Kapitel 30
KAPITEL 30
~ May's Sicht ~
Nachdem ich nach einer halben Stunde, wieder zum Direktor musste, musste ich tatsächlich für eine weitere halbe Stunde mit Jason, Jasons Mutter und dem Eichelsack in einem Raum verharren. Er meinte, dass er am Montag noch mal alleine mit Kane reden will und dann sprach er für mich, das Unmögliche aus. Er schmiss Jason für eine Woche von der Schule und er musste sich bei Kane entschuldigen. Vor der ganzen Klasse. Während ich zufrieden, das Büro des Direktors verließ, war die Mutter von Jason am herummeckern. Der Junge selbst blieb ruhig. Vermutlich freute er sich, dass er eine Woche nicht mehr in die Schule gehen musste. Ich hoffte mal, dass ihm das dämliche Grinsen vergehen wird, wenn er eine Anzeige, wegen Körperverletzung im Briefkasten hat. Jasons Mutter zerrte ihren Sohn aus dem Schulgebäude und ich schaute mich nach meiner Tochter und ihr Gefolge um. Die waren nichts zu sehen. Allgemein war die Aula schon leer. Dann waren die schon wieder alle im Unterricht. Ich zückte mein Handy und schrieb Mina, dass ich mich jetzt auf dem Weg zu Emely machte. Sie wollte mich zum Frauenarzt begleiten. Ganz normaler Kontrolltermin. Ich merkte schon, dass mich die letzte Zeit ziemlich fertig gemacht hatte. Das alles mit Kane, die Sache die wegen Auba's Ex-Frau war.
Während ich im Auto saß und mich auf den Weg zur Emy machte, klingelte mal wieder mein heißgeliebtes Handy auf.
"Landeskriminalamt Dortmund, Herr Herrmann, was kann ich für Sie tun?", ich stellte meine Stimme extra tief und versuchte mich wie ein Kerl anzuhören.
"Wow, dein Ernst?", hörte ich Marcel am anderen Ende sagen.
"Fornelliiiii", quietschte ich extra hoch.
"Danke, Weib, hatte ein Headset drinnen. Aber danke", sagte Marcel.
"Kein Ding. Was gibt es denn?"
"Hab von Auba gehört, was mit Kane ist. Bei dem ist alles okay?"
"Ja, klar. Der ist jetzt bis Sonntag mit Marco in den Niederlanden. Den Kopf freikriegen und hoffentlich können die beiden Streithähne sich mal von Mann zu Mann aussprechen", brabbelte ich drauf los.
"Hoffentlich. Diese Streitigkeiten zwischen den beiden, kann keiner mehr ertragen. Selbst Manuela hat die Schnauze voll. Thomas ist das alles wirklich egal. Er kümmert sich ja nur um seinen anwachsenden Bierbauch."
"Jeder braucht eine Beschäftigung im Rentenalter. Was anderes geht ja bei denen nicht", schmunzelte ich.
"Ja, können die doch zum Bingo gehen, oder so."
"Wieso melden die sich nicht gleich in einem Kurs an, wo man das Aufmotzen von Rollatoren lernt? Dann hat man das fette Mercedes-Sternchen vorne drauf."
"Ach, Weib", murmelte Marcel. "Wie geht ihr jetzt weiter gegen diesen homosexuellen Steckdosenbefruchter vor?"
"Homosexueller was?", fragte ich irritiert.
"Nichts. Hab nur wieder Beleidigungen gelernt", antwortete Forni. "Was Neues von deinem Pop und deiner kleinen Schwester?"
"Alles gut bei denen. Er hat sich wegen der Geschichte nur sau die Sorgen gemacht. Ich musste zig mal auf ihn einreden, dass ich noch lebe und es mir gut geht."
"Ich glaube er hat sich gleich doppelt sorgen gemacht. Marco hat zum dritten Mal den Elfmeter verwandelt."
"Genau."
"Ja, für dich gilt jetzt eigentlich völlige Ruhe. Du bist über 40. Da ist das schon eine Risikoschwangerschaft. Wenn dir noch irgendwas in die Quere kommt, übernehme ich das."
"Ja, dann kannst du ja die fette Wuchtbrumme von Jasons Mutter übernehmen. Ich hätte ihr so gerne die Fresse poliert. Soooo liebend gerne."
"Du warst ja schon immer aggressiv. Aber seit du wieder schwanger bist, muss man dich wohl mit Maulkorb an die Leine nehmen."
"Ja, dann muss ich mich mal zusammenreißen. Aber ich kann auch nichts dafür, dass ich so temperamentvoll bin. Ich bin Schottin. Ich darf das."
