KAPITEL 44
* NEWT'S SICHT *
Ich schreckte aus meinem Traum rauf und Atmete erleichtert auf, als ich Katie sah, die noch ihre Augen geschlossen hatte und friedlich schlief. Sie sah schon besser aus, als vor ein paar Stunden. Ihr Haut nahm eine gesunde Farbe an und die Adern verschwanden schon fast komplett. Ihr Bauch wies keine Verletzungen und ihr Bein war fast vollkommen geheilt. Leider war sie nie aufgewacht, dafür war ihr Körper noch zu schwach, während ihr Geist in Hochtouren arbeitete.
,, Katie, ich gehe kurz frische Luft schnappen",flüsterte ich ihr zu und küsste ihre rosige Lippen kurz. Ich konnte hören wie sie in meinem Kopf lächelte und nickte.
' Pass auf dich auf '.
Empört schüttelte ich mein Kopf. Sie lag sterbend im Bett und wollte, dass ich auf mich selber aufpasste. Eigentlich müsste ich mir Sorgen um sie machen.
Ich trat raus in die Frische und streckte mich kurz. Die Sonne blendete mich. Schnell kniff ich meine Augen fest aufeinander und genoss das erste mal die Wärme, die auf mich niederbrannte. Als ich meine Augen öffnete, sah ich wie Brenda auf mich zu rannte. Da ich noch wütend auf sie war, nahm ich meine Beine in die Hand und versuchte zu verschwinden. Jemand fasste mein Hand und ich stöhnte innerlich frustriert.
,,Was willst du Brenda ?",knurrte ich, lief weiter und wendete mich zu ihr. Brenda sah leicht angesäuert aus, blieb jedoch stumm und folgte mir.
,,Das was ich getan habe, tut mir ehrlich leid. Ich wollte es nicht. Dieses Getränk. Mein Kopf war nicht ganz dicht und ich habe dich geküsst".
,,Es war ein Fehler",sagte ich kalt und spürte förmlich wie Brenda mich geschockt und gekränkt durchbohrte.
,, Das ganze hier ist ein Fehler. Ihr hättet im Labyrinth sein sollen ! Nie hättet ihr raus schaffen sollen",schrie sie plötzlich ihr ganze Wut hinaus und ihre Wörter trafen mich hart. Ich knurrte Wild und auch mir kochte mein Zorn über. Mit schnellen griffen packte ich ihr Hals und drückte sie gegen eine glatte und raue Felsbrocken. Sie stieß erschrocken die Luft aus.
,, Du hast keine Ahnung, wovon du sprichst. Mal sehen wie du dich verhälst, wenn wir dich in seinem Käfig einsperren. Mit Viechern die nach deinem Blut und frischen Fleisch dürsten. Wie sie hinter dir her rennen und zwei Meter größer sind als du. Was würdest du tun, wenn wir außerhalb stehen würden und uns wegen deinem Hilflosigkeit und Verzweiflung auslachen würden ? Sprich niemals über Sachen, von denen du nichts weißt", zischte ich grob durch meine Zähne und ließ sie los. Brenda holte tief Luft, rieb ihr Hals und blickte mich an.
,,Ihr wart wenigstens in Sicherheit. Ich musste zusehen wie Wicked meine Eltern umbrachte und meinen kleinen Bruder zu sich nahm. Ich habe versucht ihn zu retten. Jahrelang. Nie habe ich ihn gefunden. Nur wollte ich ihn an mich drücken und seine wirren locken von seinem Gesicht streichen. Du selbst weißt nicht, wie es ist alleine in diesem verfluchten Wüste zu überleben und weiter zu machen, obwohl du ein Riesen großes loch im Herz hast. Während du tagelang weinst und nicht weißt, was du mit dir machen sollst",schluchzte sie. Währenddessen fiel mir etwas auf und ich war wie vom Donner gerührt.
,,Wie hieß dein kleiner Bruder ?",flüsterte ich nur.
,,Chuck".
Ich hielt mein Atem an. Brenda bemerkte mein Unbehagen und schielte zu mir rüber. Ihre Augen waren gerötet und tränen flossen sie runter. Zum ersten mal sah sie nicht taff und kalt aus. Zum ersten mal zeigte sie ihre Gefühle, die Angst und Wünsche, die sie hinter ihren Mauer verbarg.
,, Was ist ? Kanntest du ihn ? Wo ist er ?",wollte sie direkt wissen. Ich bemerkte wie ihre Hand zitterte und sie sich zurück hielt um keinen Nervenzusammenbruch zu erleiden.
,,Brenda, es tut mir so wahnsinnig leid",entschuldigte ich mich dieses mal. Ein herzzerreißend Geschrei entwich ihren Lippen, worauf heftiges Schluchzen folgte. Ihr Beine gaben nach, wobei ich sie rechtzeitig auffangen konnte und mich mit ihr auf den Boden niederließ. Ihr Körper bebte und auch ich fing an leise und still zu weinen.
