Kapitel 14

KAPITEL 14

~ May's Sicht ~

"Dann fahr ich schnell", sagte ich und ging in die Küche, wo mein Ehemann mit seinem Co-Trainer saß und die aktuelle Startaufstellung für das Spiel gegen Wolfsburg am Samstag bequatschte.

Kane war mit Nico in seinem Zimmer und wir waren so nett, Kane für diesen Abend seine Sachen wieder zugeben, damit sie sich ja nicht langweilten. iPad, iPhone, iPod, Fernseher und XBOX.

Ich hatte endlich meinen iPod wieder. Endlich.

"Grüß Saskia von mir", sagte Marco.

"Mach ich", sagte ich. "Viel Spaß noch." Und schon hatte ich ein schlechtes Gewissen, das ich meinen Ehemann wieder mal anlog.

"Danke", kam es von beiden. Ich ging noch mal zu Marco und drückte ihm einen Kuss auf den Mund, dann machte ich mich im Aston auf den Weg in die Stadt.

Ich wollte mir eigentlich die Schlüssel des Lamborghini unter die Nase reißen, aber Marco hatte den Braten gerochen und rief aus der Küche: "Die Schlüssel des Lambos trage ich immer bei mir, Honey."

Honey, so hat er mich lange nicht mehr genannt, obwohl er es in den letzten Jahren immer getan hatte. Vermutlich war das wieder nur eine Phase - eine Phase die wieder von vorne los ging. Anscheinend ist er wieder von dem Wort Schatz genervt.

Ich parkte auf den kleinen Mitarbeiterparkplatz der Lounge - ich durfte das laut Leo und Saskia - und betrat die Bar.

Sanfte Jazz-Musik ertönte aus den Boxen, während ich durch den modernen Laden ging. Überall waren Männer mit Anzügen und Frauen in knappen Cocktailkleidern.

Ich mit meinem weißem Hemd, meiner schwarzen Lederjeggins und den Sneakers, kam mir wie immer merkwürdig vor. Ich hatte das Gefühl, sie starrten mich alle an.

Wie auch immer. Ich setzte meinen Weg fort und fand Alysha in einer Ecke sitzen. Sie schaute sich nervös um und wirkte sichtlich erleichtert, als ich auf sie zu kam.

"Hi", sagte sie und stand auf. Sie umarmte mich. Leicht misstrauisch umarmte ich Alysha ebenfalls. Dann setzte ich mich neben sie. "Du musst mir helfen, May."

"Was ist denn los?", wollte ich wissen.

"Ich stecke ziemlich in der Klemme."
Wieder schaute sie sich panisch um. Gott. Was hatte sie nur angestellt.

Ich runzelte die Stirn. "Was ist denn passiert?", wollte ich wissen.

"Kann ich den Ladies etwas zu trinken anbieten?", fragte ein Kellner und stellte sich zu uns.

"Wasser", sagte ich.

"Gin Tonic", bat Alysha.

"Kommt sofort", sagte der junge Kellner und ließ uns beide wieder alleine. Ich wandte mich wieder zu Alysha.

"Nun, sag, was ist passiert?", hakte ich ungeduldig nach.

Sie holte tief Luft und fing an zu erzählen: "Ich war ja all die Jahre in Frankreich gewesen und da habe ich mich leider mit den falschen Leuten angelegt-"

"Was meinst du?", hakte ich nach. "Inwiefern angelegt?"

"Alte Freunde von mir. Die kenne ich schon seit der Grundschule. Ich habe mich gefragt wie Marisa und Zlatan immer an das Geld kommen. In einem Gespräch, welches ich belauscht habe,  habe ich mitbekommen, dass sie an sämtlichen Überfallen auf Juwelieren und Kleinstbanken in ganz Frankreich und Belgien beteiligt waren. All die Jahre.  Eine Frau und ein Mann. Die passen von der Größe her der Wanted-Blätter auf die beiden zu."

"Deshalb bist du hier? Weil du das weißt?"

