Kapitel 26

KAPITEL 26

~ Marco's Sicht ~

Nachdem mein Sohn untersucht wurde, mussten wir noch ein wenig warten, bis endlich dieser Arzt mit dem Ergebnis kam. Wir beide saßen wieder im Warteraum und drehten Däumchen. Naja, eher Kane. Ich zockte auf meinem Smartphone Tetris. 

"Wie lange sitzen wir hier schon?", fragte Kane nach einer Weile. Ich pausierte das Spiel und schaute nach der Uhrzeit nach. Wieder 30 Minuten um.

"Dreißig Minuten und ein paar zerquetschte. Wir kommen sicherlich gleich dran."

"Kane Reus!", wurde er wieder aufgerufen.

"Hab ich doch gesagt", sagte ich und steckte das Handy weg.

Kane stand auf und ich folgte ihm und der Arzthelferin zum Arzt ins Zimmer. Dieser saß auf seinem Platz, hinter seinem Schreibtisch und schaute uns an. Während Kane sich sofort auf einen Platz setzte, machte ich die Tür hinter mir zu. Dann setzte ich mich auf dem Stuhl daneben und fragte dem Arzt, was los sei.

"Du bist dir sicher, dass du nirgends mit deinem Kopf gegen geknallt bist?", fragte der Arzt ihn nach.

"Ja, wieso?", fragte Kane leise und rieb sich den Hinterkopf.

"Weil du eine Gehirnerschütterung hast", sagte er. Ich blickte zu Kane und runzelte die Stirn.

"Hast du vielleicht vergessen, dass du ein Ball gegen die Birne bekommen hast?", hakte ich nach.

Kane dachte nach. "Stimmt. Nico und ich hatten in der Pause wieder Fußball gespielt. Kann vermutlich daher her kommen. Voll verpeilt ey", nuschelte er.

"Dann haben wir das auch geklärt", sagte der Arzt. "Ausruhen, ist die Divise und ich gebe dir Tabellen mit. Drei am Tag. Morgens, Mittags, Abends. Bis Sonntag nimmst du die. Ist es Montag nicht besser, sehen wir uns wieder. Brauchst du eine Krankenbescheinigung für die Schule, oder schreibt deine Mom die?"

"Besser ist, wenn Sie uns eine mitgeben. Der Direktor ist nicht gerade einer der nettesten Personen", sagte ich.

Der Arzt nickte und schob Kane eine Packung Tabletten rüber. Dann druckte er eine Bescheinigung aus und unterschrieb diese sofort. Gut, dann mussten wir beide nicht länger warten.

Wir verabschiedeten uns von dem Arzt und machten uns auf dem Weg nach Hause.

"Dann fällt das Camping Wochenende wohl flach, was?", fragte Kane und hatte sich im Ledersitz eingemurmelt.

"Mal gucken, wie es dir morgen geht. Geht's dir morgen besser, können wir ja trotzdem fahren."

"Bin ich auch für. Hauptsache wir kommen mal aus Dortmund raus und machen ein Männer-Wochenende."

"Ich bezweifle, dass du ein Mann bist", lachte ich leise.

"Woher willst du das wissen? Ich rasiere mich schon."

"Die drei Haare am Sack wegzupfen, ist nicht gleich rasieren."

Kane verdrehte nur die Augen. "Woher willst du wissen, dass ich da drei habe. Es könnten auch zwei oder vier sein."

Ich lachte wieder. "Boah, du bist echt mein Sohn."

"Wieso, zweifelst du an Mama's Treue?"

"Deine Mom war mir immer treu. Sie wird so was aus Prinzip nicht machen."

"Du?"

"Das hatten wir schon mal. Ich auch nicht", sagte ich und konzentrierte mich weiter auf die Straße. "Schmeißen wir schnell die Entschuldigung in der Schule rein und fahren dann nach Hause."

"Okay, dann kann ich ja weiter pennen", seufzte Kane zufrieden.

Während Kane im Auto saß, war ich in der Schule verschwunden und gab die Entschuldigung beim Sekretariat ab. Als ich auf dem Weg zurück zum Auto an eine Gruppe von Tussen vorbei ging, waren die irgendwas über Kane am tuscheln. Ich ignorierte das und ging nach draußen zum Auto.

"Wir können", sagte ich und zog die Tür zu. Ich schnallte mich an und ließ den Motor aufheulen. Mit quietschenden Reifen, blicken von den Schülern der Schule und einen Sohn, der sich vor Peinlichkeit die Hand vors Gesicht hielt, machte ich mich auf dem Weg nach Hause. Unterwegs bekam ich eine SMS, dass meine Frau bei einer der Mütter, aus Minas Klasse war. Sie sind nach Ostermann Frühstücken gefahren. Ohne. Mich. OHNE MICH!!!

