31.) Verhaftet

           

31.) Verhaftet (Juice)

Die Dunkelheit war angebrochen und wir standen mitten auf einer Lichtung außerhalb von Charming, die von einem Waldgebiet voller Tannen umgeben waren. Hinter uns war eine Holzhütte aus dunklem Holz, davor standen unsere Bikes.

Ich stand vor meinem und spielte mit dem goldenen und schlichten Ring an meinem Ringfinger herum- so nervös war ich. Mein Herz pochte wie wild und das schwarzweiße Foto in meiner Brusttasche der Kutte, wurde von Sekunde zu Sekunde schwerer. Und dann fragte ich mich, was ich hier überhaupt machte? Wieso begab ich mich für diesen Club in Gefahr? Ich hatte bald meine eigene und kleine Familie. Nein, ich habe eine. Erstens den Club und zweitens mein Leben mit Nadia.

Vielleicht sollte ich den Club einfach verlassen, um für das bessere Wohl meiner Familie sorgen zu können. Vielleicht auch nicht. Ich war hier seit ich ein Teenager bin und die Männer sind für mich wie Brüder geworden. Der Club war meine Familie und Nadia ist ebenfalls meine Familie. Ich will mich nicht entscheiden müssen. Was Jax wohl durchmacht. Ging ihm zwischendurch auch dieser Gedanke in den Kopf?

Was ging mir hier gerade durch den Kopf, wenn ich mich auf das bevorstehende Ereignis vorbereiten sollte.

„Wieso sieht er aus, als müsse er gleich kotzen?", hörte ich Clay besorgt in meine Richtung sagen.

Ich ignorierte unseren Präsidenten und starrte auf den Boden.

„Bist du okay?", fragte Tig mich.

„J-ja."

„Vorhin hast du wie ein Honigkuchenpferd gegrinst und nun hab ich das Gefühl du bist auf 'ner Trauerfeier."

„Bin nur nervös", gab ich zu und zog, als sich alle von mir wegdrehten, das Foto aus meiner Brusttasche, welches unerträglich schwer wurde. Ich blickte das Bild im Scheinwerferlicht der Bikes an und schmunzelte.

Mein Kind. Mein Fleisch und Blut.

„Das Kind wächst und wächst, Bruder", bemerkte Jax, der sich neben mir gestellt hatte. Er zeigte auf das kleine Ding, welches man nur mit Wissen darüber, erkennen konnte. „Sei nicht so ein beschissener Vater, wie ich es teilweise anfangs gegenüber Abel war. Sei immer für das Kind da, Juice."

„Ja, ich weiß. Und ich werde immer für meine Kleine kämpfen. Das steht fest."

„Warte... Kleine?", hörte ich Tig fragen. Alle blickten zu mir.

„Scheiße, du kriegst eine Tochter?", fragte Sack verdutzt.

Ein Grinsen breitete sich auf meinen Lippen aus. Dann nickte ich.

„Chibs! Hast du das gehört! Du wirst Opa eines Mädchens!"

„Bin doch nicht taub!", brummte der Alte. Ich hätte wieder mit einer Faust in meinem Gesicht gerechnet. Aber zu meiner Verwunderung umarmte er mich. Irritiert umarmte ich meinen Schwiegervater zurück. Brüderlich haute er mir auf den Rücken und beglückwünschte mich. Auch die anderen taten es Chibs nach.

Nachdem Sack noch einen ziemlich unangebrachten Spruch los ließ und er sich sofort dafür entschuldigte, steckte ich das Foto zurück. Es wurde sofort wieder ernst, als Opie auf sich aufmerksam machte. Wir schauten auf und erkannten sofort die brechenden Lichter von mehreren Autos, die durch die dicken und massiven Baumstämme scheinten.

„Sie kommen, Männer", machte uns Jax noch mal drauf aufmerksam. Ich starrte auf die Lichtung, auf die vielen Lichter und hörte, wie die Motoren immer lauter wurden- hüpfte ungeduldig auf und ab.

Es waren keine Ahnung wie viele Autos und noch mal doppelt so viele weiße Typen, die im Scheinwerferlicht ihrer Autos hervortraten. Alle mit einem Gewehr oder sonstiges in der Hand. „Wie war das mit zehn gegen zehn und keine Waffen?", fragte Clay bissig.

„Ein fairer Kampf liegt dir nicht, oder?", wollte auch Jax wissen. Weston zuckte nur mit der Schulter. „Fair ist für Verlierer. Ich gewinne lieber", antwortete er dann.

