Kapitel 2

KAPITEL 2

~ May's Sicht ~

"Ich verstehe nicht, wieso du zum Zumba gehst, wenn du das auch an der Wii spielen kannst", meinte Marco das tausendste mal, seit zwei Monaten. Eben seitdem ich zum Zumba gehe.

Zumba. Das er das wirklich glaubte. Ich würde einfach schon beim ersten Mal misstrauisch werden. Naja. Vielleicht war er es auch gewesen und ließ sich nichts anmerken.

"Da komme ich unter Leuten", meinte ich und schnappte mir die Autoschlüssel des Camaros. "Kane, kommst du?"

"Ja, ich geh nur noch kurz scheißen!", rief er von oben.

"Hab vergessen, wie offen er gegenüber seiner Mutter ist. In manchen Stellen", murmelte ich.

"Reg dich nicht darüber auf, dass Kane zu mir gekommen ist. Vielleicht findet er den Mut noch mal und redet mit dir darüber", munterte Marco mich auf. "Du gibst immer noch die besten Ratschläge."

"Als ob", meinte ich und spielte mit den Schlüsseln herum. Marco schlang seine Arme um meine Hüfte und blickte mich an.

Er war älter geworden und das sah man ihn an. Er hatte leichte Falten und auch schon graues Haar - färbte diese aber.

Er schmunzelte und zeigte seine Grübchen. Gott, liebe ich den Mann abgöttisch.

Ich lächelte, schlang meine Arme um Marco's Nacken.

Bevor Marco mich küssen konnte, kam Kane die Treppen runter gestolpert.

"Isst ihr euch schon wieder auf", fragte er. Marco hat inne gehalten und blickte leicht genervt zu Kane.

Daran hat sich bei Kane nichts geändert. Es war sein Spruch und er sagte ihn immer wieder.

"Freund der Sonne, irgendwann willst du deine große Liebe auch nur küssen", sagte Marco nur. Ich drückte ihn deswegen einen Kuss auf den Mund und zog mich aus seinen Armen zurück.

Kane zog sich seine Nikes an und schnitt eine Grimasse. "So weit kommt es nicht."

"Wieso? Wird es ein Kerl sein?", fragte Mina frech.

"Musst du nicht lernen, du Sumpfhuhn?"

"Musst du dir nicht die Bälle ins Gesicht ballern?", konterte Mina.

Marco und ich tauschten einen verblüfften Blick aus.

"Mina teilt aus", bemerkte Marco leise und grinste.

"Fahren wir, Mama?", fragte Kane mich und schnappte sich seine Trainingstasche. Er ging nicht weiter auf Mina's Kommentar ein. Er schien auch verdutzt das Mina frech kontern konnte. Ich denke, Kane ließ seiner Schwester den Moment des Triumphs.

"Sicher", nickte ich. "Bis nachher. Mina lass den Papa in Ruhe."

"Er ärgert mich doch immer!", rief Mina empört.

      "Ich hab heute die Deutscharbeit wieder bekommen", sagte Kane und traute sich nicht mir in die Augen zu schauen.

Verhauen. Eindeutig. Oder der wollte mich wieder rollen.

"Verhauen, Großer?", fragte ich ihn.

"Ja", nickte er. "So ein Mist. Fünf. Einen Punkt weniger, wäre es eine sechs."

"Es ist gerade mal wieder ein Monat Schule. Das kannst du noch ausgleichen. Du bist nicht so dumm, wie du denkst."

"Ja, Interpretationen sind nicht so meins", seufzte Kane.

"Das gleichst du wieder aus."

"Ja, die Tegtmeyer mag mich irgendwie nicht. Die würgt mir immer einen rein. Wenn ich mich mal in Erdkunde melde, ignoriert die mich."

"Lehrer die mit Meyer enden, haben immer ihre Lieblinge und die die sie nicht mögen. Lass dich von der Ollen nicht unterbuttern."

"Die macht mir Angst, Mom. Mir?"

"Du hast auch Angst vor Spinnen-"

"Wie Papa und du. Mina ja anscheinend nicht", schmunzelte Kane.

"Wieso macht dir diese Olle Angst?"

"Ihr Gesicht, irgendwie. Diese blöde Warze zwischen den Augenbrauen, mit dem einem Haar welches man sieht, wenn sie im perfekten Winkel steht und das Licht dann drauf fällt-"

Ich grunzte vor Lachen.