Kane war nach oben auf seinem Zimmer verschwunden, vermutlich um zu pennen. Ich dachte schon, ich muss mich zu Tode langweilen, doch Auba wollte mich davon abhalten.

Letztlich saßen wir an der Konsole und spielten ein 1 gegen 1, in Call of Duty: Black Ops 2. Eines der Besten Call of Duty's des 21. Jahrhunderts.

~ May's Sicht ~

"Ich weiß nicht, ob ich mir Eier und Speck, oder die Honigkellogs nehmen soll. Oder beides", murmelte Daniela neben mir und schob ihre kleine Babybauchkugel vor sich, während wir bei Ostermann, an dem Buffet standen. Wir hatten uns zum Frühstücken verabredet. Ihre Tochter Ella, ging mit Mina in die Klasse und die beiden verstanden sich ziemlich gut. So auch Daniela und ich.

"Nimm beides. Ich gebe aus", sagte ich und haute mir drei Minipackungen Honig auf das Tablett mit den zwei Brötchen. Na gut. Noch drei oder vier Minipackungen.

"Stimmt. G steht für gönnen", sagte sie zufrieden und haute sich das drauf, was alles auf dem Tablett passte.

"Woher hast du das?", fragte ich belustigt und ging über zum Kakaoautomaten. Daniela folgte mir.

"Der eine Vater eines Jungen aus der Klasse, der sagt das immer. Sagt dir Joe was?", fragte sie mich.

"Marcel und Anna?", stellte ich die Gegenfrage. Daniela nickte. "Ja, hab die am Elternabend kennengelernt."

"Die sind sau cool. Ich mag die. Der Vater, also Marcel, war ein YouTuber. So wie mein Ex-Mann."

"Dein Ex-Mann war YouTuber? Wer? Zahnlücken-Johnny?", lachte ich. Ich dachte nach. Mein Hirn raste, bis mir es langsam klar wurde. Marcel, Anna, sie nannte ihn Monte, Joe, GZUZ, 187... Mooooment.

"Warte. Joe's Vater ist MontanaBlack? Wieso habe ich den nicht wieder erkannt?"

"Du bist schwanger. Du vergisst vermutlich auch dein Handy überall", lachte Daniela.

"Immer nur im Kühlschrank", murmelte ich. "Und wer zum Henker war jetzt dein Ex-Mann?"

"Marcel."

"Was für Marcel?"

"Sagt dir KsFreak was?"

"Um Gottes Willen. Der Typ?", fragte ich schockiert und hielt mir die Hand vor dem Mund. "Wieso nimmst du nicht gleich diesen Schwarzen namens Simon."

"Ih, nee."

"Boah, Daniela. Du hast echt an Geschmacksverirrung gelitten."

"Ich weiß. Ich hätte es wissen müssen. Er hat mich, als ich Schwanger war, wieder mit seiner Ex betrogen. Weißt du wie ich es mit dem zur Hälfte bereue?"

"Ich würde es zu 100 Prozent bereuen, wäre ich mit dem verheiratet gewesen", lachte ich.

Daniela stimmte mit ein. "Wie gesagt, ich war glücklich mit ihm. Deshalb die fünfzig Prozent. Lass uns zur Kasse. Ich hab Hunger."

"Ich auch. Wir essen ja noch für ein Lebewesen mit", meinte ich und stellte mein Kakao auf das Tablett ab. Daniela ihren Tee, dann machten wir uns auf dem Weg zur Kasse. Ich bezahlte und dann kam das nächste Problem. Sitzplatz finden. Überall irgendwelche alten Omas oder Großfamilien von Türken, die sämtliche Tische zusammen geschoben haben. Die Kinder quietschte rum.

"Die vermehren sich auch wie die Fliegen", murmelte Daniela vor sich hin. "Toll nichts frei."

"Dann essen wir im stehen", sagte ich schulterzuckend.

"Ist doch eine Frechheit. Sie haben ein Tisch, nur um die Handtaschen draufzustellen", meinte Daniela.

"Ja, das sehe ich erst jetzt. Ich kann ja mal fragen", sagte ich und stellte das Tablett auf einem Regal mit irgendwelchem Dekozeug.

Gerade als ich auf die Großfamilie zugehen wollte, zog mich jemand am Arm zurück. "Ich mach das schon", hörte ich jemanden sagen. Na die Stimme kannte ich doch. Nuri.

Dieser lächelte mich an und ging dann zur Familie. Er redete auf türkisch auf die ein, die Frauen schienen ziemlich stur zu sein. Nach ungefähr fünf Minuten, blickte Nuri zu mir und schüttelte seinen Kopf. Dann kam er zu mir.

