KAPITEL 35

Geräuschvoll stampfte ich die spiralförmige Treppe hoch und blieb vor einem Schreibtisch stehen. Jorge saß auf einem Rollstuhl und war mit seinem Rücken zu mir gedreht. Er sah raus auf die Wüste. Die Fenster Scheibe war leicht verdreckt und man konnte die kleinen Regen Tropfen sehen, die sanft dagegen schlugen.

,,Schön das du gekommen bist",murmelte er, ohne sich umzudrehen. Neugierig sah ich mich im Aula artigen Raum um. Eine gewaltige Bücher Regal erstreckte sich von einem Seite des Zimmers zum anderen. Es ging bis an die Decke und war voll gestopft mit Bücher. Ich ging auf die Bücher zu und strich mit meinem Finger darüber.

Manche Umschläge waren brüchig und rau gestaltet. Hier und da blitzten neue Bücher entgegen und ich konnte meine Augen nicht davon nehmen. Ein Buch zog mein ganze Aufmerksamkeit auf sich. Das Buch hatte einen knalligen königsblau Umschlag und in goldenen geschwungenen Buchstaben, zeichnete sich die Wörter aus.

Heilungsmittel gegen das Virus

Es war ein kleines Buch. Mein Herz schlug einen Moment aus, bevor es anfing zu rasen. Plötzlich spürte ich eine Präsenz hinter mir und drehte mich ruckartig um. Jorge stand vor mir und seine Augen verdüsterten sich schlagartig.

,,Du bist ein Schöpfer !",rief ich entsetzt auf und wollte fliehen, doch Jorge packte mein Handgelenk und drückte mich gegen das Regal.

,,Sei leise ",zischte er mich an, als ich anfing lauthals zu kreischen. Er presste seine Hand gegen mein Mund und erstickte somit mein Geschrei. Jorge kam mir näher und blickte mich warnend an. Tränen sammelten sich in meinen Augen und ich keuchte angestrengt. Ich schüttelte mein Kopf, um sein Hand los zu werden, jedoch zerzauste ich nur meine Haare und diese fielen vor mein Gesicht. Wimmdern drückte ich mich gegen die Bücher und wendete mein Gesicht von ihm ab. Ich sah raus zu der Brandwüste.

,,Ich war ein Schöpfer",gestand er, nachdem ich mich beruhigt hatte. Hasserfüllt bohrte ich meine funkelnden Augen in seine. Langsam ließ er mein Mund los und ich riss mich von ihm fort.

,,Setz dich hin. Wir haben einiges zu besprechen".

******

Misstrauisch beobachtete ich jeder seine Bewegung. Jorge setzte sich vor mich hin. Nur sein Schreibtisch trennte uns. Ich lehnte mich im Sitz zurück und verschränkte meine Arme vor meiner Brust. Meine Augen waren zu schlitzen verengt und ich empfand nur noch Hass gegenüber von dem dunkelhäutigen.

,,Fang an",befahl ich schroff und strich mir meine losen Haar Strähnen aus meinem Gesicht.

,,Früher, als die Welt unterging, setzten sich die mächtigsten Menschen, die von dem Brand fliehen konnten zusammen. Ich war einer von denen. Wir wollten doch nur einen Heilmittel finden, jedoch geriet alles aus dem Ruder. Wir fanden euch, Katie. Jetzt wo ich euch ansehe, erkenne ich jeden von euch. Ava wollte euch. Sie war wie fasziniert von diesen kleinen Kindern, die verschont blieben. Sie fingen an Experimente mit euch zu machen. Manche weniger schlimm, manche menschenverachtend. Und dann geschah es. Ich fand das Heilmittel. Notierte es in einem Buch, zeigte es aber keinem".

Jorge setzte eine dramatische Pause ein und die Wut in mir, brodelte mit einem mal auf, doch ich blieb still. Wieso behielt er das Heilmittel für sich, wenn wir so viele Menschen retten könnten ? Wie zum Beispiel Gally.

,,Das Ende der Geschichte war, dass Ava es heraus fand. Sie entnahm mir das Buch. Anstatt den Menschen zu helfen, experimentierte sie damit weiter. Sie war wie ausgewechselt. Nie wollte sie der Menschheit helfen. Sie half auch nicht. Ich entriss ihr das Buch und verschwand. Und dann baute ich mir so ein Heim auf. Versuche den Menschen zu helfen. Natürlich ist das Heilmittel nicht ganz ausgereift. Ich muss es schnell dem verletzten infizieren, sonst bringt es nichts".

Ich versuchte die Informationen zu verdauen und holte tief Luft. Meine Augen wanderten zurück zu den Notizen von Jorge und verkrampfte meine Hände miteinander.