"Mama, ohne Scheiß jetzt, wenn die Tegtmeyer meckert, dann habe ich diese Vorstellung vor den Augen, wie ihre Warze immer mehr anschwillt und dann explodiert. Und wir schwimmen dann im Eiter."

"Es besteht kein Zweifel das du mein Sohn bist", lachte ich.

Kane blickte schockiert zu mir. "Was? Wieso? Gab es schon immer Zweifel?"

"Quatsch, das warst eindeutig du gewesen, den ich unten rausgequetscht-"

"Mama! Bitte!", flehte Kane und schlug seine Stirn gegen die Fensterscheibe.

"Vorher hast du noch in Papas Hoden-"

"Mama, ich reiße den Lenker gleich nach rechts und wir knallen in die Gruppe Punks rein", letztlich musste Kane dann doch lachen.

"Soll ich dich von Training abholen?", fragte ich.

"Nee, Tante Yvo holt Nico und mich ab", antwortete er.

"Gut", sagte ich.

"Macht dieses Zumba Spaß?"

"Ja, das ist besser als wie an der Wii zu spielen. Da hast du da diesen Gürtel und musst deine Hüfte so bewegen, dass es als Bewegung angezählt wird, dass du denkst du brichst dir das Becken."

"Papa meinte, du hasst Yoga?"

Wie kam er jetzt auf Yoga?

"Ja, ich muss immer Pupsen dabei. Außerdem bin ich da nicht entspannt nach, sondern aggressiv."

"Wir hatten das letztens in Sport gemacht. Die Mädels wollten das machen. Aber ohne uns Jungs."

Deswegen auf einmal das Thema Yoga. Er wollte wohl was andeuten.

"Und dann?"

"Wurde die Turnhalle mit dem Vorhang geteilt. Die Mädchen haben Yoga gemacht und wir drüben Fußball gespielt-"

"Und zwischendurch auf die Ärsche eurer Klassenkameradinnen geglotzt?", sprach ich weiter.

"Ehrlich? Nein. Ich nicht. Die sind alle solche, sorry für den Ausdruck, Schlampen, das geht mal gar nicht. Die sind 15 bis 16, Mama und hatten schon 97% der Jungs- du weißt schon."

"Ja ich weiß, was du meinst. Und die übrigen 1% bist du, hm?"

"Ja. Die anderen Einprozenter sind Nico und Curtys. Obwohl Curtys schon eine Freundin hatte."

"Du wird das hier ein intimes Gespräch zwischen Mutter und Sohn?", hakte ich nach.

"Nee, damit rede ich doch nur mit Papa. Mit dir ist mir das zu peinlich", winkte Kane ab.

"Mit mir kann man auch darüber reden. Als Frau kannst du dann noch eine andere Perspektive kennen lernen."

"Nee, lass mal. Bereite dich schon mal darauf vor Mina aufzuklären, wenn es in drei Jahren bei ihr soweit ist."

"Kane?"

"Ja?"

"Eine ehrliche Antwort hätte ich gerne von dir. Dann beenden wir dieses Gespräch sofort."

"Es hat mit dem Thema zu tun?"

Ich nickte.

Kane seufzte und blickte aus dem Fenster. "Ich weiß, was du mich fragen willst. Du willst wissen, ob ich noch Jungfrau bin?"

"Gibst du deine Mom eine ehrliche Antwort darauf?", fragte ich zaghaft nach. Ich blickte kurz zu ihm und dann wieder auf die Straße.

"So wie ich es zu Dad gesagt habe: ich bin immer noch Jungfrau. Ich hab noch nicht mal ein Mädchen auf den Mund geküsst. Außer Oma, dir und Mina."

Erleichtert atmete ich aus. "Was bin ich froh darüber", meinte ich.

"Kannst stolz auf mich sein, dass die Mädchen alle solche Schlampen sind und mich anwidern."

"Da gibt es wirklich keinen Hoffnungsschimmer, dass da eine normale mit dabei ist?"

"Nein, so eine wie dich finde ich da nicht."

"Schleimer. Guck dir das an. Alles voller Schleim. Meine Hand rutscht sogar vom Lenkrad, da du so schleimst."

"Mom, das meine ich ernst. Ich will so eine humorvolle und bekloppte Freundin haben. Die aber auf der einen Seite total liebevoll und witzig ist, auf der einen Seite voll ein Kumpel. Ich will so was wie Papa und du", er machte eine Pause. "Die Jungs aus meinem Team denken auch, ihr seid beste Freunde und Ehepartner in einem."