„Ja, dass geht mir genauso", nickte Jax und machte dann eine Kopfbewegung in Richtung Tig. Dieser Pfiff und darauf hin kamen aus der einen Ecke die Niners und aus der anderen Ecke die Chinesen von Lin.

Weston schaute von einer in die anderen Ecke- seine Jungs hoben die Waffen an. „Waffen runter!", bellte Clay in Richtung von Westons Leute.

Weston zögerte für einen kleinen Augenblick. „Runter damit", murmelte er. Seine Leute hörten sofort auf ihn.

„Und jetzt wie geplant", meinte Jax freudig. Das war der Startschuss gewesen. Wir Männer stürmten ohne jegliche Waffen aufeinander los und dann flogen die Fäuste. Ich hatte mir einen der Nazi-Kerle geschnappt und wollte ihn zu Boden werfen. Doch er wusste leider was ich vor hatte und schleuderte mich am Kragen zu Boden. Gerade als er mir in en Magen treten wollte, flog Chibs' Faust vorbei und traf de Typen direkt auf die Nase. Diese gab ein widerliches Knacken davon, der Mann schrie und sackte neben mir zu Boden. Ich sprang auf und bedankte mich bei Chibs, dieser nickte nur und wandte sich einem anderen Kerl zu. Mein Blick wanderte zu dem Typen mit der schlimm gebrochenen Nase. Er lag regungslos da und würde keine Gefahr mehr für uns werden, solange er Bewusstlos war. Also suchte ich mir schnell einen anderen Kerl. Als ich einen gefunden hatte, packte ich ihn mir und riss ihn zu Boden. Ich holte mit der Faust aus und traf ihm ins Gesicht. Schmerz durchzuckte meine Fingerknöchel und ich fluchte ab. Dann wurde ich plötzlich unter die Arme gepackt, hochgezogen und lieblos auf den kalten Waldboden geschmissen. Ich wollte ich gerade wieder aufrappeln, als mich unerwartet erwartet eine Faust entgegen flog. Ich fluchte auf, als die Faust auf meiner Nase landete. Aber ich war ausgebuffter und flinker. Den Schmerz in meiner Nase ignorierte ich und dann verpasste ich den Typen eine gewaltige Kopfnuss, die mir auch nicht gerade gut tat. Dann folgten vier Schläge mit meiner geballten Faust.

Ich fuhr wie die anderen Männer, die für uns kämpften und die überraschenden und niedergeschlagenen Norths zusammen, als Polizeisirenen in meinen Ohren am kreischen waren. Weston schrie seinen Leuten zu, dass sie so schnell wie möglich verschwinden sollen, als die ersten roten und blauen Lichter zwischen den dicken Baumstämmen funkelten. Die Type sprangen alle auf und rannten humpelnd, oder benebelt zu ihren Wagen. Alle bis auf Weston verschwanden vom Hof, was mich wunderte.

Ich leckte mir die blutige Unterlippe und fluchte auf, als Hales Polizeiwagen bei uns hielt. „Scheiße!", fluchte Hale auf.

„Das geht dich nichts an", fuhr Jax ihn sofort an.

„Die Gegend hier gehört Charming. Wen sollte es sonst was angehen?", schrie Hale Jax ins Gesicht.

„Fahr nach Hause, Deputy!", sagte Clay.

„Ja, hier ist schließlich nichts passiert", fügte Weston hinzu. Hale war irritiert und wandte sich ganz zu Weston. „AJ Weston", schnaubte er. „Sie sind verhaftet wegen Brandstiftung im Fall Cara Cara." Ich runzelte die Stirn und blickte zu Chibs, der nur mit den Schultern zuckte. Eine Polizistin legte auf Befehl von Hale, Weston Handschellen an und las ihn seine Rechte vor. Dann wurde er zum Wagen gezerrt.

„Ruf Unser an. Er soll zum Zigarrengeschäft fahren", flüsterte Clay Tig zu.

„Okay."

Hale meinte zu uns, dass wir von hier sofort verschwinden sollten. Und das taten wir auch. Wir machten uns – blutend und fluchend von den anstehenden Prellungen und blauen Flecken - direkt auf den Weg zum Zigarrenladen. Clay stürmte rein und blickte zu Zobelles Tochter die uns irritiert anblickte.

