht schon wieder", sagte ich und lächelte. Pascal nickte nur und ließ mich dann wieder in Ruhe. Ich schraubte weiter an dem Audi weiter. Ich wollte es. Jedoch habe ich vergessen, was ich da Schrauben wollte.
Nach Minuten fiel mir ein, dass die Zündkerze neu eingebaut werden musste. Herrjemine.
Jemand umarmte mich von hinten- es roch nach Marco's Aftershave- er drückte mir leichte Küsse auf den Hals. "Wir sehen uns heute Abend", flüsterte er mir ins Ohr.
"Klar", sagte ich. Die Arme um meinem Bauch zogen sich zurück und dann war mein Mann auch schon wieder verschwunden. Er fuhr mit einem Burnout vom Hof und die Jungs klatschten.
"Er lernt!", rief Marcel.
"Hundertprozentig war der noch nicht mal beabsichtig", lachte ich und wandte mich wieder den Audi zu.
Kaum war ich wieder zu Hause, platzte ich sofort in ein Gespräch von Kane und Marco.
Gespräch?
Die beiden hatten sich eindeutig wieder in den Haaren. An der offenen Tür blieb ich stehen und setzte den Rückwärtsgang ein. Weg hier- bevor die mich sahen.
"Mom!", rief Kane und kam aus der Küche.
"Frau!", sagte Marco genau in denselben Ton.
"Verflixt!", fluchte ich auf und tat so, als ob ich gerade das Haus betrat. "Was denn?"
"Papa lässt mich nicht auf die Party von Curtys!"
"Wieso? Hömma, Bürschchen, du hast auch in den letzten Tagen ziemlich viel Wind um nichts gemacht. Also versuche es nicht bei mir. Wenn Papa sagt, nein, dann nein."
"Danke!", rief Marco und drückte mir einen Kuss auf den Mund.
"Ihr seit richtig miese Eltern!"
"Das behauptet nur ein Kind. Mina scheint zufrieden zu sein."
"Und weißt du, was Papa noch gemacht hat. Hier!"
Kane hielt mir dein Handy hin. Da lag seine kaputte Anlage auf dem Bett, ein Klebestift und ein Zettel. Das muss aber echt nicht sein.
Marco bekam einen Klaps auf den Hinterkopf und Kane auch gleich mit.
"Hey!", riefen beide.
"Ihr geht mir mit euren bescheuerten Beef auf den nicht existierenden Hodensack." Ich machte eine Pause. "Mina!"
"Was?", fragte sie und kam aus dem Wohnzimmer.
"Magst du mit nach Tante Emy?"
"Nee. Ich hab Kopfhörer. Das geht schon."
"Oke. Da fahre ich jetzt hin. Bis später. Wenn die beiden sich weiter in den Haaren haben, dann ruf mich an. Das ist echt nicht mehr zu ertragen."
Rückwärts verließ ich das Haus und machte mich in meinem Camaro auf den Weg nach Emely.
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