Kapitel 12

KAPITEL 12

~ Marco's Sicht ~

"Kane, es ist Donnerstag! Schule!", rief ich und platzte in Kane's Zimmer. Der saß schon auf dem Rand des Bettes und schien völlig verschlafen zu sein.

"Joah", murmelte er nur.

"Ist dein Schlafrhythmus völlig im Eimer?", lachte ich belustigt.

"Ich hab voll die Kopfschmerzen, Dad", murmelte er und rieb sich die Schläfen.

"Ich hab auch so einiges", sagte ich und klatschte in die Hände. "Auf auf in die Schule!"

"Hm."

"Oder hast du Schiss wegen  Jason?", wollte ich wissen und musterte sein Gesicht. Kane blickte zu mir und schüttelte seinen Kopf. "Na dann", meinte ich nur und verschwand aus dem Zimmer.  Ich wollte gerade zu Mina gehen um sie wach zu machen, aber sie war schon auf und kam mir an der Tür entgegen.

"Au! Dad!", fluchte sie auf, nachdem ich mit Schwung die Tür aufgemacht hatte und es knallte.

"Scheiße, Mina", sagte ich. "Was war das?"

"Meine Nase", murmelte sie. Sie nahm ihre Hand von ihrer Nase und das erste was ich sah, war Blut.

Ruhig bleiben, Marco. Ist nur eine blutende Nase. Kane hat das auch andauernd- aber den sagt man auch zig mal, dass er aufhören soll zu popeln.

"Okay, Mina komm mit. Papa kümmert sich um dich?"

"Haust du mir wieder eine Tür ins Gesicht."

"Das war nicht mit Absicht."

"Hm", murmelte sie und ging an mir vorbei zu den Treppen.

"Ehrlich, Maus."

"Mom!", rief sie. "Papa hat mir die Tür vor den Kopf gehauen."

"Kühlkissen in den Nacken, Kopf nach hinten und Taschentücher runter!", rief May zockend von oben. Die Dame hatte immer noch nicht ihre Dusche gehabt. Das merkte man. Hach.

Nachdem Minas Nasenbluten abgeklungen war, kamen auch Kane und May nach unten.
Kane sah gar nicht gut aus.

"Okay? Du siehst echt nicht gut aus", bemerkte ich.

"Simulant", sagte May und fuhr Kane mit den Fingern durchs Gesicht. Sie blickte auf ihre Finger und hielt sie mir hin.

"Halloweenschminke", bemerkte sie, und hielt mir die Finger mit der weißen Farbe hin. "Schmink dich ab und stell dich Jason. Ich hab dich nicht zur Pussy erzogen."

"May", sagte ich mahnend.

May blickte zu Mina und dann zu mir. "Kennst du Taschentücher?", fragte May mich.

"Ich hab keine gefunden", sagte ich und zuckte unschuldig mit den Schultern.

"Im Wohnzimmer? Im Schrank?"

"Jetzt weiß ich es", sagte ich.

"Papa meinte, dass das neumodische Taschentücher sind", sagte Mina und ihre Stimme klang eben so, als ob sich jemand die Nase zu hielt, oder eben Tampons in der Nase hat.

"Wenn Papa sagt, Fische Leben auch an Land weiter, glaubst du das auch?", fragte May Mina.

"Ich glaube Papa vieles. Aber jeder weiß doch, dass man Fische nicht vorm ertrinken retten kann."

"Ja, machst du die bitte raus und schmeißt das ins Müll?", bat May freundlich und geduldig.

"Was hab ich in der Nase?",  fragte Mina schockiert.

"Das erkläre ich dir, wenn es bei dir so weit ist."

"Was soll so weit sein?", hakte Mina nach.

"Nimm die neumodischen Taschentücher aus der Nase", sagte May nur und setzte sich mit an den Tisch.

Ich lachte leise in mich hinein und kam erstmal einen giftigen Blick zu geworfen.

Mein Grinsen verschwand und ich blickte auf meinen Frühstück.

      "Viel Spaß in der Schule", sagte ich, als ich vor  der Schule absetzte.

"Mit Kopfschmerzen, ganz sicherlich nicht", murmelte Kane und war ausgestiegen.

"Was macht deine Nase?", hakte ich nach und drehte mich zu Mina, die sich abschnallte.

"Tut nicht weh", sagte sie.

