Kapitel 25
KAPITEL 25
~ May's Sicht ~
Völlig motiviert fuhr ich auf dem Parkplatz der Schule, um diesen bescheuerten Elternabend nachzugehen. Ich hatte voll Lust darauf, dass mir die Lehrer in meiner Erziehung reinquatschten und das ich das und das bei meinen Kindern zu beachten habe. Mal ehrlich, die sollen sich mit mir über die schulische Leistung unterhalten und nicht darüber, dass Mina eine dicke Schicht Nutella auf dem Brot hat, anstatt Mörchen, oder Gürkchen mit einem Hauch Salz.
Oder das sie mal einen Monster-Energy mitgenommen hat, welchen sie aber in eine Apfelsaftflasche geschüttet hatte, wovon ich nichts musste.
Das eine mal hat Kane sogar ein Eintrag ins Klassenbuch bekommen, weil eine Klassenkameradin sich über den Gestank von den Bouletten beschwert hat. Das Mädchen war übrigens Vegetarierin. Das erklärte schon einiges. Da die ganzen Lehrer natürlich wieder mit den Autos, auf den eh schon kleinen Parkplatz, fast alles belegten, war es einfach nur ein Glücksspiel einen Parkplatz zu finden. Ich fand einen und wollte Rückwärts dort mit Marcos Auto einparken - meins war ja kaputt und mittlerweile auf dem Autoschlachthof gelandet. Doch bevor ich Rückwärts einparken konnte, fuhr ein anderes Auto von der anderen Seite ein.
"Boah, du gottverdammte Analbremse", knurrte ich und biss wortwörtlich in den Lenker. Ich drückte auf einen der Knöpfe, der in der Fahrertür verarbeitet war, und ließ somit das Fenster runter. Ich streckte meinen Kopf raus und blickte zum anderen Auto, welches mir gerade, oder sein bescheuerter Besitzer, den Parkplatz geklaut hat. "Hast du Tomaten auf den Augen, du Idiot?", fragte ich den Mann, der aus dem Auto stieg. Er trug eine Kappe auf dem Kopf, eine Jogginghose und hielt einen Monster Energy in der Hand. Eine Frau mit einem Mops auf dem Arm stieg ebenfalls aus dem AMG. Ich musste mich korrigieren. Sie hatte drei Möpse bei sich und mit zwei - da bin ich mir sicher - konnte sie sicherlich Wassermelonen klein hauen.
"Hä, wieso, Weib?", fragte er mich und trank von seinem Energy Drink.
"Ich wollte da vielleicht einparken?", stellte ich die Gegenfrage.
"Da ist noch einer frei", meinte die Frau mit den langen braunen Haaren und zeigte auf eine andere freie Parklücke.
"Oh, okay. Sorry. Und danke", sagte ich und beeilte mich, um in diese Parklücke zu kommen, weil schon drei Autos hinter mir standen, die auch auf der Suche nach einem geeigneten Parkplatz waren.
Ich schloss mein Auto ab und betrat wenig später hinter dem Pärchen die Schule.
"Marcel, wo müssen wir den hin?", fragte die Frau ihren Freund, Mann, oder Verlobten. Dieser kramte ein Zettel aus der Hosentasche und schaute irritiert drauf. "Ich weiß, dass unser Sohn in die, boah, keine Ahnung. Ich hab meinen Monster drauf verschüttet."
"Wie heißt den euer Sohn?", fragte ich die beiden.
"Joe, wir haben ihn nach Gzuz von der 187 Strassebande benannt", sagte die vollbusige Dunkelhaarige stolz.
"Joe Eris?", hakte ich nach. Die beiden nickten.
"Genau, wir sind die Ellis von diesem Camper."
"Camper?", hakte ich nach.
"Boah, Schatz, woher soll die wissen was du meinst. Er meint damit, dass Joe dieses Jahr wiederholt hat. In der Klasse campen", erklärte die Frau.
"Ich kenn' Camper nur aus Call of Duty, aber heeey, jeder wie er will."
"Du zockst COD?", fragte der Typ mich begeistert.
"Ja."
"Welches?"
"Black Ops 2 ist für mich das beste."
"Für mich auch. Was ist mit deiner KD?"
"Das letzte Mal als ich die gescheckt habe, lag sie bei 4.28."
"Oha, 2.88", sagte er. "Auf welcher Konsole zockst du?"
