KAPITEL 56
~ Kane's Sicht ~
Am nächsten Tag, stand ich gegen 13 Uhr in der Küche und suchte in der Küche nach Nutella. Doch ich fand ihn nirgends. Entweder hat Mama das Glas wieder versteckt oder bereits vernichtet.
Ich seufzte auf und holte mir einfach aus dem Kühlschrank Kräuterfrischkäse raus. Dann muss dieser halt daran leiden. Ich schnappte mir einen Löffel und setzte mich am Küchentisch.
"Uh, du isst den Frischkäse so?", fragte Papa mich, als er plötzlich in der Küche stand.
"Ja, hilft gegen einen Kater", log ich.
"Du löffelst normalerweise Nutella aus, wenn's dir von der Gefühlslage her nicht passt", bemerkte Papa.
"Mama hat das Glas Nutella vernichtet."
"Ist gestern was auf der Party passiert?", hakte er weiter nach und setzte sich gegenüber von mir an den Küchentisch.
"Nö, lief alles bestens."
"Auch, als Curtys und du, den nackten Nico durch die Nachbarschaft gejagt habt?"
"Woher weißt du das?"
"Nuri hat das gesehen und mich sofort angerufen. Habt ihr irgendwelche Drogen genommen?"
"Nein, da gab's wie immer nur Bier."
"Hm. Okay, was ist dann los? War irgendwas mit Solin?"
"Nein, mit Solin ist alles okay."
"Kane?"
"Marco?"
"Irgendwas ist doch. Ich kenne dich, wenn du irgendwas auf dem Herzen hast, frisst du nicht umsonst Nutella, oder Marmelade oder Frischkäse in dich hinein, als gäbe es kein Ende."
"Ich habe meine Tage", log ich weiter.
"Dein Ernst?"
"Boah", sagte ich und haute auf dem Tisch. "Du willst wissen, was ich habe? Ich weiß nicht wieso, aber seit du aus London zurück bist, bist du einfach nur noch komisch. Gegenüber Mama am meisten. Dann redet ihr kaum noch miteinander. Gestern habt ihr hier irgendwas besprochen, als Mina und ich rein gekommen sind, bist du mit den Papieren abgehauen. Wenig später bekomme ich mit, wie du mit Richarda telefonierst. Meintest, dass Mama das nicht mitbekommen darf und den Scheiß. Hast du was mit der Anwältin am Laufen, willst dich jetzt von Mama trennen, damit du mit der ein neues Leben aufbauen kannst?"
Papa blickte mich irritiert an und runzelte die Stirn.
"Eh, nee", meinte er verdutzt. "Mama und ich haben uns gestern über was anderes unterhalten, was dich betrifft."
"Oh, Gott. Ich bin nicht dein Sohn?"
"Doch bist du?"
"Dann ist Mama nicht meine Mama?"
"Mama und ich sind deine leiblichen Eltern. Das hat damit auch gar nichts zu tun, über was Mama und ich gestern gequatscht haben."
"Was war es dann?"
"Mama und ich lassen uns ganz bestimmt nicht scheiden. Und ich hab ganz sicherlich nichts mit Ricarda. Die ist doch vom anderen Ufer."
"Du meinst, sie steht auf Frauen?"
"Ja."
"Hat Mama was mit ihr gehabt?"
"Um Gottes Willen, Kane. Nein. Es hat sich keiner gegenseitig betrogen. Ich hab gestern mit Basti geredet. Du hast ein Angebot erhalten, für eine Erste Liga."
"Für Borussia Dortmund?", fragte ich begeistert.
"Nee, wäre ich da kein Trainer, dann ja. Aber leider nein", sagte Papa ruhig. "Du hast ein Angebot von Real Madrid bekommen."
"Jugendabteilung?", fragte ich und rünfte die Nase.
"Nö, erste Mannschaft höchstpersönlich. Der Boss CR7 hat sich persönlich wegen dir bei Basti gemeldet. Er hat dich auf Youtube gesehen und war sofort hin und weg."
Ich schrie auf. "Ich kann nach Madrid? Erste Mannschaft. Ab wann?"
"Juni."
"Nächstes Jahr?"
"Dieses."
"Waaaaaaaas?", fragte ich und setzte mich wieder hin. "Jetzt schon."
"Ja, Mama und ich wären damit einverstanden, auch wenn es einem nicht leicht fällt. Aber da du eine Unterkunft gestellt bekommst und ziemlich viel Kohle im Monat verdienst, und das sowieso dein Traum..."
"Mama und du unterschreibt sofort! Sofort!", rief ich glücklich und haute auf dem Tisch.
"Wieso war mir das klar, dass du so ausflippst?"
"Ja, ich gehe nach Real Madrid."
"Hast du dir auch ehrlich verdient."