"Nein, ich Idiotin, habe gedacht, dass für mich auch etwas rausspringen wird und wollte die beiden erpressen-"

"Alysha du bist so dumm!", platzte es aus mir heraus. "Wie hast du die erpresst?"

"Ich habe das Gespräch, wo die beiden sich über die Raubzüge freuten und prahlten, gefilmt."

"Und dann dachtest du kannst du einfach Bonnie und Clyde erpressen?"

Alysha seufze nur. "Es war ein Fehler. Das weiß ich jetzt."

"Das war ein gewaltiger Fehler meine Liebe", sagte ich. "Die haben wegen diesen Überfällen über die französischen Bonnie und Clyde selbst hier berichtet. Die haben in all den Jahren vier Menschen getötet."

"Und ich werde die fünfte sein."

"Und ich vermutlich die sechste, da du mich damit reingezogen hast", grummelte ich.

"Dir wird nichts passieren. Glaub mir. Sie sind nur hinter mir her."

"Wie auch immer. Und was ist dann passiert, als die Drohung nach hinten los ging?"

"Zlatan hat mich mit einer Waffe bedroht und ich bin abgehauen. Sie haben meine Wohnung durchwühlt. Ich hab mir ein paar Sachen geschnappt und bin nach Dortmund abgehauen. Du musst mir helfen, bitte. Sie lauern mir selbst hier auf. Sie sind hier in Dortmund. Sie suchen mich. Sie werden mich finden."

"Wie denn?", fragte ich eindringlich. "Wie soll ich dir dabei helfen? Ich will nicht in die Scheiße gezogen werden, in der du steckst. Tut mir leid, Alysha."

Ich schnappte mir meine Handtasche und stand auf.

"May, bitte, geh nicht. Ich weiß nicht, wen ich sonst fragen soll", bettelte Alysha und sprang auf. Sie schnappte sich meine Hand und hielt diese fest.  "Ich habe niemanden. Mein Ex-Ehemann will nichts mehr von mir wissen. Mein eigener Sohn. Mein Ex-Freund. Meine ganzen Freunde."

Ich seufzte. "Es ist nicht mein Problem", sagte ich und entriss mich ihren Griff. "Geh zur Polizei. Die kann dir da weiter helfen. Tut mir leid", sagte ich und ließ sie einfach stehen.

"Ihr Wasser", meinte der Kellner. Ich drückte ihn einen Zehner in die Hand. "Stimmt so."

"Okay, danke", sagte der Kellner und dann machte ich mich auf den Weg nach draußen.

Draußen vor der Bar, kramte ich meine Schlüssel aus der Handtasche und horchte auf, als ich ein paar hektisch auf Französisch reden hörte.

Ich verstand kein Französisch, auch wenn Auba es versucht hat, mir beizubringen.
Er ist gescheitert. Marco konnte auch einiges Dank Auba.

Ich hab Hunger. Ich muss kacken. Ich möchte Sex mit dir. Ich liebe dich. Und deine Vagina ist perfekt.
Eigentlich sollte es Augen heißen, aber Marco hat einfach irgendein französisches Wort gesagt, dass für Vagina steht. Seitdem war Auba nur am lachen, wenn Marco Französisch redet und mir das sagte: Marco ist immer noch der Meinung, dass es heißt, deine Augen sind perfekt.

Das waren also die Sätze die Marco sau gut konnte. Wie auch immer. Die beiden machen mir keinen guten Eindruck. Waren das Zlatan und Marisa?

"Entschuldige, Mademoiselle", meinte der Mann, der wirklich bedrohlich wirkte. Er sprach mit einem richtig schlimmen französischem Akzent und stellte sich neben mich. Die Frau gesellte sich zu uns.

"Hallo", meinte ich leise und zog die Autoschlüssel hervor.

"Wir suchen eine Frau", sagte Frau auf Englisch.

"Okay, wie kann ich helfen?"