„Wo ist dein Vater?", fragte Clay sie bissig.

„Keine Ahnung", antwortete sie zickig und bekam darauf hin von Clay erstmal eine schallende Ohrfeige verpasst. Die Hand rutschte Clay sicherlich nicht wegen der zickigen Art aus, sondern zu hundert Prozent wegen der Sache mit Gemma. Er packte das Mädchen an ihrem kurzen Pferdeschwanz und zerrte sie zu sich. Zobelles Tochter verzog das Gesicht vor Schmerzen.

„Dann holst du ihn schnell mal ans Telefon", knurrte Clay. „Er soll hier her kommen, oder seine kleine Tochter ist tot."

„Ich hab doch gesagt, dass ich nicht weiß wo er ist", knurrte das Mädchen.

Clay zog eine Waffe und hielt sie dem Mädchen an ihren Bauch.
„Clay! Clay CLAY!", rief Wayne erschrocken, als er reingelaufen kam.

„Sie ist so schuldig, wie der Rest der Bande!"

„Polly! Polly!", rief jemand und durch die Hintertür trat Zobelle persönlich. Tig krallte sich den Typen sofort an seinem feinen Anzug und zog ihn an sich. „Na, Schätzchen."

Clay schubste das Mädchen auf einen der vielen Stühle zu und wandte sich zu Zobelle. „Schön Sie zu sehen", meinte Clay ironisch.

„Was wollen Sie?"

„Reden. Außerhalb von Charming."

Zobelle blickte zu Wayne. „Sie stehen einfach nur dabei und machen nichts?"

Wayne sagte nichts.

„Raus mit dir. Na komm."

„Nein, wenn Sie mich töten wollen... dann machen Sie das hier und sofort", sagte Zobelle.

„Gern", entgegnete Clay und drückte Zobelle auf die Knie. Seine Tochter fing bitterlich an zu weinen und Tig hielt ihr die Augen zu, was für sie anscheinend nicht die Sache besser machte.

„Ich wollte unseren Freund von der Polizei entgegenkommen..."

Clay zog eine Waffe du hielt sie an Zobelles grauhaarigen Kopf. Die Tür sprang auf und zu allem Überfluss kam auch noch Hale rein.

„Deputy, die haben meine Tochter geschlagen!", rief Zobelle. Hale und seine beiden Jungs zielten mit ihren Pistolen auf Clay. „Sie bedrohten mich. Nehmen Sie die fest."

„Ich habe alles im Griff!", rief Wayne und hob die Hände hoch.

„Was wird das hier?"

„Ich bin immer noch ranghöher als du. Ich sage meinen Leuten, hier hat es kein Verbrechen gegeben. Es wird auch keins geben."

Clay zog zögerlich die Waffe zurück. „Deswegen werdet ihr jetzt alle kehrtmachen und zurück zum Revier fahren."

Bobby hielt netterweise den drei Cops die Tür auf. Sie ließen ihre Waffen sinken. Sprachlos, aber doch noch leicht zögerlich verließen sie den Laden. Bis auf Hale- dieser stand immer noch da.

„Officer. Meine Tochter und ich sind im Besitz von illegalen Drogen", meinte Zobelle. „Es liegt ein Päckchen dort unter der Kasse in der Schublade. Sehen Sie doch bitte nach."

Ich schluckte. Zobelle konnte nicht abhauen... konnte... aber er konnte verhaftet werden und das hieß, dass er hier vermutlich erstmal ohne ein blaues Auge aus der Sache herauskommen würde.

Hale pfiff einer seiner Untertanen rein und erklärte es ihm kurz. Dann suchte dieser. „Hier", sagte er und hob ein kleines Päckchen hoch.

„Sehen Sie. Verhaften Sie uns", sagte Zobelle erleichtert. „Tun Sie es!"

Hale machte eine Kopfbewegung und seine beiden Jünger nahmen Zobelle und seine Tochter fest. Sie kamen davon. Sie kamen tatsächlich lebend davon. Zobelle und Weston und Zobelles Tochter.

Frustriert darüber – ich war nicht der einzige – setzte ich mich vor dem Laden auf mein Bike und seufzte. Die anderen kamen nacheinander nach draußen und schwangen sich ebenfalls auf ihre Bikes.

„So leicht werden die nicht davon kommen", sagte Jax, der neben mir auf seinem Bike saß. Wir tauschten einen Blick aus und ich nickte. „Das werden die wirklich nicht."

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