"Laut deinen Aussagen, darfst du auch alles."
"Ja, weil ich das darf", als ich einen Streifenwagen der lieben Polizei am Straßenrand sah, die einige Leute rauswinkten, war ich froh, über der Freisprechanlage zu brabbeln, sonst hätte ich wieder Rechts rann fahren müssen. "Die Polizei muss mal wieder alle rauswinken, die auch nur für drei Sekunden mal nicht auf die Straße schauen."
"Hauptsache die kriegen Geld für die Stadt rein", hörte ich Marcel motzen. "Ich muss dann auch mal wieder auflegen. Arbeit ruft."
"Du bist Chef, du darfst solange telefonieren, wie du willst."
"Ich hab keine Lust auf irgendwelche Beschwerden von meinen Untertanen."
"Unseren."
"Du bist die Chefin im Schwangerschaftsurlaub."
"Hab ich noch nicht mal beantragt. Momentan bin ich noch krank geschrieben. Aber ich werde wieder kommen."
"Was, wenn ich das nicht will?"
"Ich sitze auch nur im Büro und schraube nicht weiter an Autos herum. Versprochen."
"Ja gut, du weißt schon, wir haben eine die da schon arbeitet?"
"Dann feuer' die doch. Ich halte eh nichts auf die."
"Ich fand sie ziemlich überzeugend."
"Du fandest ihre dicke Titten und ihr Kartoffelsalat toll", brummte ich.
"Ich bin auch nur ein Mann."
"Hast du der Schrabnelle mal in die Fresse geguckt? Hast du ihr Kinn gesehen? Die sieht aus, als wäre sie zwanzig Kilometer mit ihrem Kinn über den Asphalt gepfeffert."
"Urteilen wir mal wieder nur übers aussehen?"
"Ich bin eigentlich nicht so", sagte ich und hielt an einer roten Ampel. "Die Ampeln heute sind niedlich zu mir. Immer wenn sie mich sehen, werden sie rot."
"Ja nee is' klar", sagte Marcel. "Ich lege jetzt wirklich auf. Soll ich jemanden von dir grüßen?"
"Meine Mitarbeiter."
"Okay."
"Oh und frag Mrs-Dicke-Titten-Kartoffelsalat, ob das schleifen mit dem Kinn sinnvoller ist, als eine Schönheitsoperation?"
"Nein! Frag sie doch selber, May... nein, du fragst sie das nicht. Ich warne dich."
"Mooooment. Marcel?"
"Was?!"
"Kann es sein, dass du die ein bissl magst?"
Er antwortete nicht. Und damit hatte ich meine Antwort.
"Marcel Fornell?"
"Was ist denn noch?"
"Ich habe dich was gefragt?"
"Und ich habe doch geantwortet. Nur nicht auf die Frage davor."
"Jesus. Okay, dann nerv ich dich weiter. Wie eure Kinder wohl aussehen?"
"Ich lege jetzt auf."
"Okay."
Und schon hörte ich es tuten. Nein, ich schieb das jetzt nicht auf meine Schwangerschaft, dass ich so unerträglich bin. Es sind einfach nur die letzten Sachen, die alle in letzter Zeit auf mich herunterprasseln. Ich hätte mit in die Niederlande fahren sollen, dann hätte ich auch mal einen freien Kopf bekommen. Aber ich darf ja nicht die Stadt verlassen und muss für die Kommissare immer auf Abruf bleiben.
Während ich ein Parkplatz in der Nähe des Frauenarztes am Suchen war, hatte mich Emely schon mal angerufen und gefragt, wo ich bleibe. Nachdem ich ihr erzählt habe, dass ich auf der Suche nach einem Parkplatz war, meinte sie, dass ich doch wenigstens mal mit der S-Bahn hätte fahren können. Dann würde ich nicht immer spät zu meinen Terminen kommen.
"Ich weiß, ich bin zu spät", sagte ich, als ich zehn Minuten später vor der Rezeption der Praxis stand.
"Wer sind Sie?", fragte mich die Mitarbeiterin.
"Frau Reus. Ich hatte einen Vorsorgetermin, vor-" ich schaute auf meine Armbanduhr. "zwanzig Minuten."
Die junge Frau tippte auf der Tastatur des Rechners herum. "Hm. Sie sind spät dran."
"Das sagte ich bereits."
"Nehmen Sie noch mal einen Augenblick Platz."
"Danke." Emy und ich gingen in den gut gefüllten Warteraum und nahmen auf den Stühlen Platz. "Wo ist eigentlich dein Sohn?"
"Bei Melanie. Der wollte nur mal wieder mit Mia spielen. Hast du schon was von deinem Mann gehört?"
