Kapitel 20

KAPITEL 20

~ May's Sicht ~

Vor dem Abendbrot, war Mina auch schon wieder weg. Ich saß in meinem Zimmer, aß eben meine Stulle mit Brot und hielt dabei mein iPhone in der Hand. Ich schrieb mit meiner Tochter, mit der ich mich auf eine Idee einigen konnte, wie ich es erst Marco sagen werde und dann Kane.

Wenn ich daran dachte, dass ich noch meinem Vater, meiner kleinen Schwester, meinen Schwiegereltern und allen anderen bescheid geben musste, wurde mir Pflau im Magen.

Mina: Soll ich das Foto ausdrucken und dann Papa unterschmuggeln, oder schickst du ihm es bei Whatsapp?
Ich: Um 24 Uhr schicke ich es ihm bei WA. Er weiß ja, dass ich es bin, wenn ich ihn schreibe.
Mina: Woher?
Ich: Für mich hat er einen Klingelton. Frag nicht wieso, aber er hat nur für mich einen.
Mina: Auch gut. Also schickst du ihm es um Mitternacht.
Ich: Ja :D
Mina: Ich schreibe dir, wie er reagiert hat. Und außerdem müssen wir Papa es sofort sagen, dass er das nicht sofort Kane sagt. Für Kane haben wir ja auch noch die eine Überraschung.
Ich: Hast du einen Babystrampler gekriegt?
Mina: Einen weißen. Ich schreibe gleich da etwas mit einem Edding drauf.
Ich: Was denn?
Mina: 'Du darfst ab 03. Juni 2030 wieder Windeln wechseln'?
Ich: Wie dein Vater sich ausdrücken würde: 'Genital' :D
Mina: Und hast du schon Ideen, wie wir es den anderen sagen werden?
Ich: Warten wir erstmal Kane und Marco ab. Ich denke, die beiden haben da auch noch etwas mitzusprechen. Und die beiden sind zu Hause?
Mina: Die beiden sind zu Hause, aber haben sich nicht in den Haaren. Sie ignorieren sich.
Ich: Nichts Neues.
Mina: Ja, diese beschissenen Streiterein, sollen bloß aufhören. Es ist nicht mehr zu ertragen. Aber solange sie ruhig sind.
Ich: Weißt du, was die beiden machen?
Mina: Kane zockt an der XBOX und Papa sitzt mit mir unten in der Küche. Während ich mit dir schreibe, telefoniert er mit Marcel, wegen der Sache.
Ich: Wie auch immer. Ich bin froh, wenn die mich morgen gehen lassen.
Mina: Sind wir alle.
Ich: Hat Papa irgendwas gesagt, was mit Alysha oder Bonnie ist?
Mina: Nein, die beiden zerbrechen sich den Kopf, wegen den unbekannten Schützen der Kleid erschossen hat.
Ich: Kleid? Ach du meinst, Clyde. Bonnie und Clyde, Süße.
Mina: Ich lerne noch :D
Ich: Nicht schlimm.
Mina: Ich muss auch noch meine Hausaufgaben machen und dann den Strampler. Ich stecke den dann bei Kane in die Tasche, damit er dem im Unterricht findet xD
Ich: Höhö, mach das :D
Mina: Höhö, mach ich auch :P
Ich: Ich hab dich lieb und schlaf' später schön :)
Mina: Ich hab dich auch lieb, Mama. Stell dir den Wecker um Mitternacht ;)

Ich machte die Tastensperre rein und legte mein iPhone neben mir auf den Tisch, dan schnappte ich mir den Schokopudding, da ich mein Abendbrot schon aufgegessen hatte und fiel darüber her. Während ich den Pudding löffelte schnappte ich mir das 3D-Ultraschallbild des Böhnchens und schaute mit einem Lächeln drauf.

"Wie glaubst du, wie wird dein Papa auf die Nachricht reagieren, hm?", fragte ich das kleine Ding auf dem Bild. Ich legte das Bild bei Seite und legte meine Hand über meinem Bauch. Dann lehnte ich mich im Bett zurück und schaltete den Fernseher weiter. "Hast du Hunger auf Schokopudding, hm?", sprach ich weiter mit dem Bauch. "Vermutlich. Du bist auch mein Kind." Ich schnappte mir die Schale mit dem Pudding mit Vanillesoße und löfftelte diesen weiter.

