Kapitel 38

KAPITEL 38

~ May's Sicht ~

"Leute, beeilt euch mal!", rief ich und lief durch das ganze Haus, um die Schultaschen, meiner Kinder zu finden, um dort die Brotdosen reinzustecken. Wir waren eh schon zu spät ran und ich musste mich wieder abhetzen, während Marco schon in Brackel war, da irgendwas mit dem Vorstand und seinem CO-Trainer besprochen werden musste. "Kane! Mina! Wir sind spät ran!"

"Jaahaaa!", hörte ich Kane rufen. "Ich finde mein Handy nicht!"

"In deiner Hand?", rief ich zurück und fand endlich die Taschen meiner Kinder. Die standen die ganze Zeit auf der letzten Stufe der Treppe.

"Stimmt!", hörte ich Kane zurückrufen, während ich die Brotdosen in die Tasche stopfte. Irgendeiner meiner Kinder, kam die Treppe runtergestolpert und fing sich gerade noch an der Treppenleiste auf, bevor der Rucksack und die Umhängetasche unter meinen Sohn begraben wurden. "Scheiße, das war knapp", murmelte Kane erschrocken, während ich mir immer noch das Herz hielt. "Wieso hetzt du uns heute so? Es ist Montag, Mama."

"Ich weiß. Ich muss gleich auf der Arbeit sein und euch muss ich ja wohl in der Schule abliefern. Der Bus ist schließlich schon weg."

"Das ist natürlich belastend", nickte Kane und blickte mich an. Ich zog die Augenbraue hoch. "Was denn?"

"Hopp, hopp. Beeil dich. Minaaaa!"

"Die sitzt entweder immer noch oder wieder vor ihrer Xbox", antwortete Kane und schlüpfte in seine Sneakers. 

"Bitte was?", fragte ich verdutzt und drückte meine Jacke Kane in die Hand. Dann ging ich die Treppen nach oben. Als ich an der Zimmertür stand, saß Mina ehrlich hochkonzentriert da und starrte auf den Bildschirm. "Mina?" Sie reagierte gar nicht auf mich. Ich verdrehte die Augen und ging zu Mina, die auf ihrem Bett saß. Ich setzte mich neben ihr und sie blickte mich verdutzt an. Sie zog sich das Headset vom Kopf und fragte, was ich denn wolle.

"Du, keine Ahnung, vielleicht in die Schule, Kleine?", stellte ich mich extra dumm und kratzte mir die Stirn. "Wir sind schon spät ran. Du kannst nachher wieder zocken, wenn du zu Hause bist."

"Ja, Mama. Ich gehe nicht zur Schule", antwortete Mina nur.

"Wieso nicht?"

"Joe, ist krank und wieso sollte ich in die Schule, wenn er nicht da ist?"

"Um was zu lernen und später nicht vom Staat abhängig zu sein?"

Mina überlegte. "Bitte, Mama. Ich helfe dir nachher auch im Haushalt."

"Nein, brauchst du gar nicht. Wir haben eine Putzfrau. Hast du das wieder vergessen? Du gehst zur Schule, oder du darfst nur noch am Wochenende zocken. Dafür werde ich dann schon sorgen. Und jetzt beeil dich. Wir sind immer noch zu spät ran."

"Ja gut, aber darüber, dass ich nur am Wochenende zocken darf, reden wir noch mal", antwortete Mina und schaltete die Xbox aus.

"Ja, darüber reden wir mal", sagte ich und stand vom Bett auf. Dann verließ ich das Zimmer und wartete unten mit Kane auf Mina, die nicht lange auf sich warten ließ. Nachdem ich die beiden Schildkröten an der Schule abgesetzt habe, machte ich mich auf den Weg zur Werkstatt. Ich hatte Marcel gestern geschrieben, dass ich die Woche mal wieder in der Werkstatt auftauchen werde, um zu gucken, wie es da ohne mich läuft.

Schon von draußen, hörte ich den Bohrer und das Gelächter der Jungs. Der Geruch von abgefahrenen Reifen und Benzin lag in der Luft. Als ich auf dem Asphalt vor mir schaute, sah ich schwarze Reifenspuren. Da hatte wohl jemand wieder Donuts und Burnouts auf den Asphalt gelegt. Der Chef persönlich, wer auch sonst.

"Moin moin", rief ich durch die Werkstatt.
"Chefiiiiin!", rief einer der Jungs und kam zu mir gelaufen. "Du warst beim Metzger?"

"Aye-aye, Mett und Brötchen für euch."

"Super, da gibbes ja mehr für uns. Du darfst ja leider nicht. Baby an Bord."