Die Nase sah nicht so aus, als ob sie blau und grün und angeschwollen ist. Gott sei Dank.

"Super, dann sehen wir uns nachher."

"Holst du mich ab", wollte Mina wissen und öffnete die Autotür.

"Ich muss gucken, ob ich das schaffe", sagte ich. "Papa hat Training und muss seine Jungs scheuchen. Danach folgen Einzelgespräche. Keine Ahnung, wie lange das dauern wird." Kurze Bedenkpause. Nee. Das werde ich nicht schaffen, auch wenn ich wieder wie ein Kamikaze waren muss. "Ich denke, du musst mit den Bus fahren."

"Okay", sagte sie und lehnte sich nach vorne. "Hab dich lieb, Papa."

"Ich dich auch", grinste ich, nachdem Mina mir einen Kuss auf die Wange gedrückt hat. Die Autotür fiel wenig später zu und Mina eilte zur Schule. Ich machte mich wieder auf den Weg nach Hause, weil ich noch zwei Stunden hatte um in Brackel zu sein.

Zu Hause machte ich mir Notizen, wie ich die Gespräche mit den Jungs führen konnte.

Dann machte ich mich auf den Weg zum Training. Ich legte gerade meine Unterlagen auf den Beifahrersitz, als ich das altbekannte Dröhnen des Camaros meiner Frau hörte.

Ich horchte auf und runzelte die Stirn, als May neben mir in der Auffahrt hielt. Sofort drehte ich mich zu ihr, als sie aus dem Auto stieg.

"Was machst du denn hier?", fragte ich sie verblüfft.

"Hab nur etwas vergessen", sagte sie und machte die Tür zu. Dann schloss sie ab.

"Okay, ich muss auch los", sagte ich und drückte May einen Kuss auf den Mund.

"Viel Spaß und quäle die Jungs nicht", sagte sie und kramte in der Handtasche nach die Hausschlüssel.

"Ich doch nicht", sagte ich und grinste unschuldig. "Ich liebe dich."

"Ich dich auch", sagte May und ging zum Haus.

Sie holte die Post aus dem Briefkasten und hielt einen Brief hoch. "Staatsanwaltschaft Dortmund!", rief sie.

"Argh", meinte ich nur.

"Fahr du zur Arbeit", sagte May als ich zum Haus ging.

"Okay", sagte ich. Ich ging um meinem Aston herum, schloss diesen auf und machte mich dann auf den Weg zum Training.

~ Kane's Sicht ~

"Du kannst froh sein, dass Jason wegen der Zahn-OP nicht in der Schule ist", bemerkte Nico, als wir nebeneinander nach oben zu unseren Klassen gingen.

"Ehrlich? Das bin ich auch", murmelte ich und musste die Blicke meiner anderen Mitschüler ertragen.

"Gott, was guckt ihr denn alle so blöd?", rief Curtys und stellte sich neben mich. "Hat er irgendwas im Gesicht kleben? Kümmert euch um euer eigenes langweiliges Leben!"

Die Mitschüler schauten weg und Curtys legte einen Arm um meine Schulter. "Na, Klitschko."

"Hör auf", sagte ich nur.

"Na gut", meinte Curtys. "Ihr entschuldigt mich. Da wartet eine Lady auf mich."

"Hm, wie auch immer", sagte ich nur und sah wie Curtys zu einem weiteren Mädchen ging.

Ich blickte zu Nico.

"Was?", fragte er mich.

"Wo ist die Zeitschrift?"

"Zuhause unter meiner Matratze."

"Du bist so widerlich, dass ist deine Tante."

"Saskia Bittencourt ist meine Tante, seit wann?"

"Gott", grummelte ich nur.

Nico schaute nach vorne und blickte plötzlich komisch. "Oh-oh", murmelte er nur.

Ich blickte ebenfalls nach vorne und sah Solin auf mich zukommen. Daneben Jasons Mom, die "Wuchtbrumme", wie Papa sie immer nannte, steuerten mich direkt an. Jasons Mutter wirkte ziemlich angepisst, während Solin peinlich berührt schaute.

"Du hast mein Backup", sagte Nico entschlossen und schlug mir auf den Rücken.

"Du!", bellte Jasons Mom.

"Bye!", rief Nico und lief von mir weg. Verdutzt schaute ich ihn hinter her und dann wieder zu Jasons Mom. Diese zog einen Brief aus der Handtasche hervor und drückte mir den in die Hand.