Als dieser fertig gelöffelt war, kam eine andere Krankenschwester rein und holte das Tablett mit dem Geschirr ab. Dann war die Tür auf wieder zu. Ich schnappte mir die Fernbedienung und schaltete den Fernseher ein. Auf den Kindersender lief gerade Findet Nemo - der Anfang von Findet Nemo, wo die kleine Fischfamilie von diesem fiesen Vieh angegriffen wurde.

Wieso auch immer, fing ich an zu weinen. Was heißt hier: wieso auch immer? Ich wusste ganz genauo woran das lag. Hormone. Das Baby brachte mich jetzt schon durcheinander, wenn ich nicht am kotzen war.

"Danke", sagte ich in Richtung Bauch. "Anscheinend magst du es jetzt schon deine Mommy zu ärgern? Ich sag dir jetzt schon was, wenn deine kleine Schwester, die Mina, oder dein Papa, Marco, Musik von Justin Bieber abspielen, während der Schwangerschaft, oder während du aufwächst, dann bitte ich dich, sämtliche Kabel zu ziehen, damit dieses Gejaule verstummt, okay?" Ich machte eine Pause. "The Weeknd, Chris Brown und Linkin Park, sind mehr als in Ordnung."

Nachdem Findet Nemo zu Ende war, war es erst zwanzig Uhr. Ich musste mich beschäftigen und irgendwo herumgeistern. Eigentlich bin ich gar nicht auf dem Rollstuhl angewiesen. Ich verlagerte das Gewicht einfach in das Bein, welches nicht weh tat und dann hat sich das. Oder ich klaute, aus dem Nachbarzimmern einfach Krücken. Die werden sich hier doch schon finden lassen.

Ich schaltete den Fernseher aus, schnappte mir mein iPhone und rutschte vom Bett. Dann humpelte ich in Richtung Tür, nachdem ich den Tropf angeschaut hatte. Ich hatte mir mal wieder die Nadel selbst gezogen, weils mir einfach auf den Sack ging, auch wenn es mir dadurch besser ging.

Schlecht war mir jetzt nicht gerade, was auch mal was Gutes war. Es waren nicht wirklich Krankenschwestern unterwegs, weshalb ich mich einfach frei bewegen konnte. Ich fand auch Krücken, die ich mir unter die Finger riss. Diese stellte ich auf meine Größe ein und dann schlich ich mich durch die Gänge- draußen war es noch hell, weshalb ich mich draußen wieder hinsetzte und mich einfach in der Weltgeschichte umsah.

"Hier treibst du dich rum", erschrocken fuhr ich hoch und blickte in das Gesicht von Marcel. "Ich dachte, du bist abgehauen."

"Nee, ich bin doch da", sagte ich und runzelte die Stirn. "Was machst du hier?"

"Darf ich dich nicht besuchen?", fragte er mich und setzte sich neben mich auf die Bank.

"Nein, weißt du?", stellte ich die Gegenfrage.

"Was macht dein Bein?"

"Tut weh", sagte ich. "Ich wurde schließlich angeschossen."

"Die Paparazzo lungern immer noch vor dem Krankenhaus herum", erklärte Marcel mir. Ich blickte ihn komisch an. Paparazzo? Davon habe ich noch gar nichts gehört? "Du wusstest nichts davon?"

"Nee", sagte ich und schnitt eine Grimasse. "War mir aber schon klar, das passiert ja auch nicht alle Tage einer Spielerfrau. Hast du was von Alysha gehört?"

"Die soll laut Auba wieder nach Frankreich abgehauen sein."

"So typisch", knurrte ich sauer.

"Ich habe Tommy angerufen", sagte Marcel.

"Oh man", sagte ich und vergrub mein Gesicht meinen Händen. "Wie viel ist er ausgerastet?"

"Er hat erst gelacht, als ich ihm gesagt habe, dass du angeschossen wurdest", erklärte Marcel.