"Gegen so viele türkische Mütter, habe ich keine Chance", meinte er. "Dann setzt ihr beiden euch eben zu uns."

"Uns? Tugba?", fragte ich nur und konnte es mir nicht verbergen, dass es mir unangenehm war.

Nuri kniff mir kurz in die Wange. "Ich bin nur mit Illy hier. Keine Panik."

"Okay, Daniela", ich drehte mich zu Dani. "Wir nehmen am Tisch, der ehemaligen Bienchen Platz", verkündete ich.

"Okidoki, Hauptsache ich kann sitzen und endlich essen." ich schnappte mir mein Tablett und gemeinsam mit Daniela folgte ich Nuri zum Tisch.

"Maaaaay", grinste Illy und stand auf. Zu erst um mir das Tablett abzunehmen und mich dann einmal durchzuknuddeln. "Glückwunsch, zum dritten Baby."

"Danke dir."

"Ich bin übrigens Daniela", hörte ich Dani sagen, als sie Platz nahm. "Und ich hab Hunger."

"Ich auch", sagte ich und löste mich aus den Armen von Illy, um mich neben Daniela zu setzen. Während ich mich mit Illy und Nuri unterhielt, futterte ich mein Frühstück weg. Auch Daniela hatte zwischendurch etwas lustiges zu erzählen.

"Ich war einmal zum Horrorfest im Movie Park und als ich von einem Zombie erschreckt wurde, habe ich den in die Eier getreten. Fünf Jahre durfte ich mich da nicht mehr blicken lassen. Dann hat's meine Tochter gemacht. Wieder fünf Jahre."

"Ella ist eben wie ihre Mutter", sagte ich kauend.

"Ob Mina das auch machen würde?", fragte Nuri. "Kane ja. Aber Mina?"

"Sie ist schreckhaft. Sie würde vermutlich schreien und dann anfangen zu heulen-"

"So wie Marco", lachte Illy. Ich stimmte mit ein.

"Stimmt", nickte Nuri.

"Wie geht's eigentlich Sohn und Frau?", fragte ich Nuri.

"Gut. Wir ziehen wieder nach Dortmund. Genug Türkei."

"Das ist eure Heimat."

"Ich hab gemerkt, dass Deutschland unsere Heimat ist. Beziehungsweise Niederlande. Wir sind uns nicht sicher, ob Amsterdam oder Dortmund."

"Da wo einem das Herz eben hinzieht. Sobald Marco hier in Rente geht, sind wir auch weg aus Dortmund. Die Reisen die wir nach seinem Aufhören im Fußball hatten", ich musste niesen.

"Gesundheit", kam es von den dreien.

"Danke. Wir haben schöne Plätze auf der Welt gesehen. Staten Island zum Beispiel. Glasgow, wo Dad wohnt. Hawaii. Die drei Städte, wären unsere nächsten Leben. Unsere neue Heimat. Wir sind noch am überlegen welche. Klar, wir haben noch Jahre Zeit. Früher planen ist schließlich gut."

"Ihr wollt in ein paar Jahren Dortmund verlassen?"

"Klar, wenn wir in Rente gehen, dann in einem Strandhaus auf Hawaii oder Staten. Oder auf der Farm meines Vaters."

"Wow, nehmt ihr mich mit?", fragte Dani. "Staten Island ist doch bei New York. New Jersey oder?"

Ich nickte. "Genau dahin."

"Wow. Ich will echt mit."

Ich lachte nur. "Du bleibst schön hier."

    Als ich wenig später, nach Hause kam, hörte ich Gelächter aus dem Wohnzimmer. Auba und mein Mann waren am zocken. Die begrüßten mich und wandten sich wieder dem Spiel zu. Ich fragte nicht weiter nach und ging nach oben, um nach meinem Sohn zu gucken.

"Ich hab süße Hörnchen vom Bäcker für dich", sagte ich leise.

"Leg die auf dem Schreibtisch, Mom", nuschelte er verschlafen.

"Was hat der Arzt gesagt?", fragte ich und setzte mich auf dem Bettrand.

"Gehirnerschütterung. Fußball gegen den Kopf bekommen."

"Ach man. Da fällt wohl Camping aus."

"Papa meinte, dass wenn es mir morgen besser geht, dass wir trotzdem fahren", murmelte er und drehte sich mit dem Rücken zu mir. "Darf ich weiter pennen?"

"Klar", nickte ich und verließ das Zimmer. Während die Jungs weiter am zocken waren, machte ich mich daran das Haus aufs Fordermann zu bringen.

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Danke Wattpad, dafür, dass ich das ganze Kapitel wieder schreiben durfte, da du es wieder gelöscht hast. Du Analbremse....

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