,,Bring es mir bei",flüsterte ich. Jorge sah mich unwissend und verwirrt an, worauf ich mein Stirn runzelte und ein Blick über meine Schulter warf.

,,Wir haben einen verletzten. Hilf ihm. Bitte !".

Jorge sprang schnell auf, nahm das königsblaue Buch in seinen Hände und rannte auf mich zu. Seine Augen leuchteten und ernst sah er mich an.

,,Bring mich zu ihm".

******

Traurig musterte ich Winston, der sich vor Schmerzen zusammen rollte und immer wieder kurz auf schrie. Sein Körper zuckte, als würde er unter Strom stehen und Schaum trat aus seinem Mund raus. Winston's Augen verdrehten sich und Panik stieg in mir auf.

,,Mach etwas !",schrie ich Jorge schon an. Alle Lichter, außer Newt und Mia, die noch bewusstlos waren, standen um Winston und sahen zu ihm runter.

,,Was ist mit ihm passiert ?",wollte Jorge wissen, während er das Shirt von ihm runter zerrte.

,,Er wurde von den Cranks gekratzt. Nicht gebissen. Keine Ahnung wie es sich so ausarten konnte",sagte ich, als ich die Wunden von Winston sah. Grün Lilane Lianen artige schlängeln zogen sich um sein Körper. Die kratz Spuren sahen entzündet aus und eiterten. Die Galle stieg in mein Rachen und ich hielt mich zurück, nicht zu brechen.

,,Das ist genauso schlimm. Ihr Virus geht durch ihr ganzes Körper hindurch. Ob sie euch nun kratzen, erstechen oder beißen",murmelte Jorge fachmännisch und schlug seine Notizen auf.

,,Wie lange ?".

,,Was wie lange ?".

,,Wie lange hat er das schon ?",rollte Jorge mit seinen Augen und ich biss mir nervös auf meine Lippen herum.

,,Schon ein paar Tagen. Fast eine Woche, vermute ich",rechnete Minho laut nach.

,,Das wird schwer. Ich meine das Virus ist weit voran geschritten. Ich versuche alles, um ihn zu retten, doch vorerst müsst ihr hier raus",meinte Jorge. Wie auf Stichwort packten uns die Gegner und schleiften uns raus aus dem kleinen Schlafzimmer, indem Winston lag.

Ungeduldig warteten wir darauf, dass Jorge aus diesem verfluchten Zimmer kam. Stattdessen war es ruhig. Stille breitete sich im Flur aus und ich sah angestrengt auf den Boden.

,,Ihm wird es schon gut gehen",versuchte mich Tommy zu aufmuntern. Ich sah zu ihm rauf und atmete tief durch.

,,Ich habe einfach keine Lust mehr, jemanden zu verlieren",gestand ich ihm die quälende Wahrheit. Tommy kam auf mich zu und umarmte mich. Ich ließ es willig zu und senkte mein Kopf an seinen breiten Schulter ab. Tröstend fuhr er mir durch die Haare und summte irgendein Lied, dass ich nicht kannte.

,,Geht es Newt und Mia besser ?",fragte ich daraufhin, ohne mich von ihm zu trennen, um die Stimmung zu lockern und mein Neugier zu stillen.

,,Ja, sie machen schon Fortschritte. Mia ist wach und isst etwas. Newt schläft noch".

Ich nickte und genoss die Sicherheit, dass von Tommy ausstrahlte. Meine Hände schlang ich um seine Hüfte und schloss meine Augen. Plötzlich zuckte ein knall durch die ganze Halle und ich schreckte auf. Jorge kam aus dem Zimmer. Blutüberströmt. Unfassbar blickte ich zu ihm und versuchte ins Zimmer zu blicken.

,,Wo ist Winston ?",wollte ich wissen. Tommy ließ mich langsam los, da er wusste was jetzt passieren würde. Er knetete seine Hände. Unsere Waffen waren in unserer großen Gemeinschaftsraum und ich verfluchte mich, sie nicht genommen zu haben.

,,Es tut mir leid".

Ich lachte schallend auf und baumte mich vor Jorge auf. Meine Augen glühten und ich zitterte vor Zorn. Mein Gefühl sagte mir schon, was passiert war, doch mein Gehirn wollte es nicht wahrhaben.

,,Du hast ihn ermordet",schrie ich ihn außer mir an und wollte ihn anspringen, doch Minho hielt mich auf. Er kam schon angerannt und verpasste Jorge einen Kinnhaken. Dieser war so überrascht, dass er auf den Boden fiel.

,,Du Mörder ",fauchte Minho.

,,Es war zu spät !",brüllte uns Jorge an. Wir Lichter umzingelten ihn.