Plötzlich verstummte das schluchzen und Brenda fing an lauthals los zu schreien. Sie spannte sich an und schrie ihre Seele aus dem Leib. Ich hielt sie nicht davon ab. Sanft strich ich ihr Rücken hinab und versuchte ein bisschen Last von ihren Schultern zu nehmen.
,, Er ist an einem besseren Ort", sagte ich und drückte sie an mich. Auch wenn sie mich fast mit Katie auseinander gebracht hatte, hatte es keiner verdient. Ihre ganze Familie war tot. Nur sie alleine lebte.
So wie sie anfing zu schreien, so verebbte es auch so gleich. Erschöpft sank sie in meine Arme und hielt ihre Augen geschlossen. Die Schmerzen und das lodernde Feuer in ihren Herzen war kaum zu übersehen.
,, Wie ist er gestorben ?",fragte sie mit einer brüchigen und ungewohnten raue Stimme.
,,Du bist noch nicht so weit, Brenda".
,,Newt, bitte",flehte sie, schlug ihre Augen auf und blickte mich mit Tränen erfüllten braunen Augen an.
,,Er hat sich für uns geopfert ",nuschelte ich leise und wiegte uns hin und her.
,,Erzähl mir mehr von ihm", verlangte sie sanft. Ich fing an zu grinsen. Chuck. Er war so kindisch, lebensfreudig und ängstlich gewesen. Keiner hätte vermutet, dass ausgerechnet er, sich für uns opfern würde und uns somit retten würde.
,,Ich erinnere mich noch, als er mit der Box zu uns kam. Chuck hatte sich in eine Ecke gelauert und hatte sich die Hosen voll geklokt. Genau vier Stunden kam er nicht aus dem Box. Erst als er sich ganz getraute, stieg er hinaus und weinte. Wir alle Lichter waren genervt, aber hatten auch mitleid mit ihm. Nach und nach akzeptierte er seine Situation und fing an fleißig zu helfen. Er hatte eine große Klappe und konnte nie leise sein. Er musste immer irgendwas erzählen". Als ich nach hinten blickte, fing ich an zu lachen. Ich hatte den kleinen am Anfang gehasst und hätte mir gewünscht, dass die Schöpfer einen kräftig gebauten Typen zu uns geschickt hätten. Dafür bekamen wir einen Weichei. Doch wenn ich so darüber nachdachte, liebten wir alle ihn. Auch Brenda lacht und beruhigte sich nachgiebig.
,,Er hatte eine Vorliebe für Dramatik. Überall fand er irgendwas und dramatisierte es. Einmal hatte er Angst eine Blume anzufassen, da er meinte eine Biene könnte ihn stechen und er würde qualvoll sterben. Oder am Fluss, als ich schwimmen war, wollte ich auch, dass er kam, stattdessen war er zurück gewichen und meinte dort würde ein Monster schwimmen. Chuck war so chaotisch",flüsterte ich.
Ich konnte die Anwesenheit von Katie spüren. Sie hörte uns aufmerksam zu. Auch bei ihr konnte ich pure Liebe und Stolz gegenüber von Chuck spüren.
' Ich hab seinen selbst geschnitzen Männchen noch'- hauchte sie leise und wollte die Stimmung zwischen mir und Brenda nicht versauen.
,,Er war schon immer so. Wie ein kleiner Engel, die nichts böses auf dieser Welt wollte. Sag mir, hatte er schmerzen ?".
Ich blieb leise. Die Bilder kamen vor meine Augen wie Chuck starb. Niemanden wünschte ich so was. Keiner hätte ahnen können, das so was passieren würde. Brenda nahm mein Schweigen als Antwort genug.
,,Nichtsdestotrotz solltest du Stolz auf ihn sein. Er hat seine Arbeit auf dieser Welt geleistet. Ich stelle mir immer vor, wie er jetzt neben uns sitzt und wegen seiner eigenen Geschichte lachen muss. Also hör auf hinter ihm nachzutrauern und lach. Chuck würde nie wollen, dass seine Schwester nur wegen ihm litt, okay ?".
,,Okay. Du hast Recht",stimmte sie mir zu und wischte sich die Tränen aus ihrem Gesicht.
,,Übrigens hat uns Chuck etwas hinterlassen. Sollen wir es holen gehen ?".
Brenda nickte nur, stand auf und half mir auch aufzustehen. Mit einem erleichterten und traurigen Gefühl gingen wir zu Katie, um den selbstgemachten Männchen abzuholen. Das war das einzige, dass uns Chuck hinterlassen hatte.
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