"Und dann?"

"Als ich gesagt habe, wieso du angeschossen wurdest, ist er ausgerastet."

"Marcel?", fragte ich und blickte ihn ins Gesicht.

"Was denn?"

"Warst du es gewesen, der Zlatan erschossen hat?"

"Nein, May", sagte er. "Ich habe nur deine Waffe gehabt. Und ich habe mich um Bonnie gekümmert. Ich habe niemanden erschossen."

"Wer war das dann?", seufzte ich und runzelte die Stirn.

"Das frage ich mich auch", sagte Marcel. "Die Bullen sind ja da. Die werden das schon heraus finden."

Marcel legte einen Arm um meine Schulter und drückte mir dann einen Kuss auf die Wange und dann saßen wir wieder einfach nur da.

"Klarer, Sternenhimmel", sagte ich und schaute in den Himmel. Marcel ebenfalls.

"Da ist Robin", sagte Marcel und zeigte auf den großen Stern der am hellsten am leuchten war.

Ich lächelte. "Das hat Mina gesagt", sagte ich.

"Und ich weiß, dass sie recht hat", nickte Marcel und hatte Tränen in den Augen. "Ich vermisse diesen Idioten so."

Ich musterte sein Gesicht. "Ich auch. Manchmal ist es so langweilig ohne ihn. Man merkt, er hat eine riesige Lücke hinter lassen." Mir lief eine Träne über die Wange. "Die Kinder haben ihn geliebt."

"Die Kinder lieben ihn immer noch", verbesserte Marcel mich. "Wie ich."

"Wie wir", sagte ich.

"Das ist doch alles scheiße", sagte Marcel. "Wieso er? Er war doch eine gute Seele. So ein guter Mensch. Wieso nimmt Gott eigentlich immer diese zuerst zu sich?"

"Weil er die Bösen nicht haben will", antwortete ich. "Diese leben noch länger, damit sie die Zeit haben, ihre Fehler wieder gut zu machen. Dann kommen sie zu ihm nach oben. Und die die nur Gutes tun, landen eben früher bei ihm-"

"Wieso glauben wir beiden daran?", lachte Marcel.

"Alter, wir sind römisch-katholisch?", stimmte ich ebenfalls mit lachend ein. "Wie auch immer. Es wird frisch und ich will zurück aufs Zimmer."

"Ich bringe dich hoch und dann mache ich mich auf den Weg nach Hause", sagte Marcel und stand auf. Er half mir auf die Beine und reichte mir die Krücken.

"Wie ist es auf der Arbeit?", fragte ich.

"Die Bullen haben heute den ganzen Laden auseinandergenommen. Wenigstens haben die dein Auto da stehen gelassen, aber-"

"Aber was?"

"Die haben die Tür rausgebaut und mitgenommen."

"Wie kann man eine Tür raus bauen?"

"Mit 'nem Hammer", sagte Marcel und musterte mein Gesicht. "Weinst du?"

"Die Bullen haben mein Auto geschrottet."

"Ja, bring aber keine Bullen um. Außerdem ist das eine Kleinigkeit. Das kriegen wir schon wieder hin."

"Wie auch immer", sagte ich. "Scheiß Bullen."

      Marcel hob mich in mein Bett und stellte die Krücken bei Seite, damit ich sie immer in der Nähe hatte, falls ich in der Nacht aufs Klo musste.

"Dann lass ich dich mal in Ruhe schlafen. Wenn was ist ruf mich an", sagte Marcel und drückte mir einen Kuss auf die Wange.

"Mach ich", sagte ich und fuhr ihm durchs graue Haar. "Danke, dass du mich besucht hast."

"Keine Ursache, Kleines. Schlaf schön."

"Du fahr ja vorsichtig."

"Das doch immer", lachte Marcel und war aus dem Zimmer verschwunden. Ich zog meine Schuhe aus und legte mich ins Bett rein, nachdem die Tür zufiel. Ich zog die Decke über mich und schaltete wieder den Fernseher ein. Die Uhr verriet mir, dass es 23 Uhr war. Ich saß drei Stunden unten mit Marcel. Holy moly.