"Ich weiß, alter Mann. Ich weiß", nickte ich und schlug ihn auf die Schulter. Der Opi-Schraubi, der den Namen Harry trug, nahm mir die Sachen ab und ging nach hinten in den Pausenraum.

"Forni!", rief ich.

"Reusi", brüllte Marcel zurück und kam zu mir nach vorne. Nachdem er mich durch geknuddelt hatte, drückte er mir einen Kuss auf die Wange und strich mir kurz über den Bauch. "Hallo, Zwerg."

"Du hast ja zwischendurch erwähnt, dass hier ein paar Dinge neu sind. Wo ist die neue Auszubildene?", fragte ich und schaute mich in der Werkstatt um.

"Sie ist hinten und zieht sich gerade um. Und was willst du jetzt hier machen? Du bist sicher nicht nur hier, um nach dem Rechten zu sehen, oder?"

"Ich will arbeiten", antwortete ich trocken.

"Mit dem Baby in dir?", er runzelte die Stirn.

"Ja, ich mache auch keine harte Arbeiten, versprochen, Marcel." ich setzte meinen Dackelblick auf, damit er endlich diesen blöden skeptischen Blick los wird.

"Wie stellst du dir das jetzt weiter vor?"

"Ja, wir schicken die Bürotussi in den bezahlten Urlaub und dann übernehme ich da den Job."

"Wie lange willst du sie in den Urlaub schicken? Bis das Kind kommt?"

"Jetzt erstmal für zwei Wochen. Ich vermisse es hier einfach. Das ist unser Baby, Marcel."

"Ich weiß, dass der Laden unser Baby ist. Ja gut. Dann rede ich mit Nissa."

"Nissa Skyline, oder was?", scherzte ich und merkte es letztlich selber, dass dieser ziemlich flach war. Marcel tat gleichzeitig so, als würde er stolpern.

"Mensch, der war so flach, dass ich fast auf die Fresse geflogen bin."

"Wie heißt eigentlich unsere Azubine?"

"Lea Anders."

"Okay. Du redest mit Nissa und ich schau mich ein wenig um, wenn ich darf?"

"Hallo? Das ist zu 50 Prozent auch deine Werkstatt", erinnere mich Marcel dran und schlug mir ganz leicht auf dem Hinterkopf.

"Jau, da war ja was", murmelte ich. "Mett und Brötchen, hinten, beeil dich, sonst hat unser Opa alles aufgefuttert."

"Nein! Ich will auch was!", rief Marcel. "Harry! Tisch decken. Alle anderen, Mett fassen!"

Marcel verschwand in Richtung Pausenraum und ich blieb schmunzelnd stehen. Dann setzte ich mich in Bewegung und schaute mich ein wenig in der Werkstatt um. Es hatte sich kaum was verändert. Alles war wie beim Alten und das fand ich gut. Das hatte ich ja schon erwartet, dass Marcel hier nichts verändert hat, was das Aussehen des Ladens betrifft. Das sprach er immer mit mir ab. Auch das mit den neuen Angestellten, aber bei dieser Lea anscheinend nicht.

"Oh, kann ich Ihnen helfen?", wurde ich plötzlich gefragt. Ich drehte mich um und sah ein etwas pummeliges Mädchen mit kurzen und schwarzen Haaren.

"Uhm, nein, du bist wohl unsere neue Azubine, was?", wollte ich wissen.

"Oh, tut mir leid. Sind sie etwa Frau Reus?"

"May, reicht. Wie duzen uns hier. Ja bin ich."

Sie hielt mir die Hand hin und ich schüttelte ihre.

"Wie gefällt es dir bisher?", fragte ich Lea.

"Gut. Ich war vorher in einer anderen Werkstatt, da wurde ich rausgeekelt, da ich eben ein Mädchen bin. Hier ist es nicht so."

"Das ist doch gut. Marcel hat uns ja gerufen. Hab Brötchen und Mett dabei."

"Ja, aber ich bin Vegetarierin", antwortete Lea, als wir auf dem Weg in den Personalraum waren. Ich blickte sie an und nickte nur. "Im Kühlschrank gibt es sicherlich etwas für dich."

"Japp", nickte sie.

"Chefin, ich hab dir ein Käsebrötchen geschmiert", sagte Harry fröhlich und zeigte auf dem Tisch, wo ein Teller mit einem Käse belegten Brötchen stand.

"Danke, hat Marcel die Gehaltserhöhung abgelehnt und schleimst du dich bei mir ein?", lachte ich.

"Ja, aber nee", meinte Harry.

"Gut. Pfeif die anderen Pfeifen hier her. Essen fassen!", sagte ich streng zu Marcel und setzte mich an den Tisch.

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Ein kleines Kapitel. Viel Spaß beim lesen und bis die Tage ihr Eumel :)

Diane

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