"Foto", sagte der Mann zu der Frau. Die Frau zog etwas aus ihrer Hosentasche und faltete das Papier auseinander. Dann hielten sie mir das Foto hin.

Ich erkannte sofort Alysha.

"Nee, die kommt mir nicht bekannt vor", meinte ich und gab das Foto zurück.

"Sicher?", fragte der Mann mich.

"Ja, so eine umoperierte Fresse würde ich wieder erkennen. Auch wenn in Dortmund über 600.000 Leute wohnen."

Die beiden lachten nur.

"Trotzdem danke", meinte der Mann. Die Frau schaute zu einer Gruppe Frauen die gerade aus der Lounge kamen. Beide steuerten die an. Ich musste Alysha hier weg bringen!

Sofort!

Ich hoffte der Laden hat einen Hinterausgang. Schnell huschte ich an den beiden angsteinflößenden Franzosen vorbei in die Bar.

"Alysha", sagte ich. Sie wollte auch gerade gehen, aber ich zog sie weiter in den Laden.

"Was?", fragte sie mich panisch.

"Sie sind hier. Ich bringe dich hier weg", meinte ich und zog sie hinter eine Säule.

Und wieso? Die beiden die nach Alysha suchten, betraten gerade den Laden.

"Jetzt sind sie im Laden", meinte ich und schaute mich vergeblich nach einer Hintertür um.

Der Kellner der an uns vorbei ging, zog ich zurück, nachdem ich geschaut hatte, was die beiden machten. Die befragten weiter die Gäste.

"Haben Sie hier einen Hinterausgang?", flüsterte ich.

"Wieso?"

"Haben Sie hier einen Hinterausgang!", zischte ich und packte den Kerl am Kragen.

"Ja, dahinten", meinte er. "Bei den Toiletten."

"Ist die auch offen?"

"Nein."

"Schlüssel."

"Nein."

"Leo und Saskia danken es Ihnen mit der Kündigung."

"Das sowieso wenn ich Ihnen die Schlüssel gebe", meinte er.

"Schlüssel bitte. Ich werde sie zurückschicken", knurrte ich.

"May", meinte Alysha. "Sie kommen."

Alysha drückte sich an mich und ich blickte den Kellner fordernd an. Der entfuchtelte einen Schlüssel vom Band.

"Hier, wehe wenn nicht."

"Grüßen Sie Leo und Saskia von der verrückten Nudel", sagte ich und ließ den Kellner gehen. Ich blickte noch einmal an der Säule entlang. Sie kamen echt immer näher und fragten weiter nach Alysha nach.

Schnell schnappte ich mir Alyshas Hand und zerrte sie zu den Toiletten.

Wir huschten den Flur entlang bis zur Tür mit der Aufschrift Privat. Gerade als ich die Tür aufgeschlossen hatte, ertönte eine bebende männliche Stimme, mit französischem Akzent.

"Alysha!"

Sie schrie erschrocken auf.

"Hier! Meine Autoschlüssel. Hau ab."

Ich drückte ihr meine Handtasche und alles in die Hand und schubste sie in die Tür in den Flur dahinter.

"May!", schrie sie. Ich schloss die Tür zu und drehte mich zu dem Mann hin.

"Schlüssel", meinte der Kerl und kam auf mich zu.

"Du kannst mich mal", sagte ich abfällig und stürmte aufs Frauenklo. Ich konnte den Schlüssel gerade noch in den Abfluss des Waschbeckens werfen, da wurde ich an den Haaren gepackt und zu Boden geschleudert. Ich fing mich mit meinen Händen ab, bevor ich mit dem Gesicht auf dem Boden knallte.

Schnell drehte ich mich auf den Rücken und schaute direkt in den Lauf einer silbernen Pistole.

Er entsicherte die Pistole und blickte auf mich herab.

"Wo ist Alysha hin?", fragte er mich.

"Woher soll ich das wissen?", stellte ich die Gegenfrage.

"Wo ist Alysha hin?"