"XBOX."
"XBOX, really?", fragte er mich.
"Sag nicht du bist ein analfixierter Sony-Hengst?"
Der Typ lachte und seine Freundin ebenfalls.
"Sie wissen schon, das Hunde hier verboten sind, oder nicht?", wollte eine weitere Mutter wissen. Ach die Schrabnelle kannte ich. Ihre Tochter war bei Mina in der Klasse. Sie blickte zu der Mutter von Joe und diese schaute unschuldig.
"Sie wissen schon, dass selbst gestrickte Pullover hier verboten sind?", fragte ich die Frau. "Seien sie mal nicht so. Sie kann doch auch nichts dafür das sie Möpse hat."
"Eine Unverschämtheit", grummelte die Frau und ging weiter.
"Hat der auch einen Namen?"
"Meine Möpse oder mein Mops?", stellte mir die Brünette lachend die Gegenfrage.
"Der schwarze Mops in deinen Armen", lachte ich und streichelte dieses glubschäugige Tier hinter den Ohren. Das mochte jeder Hund.
"Das ist Kyle der Zweite", antwortete sie. "Wie heißt du und von wem bist du die Mom?"
"Ich bin May, die Mutter von Mina Reus", antwortete ich.
"Ich bin Anna und das ist mein Freund Marcel. Eltern von Joe."
"Joe, der Unfall."
"Monte!", mahnte Anna ihn.
"Der Gerissenes Kondom-Joe, oder der versagte Pille-Joe?"
"Letzteres", sagten Anna und Marcel gleichzeitig.
"Okay, dann sollten wir mal zu der Lehrerin gehen. Ich hab schließlich noch einen Sohn und ich bin mir sicher seine Klassenlehrerin, kann es sich nicht verkneifen, wieder über seine Bouletten-Brötchen zu lästern."
"Erst Tochter, dann Sohn?"
"Erst Sohn, dann Tochter und ein Drittes ist unterwegs", antwortete ich, als wir drei uns auf dem Weg zur Klasse machten.
"Nein, ich meine, heute Abend", sagte Anna.
"Ja, erst Tochter und dann Sohn", nickte ich.
Da saßen, die Eltern, die sich das hier geben wollten, in der Klasse unserer Kinder und hörten der Klassenlehrerin meiner Tochter zu, was momentan alles so anstatt. Arbeiten und wer neu zum Klassensprecher gewählt wurde. Und eine Klassenfahrt nach München stand an.
"München, als würde meine Tochter da freiwillig mitfahren", murmelte ich.
"Wie war das, Frau Reus?"
"München ist schön, wird Mina gefallen", sagte ich sarkastisch.
"Haben Sie einen anderen Vorschlag?", wollte die Lehrerin von mir wissen.
"Ja, Berlin. Ist nicht so überteuert wie die Bonzenstadt der Reichen und Vollpfosten."
"Wenn Sie für Berlin sind, dann können Sie mich ja mit den Kindern begleiten."
"Ich bin schwanger, ich darf nicht."
"Wer sagt das? Ihr Arzt?"
"Ich."
"Ja, moin", sagte Marcel. "Ich bin auch für Berlin. Hamburg hat Joe schon zu oft gesehen. Ich komm ja gebürtig aus Buxtehude- ist bei Hamburg."
"Ich aus dem Uterus meiner Mutter", sagte die Lehrerin.
"Ich bin mir sicher, eher aus dem Sack Ihres Vaters", verbesserte Marcel sie.
Die Lehrerin sagte darauf nichts mehr und meinte, dass wir dann bestimmt nicht nach Berlin fahren würden und München das Topziel bleiben wird.
Eine halbe Stunde später, verabschiedete ich mich von den Eltern von Joe und machte mich auf dem Weg zur anderen Klasse, wo es dann um meinem Sohn ging. Da jedoch, wurde die Eltern zu Einzelgesprächen geladen.
"Die Noten von Kane haben sich rapide verschlechtert. In der letzten Mathearbeit hat er eine glatte sechs geschrieben. Nichts war richtig."
"Wow, er hat mal eine sechs geschrieben, anstatt eine vier. Der Junge war schon immer im Dreier und Vierer-Radius. Dann ist mal eine sechs nicht verkehrt."