"Schatz, irgendwo gibt es sicherlich die richtige für dich. Das weiß ich. Du musst nur die Augen offen halten. Aber erstmal lässt du sie zu. So zwei Jahre. Oder drei."

"Oder vier. Oder fünf. Oder sechs", lachte Kane.

"Hey, ich will in zwanzig Jahren meine Enkel haben."

"Setz mich nicht unter Druck", sagte Kane ironisch und fing an zu lachen.

Ich hielt auf dem Trainingsplatz.

"Danke, Mama, dass du mich bringst", sagte Kane und drückte mir einen Kuss auf die Wange. Das hatte er lange schon nicht mehr gemacht.

"Huch, wofür habe ich das verdient?"

"Dafür, dass du mir die Gedanken genommen hast, dass dieses Thema, über was wir reden, peinlich werden könnte. Aber du hast dieses ansprechen gut gemeistert und ich wollte nicht aus dem fahrenden Auto springen."

"Du weißt, ich fühle mich immer geehrt, wenn meine Kinder mich loben", sagte ich. "Ich wünsche dir noch viel Spaß beim Training. Verletz dich nicht."

"Fahr Vorsichtig, Rambobina", lachte Kane, schnappte sich seine Trainingstasche und stieg aus. Als Kane bei seinem Cousin Nico stand, begrüßten die beiden sich mit einem Handschlag und ich machte mich auf den Weg zum 'Fitnessstudio'.

Fitnessstudio. Sagen wir mal so: es war kein Fitnessstudio, wo ich den Stress als Mutter abbaute, wo ich ein paar Minuten meine Ruhe hatte und für mich alleine war.

"Hey, Earl", sagte ich im Vorbeigehen zum Schießstand hinter dem Waffenladen.

"Hey, Kleines", begrüßte er mich.

Earl kam vor zehn Jahren von Amerika nach Deutschland, um hier seinen Traum von einem eigenen Waffenladen in einem strengeren Land als Deutschland nach zu gehen.

Deshalb tauchten hier mehrmals am Tag die Bullen auf um zu kontrollieren wer sich hier rumtrieb, oder hinten am schießen war.

Mich kannten sie auch schon gut und sprachen mich sogar mit Vornamen an - zwei von den Bullen.

"War die Rennleitung schon wieder da?", fragte ich ihn.

"Die bitte was?", fragte Earl perplex.

"Sorry, das kannst du ja nicht kennen. Die gebündelten blauen Selleriestangen?"

"Nee, die kommen sicherlich noch", sagte Earl abfällig. "Have fun. Ist alles angerichtet, da ich ja weiß, es ist deine Zeit."

"Always", lachte ich und verschwand nach hinten.

Ich stellte mich auf meine Bahn, die Nummer drei und blickte auf das Ziel, was weit entfernt von mir war. Da schoss ich gerne drauf. Das Schalke-Logo- und dann behaupte ich noch mal, ich wäre nicht so Fußballverrückt wie mein Sohn und mein Ehemann.

Ich lud meine Beretta auf, die ich mal auf Erik gerichtet hatte- unabsichtlich, im Jahr 2016.

Ohrstöpsel rein und Schutzbrille rüber- dann ging der Spaß los.

Wenn man das ein Mal in der Woche nach Monaten macht - ich hatte ja noch jahrelange Übung- dann war man echt ein Meister mit seiner Waffe. Die Waffe war eh mein Liebling. Die würde ich nach all den Jahren nie hergeben. Weshalb ich das hier heimlich machte. Marco hasste Waffen. Damit muss ich bei ihm nicht ankommen.

Die Kugeln schossen aus der Waffe heraus, ich spannte meinen Körper an, damit mir meine eigene Waffe nicht ins Gesicht geschleudert wird, wegen dem Rückstoß. Ist mir noch nie passiert, da mir Papas Bruder mal Eindrucksvoll bewiesen hat, wie man sich deswegen, zwei Zähne ausschlagen und sich das Jochbein brechen konnte. Da war ich übervorsichtig.

Nach neun Schuss musste ich die Waffe wieder nachladen. Das machte ich noch zwei mal, dann legte ich die Beretta beiseite.
Ich zog mir die Ohrenstöpsel aus den Ohren und drehte mich zu Earl der hinter mir im Beobachtungsraum stand.