"Ich weiß es nicht!"

"Aufstehen!", pampte er mich an. "Na los!"

"Ist ja gut", meinte ich und rappelte mich auf.

"Raus und lass dir nicht anmerken, dass dir eine Knarre im Rücken steckt", knurrte er auf Englisch. Ich spürte den Lauf in meinem Rücken und der Typ stellte sich nah an mich heran. Dann schubste er mich in Richtung Tür.

"Mari, komm", sagte er zu der Frau die weiter dabei war Leute zu befragen.

"Was willst du mit der?", wollte Maria wissen.

"Kläre ich im Auto", meinte er und drückte mich weiter in Richtung Ausgang.

Draußen würde ich an der Straße in einem Transporter - wie Mainstream - geschubst. Der Mann mit der Waffe kam hinter her und setzte sich zu mich auf den schmutzigen Boden. Die Frau saß am Steuer und fing an auf Französisch zu diskutieren. Der Mann stimmte mit ein, während mir immer noch der Lauf der Waffe an den Kopf gehalten wurde.

Ich blieb da einfach nur sitzen und wurde während der Fahrt wie Zlatan hin und her geschaukelt, dass ich dachte er drückt gleich auf den Auslöser und haut mir den Schädel weg- wenn auch erstmal nicht mit 'Absicht'.

"Was habt ihr jetzt mit mir vor?", fragte ich nach.

Zlatan blickte mich an und sagte irgendwas auf Französisch. Marisa antwortete.

"Bring uns zu Alysha!", sagte er zu mir und drückte mir wieder den Lauf an die Schläfe.

"Woher soll ich wissen, wo sie hin ist", meinte ich. "Ich kann keine Gedanken lesen."

Zlatan packte mir grob an den Haaren und drückte den Lauf doller an meine Schläfe. "Keine Scherze", knurrte er sauer. "Wohin?"

"Ich weiß es nicht!", schrie ich.

"Schnauze!", fuhr er mich an und hielt mir den Mund zu. "Halt die Schnauze. Wo wohnst du?"

Ich schnaubte. "Bei mir ist Hochbetrieb. Vergiss es."

"Wo wohnst du?"

"Ich habe Mann und Kinder. Vergiss es. Bist du taub?"

Zlatan sagte wieder etwas auf Französisch. Marisa antwortete.

"Gut, dann bringen wir dich wohin", sagte Zlatan und ließ endlich meine Haare los. Die Knarre hielt er immer noch an meine Schläfe.

~ Marco's Sicht ~

"Dann haben wir eine Aufstellung!", sagte ich erfreut und legte den Stift beiseite. Das erfreute ging nach hinten los, irgendwie fühlte ich mich urplötzlich beschissen von der Gefühlslage her. Ich fühlte mich, als hätte mir jemand einen geliebten Menschen genommen. Es sei jemand gestorben. Und Bauchschmerzen bekam ich auch noch.

Mario atmete auch erleichtert aus und war froh, dass wir uns nach reichlicher Diskussion für eine Startaufstellung und die Reserve entschieden hatten.

"Dann gebe ich das dem Team gleich mal in der Gruppe bescheid-", sagte Mario und zog dein Handy hervor.

"Mach das. Ich gucke,  was meine Kinder und mein bekloppter Neffe so machen", sagte ich leise und stand auf. Ich hielt mir den Bauch, als ich die Küche verließ.

Ich ging nach oben. Mina spielte Mario Kart auf der Wii.

"Alles gut?", fragte ich.

"Ja, alles gut", nickte sie und wandte sich wieder den Bildschirm des Fernsehers zu. Dann ging ich in Nachbarzimmer.

Kane lag im Bett und spielte mit seinem Handy herum, während Nico auf der Luftmatratze auf den Boden lag und auf dem iPod herumtippte.

Es klingelte an der Haustür und ich zog die Zimmertür wieder zu, nachdem die Jungs mich gar nicht bemerkt haben.