Also schaute ich noch ein wenig Supernatrual und schaute immer wieder auf die Uhr damit ich Marco das Foto schicken konnte.

Als es dann endlich Mitternacht war, schrieb ich noch einen Text unter dem Bild.

Ich: Höhö 😊🙊

Ich wartete auf eine Antwort und starrte auf den Bildschirm. Marco kam online, zwei blaue Häkchen und dann kam eine Weile nichts. Vielleicht war er nur am nachdenken.

~ Marco's Sicht ~

Mein Schnarcher ebbte ab, als ich erschrocken meine Augen aufriss, da mein Handy klingelte.

Das war der Klingelton, den ich May gegeben habe.

»So wie du bist« von diesem Motrip.

Was will meine Frau so spät von mir? Bei mir schrillten alle Alarmglocken. War alles in Ordnung? Ging es ihr gut?

Eine Nachricht. Ich habe eine Nachricht bekommen. Ein Bild, wo unsere Gesichter auf irgendwelche Körper gephotoshopt wurden.

Der Mann - mit einem Kopf - hielt zwei Tüten gecrashtes Eis in der Hand, auf der "Ice" "Ice" standen.

Hä?

Die Frau - mit May's Kopf - hielt sich den Bauch.

Meine Augen verengten und ich legte die Stirn in Falten.

Ice ice Baby - düm düm düm dümde düm düm

Als ich es - glaube ich - kapierte, saß ich gerade wie eine Kerze im Bett und fing an zu kreischen.

War das ein Scherz? War das ein Scherz von hier?

Ich sprang vom Bett auf und schmiss die Decke auf den Boden, während ich schreiend aus dem Zimmer lief.

"Papa, was ist denn?", fragte Kane und kam die Treppen runter, während ich durchs Wohnzimmer tänzelte. "Hast du wieder einen Krampf im Arsch?"

"Neeeeeeein", trällerte ich vor mich hin.

"Dad. Nicht", sagte Mina und kam ins Zimmer. "Krampf?

"Nein."

Meine Tochter schaute mich komisch an. Sie wollte mir was mitteilen. Ich runzelte die Stirn. Mina weiß Bescheid und ich blickte ernst.

"Kraaaaampf!", sagte ich und hielt mir die Wade.

"Gott", sagte Kane nur und verschwand wieder nach oben. Als eine Zimmertür zuknallte, stellte ich mich gerade hin und blickte zu Mina.

"Willst du mir was sagen?", fragte ich.

"Hat Mama dir das Foto geschickt?", stellte sie die Gegenfrage und grinste.

"Das ist kein Scherz?"

"Nein, aber noch nicht Kane sagen."

"Okay, ich frage nicht wieso", sagte ich und umarmte einfach meine kleine Tochter.

"Du wirst wieder Papa", sagte Mina.

"Ich weiß", sagte ich und wich zurück. "Ich muss ins Krankenhaus."

"Papa wir fahren morgen alle gemeinsam. Dann weiß Kane auch bescheid. Halt Mama kommt eh morgen raus. Dann holst du sie ab?"

"Mach ich. Ich kann eh nicht mehr schlafen", sagte ich und hüpfte durch das Wohnzimmer.

"Versuch es", sagte Mina und war gähnend nach oben verschwunden. Ich schrieb meiner Frau zurück.

Ich: 😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍
May: also, hast du es verstanden? ☺️
Ich: Ja, wir werden wieder Mama und Papa. 😍

Ich legte mein Handy weg und machte mich dann doch noch in Joggingklamotten auf den Weg zum Krankenhaus.

Als ich ankam, schlich ich mich durch die Gänge des Krankenhauses und versteckte mich vor den Mitarbeitern.
May schlief schon tief und fest, als ich das Zimmer betrat. Ich legte mich zu ihr auf das Bett und kuschelte mich an sie heran. Die Taschenlampe auf meinem Handy schaltete ich aus und dann legte ich meine Hand auf den Bauch. Grinsend vergrub ich mein Gesicht in ihrer Schulter und schloss die Augen. Wenig später schlief ich auch schon sein.

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Morgen geht es weiter...

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