Dann ging ich zu ihm. "Lässt du mich heute?", fragte ich ihn.

"Dann gebe ich heute mal nach. Welche hättest du denn gerne?"

"Wie wäre es mit einem Maschinengewehr? Ne Utzi?", fragte ich nach.

"Wieso nicht gleich einen Raketenwerfer", lachte er und nickte dann. "Dann hole ich dir die mal."

"Danke", antwortete ich.

          "Mom, ist wieder zu Hause", sagte ich, als ich die Villa betrat.

"Wie war der Zumbakurs?", fragte Marco und kam aus der Küche.

"Wie immer", sagte ich. "Ich bin entspannt wie sonst was. Ich hau noch schnell ne Maschine rein."

Damit war ich in Keller verschwunden.

"Kriege ich keinen Kuss?", fragte er mich. Ich schmiss die Tasche ans Ende der Treppe und lief wieder nach oben. Marco der Küchentür stand, schmunzelte als er sah, dass ich zu ihm kam.

"Natürlich", sagte ich und küsste ihn kurz.

Bedenklich rümpfte er die Nase. "Alles gut?", fragte ich ihn und musterte ihn skeptisch, der mich skeptisch musterte.

"Alles oke", sagte er und verschwand in der Küche.

"Wo ist Mina?", fragte ich.

"Sie hatte wegen Geschichte einen totalen Ausraster gehabt und hat mit dem Buch geworfen. Dann ist sie in Tränen ausgebrochen und ist beleidigend geworden. Hab sie auf ihr Zimmer geschickt."

"Richtig so", meinte ich und beobachtete Marco dabei, wie er den Geschirrspüler ausräumte. "Ich habe ein wenig mit Kane geredet. Ich denke wir müssen was feiern."

"Was feiern?", fragte Marco und blickte zu mir.

"Das unser Sohn seinen Schwanz bisher in der Hose gelassen hat", sagte ich und klatschte in die Hände.

Marco lachte. "Ich denke, da hab ich zu beigetragen."

"Was hast du Kane gesagt, dass er nicht einen auf Schmelles Sohn mit vierzehn macht?"

"Ich hab gesagt, dass wenn er vor seinem achtzehnten Lebensjahr seine Jungfräulichkeit verliert, dass ihn dann der Penis abfällt. Folge davon. Er kann nicht mehr pinkeln und sein Körper fliegt in die Luft."

Verstört runzelte ich die Stirn. "Wann hast du Kane das gesagt?"

"Als er neun war."

"Warte, war das da wo er sich weinend und schreiend an mich geklammert hat und so meintest: ich habe keine Ahnung was er hat?"

"Es hat ganz gut geklappt. Wie bei mir damals mit dem Kobold der im Klo lauert, als ich klein war."

"Du warst 26- immer noch", meinte ich und schnitt eine Grimasse. Marco lachte leise. "Das du auch deiner großen Schwester so einen Mist abkäufst- mal ehrlich."

"Hey. Wir können froh sein, dass Kane noch Jungfrau ist und wir noch keine Großeltern sind."

"Heureka!"

"Heureka!"

Dann klopfte ich drei mal auf die weißschwarze Marmorküchenarbeitsplatte. Ich wollte es ja nicht herauf beschwören. Marco tat es mir gleich.

"Dann gehe ich mal zu Minchen", sagte ich und fuhr Marco durchs Haar.

"Frau!", knurrte er.

"Mann!", meinte ich und ging nach oben.

Mina saß in ihrem Bett und hörte laut das aller erste Album von One Direction. Die waren wieder IN, seit ihrer Zusammenführung vor zehn Jahren. Auch dieser Typ der ausgestiegen war.

Irgendwie mag sie die Band. Und irgendwie nur die ersten vier Alben. Na gut, ist ja nicht so, dass wir die Lieder mittlerweile mit singen können. Außerdem, hängt uns die Band zu Ohren raus.

"Na", sagte ich und lehnte mich an die offene Zimmertür.

Sie pausierte die Musik und blickte zu mir. "Hey."

"Hast du es aufgegeben?"

"Ich kriege das nicht auf die Reihe. Ich werde die Arbeit morgen verhauen", seufzte sie.