"Post von meinem Anwalt", sagte sie. "Die Anzeige der Polizei muss auch bald bei euch landen. Schönen Tag noch."

Jasons Mutter schubste mich bei Seite und ich blickte auf den Brief in meiner Hand.

Seufzend ging ich in die Klasse und setzte mich auf meinem Platz. Ich würde mir den Brief nachher mit Mama und Papa anschauen. Die hatten damit gerechnet, dass es so weit kommen wird. Also werden die nicht sooooo übelst ausrasten. Denke ich.

"Hi", sagte Solin und stellte sich gegenüber von mir.

"Hi?", fragte ich und legte die Stirn in Falten.

"Ich will mich bei dir wegen Jason und seiner Mutter entschuldigen", fing Solin an.

"Musst du nicht deiner Familie beistehen?", fragte ich und kramte meine Schulsachen aus dem Rucksack heraus.

"Meine Familie? Ich bitte dich", sagte Solin angewidert. "Hast du eine Ahnung, wie froh ich bin, dass wir nicht genetisch miteinander verwandt sind. Ich weiß auch nicht, was mit meinem Vater los ist. Aber seit der Trennung meiner Eltern, verliebt er sich einfach in diese Frau, dieses Monster und ich muss mit denen Leben."

"Hast du darüber mal mit deinem Vater geredet?", fragte ich sie. Solin setzte sich neben mich.

"Ich hab's versucht. Aber er hört mir nie zu. Oder, Jason's Mom funkt dazwischen und manipuliert ihn."

Frau Tegtmeyer betrat die Klasse und Solin und ich schauten auf.

"Nur damit du es weißt, Kane. Ich war heute Morgen beim Direktor und habe meine Zeugenaussage abgegeben. Jason ist auf dich los. Du hast dich nur gewehrt."

"Solin haben wir eine neue Sitzordnung und ich weiß davon nichts?", wollte Frau Tegtmeyer wissen.

"Nein", sagte Solin nur und setzte sich auf ihren Platz. Damon, der hinten bei seiner Freundin Romana war, setzte sich neben mich.

Ich blickte in seine Augen. Wow. Er war wirklich mal nicht high. Er wirkte endlich mal normal. Anscheinend gibt es immer noch Wunder.

"Hi", meinte Damon nur.

"Hi", sagte ich.

"Überraschungstest!", sagte Frau Tegtmeyer und ein genervtes Stöhnen ging durch die Klasse.

Und da hatte ich die Matheaufgaben vor mir. Wieder dieses blöde Thema.

Faktoren ausrechnen. 25 Aufgaben. Darauf hatte ich echt keine Lust, weshalb ich unter jeder Aufgabe einfach nur "Jesus" hinschrieb. Auf der letzten Seite malte ich sogar ein Kreuz, darunter schrieb ich.

Jesus ist immer die Antwort!

Zum Klingeln gab ich ab und machte mich gleich auf den Weg nach unten zu den Chemieräumen. Wir hatten ja nur eine fünf Minuten Pause, weshalb ich mich beeilte. Dort setzten wir uns gemischt an einem Vierer Tisch.

Damon, Romana und Solin setzten sich zu mir. Solin saß eigentlich immer bei Alina und Jacky. Das ist neu.

Und was erwartete uns da?

Richtig. Noch ein Test. Argh.

Wenigstens da füllte ich alles ordentlich aus und malte noch etwas für den Lehrer dort hin.

Einen kackenden Kamelhund in der Wüste der sprechen kann. Kunststudium ich komme.

Einen X-Punkt für meinem Kamelhund? Der kann sogar sprechen.

Dann gaben wir ab und es klingelte zur großen Pause. Da unterhielt ich mich mit Curtys und Nico über den Brief.

"Mach den doch auf", sagte Curtys.

"Nachher mit meinen Eltern."

"Nico, wir gehen zum Direx und geben unsere Aussage ab. Solin hat es auch gemacht. Dann können die uns mal", sagte Curtys.

"Ja, lasst mich in der Pause alleine", murmelte ich.

"Ich bin doch schon da", sagte Solin und stellte sich neben mich.

Curtys und Nico tauschten komische Blicke aus und gelbsten. Dann gingen sie zum Schulgebäude. Ich blickte zu Solin, die sich neben mir auf die Steinbank setzte.