"Okay, aber er ist im Unterricht stiller geworden. Er hat normalerweise immer seinen Senf dazu gegeben. Aber mittlerweile ist er ruhig und melden tut er sich auch nicht mehr. Bei Gruppenarbeiten, wo er vorher, die Führerschaft übernommen hat, hält er sich zurück."
"Führerschaft? Unterrichten Sie noch Geschichte?"
"Ich verstehe diese Frage nicht."
"Ich verstehe auch so einiges nicht", murmelte ich. "Auf jeden Fall, Sie wissen doch selber, dass er es momentan nicht leicht hat."
"Natürlich hat er es nicht leicht, wenn seine Mutter wieder schwanger ist. Mit über 40, ist das eine Risikoschwangerschaft. Ein Wunder, dass Sie noch schwanger werden können."
"Reden wir jetzt über meinem Sohn, oder über meine Wenigkeit?", fragte ich nach. "Wenn wir über mich reden, sollten Sie aufpassen was Sie sagen. Das gilt natürlich auch für meinen Sohn. Ihnen kann es eigentlich auch egal sein, ob ich mit 40 schwanger bin oder mit 60. Wenn's fruchtet, dann fruchtet es. Nur weil Sie vermutlich die Nippel Ihres A-Körbchens mit Tesafilm befestigen müssen, damit diese nicht Ihre T-Shirts zerschneiden, und ihre Schamlippen vermutlich eine Gefahr dafür sind, dass Sie rüberstolpern und sich das Genick bre -", ich hielt inne. "Sind wir hier fertig?" Ich stand auf und schnappte mir meine Handtasche. "Ich bin für ja, sind Sie auch für ja."
"Nun ja", meinte die Klassenlehrerin meines Sohnes.
"Sie sind dafür. Schönen Tag noch", damit war ich aus der Klasse verschwunden und hatte endlich diesen bescheuerten Elternabend hinter mir.
Gerade als ich ausparken wollte, rief mich mein heißgeliebter Ehemann an. "Hey, Schatz", sagte ich über die Spracheinrichtung.
"Wie lief's?", fragte er.
"Wie immer. Bei Kane wird gemeckert und bei Mina gelobt wie sonst was."
"Leben die Lehrer noch?"
"Ja, da können die froh sein. Ich leg dann auf. Ich muss mich konzentrieren, beim Autofahren."
"Du fährst nur Auto."
"Eigentlich ja. Aber ich muss mich konzentrieren, nicht zu kotzen, keinen Unfall zu bauen. Bis nachher."
"Alles klar, Mrs. I Am Walking On Sunshine", lachte Marco. "Ich liebe dich."
"Ich liebe dich", entgegnete ich und legte auf.
~ Marco's Sicht ~
"Kane, aufstehen, Schule steht an", sagte ich, als ich das Zimmer meines Sohnes betrat. Ich machte den Lichtschalter an und blickte zu ihm. Dieser lag zusammen gemurmelt in seinem Bett und gab nur irgendwelche komischen Laute von sich. "Bist du heute genauso motiviert, wie der Designer der Japanischen Flagge, oder was ist los?" Ich ging durch das Zimmer, stieg über die Klamotten von gestern und ging zum Fenster, um zu Lüften und naturelles Licht in das Zimmer zu bringen. Ich ließ noch einen lockeren Spruch los, was Kane gar nicht gefiel. Nachdem ich beiläufig erwähnt hat, dass er doch bitte Lüften sollte, wenn er mal wieder "Erwürg den Hans"- spielt, bekam ich sein Kopfkissen an den Kopf.
Ich hob diesen auf und warf Kane damit ab. Das Kopfkissen klatschte in sein Gesicht und blieb dort liegen.
"Mein Kopf!", stöhnte er nur.
"Was los, immer noch dein Kopf?", wollte ich wissen und nahm das Kissen von seinem Gesicht herunter. Er blickte mich an und nickte nur. "Hast du gestern nicht noch eine Tablette genommen?"
"Hab ich. Aber mein Kopf dröhnt immer noch", murmelte er. Ich fasste ihn an die Stirn. Diese war zwar warm, aber ich glaube nicht, dass es Fieber ist.
"Sollten wir zum Arzt fahren?", fragte ich ihn und kniete mich neben ihn ans Bett.
"Besser ist. Ich wollte gestern Pissen gehen, bin aber fast umgekippt, weil mir so schwindelig ist."
"Mach dich fertig. Ich gebe Mom bescheid, dass sie in der Schule anrufen soll, um dich für heute krank zu melden und dann fahren wir zum Arzt."