Ich setzte mich neben Mina auf das Bett. "Ich sage dir das gleiche, was ich deinen Bruder heute gesagt habe. Es ist erst seit dem ersten August wieder Schule. Zwei Wochen ist das her. Gut, dann habt ihr die Arbeiten verhauen - du wirst es. Aber dann wirst du dich nach der Arbeit auf den Arsch setzten - und lernen. Ich verstehe auch nicht wieso die gleich mit arbeiten ankommen. Noch nicht mal nach zwei Wochen. Unglaublich."

"Ja, und dann auch noch eine Arbeit. Ein Test hätte auch gereicht."

"Kann man nichts machen", sagte ich. "Das gleichst du wieder aus. Du bist schließlich nicht blöd", sagte ich. "Magst du noch lernen?"

"Ich hab genug gelernt. Papa hat wieder zu viel gelabert", sagte sie und verdrehte die Augen.

"Nicht so frech", warf ich ein. "Er wollte dir nur helfen. Hat er auch. Ich hab ihn gesagt, dass er sich kurz fassen solle."

"Es geht um seinen heiligen BVB. Da gehen schon mal die Pferde mit ihm durch." Mina blickte mich noch an, als hätte sie etwas auf dem Herzen. "Mom?"

"Ja."

"Ich hab morgen zur dritten", fing sie an. "Kann ich dann mit zur Werkstatt für eine Weile. Die Schule ist ja in der Nähe. Da fahre ich dann mit der Bahn hin."

"Klar, kannst mitkommen. Onkel Marcel hat sicherlich nichts dagegen", sagte ich. "Aber hol deine Schulsachen nach oben. Da liegt noch alles rum. Ich wollte noch Wäsche machen."

"Ich hab nichts", sagte Mina und wir gingen nach unten. Ich gleich in den Keller und Mina ins Wohnzimmer. Dort schmiss ich meine Sportklamotten rein und machte auch die weitere Wäsche.

"Irgendwann zerstöre ich noch diese CD's", murmelte Marco und kam runter. Ich kam aus der Waschküche aus und blickte zu Marco. Er trug seine Sportklamotten.

"Lass sie. Du gehst auch mit deinen Justin Bieber unseren Kindern auf die Nerven", sagte ich und haute ihm in vorbeigehen auf den Hintern.

"Besser als diese Countrymusik."

"Das ist Yelawolf, du Dulli. Der macht gute Musik."

"Hm", machte Marco und kam zu mir. "Der Biebs aber auch."

"Wirst du jemals erwachsen?"

"Ich bin zwar vierzig, aber nee. Ich fühle mich halt Jung." Marco drückte mir leichte Küsse auf den Hals und schlang seine Arme um meine Hüfte.

"Mina ist oben und außerdem kommt Kane auch gleich nach Hause", sagte ich lachend.

"Mir doch egal", sagte er schmunzelnd und drückte mich an die Wand.

"Was wenn wir erwischt werden?", fragte ich bedenklich.

"Mina hört ihre fünf Typen da und Kane wird sicherlich wieder trödeln. Für ein Quickie ist doch Zeit genug", lächelte Marco mich an. Er zog diesen einen Blick auf, der mich immer dahin schmelzen ließ.

"Das seh ich genauso", lachte ich und zog Marco in einen Kuss hinein.

       "Das ist echt kein Quickie", bemerkte ich, als Marco inne hielt, um mich anzublicken.

"Wie lange sind wir hier?", wollte er wissen und drückte mich weiter an die Wand. "Ne halbe Stunde."

"Das ist echt ein langer Quickie", lachte ich.

"Wir wären eigentlich schon fertig. Aber wir legen anscheinend eine zweite Nummer ein."

"Ist ja fast wie früher-", sagte Marco und drückte seine Lippen wieder auf meine, dann fing er sich wieder an zu bewegen.

"Mom! Kannst du meine Klamotten waschen!", hörte ich Kane rufen. Wenig später knallte die Tür zu.

Marco wich von mir zurück, ließ mich wieder auf meinen Beinen zurück und lief mit herunter gelassener Hose ins Fitnesszimmer. Ich zog mich schnell an.

Bumm!

Da lag der Marco.

"Alles gut?", lachte ich.

"Meine Erektion hat den Fall abgebremst!", sagte Marco nur, rappelte sich auf und verschwand im Fitnessraum. Gerade rechtzeitig. Den Kane kam runter.

"Hi, Mom!", sagte er und hielt mir seine Trainingsklamotten hin.

Ich nahm die entgegen. "Mach dir was zu essen."

"Ich bin noch voll von der Lasagne. Nah."