"Wie erwähnt, hatten wir vorhin ja telefoniert. Bisher kam noch nichts weiter."
"Dann schreib ihn."
"Sollte ich auch mal machen." Ich zog mein Handy aus der Handtasche und schrieb Marco, was die beiden machten. Noch bevor ich eine Antwort von meinem Mann bekam, rief mich die Medizinische Fachangestellte auf. "Willst du mit, oder wartest du hier?"
"Ich warte hier kurz."
"Okay", sagte ich und stand auf. Ich folgte der Angestellten in einen der Behandlungsräume, wo meine Frauenärztin schon auf mich wartete.
~ Marco's Sicht ~
"Danke, dass du uns geholfen hast", sagte ich erleichtert, als das Zelt endlich aufgebaut war. Ich hielt den Mann von Elena, seine Flasche Bier hin, welche er mir vorhin in die Hand gedrückt hatte.
"Kein Problem", antwortete er und trank einen Schluck von seinem Bier. Kane war bei seiner Oma am Wohnwagen und schrieben eine Einkaufsliste. Wir wollten erst zum Strand und danach wollten wir alle schön Grillen.
"Wie hast du eigentlich Elena kennengelernt?", fragte ich den Typen, von dem ich den Namen wieder vergessen hatte.
"Beim Bloody Ride", sagte er und kratzte sich seinen frisch gestutzten Bart.
"Beim bitte was?", fragte ich und runzelte die Stirn.
"Der Bloody Ride ist einmal im Jahr in Hannover. Da fahren sämtliche Biker aus Deutschland hin, um Blut zu spenden. Sei es Free Rider, oder welche die im Chapter sind. Elena war eine der Helferinnen."
"Was fährst du denn, wenn ich fragen darf?"
"Harley Davidson."
"Irgendein Chapter oder Free Rider?"
"Chapter und bevor du fragst, ich bin ein Engel aus der Hölle."
"Hells Angels?"
"Einer davon", nickte der Typ. Nachdenklich blickte er mich an. "Halt mich für blöd. Aber ich habe deinen Namen wieder vergessen."
"Marco."
"Ah okay."
"Ja, uhm", meinte ich und kratzte mich an der Stirn.
"Du meinen auch?", hakte er nach. Ich nickte nur.
"Teddy."
"Teddy?"
"Meine Freunde nennen mich so. Du bist keiner, für dich also Theo." Damit ließ er mich stehen und ich blieb verdutzt zurück. "Elena, was is' nun? Gehen wir jetzt zum Strand?"
"Kane, kannst du mir mal kurz helfen?", rief ich meinen Sohn rüber, der am Tisch mit seiner Großmutter saß. Er blickte zu mir und rief: "Wobei?"
"Die Sachen ins Zelt schmeißen, die Feldbetten aufstellen und den Strom an dem Ding anschließen, damit wir unsere Handys aufladen können?"
"Okay", nickte dieser und kam zu mir rüber. Während Kane mir alles in die Hand drückte, waren Theo und Elena im Wohnwagen verschwunden. Keine Ahnung, was die da machten. Es war mir aber auch egal. Im vorderen Bereich stellte ich erstmal die ganzen Sachen ab. "Das war's", sagte Kane und stellte sich neben mich im Zelt. "Jetzt die Feldbetten?"
Ich nickte zustimmend. Wir hatten drei Schlafkabinen, die im Zelt selbst angebracht waren. Eine wurde für die ganzen Sachen benutzt und in den anderen beiden wurden je ein Feldbett aufgestellt. Ich legte die Schlafsäcke auf die Betten drauf und schnappte mir Kane's Reisetasche, welchen ich daneben stellte. Während Kane so nett war und mein Schlafsack auf mein Feldbett legte- ein paar Sekunden später klatschte er meine Reisetasche auf das Bett, hatte ich bereits den Adapter am Stromteil außerhalb des Zeltes angeschlossen und verlegte das Verlängerungskabel, durch eine offene Stelle durch das Zelt, in den Vorderraum. Die Stromtrommel stellte ich genau in der Mitte ab, sodass es keinen Totschlag gab, wenn Kane und ich Strom brauchten. "Okay, die Handys laden wir im Auto auf, wenn wir in die Stadt fahren." Ich blickte zu Kane, der die Kühlbox am Strom anschloss.
"Können wir machen", sagte Kane. "Wir verbringen jetzt aber nicht die ganzen Tage nur mit Oma, oder?"
"Nein, wir machen die anderen Tage noch was zu zweit", munterte ich ihn auf und haute ihn leicht auf die Schulter.
"Dann bin ich ja beruhigt."
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