Yvonne? Wollten die nicht mit ihrem Ehemann essen gehen?

Ich machte die Tür auf und blickte in das Gesicht meiner Schwester.

"Wolltet ihr nicht essen?"

"Sind gerade auf den Weg. Ich habe etwas in Nicos Schultasche gefunden. Kann ja nur dir gehören", sagte sie und drückte mir eine Zeitschrift in die Hand. Ich schaute mir diese an und wurde knallrot im Gesicht. Auch wenn ich vierzig war und meine große Schwester vier Jahre älter, war es mir immer noch peinlich, wenn sie mich in so einer Situation erwischte- mehr oder weniger.

Ich schlug die erste Seite auf und blickte in die Ecke, wo ein sehr kleines M drinnen war. Hm. Unsere. Entweder May oder meine Ausgabe vom Playboy.

"Ja, danke", meinte ich.

"Ich erspare Nico das peinliche Gespräch und verschiebe es auf morgen irgendwann, wenn er nach Hause kommt." Sie machte eine Pause. "Bist ja so blass. Alles goody?"

Ich nickte. "Alles gut."

"Na gut. Schönen Abend noch."

"Euch auch", sagte ich.

Yvonne ging zum VW Touran, so ihr Ehemann drinnen war und schon waren sie weg. Ich machte die Tür zu und legte die Zeitung in einem Schubfach in der Kommode und runzelte die Stirn.

"Die kommen auch an alles dran", nuschelte ich und ging zurück in die Küche.

"Was machen die Kinder?"

"Chillen."

"Und wer war das an der Tür?"

"Meine Schwester. Nicht weiter wichtig. Und wie haben die anderen reagiert?"

"Einige sind dankbar und begeistert und andere nicht gerade erfreut."

"Wir haben denen von Anfang an klar gemacht, dass sich etwas ändern wird. Und das sie sich drauf einstellen müssen", sagte ich und wollte mich gerade wieder auf meinem Platz setzen, als es an meiner Haustür Sturm klingelte. "Jesus, hat May wieder ihre Haustürschlüssel vergessen", murmelte ich und ging zur Tür. Ein kurzer Blick aus dem Fenster und ich erkannte meinen Aston in der Auffahrt. Also doch May. Ich öffnete die Tür und wich erschrocken zurück, als Alysha panisch reinkam und wild drauf los redete.

"Alte Freunde."
"Hab mich mit denen angelegt."
"Sie wollen mich umbringen."
"May, wollte mir helfen."
"Sie muss bei den beiden sein", war das einzige, was ich so weit es geht heraushören konnte.

"Warte! Was? Noch mal von vorne?", hakte ich nach.

Alysha fing an und blickte mich an. "Es ist meine Schuld. Es tut mir so leid. Sie wollte mir nur helfen."

"Wo ist May jetzt?", fragte ich.

"Ich weiß es nicht", sagte Alysha. "Ich hab  nur noch gesehen, wie sie May in einem Transporter geschubst haben- dann sind sie weggefahren. Zlatan ist bewaffnet. Die sind zu allem Fähig. Sie haben schon vier Leute getötet."

"Ich ruf die Polizei an", meinte Mario, der aus der Küche kam, und alles mitbekommen hatte.

Ich glaubte immer noch, dass es ein Scherz war.

"Keine Bullen. Das ist ein Witz. Wo ist meine Frau? Das ist einer der widerlichsten Scherze, den sie gerissen hat", meinte ich.

"Das. Ist. Mein. Ernst!", schrie Alysha mich an.

"Die Kinder", sagte Mario nur und hielt unschlüssig das Telefon in der Hand. Fragend blickte er mich an.

