Kapitel 42
KAPITEL 42
~ Marco's Sicht ~
"London. Zum vermehrten Male kam es in West Ham, London, zu einem illegalen Straßenrennen unbekannter Beteiligten, wo es zum dritten Mal ein Todesopfer (53) gab. Der Familienvater war selbst nicht an den Rennen beteiligt, sondern nur auf dem Weg zu einer Tankstelle, um Windeln für sein drei Wochen altes Baby zu holen. Dabei kam es zu einem tragischen Unfall, mit einem der Rennfahrer. Dieser ließ das Auto zurück und man geht davon aus, dass er von den anderen beteiligten eingesammelt wurde. Sie sind immer noch auf der Flucht. Laut Zeugenaussagen, sollten es sich dabei um vier weiße gewesen handeln, mit mehreren komischen Akzenten, die Halloweenmasken trugen, um ihre Identität zu schützen. Desweiteren sei der Ford Mustang Shelby, das Unfallauto, nicht rechtlich angemeldet, sodass man den Fahrer nicht ausmachen kann. In den letzten Monaten, kam es vermehrt, zu illegalen Straßenrennen in London. Die Londoner Polizei geht davon aus, dass die Straßenrennen und etlichen Raubüberfälle ein Zusammenhang haben, da es immer von vier Personen durchgeführt wurde. Drei Männern und einer Frau. Weitere Details zu der Beschreibung der Personen, finden sie im letzten Artikel", las ich leise vor, als ich wenig später in der Badewanne zu Hause saß und ich einfach nicht aufhören konnte, mich über die ganze London-Sache schlau zu machen. Es ist einfach nur ein beschissener Zufall, das einer der Täter, während der Überfälle genau das gesagt hat, was Robin immer sagte. Aber wie sollte das sein? Er war tot. Autounfall. Ich weiß auch nicht, was ich glauben sollte. Also ging ich auf den vorigen Artikel, um mir die spärlichen Beschreibungen der vier Täter anzuschauen.
"Mann, weiß, circa 1,90, schlank, hat versucht mit irischen Akzent zu reden, Zeugen hörten aber einen amerikanischen Akzent raus", murmelte ich und zuckte mit den Schultern. Das kann auch wieder auf etlichen Menschen zutreffen. Dann las ich weiter. "Frau, circa 1,60 groß, weiß, sportlich schlank, russischer Akzent, Unendlichzeichen als Tattoo auf dem rechten Zeigefinger", nuschelte ich. Mehr wussten die über sie auch nicht. Nicht mal die Haarfarbe oder Schuhgröße. Aber sie hatte ein Tattoo auf dem Zeigefinger. Entweder deckte sie das mit einem Ring ab, oder ließ sich gar nicht in der Öffentlichkeit blicken. Wenigstens schon mal ein Hinweis, aber trotzdem wurde ich nicht schlau raus. "Mann, circa 1,85, weiß, merkwürdiger Akzent (entweder Deutsch oder osteuropäisch, muskulös, mit kleinen Bierbauch." Ich runzelte die Stirn. Es könnte auf Robin zutreffen, oder es war einfach nur ein Zufall. Es ist einfach nur ein Zufall und Ende.
"Mann, circa 2,00 Meter, weiß, amerikanischer Akzent, groß, pummelig."
Ich las noch ein paar weitere Artikel. In dem einem, in dem es um einen Raubüberfall auf einen dicken Juweliergeschäft ging, konnten sich die Personen, die sich zum Zeitpunkt des Überfalls im Laden aufhielten, an nichts mehr erinneren. Die Polizei stellte noch Reste von Betäubungsgas, welches vorher aus einem Polizeipräsidium gestohlen wurde, fest. Ein Zeuge, der vor dem Laden stand und sich über die Motorräder vor dem Eingang beschwerte, konnte die Zeugenbeschreibung erstellen und erinnerte sich an einen Satz, der einer der Täter erwähnt hat. Den Spruch, den Mario vorhin erwähnt hat. Danach hatte er dem Zeugen eine 50.000 Euro Halskette in die Hand gedrückt. Danach waren sie mit den Motorrädern geflüchtet, lieferten sich eine kurze Verfolgungsjagd mit der Polizei, und verschwanden wieder von der Bildfläche.