"Okay ich muss darüber mit den Jungs reden. Also nur Curtys und vielleicht auch Nico. Wenn ich wieder da bin, ist der Vertrag unterschrieben und abgeschickt." Dann hielt ich inne und setzte mich wieder hin. "Kannst du mir mal was verraten?"
"Ja, was denn?"
"Wieso bist du denn so komisch, seit du aus London zurück bist. Ist da irgendwas blödes vorgefallen?"
"Hab nur Stress mit Mario. Der will das so haben, aber ich will das anders haben. Da gibt es halt Zickenkrieg."
"Ach, wird schon wieder", sagte ich und sprang wieder vom Platz auf. "Dann mach ich mich fertig, hau mir ne Kopfschmerztablette rein und fahre zu Nico."
"Ja, mach das. Und wenn Mom zu Hause ist, dann liegt der Vertrag schon in deinem Zimmer. Bereit unterschrieben zu werden. Und wir liefern ihn dann höchstpersönlich bei Spasti ab."
"Spasti?"
"Ich hab Basti gesagt."
"Jaja, Papa", sagte ich und verschwand nach oben in meinem Zimmer. Irritiert blickte ich auf mein Handy, welches am Laden war. Ich hatte eine Nachricht von Solin, und das brachte mich nur noch mehr zum Grinsen.
Soso: Hey, Dumpfbacke, können wir uns treffen? Um 14:30 am Platz am Phönix.
Kane: Hab deine Nachricht gerade erst gelesen. Bin in ein paar Minuten da. Hab gerade mit Papa gequatscht. Muss dir auch etwas erzählen. Bis gleich, du Trottelinchen.
Ich drückte auf Senden und machte mich fertig. Zehn Minuten später, bin mal mit meinem BMX gefahren, kam ich auch schon am Treffpunkt an. Solin saß bereits auf der Treppe und blickte auf die fetten Häuser der Schicki-Micki-Leute.
"Eyjo", sagte ich und setzte mich neben ihr.
Sie blickte zu mir. "Eyjo", entgegnete sie.
"Wieso treffen wir uns?", fragte ich neugierig nach.
"Naja, ich wollte eigentlich mit dir reden."
"Oh, hört sich ernst an."
"Nee, dass wird kein schlechtes Gespräch. Keine Panik," warf sie ein, damit ich ja nicht in Panik ausbrach. "Also, da war ja gestern der Kuss."
"Ja, dass einzige, was ich gestern nicht vergessen habe", bemerkte ich. "Und Nico's behaarten Arsch."
"Oder das kleine Würstchen, was man Penis nennt", fügte Solin hinzu.
"Darauf hast du geschaut?", fragte ich und konnte meine Eifersucht nicht verbergen.
"Woah, werde mir jetzt nicht eifersüchtig. Darauf kannst du um Gottes Willen nicht eifersüchtig werden."
"Kann ja sein, dass ich einen Kleineren habe", sagte ich scherzend.
"Wir schwanken ab", bemerkte Solin.
"Stimmt. Du hast den Kuss angesprochen."
"Ja, genau, ich sag's jetzt einfach, wie es ist."
Ich musste schlucken. Was kam jetzt.
"Wir beide verstehen uns gut und wir sind doch beide der Meinung, dass wir uns ziemlich gut verstehen."
"Uhm, ja."
"Naja, dann war der der Kuss und das was du alles für mich gemacht hast. Ich meine, dass würde niemand machen, der sich nicht ansatzweise für mich interessieren würde. Vermutlich doch, aber das sind diese Typen, die immer nur das eine wollen. Aber so bist du nicht. Du hättest es schon oft ausnutzen können, wenn wir alleine waren, aber das hast du nicht. Und das finde ich gut. Und außerdem ist das Verhältnis zwischen uns auch anders geworden. So gut und ich weiß nicht, also ich weiß von mir aus, dass ich mir vorstellen könnte, dass wir eventuell, vielleicht, naja, irgendwie kann ich mir schon vorstellen, wenn aus uns beiden etwas Ernstes wird. Ich meine, ich mag dich viel zu dolle, keine Ahnung wie es mit dir ist."
Ich wurde sofort rot in der Fresse. Vermutlich sah ich aus wie Mr. Krabbs, der gleichzeitig noch einen Sonnenbrand hatte. Ja, mir ging es genauso. "Ja, mir geht's echt genauso. Ich hab auch Gefühle für dich- mehr als Freundschaftliche."
"Okay, dass ist gut", nickte Solin. "Was hältst du davon, wenn wir es miteinander versuchen würden? Dumm oder nicht so? Ich meine, dagegen spricht doch nichts, oder?"
"Nein, es spricht gar nichts dagegen", grinste ich. "Darf ich dich küssen? Ohne das du mir danach, wie gestern vor die Füße kotzt?"