"Die haben hier über die Überfalle in Frankreich und Belgien berichtet, das hat May gesagt. Bonnie und Clyde aus Frankreich. Vier Tote. Das sind meine alten Schulfreunde. Ich hab ein Gespräch vor einem Monat zwischen den beiden mitbekommen, wo sie sich über die Raubzüge unterhalten haben. Ich dachte für mich springt auch was raus. Ich wollte sie erpressen, das ging aber nach hinten los. Jetzt bin ich auf der Flucht, bin hier nach Dortmund, sie sind auch hier. Sie wussten, dass ich im Club bin, verdammt. May hat mir ihre Sachen in die Hand gedrückt, damit ich abhauen konnte-"

"Das hat sie nicht?", meinte ich.

"Doch, ich hab's doch gesehen. Ich sollte abhauen. Ich bin abgehauen. Dann habe ich noch gesehen, wie May in den Transporter-"

"Kennzeichen?", wollte Mario wissen.

"Der hatte keine."

"Marke?"

"Renault."

"Farbe?"

"Schwarz."

Ich setzte mich auf die Treppe und atmete tief durch. "Das ist echt kein Scherz", murmelte ich.

"Über die Überfälle hab ich auch gehört", sagte Mario nur. "Ich rufe die Polizei an."

"Nein, sonst kriegen dass die Kinder mit", meinte ich panisch und sprang auf.

Mario schaute an mir vorbei und ich drehte mich zur Treppe. "Was ist mit Mama?", wollte Kane Wissen und starrte mich an. Dahinter standen Nico und Mina, die mich ebenfalls fragend anblickten. "Papa, denk nicht mal daran, uns anzulügen."

"Ich rufe die Polizei an."

"Vorher Marcel und Auba", sagte ich nur und ging die Treppen zu den Kindern nach oben.

"Papa, was ist mit Mama?", wollte Mina wissen und fing an zu weinen.

"Mama, muss nur was regeln", sagte ich und nahm sie in den Arm. Ich blickte zu Nico, während Mina am Schlurchzen war. Er verstand meinen Blick und schnappte sich Minas Hand, nachdem ich mich aus der Umarmung gelöst habe. "Komm, wir gehen Wii zocken. Was spielst du? Just Dance? Oder Mario Kart?"

"Mama hat nichts zu regeln. Sie ist in Gefahr, oder?", flüsterte Kane, nachdem Minas Zimmertür zu ging. Ich schluckte nur. Kane drückte mich bei Seite und ging die Treppen runter. "Was machst du hier? Wo ist meine Mom?", fragte er Alysha.

"Marcel, Auba und die Cops sind auf den Weg."

"Nein, nicht Pierre", meinte Alysha nur und wollte wieder zur Haustür raus, aber Kane stellte sich davor und drückte die Haustür zu.

"Du bleibst hier", meinte Kane nur und schloss die Haustür ab. Den Schlüssel steckte er in seine Hosentasche.

"Kane", sagte ich nur..

"Was?", zischte er. "Wegen ihr", er schubste Alysha barsch zurück. Diese stolperte und ging zu Boden.

"Komm runter", meinte ich und zog Kane zu mir.

"Es ist alles meine Schuld!", schrie Alysha und fing an zu weinen. Kane riss sich meinen Griff los und meinte nur, dass Alysha gefälligst leise sein soll, damit sie nicht seine Schwester verstört. Damit war er nach oben verschwunden. Mario setzte Alysha auf und wir gingen gemeinsam ins Wohnzimmer. "Es tut mir so leid. Wenn May etwas zustößt, kann ich mir das nicht verzeihen."

"Ich hoffe es wird dich wie ein Virus von Innen zerfressen", zischte ich und ging in die Küche. Ich konnte beim besten Willen keine Sekunde mit Alysha in einem Raum sein. Das ging nicht. Ich lehnte mich an den Kühlschrank an und rutschte auf den Boden. Ich zog meine Beine an und legte meine Arme drauf, dann vergrub ich mein Gesicht in meinen Armen und zerbrach mir den Kopf, während meine Finger mit dem Ehering rumspielten.

Wo war meine Frau?

Ging es ihr gut?

War sie verletzt?

Der schlimmste Gedanke, der in meinem Kopf schoss:

War sie bereits tot?

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top