Als es an der Badezimmertür klopfte, fuhr ich erschrocken zusammen und hätte fast mein Handy ins Badewasser fallen lassen. Ich legte das Handy auf das Regal neben mir, nachdem ich die Tastensperre reingemacht hatte und fragte nach, wer da war.
"Du bist schon eineinhalb Stunden in der Wanne, Schatz", hörte ich meine Freundin besorgt sagen. "Deine Eier müssen doch schon längst abgefroren sein."
"Ich bin eingeschlafen", log ich. "Ich komme gleich raus, nachdem ich meine Eier gefunden habe."
Ich hörte May leise lachen. "Pass auf, die sind dann bestimmt so klein, dass sie im Abfluss verschwinden, wenn du das Wasser rauslässt. Soll ich dir eine Taucherbrille besorgen?"
"Nein, nein. Das geht auch schon so."
"Okay. Ich mach dann Essen."
"Hört sich gut an", rief ich und erhob mich aus der Badewanne. Ich schnappte mir ein Handtuch aus dem Regal und wickelte mich damit ein. Dann stieg ich aus der Badewanne und ließ das Wasser aus der Wanne. Währendessen, trocknete ich mich ab und machte mich weiter fertig.
Eine Dreiviertelstunde später, half ich meiner Frau, den Küchentisch zu decken, während sie sich weiter um das Essen kümmerte. May hatte erwähnt, dass es heute irgendwas mit Würstchen gab.
"Was genau gibt es noch mal zu Essen?", fragte ich verwirrt nach und blickte zu meiner Frau, die gerade die Soße am umrühren war.
"Würstchen, Mörchen und Erbsen, Kartoffeln und nur für dich Soße, weil wir anderen drei, dass alles in Ketchup ertränken werden", zählte sie auf und gähnte.
"Schon wieder müde?", fragte ich nach.
"Japp, ich habe heute keinen Mittagsschlaf gemacht. Ich denke mal, dass Würmchen rächt sich gerade dafür."
Ich stellte mich hinter May und legte meine Arme um ihren Bauch, dann vergrub ich mein Kinn in ihrer Schulter und schloss meine Augen. "Dann legen wir beide uns gleich ein wenig hin, wenn es dir recht ist?"
"Wenn unsere Kinder nicht gleich wieder irgendwas von uns wollen, dann geht das wohl klar", stimmte May zu. Ich drückte ihr einen langen Kuss auf die Wange und streichelte ihr kurz über die immer weiter wachsende Kugel.
"Ich hol die beiden Pimmelberger schon mal", sagte ich und entfernte mich aus der Küche.
"Wie kommst du immer auf solche Wörter?", hörte ich May belustigt fragen.
"Du keine Ahnung, ich denke die habe ich andauernd von meiner Frau", rief ich zurück und lief die Treppen nach oben. "Kane! Mina! Essen fassen!"
"Sind wir bei der Bundeswehr?", hörte ich Kane rufen, während von Mina überhaupt kein Ton kam. Wie ich es mir gedacht hätte, saß sie wieder einmal vor der Xbox und war sich mit Leuten über das Headset am unterhalten. Hach, wer kannte nicht die ganzen kleinen Kinder, die einen grundlos über die Partyfunktion beleidigten? Und mit so einen hatte Mina gerade zu tun. Ich hörte den kleinen Furz am Ende immer wieder: "Halt die Fresse, halt die Fresse, halt die Fresse, halt die Fresse, halt die Fresse, halt die Fresse!"
"Wie wäre es, wenn du mal Luft holen würdest, du Analbremse!", kreischte Mina ins Headset und schmiss dieses danach völlig wütend auf den Boden. Sie blickte zu mir. "Analbremse?", fragte ich nur.
"Mama", antwortete sie, als sei es das selbst verständlichste auf dem Planeten. "Was gibt es denn?"
"Essen ist fertig."
"Okay, ich schreibe Joe nur kurz, dass ich essen bin." Sie schnappte sich ihr Handy und tippte auf dem Bildschirm herum.
"Hast du jetzt schon seine Handynummer?", fragte ich neckend.
"Ja, wir schreiben jetzt auch. Ihm ging es auf die nerven, dass wir immer über die Xbox App schreiben. Dann hat er mir seine Nummer geschickt."
"Okay, was ist da eigentlich zwischen Joe und dir?", hakte ich nach.