"Ich bin nüchtern. Das wird schon nicht passieren", lachte Soso und zog mich am Kragen zu sich rüber. Sofort presste sie ihre Lippen auf meine und ich erwiderte den Kuss nur zu gerne.
Was war los bei mir? Wie viel Glück habe ich in letzter Zeit. Ich bekam einen Freispruch, ich glaube, ich habe gerade eine Freundin abbekommen und ich spiele bald für die Königlichen. Oh fuck. Und da ist schon das nächste Problem. Wie soll das mit Soso und mir funktionieren, wenn sie hier in Dortmund ist und ich in Madrid?
~ May's Sicht ~
Ich saß in der Werkstatt im Büro und sorgte dort für Ordnung, was die Neue irgendwie gar nicht kannte.
"Für Ordnung sorgen kann die feine Dame nicht, aber vor die Knie gehen und Marcel einen Blasen, dass kann die. Feuern müsste ich dieses Flittchen", murmelte ich vor mich hin, als ich die ganzen Papiere sortierte.
Rechnungen auf Rechnungen, Anträge auf Anträge, Bewerbungen auf Bewerbungen. Ich fluchte auf, als ich einen getragenen Damenslip zwischen den Unterlagen sah.
"Den Arsch abwischen kann die sich auch nicht", bemerkte ich und schob einen Zettel unter dem Schlüpper, damit ich diesen in der Handtasche der "Neuen" schmeißen konnte. Als mein Handy aufklingelte, war ich erfreut, dass ich abgelenkt wurde.
"May Reus hier", meldete ich mich zu Wort.
"Seit wann meldest du dich bei deinem geheiligten Vater mit Namen. Was ist mit 'Hallo schottische Faltenfresse'?", lachte Papa.
"Daaaaaaddyyyy", quietschte ich erfreut. "Schön mal wieder deine Stimme zu hören."
"Finde ich auch", sagte Papa. "Also die Stimme meiner Erstgeborenen."
"Wieso schleimst du so. Was hast du jetzt wieder angestellt? Hast du Ivanka Trump wieder vor laufender Kamera und vor Trump beschimpft?"
"Nein", meinte Papa. "Ich hab eine Bitte an dich."
"Was denn?"
"Du und Janu", Janu war meine ziemlich kleine Schwester. Flutschjahr 2010 - also ist sie zwanzig. "Habt euch lange nicht mehr gesehen."
"Ja, aber wir telefonieren einmal in der Woche."
"Diese Woche auch schon?"
"Nope."
"Hm, dann hat sie dir das gar nicht erzählt."
"Was?"
"Sie hat sich von ihrem Freund getrennt. Er hat sie betrogen und naja, jetzt ist sie ziemlich durcheinander. Mit mir lässt sich nicht reden. Ich hab ihr ein Flugticket besorgt, sie war damit einverstanden, dass sie erstmal Urlaub bei dir macht. Vielleicht ist sie noch da, wenn du das Kind wirfst."
"Also, bevor ihr mich fragt, ob das zeitlich überhaupt passt, habt ihr schon entschieden?"
"Ja, wie eigentlich immer."
"Puh, Dad. Kannst froh sein, dass kein Urlaub geplant war oder sonstiges. Dann soll sie runterkommen. Wann denn?"
"Sie landet heute Abend Punkt 18 Uhr in Köln Bonn."
"Papa!"
"Ja, was. Besser als wenn du gar nicht Bescheid wüsstest. Heul nicht, du bist eine Flanagan."
"Ja, eine Flanagan, eine Range und eine Reus. Mit mir legt man sich nicht an."
"Mach ich gar nicht. Ich rede vernünftig."
"Weiß ich, Dad. Janu, soll mich antickern, wenn sie gelandet ist."
"Du bist die Beste, Dimple."
"Ist klar, Chibs."
"Hey, ich weiß, dass ich Narben im Gesicht habe. Die machen mich gerade sexy as fuck."
"Dad, du bist Ü-60, fast 70. Deine Uhr tickt schon."
"Deine auch", sagte Papa.
"Schön. Gewonnen. Ich muss auch weiter arbeiten, Papa."
"Ja, ich muss auch los. Ruf an, wenn Janu da ist."
"Mach ich, Dad. Melde dich bald wieder. Ich liebe dich."
"Ich liebe dich auch, Dimple."
Damit war das Gespräch beendet. Ich steckte mein Handy wieder in die Hosentasche und räumte weiter auf. Nachdem ich fertig war, machte ich mich auf dem Weg nach Hause. Glücklich war ich auf einmal, da ich meine kleine Schwester endlich wieder sehen kann. Aber auf der anderen Seite, war ich auch traurig, da mich mein Sohn bald verlassen würde - wenn er sich dafür entschied, nach Madrid zu gehen.
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