"Deine Schwester ist immer so alleine", bemerkte Solin nach einer Weile. Sie schaute zu Mina, die alleine auf der Holzbank saß, die Kopfhörer in den Ohren und mit einem Block auf ihren Beinen. Sie war wieder am zeichnen.

"Ich weiß", sagte ich leise.

"Hat sie keine Freunde?"

Ich zuckte mit den Schultern. "Weiß ich nicht. Sie war schon immer sehr zurückhaltend und lieber alleine."

"Vermutlich hat sie Angst vor Enttäuschungen", bemerkte Solin. "Heute ist ja nichts mehr für Ewig. Freundschaften erst recht nicht."

"Heißt es nicht, wenn Freundschaften über 7 Jahre alt sind, halten die auf Ewig?"

"Vermutlich. Bei manchen trifft es zu, bei anderen wiederum nicht", Solin seufzte. "Deine Schwester braucht echt mal Freunde. Die muss sich doch mit jemanden über ihr Leben unterhalten."

"Sie führt Tagebuch", sagte ich.

"Ein Tagebuch gibt dir aber keine Tipps und Ratschläge."

"Dafür ist Mom da. Wenn irgendwas ist, geht Mina sofort zu Mom", sagte ich.

"Dann kommt sie nicht zu ihrem großen Bruder?"

"Sie geht mir in den letzten Tagen aus den Weg", meinte ich. "Gerechtfertigt."

"Du veränderst dich. Sie kann es nicht einschätzen, deshalb zieht Mina sich von dir zurück. Sie will gucken, was mit dir passiert und dir nicht blöd kommen."

"Du redest wie ein Seelenklempter, weißt du das?", fragte ich belustigt.

Solin lächelte. "Mein Dad ist einer. Ich bin der Meinung, dass ist angeboren", sagte sie und klatschte in die Hände. "Sobald Mina dich analysiert hat, kommt sie wieder auf dich zu. Glaub mir. Ich hab auch einen großen Bruder."

"Jason?"

"Einen fünf Jahre älteren Bruder", meinte Solin und schauerte. "Bevor ich den als meinen du weißt schon was betitel', erhänge ich mich lieber."

"Gut zu wissen", meinte ich.

"Hm", machte Solin. "Chris ist 22 und sowieso nicht zu Hause."

"Wo ist er denn?"

"Polizist in Hamburg. Er wohnt bei Mama."

"Das ist weit weg", bemerkte ich.

"Wie man es nimmt", sagte Solin schulterzuckend.

"Eh, du!", bemerkte eine kleine Brünette neben mir.

Jaja. Die Familie Reus war hier gut vertreten.

Darf ich vorstellen, Mia, meine 14 Jahre alte zickige Cousine. Sie kam erst dieses Jahr auf die Schule, da sie in Nordstadt war. Dazu sage ich nichts. Dementsprechend haben auch die ganzen Schackelinz, Kevinz und Schantellz auf sie abgefärbt. Das traurigste war, Mia hatte wirklich drei Klassenkameraden die so hießen und dann auch noch mit 'z' am Ende.

Ja nee is klar.

Mia redete zu Hause völlig normal, aber wenn sie ihren Anhang bei sich hat, dann kannst du die in die Tonne kloppen.

"Was gibt's?", fragte ich.

"Hast du mal 'nen Euro. Will mir ein Brötchen holen", sagte Mia.

"Ich hab kein Geld dabei", meinte ich.

Die schnalzte mit der Zunge. "Boah, is das dein Ernst?", fragte sie und laute wieder auf dem Kaugummi herum, wie eine trächtige Kuh in der Schwangerschaft auf Gras - Mama's Spruch.

"Ja", nickte ich.

"Ich hab aber Hunger!", flehte sie herum. "Ich hab voll Bauchweh!"

"Ich Kopfweh, wegen deiner chantallischen Aussprache."

"Hast du was dabei?", fragte sie Solin. "Kriegst es auch wieder?"

"Ich hab auch nichts. Ist mitten im Monat. Gehalt ist aufgebraucht. Sorry."

"Boah. Nee", meinte Mia.

"Was? Du wirst bezahlt für der Schule? Boah, krass", bemerkte eine von Mia's Freundinnen.

"Hatice, wir müssen zum Direktor und beschwerdung einreichen!", sagte eine andere.