"Mina ist verliebt in Joe! Mina ist verliebt in Joe! Mina ist verliebt in Joe!", trällerte Kane vor sich hin.
"Kane ist verliebt in Sidolin! Kane ist verliebt in Sidolin! Kane ist verliebt in Sidolin!", konterte ich.
"Bin ich gar nicht und sie heißt Solin. Wann geht das in deinen Kopf, Papsch?"
"Nie mehr. Jetzt kommt essen."
"Wie komme ich nur darauf, dass Mom müde ist?", flüsterte Kane mir zu. Anstatt Kane und ich am essen waren, beobachteten wir lieber meine Frau, der immer wieder die Augen zufielen. Es dauerte nicht mehr lange und sie würde einschlafen. Mina saß neben ihrer Mutter und stupste diese immer wieder an, damit sie wach blieb. Lustlos und völlig müde, stopfte May sich eine leere Gabel in den Mund. "Wieso schmecken meine Kartoffeln, immer nach nichts", seufzte sie gekränkt. Kane lachte leise, während ich am Schmunzeln war. Sie legte die Gabel bei Seite und seufzte. "Du hast gerade keine Kartoffeln auf der Gabel gehabt", sagte Mina liebevoll und piekte eine Kartoffel auf, dann hielt sie die volle Gabel vor dem Mund ihrer Mutter. "Hier kommt das Flugzeug", sagte Kane und lachte wieder. May machte lustlos ihren Mund auf und Mina schob ihr die Gabel in den Mund. "Kartoffel abziehen und kauen."
"Du musst auch irgendwann herunter schlucken", bemerkte ich, als May immer noch die Kartoffeln am zerkauen war.
"Hm", murmelte sie nur und schluckte das gekaute Essen herunter.
Wir haben ja alle damit gerechnet, dass es so kommen würde. Gott sei Dank, hatte Mina etliches Besteck von meiner Frau weggenommen. Denn nur fünf Minuten später, knallte May mit dem Gesicht vorran ins Essen. Erschrocken fuhren wir zusammen, als der ganze Tisch rappelte. "Mom?", fragte Mina und stupste sie an.
"Lass mich schlafen!", nuschelte May und schlug mit den Armen um sich. Mina rutschte bei Seite, bevor sie von den fliegenden Armen getroffen wurde.
Kane drückte mir etliche Lagen Zewa in die Hand. Mina zog May noch hinten auf die Lehne des Stuhls und ich wischte ihr das Gesicht sauber. "Macht mal Platz. Ich schlepp Mama mal ins Wohnzimmer", sagte ich und schmiss das Zewa in den Müll. Dann schnappte ich mir meine Frau und hob sie hoch. Nachdem ich May im Wohnzimmer auf die Couch legte und zu deckte, ging ich wieder zurück in die Küche, wo ich mit den beiden Kindern in Ruhe essen konnte. "Wie läuft die Schule?", fragte ich nach.
"Wie immer", antwortet Kane. "Ach, du wirst nicht glauben, wer jetzt bei mir Probetraining hatte? Wir haben ihn versucht rauszuekeln, aber das hat einfach nicht geklappt."
"Wer?", fragte Mina.
"Jason."
Entsetzt schmiss ich die Gabel auf den Teller. "Ist'n Scherz?"
"Nein. Leider nicht. Wir haben wirklich alles versucht ihn rauszukicken. Nichts hat funktioniert."
"Ich regel' das schon mit Sebastian", sagte ich. "Das sehe ich nicht ein, dass dieser Klötenklatscher in deinem Team ist. Nein, nein, nein, nein, nein."
"Wenn das was bringt, dann halt ich dich nicht auf."
"Normalerweise sage ich, dass du dich von sowas nicht unterbuttern lassen sollst. Aber, dass dieser Typ in deinem Team ist, das werde ich nicht auf mich sitzen lassen. Das sag ich dir. Ich werde Basti gleich anrufen und dann klären wir das weiter ab. Der hat nichts beim BVB zu suchen. Ich glaub mir fällt ein Ei ab."
"Mir auch, Papa, mir auch."
"Kann man Jason nicht einfach zurück schieben und dann abtreiben?", fragte Mina. Kane und ich blickten sie entsetzt an.
"Woher hast du das?", fragte ich sie.
"Mom", sagte sie munter und aß weiter.
"Von wem auch sonst."
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