,,Ich werde nach ihm gucken",flüsterte ich augenblicklich schwach und taumelte zum Zimmer. Und der Anblick war erschreckend. Winston's Kopfschädel war durch den Schall geplatzt worden und Blut strömte an der gegenüberliegenden Wand. Ich zog meine Nase Kraus und wendete mein Blick von dem schrecklichen Mord weg.

,,Ach du heilige Klonk !",entfuhr es Bratpfanne, der hinter mir stand.

,,Komm, Katie, sieh es dir nicht weiter an",sagte er danach und zog mich von Winston's Leiche weg. Jedoch konnte ich meine Augen von seinen starren Blick nicht wenden. Die schmerzen zeichneten sich in seiner Mimik aus und ich keuchte. Schnell schloss Bratpfanne die Tür, sodass ich mein Blick davon los zerren konnte und ich sah ihn dankend an.

Die Lichter hatten Jorge gepackt und stellten ihn zur Rede. Ich schüttelte mein Kopf und krallte mich bei Bratpfanne. Sanft zog ich an seinen Ärmel.

,, Können wir zu Newt, bitte ? Ich halte es hier nicht mehr aus",flehte ich ihn an.

,,Natürlich, lass uns gehen".

Schweigend ließen wir die anderen dort und wendeten uns ab, als sie anfingen auf Jorge zu schlagen und ich rannte förmlich weg. Es war viel zu viel. Erst Gally und jetzt Winston. Wer war als nächstes dran ? Als wäre es nicht genug, wurden wir von Blitze getroffen und wurden damit verletzt. Meine Nerven lagen blank und ich fühlte mich wie eine Hülle. Leer und tot.

******

Bratpfanne öffnete die Tür. Wir traten leise ein. Ich erstarrte, als ich die Person sitzen sah.

,,Newt !",rief ich erfreut und warf mich direkt in seine Arme. Er lachte Schmerz erfüllt, jedoch strahlten seine Augen, als er mich sah. Ohne auf den dunkelhäutigen zu achten, presste ich zärtlich meine Lippen gegen seine. Newt zuckte leicht zusammen, erwiderte es aber sofort und zog mich näher zu sich.

,,Was war da los ? Was ist passiert ?",fragte er atemlos, nachdem wir uns getrennt hatten. Bratpfanne lachte spöttisch und schlug Newt auf sein Schulter.

,,Kumpel, Du hast vieles verpasst".

,,Wir sind in einer Halle, die voll gefüllt ist mit Menschen und einer Crank Horde. Das Gewitter hatte uns eingeholt und wir wurden von einem getroffen, Newt. Dich hat es schwerer erwischt, als alle anderen. Katie ist mit dem Motorrad durch die Wand gerast und nun sind wir hier",klärte er ihn kurz auf.

,,Und was war dieses Geräusch ?".

Bratpfanne und ich sahen uns stumm an. Unsere Blicke sprachen für sich. Newt bemerkte unsere Blicke. Er nickte mir zu und ich räusperte mich kurz, um mich zu fassen.

,,Winston",meine Stimme brach ab und meine Augen schwammen in Tränen.

,,Er wurde erschossen".

Newt's Gesichtszüge entglitten ihn und er sah mich mit einem undefinierbaren Blick an. Ohne ein Wort zu sagen, zog er mich zu sich und umarmte mich.

,,Ich habe seine Leiche gesehen",schluchzte ich laut auf und vergrub mein Gesicht an seinen Hals.

,,Es ist okay. Alles wird gut",flüsterte er sein Standard Satz und es half mir, wie jedes mal auch. Meine Muskeln entspannten sich und mein schluchzen verebbte nach und nach. Newt und Bratpfanne redeten leise miteinander und ich hörte ihnen aufmerksam zu, beteiligte mich jedoch nicht mit.

Urplötzlich kamen mehrere Gegner ins Zimmer gestürmt. Newt's Arme verkrampften sich fester um mich.

,,A.N.G.S.T. hat uns gefunden !".

Die Männer packten uns an unseren Kragen und schliffen uns alle raus. Der glatzköpfige zerdrückte mein Arm und ich wimmerte laut auf.

,,Hey ! Du tust ihr weh ",zischte Newt ihn an. Der Mann lockerte nur leicht seine Hand und zerrten uns weiter voran. Verwirrt und unwissend ließen wir es geschehen.

,,Hilfe ! Hilft uns !",kreischten mehrere Stimmen. Die Lichter hingen Kopf über an Seilen und baumelten über einem tiefen unendlichen Schlucht. Mein Herz raste und ich schlug um mich.

,,Wir werden euch an die A.N.G.S.T. Verkaufen",ertönte eine Stimme hinter uns. Vor uns tauchte Jorge auf, der uns hinterhältig anlächelte.

,,Sie sind in weniger als eine Halbe Stunde da. Genießt eure kleine letzte Freiheit. Insbesondere du, Katie !".

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