"Viel Glück", rief Solin hinter her als die drei von uns weggingen.

"Meine Cousine", sagte ich nur.

"Die deutsche die einen auf Türkin macht?"

"Genau die", sagte ich. "Du musst mal sehen wie sie zu Hause ist. Total normal."

"Jetzt fragt sie deine Cousine."

"Wenn Nico und Curtys gleich rauskommen, fragt sie auch die. Wetten?", lachte ich.

"Bestimmt", grinste Solin.

              "Hi", sagte ich als ich gegen zwei nach Hause kam. Mina hatte noch AG und Mama erwartete mich schon sehnsüchtig. Dienstags musste sie doch immer bis um fünf malochen. Was macht sie jetzt hier?

"Post von der Staatsanwaltschaft oder Polizei."

"Jason's Mom hat mir schon ein Brief-"

"Zeig mal", meinte Mama.

Ich reichte ihr den anderen Brief und die öffnete diesen. Dann meinte sie, dass das beide die gleichen sind.

"Morgen nach der Schule haben wir beide einen Termin bei der Polizei. Du sollst bitte deine Aussage machen und Zeugen nennen", sagte Mama. "Ich werde dich abholen."

"Brauchen wir einen Anwalt?", fragte ich.

"Soweit wird es nicht kommen. Wenn Nico, Curtys und diese Sidolina-" ich zog eine Grimasse. "ihre Aussagen machen, die für dich sprechen, steht es denn Aussage gegen Aussage. Das auch immer alles auf einmal kommt", brabbelte Mama weiter drauf los.

"Ach, ich war einkaufen und mein Auto ist im Arsch. Marcel kümmert sich darum. Dann habe ich die Hälfte des Einkaufs vergessen. Mein Handy ist auch weg. Ich hab Waldmeisterwackelpudding gemacht-"

"Wieso bist du hier und nicht auf der Arbeit?", hakte ich nach.

"Überstunden. Wir sind heute eh alle da", meinte Mom und legte den Brief beiseite. "Wo ist mein Handy?"

"Ruf doch darauf an- es sei denn du hast es auf Stumm", meinte ich und legte meinen Rucksack bei Seite. Ich war verblüfft, dass mir wegen der Einladung zur Polizei keine Standpauke entgegen klatschte.

Halt. Laut meiner Liste müsste Papa dran sein. Ich sah es schon vor mir. Das endete wieder im Streit zwischen Dad und mir.

"Ich weiß noch nicht mal, ob ich es auf stumm hatte", sagte Mama.

Ich schnappte mir das Telefon und reichte es Mama.

"Ich kannte meine Nummer mal auswendig", sagte Mama und starrte das Telefon an.

"Sie steht auch im Telefonbuch im Telefon", grinste ich und schnappte mir das Telefon. Dann rief ich Mama drauf an. Ich reichte Mama das Telefon und folgte dem klingeln.

"Öhm", sagte ich und öffnete den Kühlschrank. Dann fing ich an zu lachen. "Mama, magst du Elektronik mit Waldmeistergeschmack?"

Ich holte die Schüssel mit dem Wackelpudding heraus, wo Mama's iPhone drinnen war.

"Gefunden", grinste Mama irritiert und legte auf. Sie machte den Kühlschrank zu und runzelte die Stirn.

Ich blickte besorgt zu Mama. "Ist alles okay?", fragte ich sie. "Seit wann bist du so vergesslich?"

"Heute ist einfach nicht mein Tag", sagte sie leise und schnappte sich einen Löffel.

"Merke ich", sagte ich und drückte Mama einen Kuss auf die Wange. "Du bist eine wirklich komische, Mom. Aber deswegen hab ich dich lieb."

"Danke", murmelte sie und stocherte im Wackelpudding herum.

"Lass mir Pudding übrig", sagte ich. "Ich muss nur schnell aufs Klo."

"Das sowieso", sagte ich und wollte aufs Gästezimmer laufen.

Mama's Handtasche lag da so schön offen und das Licht scheinte drauf.

Ich schnappte mir die Handtasche und durchwühlte diese.

Nichts besonderes.

Was machte ich hier? Wieso durchwühle ich die Tasche meiner Mutter. Ach. Keine Ahnung. Ich legte die Tasche zurück und flitzte aufs Gästeklo gegenüber der Treppe.

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