"Oke", meinte ich.

"Was ist mit deinen Haaren?", fragte er mich.

"Was soll mit denen sein?"

"Hast du in die Steckdose gefasst?"

"Nee."

Kane verengte seine Augen und schaute mich misstrauisch an. "Ist Papsch hier?"

"Er trainiert."

"Hm", wimmerte er. "Erklärung gefunden. Verstört. GTA 8!" Damit lief er wie von der Tarantel gestochen nach oben.

Das er auch immer alles mitkriegen musste.

"Nein, denk nicht immer so!", schrie ich belustigt hinter her und machte mich daran die Wäsche weiter zu machen.

Marco las seine Lieblingsbücherreihe- das Lied von Feuer und Eis und ich kam gerade mit frischem Atem aus dem Bad.

Die Kinder schliefen schon. Mina war eine Frühschläferin. Kane machte gerne mal die Nacht zum Tag. Er wollte es, aber scheiterte immer wieder. Er schlief dann einfach ein.

Ich ließ mich auf meine Bettseite nieder, nachdem ich die Tür geschlossen hatte und zog die Decke über mich.

"Hast du dir eigentlich weh getan?", fragte ich und schnappte mir mein iPod mit Kopfhörern. Ich brauchte meine Musik zum einschlafen. Marco das lesen. Wir sind echt schon ein altes Ehepaar.

"Ist ja nicht so, dass ich voll drauf gefallen bin", seufzte er und hob die Decke an. Er hatte ein Kühlkissen  auf seinen nackten Schritt gelegt.

"Was waren die eingefrorenen Erdbeeren wieder alle?", lachte ich und stupste Marco mit der Elle an.

"Die gute alte Zeit. Nicht das die gute neue Zeit nicht gut ist. Sie ist toll. Ich bin immer noch mit dir verheiratet und habe zwei wundervolle Kinder."

"Wow. Stirbst du wegen einer Penisverletzung und sollen das deine berühmt berüchtigten letzten Worte sein?", fragte ich unbeeindruckt.

Marco seufzte nur und zog seine Decke wieder rüber. Ich schob diese beiseite.

"Ist da irgendwas blau? Geschwollen?"

Marco hob das Kühlkissen runter.

"Da ist nichts. Sieht normal aus wie früher. Zwar ein bisschen kleiner-"

Zack hatte ich das Kühlkissen durchs Gesicht gezogen bekommen.

"Das liegt am Kühlkissen", bemerkte Marco. Ich schmiss das Kisschen weg und rieb mir die Wange.

"So kalt war das auch nicht gewesen", ärgerte ich ihn weiter.

"Hör auf mich zu mobben", schmollte Marco herum.

"Geht nicht anders. Deck dich zu, dann hört das Mobbing vielleicht auch auf."

Ich drückte ihn einen Kuss auf die Wange, als er sich wieder zudeckte. Dann steckte ich mir meine Kopfhörer in die Ohren und machte die Musik leise an.

Ja nicht zu laut, sonst fühlt der Herr sich wieder gestört. Dann kann er sich nicht in die Figuren hinein versetzen, wenn ihn Musik um die Ohren dröhnt. Soll er doch meinen.

Ich ließ mich ins Kissen zurück fallen, während Angel von the Weeknd lief. Ein ganz altes Lied. 2015, das war ein Jahr gewesen.

Ich schloss meine Augen und kuschelte mich weiter in das Bett herein. Anscheinend war ich so müde, dass ich sofort in den Halbschlaf wegratzte.

Marco dachte ich würde schon schlafen, weshalb er die Musik pausierte und mir die Kopfhörer aus dem Ohr zog. Dann deckte er mich weiter zu und drückte mir einen Kuss auf den Mund.

Wenig später hörte ich es neben mir im Bett rascheln, es wurde dunkel und mein Ehemann kuschelte sich an mich heran. Eine Hand griff nach meine und er verschränkte seine Finger in meinen. Dann seufzte er. Leise aber zufrieden.

Als er ein paar Minuten später am schnarchen war -leise Gott sei dank, sonst würde es getrennte Betten geben-, konnte ich dann auch ganz einschlafen. Ich wars gewohnt, erst einzuschlafen, wenn ich weiß, dass er auch schläft. Hat sich in den Jahren so ergeben.

Und Marco, der musste immer meine Hand halten, um einzuschlafen. Das fand ich schon niedlich.

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