"Ich kann auch alleine fahren", sagte Kane und zog sich seine Decke, bis hin zum Hals.
"Ja, eigentlich schon. Aber das Thema hatten wir schon mal, Kane. Bei dieser russischen Zahnärztin. Mama musste die ganze Behandlung bei dir bleiben. Konnte ja sein, dass du in Ohnmacht fällst."
"In Ohnmacht wegen einer ganz normalen Kontrolle beim Zahnarzt", schnaubte Kane. "Derselbe Müll bei unserem Hausarzt. Bei allen anderen Ärzten, klappt das ohne Probleme."
"Liegt daran, dass dein Hausarzt und deine Zahnärztin Russen sind", sagte ich und stellte mich wieder gerade hin. "Wow, kein Knochen am knacken. Ich werde jünger."
"Dad, ich habe Mitleid mit dir, dass du dir das andauernd einredest, dass du jünger wirst. Wir wissen alle, du wirst nicht jünger."
"Werde ich auch nicht", seufzte ich und fuhr mir durchs Haar. "Ich muss schon die grauen Haare überfärben. Mama noch nicht, diese Kuh."
"Ja, schön für dich", grummelte Kane. "Jetzt hör auf zu reden, bitte. Mein Koooopf."
"Okay, ich sag dann Mama bescheid", meinte ich. "Du mach dich fertig", damit war ich aus dem Zimmer verschwunden und ging weiter die ganzen Treppen herunter.
Mina saß bereits mit May am Tisch und die beiden waren am frühstücken. "Wo bleibt der Große?", wollte meine Frau wissen und biss hungrig von ihrem Nutella-Toast ab.
"Dem geht's nicht gut", sagte ich. "Er hat immer noch Kopfschmerzen. Kannst du bitte in der Schule anrufen und ihn für heute krank melden? Ich fahre dann mit ihm zum Arzt. Muss erst um 13 Uhr in Brackel sein."
"Die Tippse ist erst um 7:45 in ihrem Büro", antwortete mein Frau.
"Die Sekretärin", verbesserte ich sie und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn, ehe ich mich mit an den Tisch setzte. "Kane meinte auch, dass ihm schwindelig sei."
"Beeeeelastend", sagte Mina. "Mama und Papa, kann ich auch so eine Konsole wie Kane haben?"
Wir beide blickten sie an. "Eine Playstation 8?", fragte ich.
"Nee, eine XBOX 9. Die sieht aus wie die XBOX 360, so eine wie Mama mal hatte."
"Ich hab die immer noch", sagte May. "Ich weiß zwar nicht, ob die noch funktioniert und ob noch welche Online zocken, aber wir können die nachher mal anschließen."
"Damit du mit deinem gemoddeten GTA Geld angeben kannst", grummelte ich. "Ich musste es mir hart erarbeiten."
"Ja und?", fragte May unbeeindruckt. "Hättest du dir eine weibliche Figur genommen, hättest du einen Bikini anziehen können, um so die Modder zu beeindrucken."
"Mimimimimi", machte ich und verdrehte die Augen.
Wenig später war ich mit Kane beim Arzt und wir beide saßen im Wartezimmer.
"Was macht dein Kopf?", fragte ich Kane.
"Tut weh", murmelte er und rieb sich wieder den Hinterkopf.
"Wieso hast du Schmerzen am Hinterkopf? Hast du dich gestoßen oder einen Fußball gegen den Kopf bekommen?", hakte ich nach und versuchte einen Blick auf Kane's Hinterkopf zu erlangen.
"Keine Ahnung. Aber ich habe keine Beule."
"Zeig mal", sagte ich und wollte an seinem Hinterkopf fassen.
"Ich habe keine Beule, Papa. Hör doch mal zu", antwortete er.
"Das mit dem Zuhören ist bei mir sowieso immer ein Problem."
"Liegt am Alter."
"Kane Reus!", rief die Arzthelferin freundlich.
"Schrei doch nicht", flüsterte Kane flehend und stand auf. Ich ebenfalls. Vermutlich war ihn wieder schwindelig, da er sich an mich festhielt. Ich legte ein Arm um ihn herum und ging mit ihm in das Behandliungszimmer, in dem die Helferin verschwunden war. Dann durften wir wieder eine halbe Stunde selber auf dem Arzt warten.
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