KAPITEL 20
Ich zog scharf die Luft ein und presste meine Lippen fest aufeinander, sodass er mich nicht weiter küssen konnte. Er merkte, dass ich mich wehrte und ließ von mir ab. Seine Augen funkelten verletzt und enttäuscht. Meine dagegen waren wütend und mein Hand flog selbstständig gegen seine Wange.
,,Bist du vollkommen von Sinnen ? Was hast du das Recht dazu, mich zu küssen ? Ich kenn dich gar nicht",schrie ich ihn an. Er sah mich mit großen Augen an und hielt sich seine Wange. Diese färbte sich von schimmernd grau zu knallrot. Meine Hand brannte höllisch.
,,Wieso kannst du dich nicht an mich erinnern ?",flüsterte er benommen und ließ seine Hand sinken, sodass ich ein besseren Blick auf seine rote Wange hatte. Er senkte sein Blick. Erst jetzt bemerkte ich, dass wir immer noch sehr nah beieinander standen. Immer noch spürte ich sein Atem an mein Gesicht.
,,Es tut mir leid, ich-", ich stockte, da ich nicht wusste was ich weiter sagen sollte. Der blond Schopf hob sein Kopf und durchbohrte mich mit seinen dunklen Augen.
,,Bitte",bettelte er gerade schon verzweifelt.
,,Bitte lass mich dich küssen, Katie. Lass mich deine Erinnerungen gerade rücken",bat er mich. Seine Worte verschlungen mir die Sprache und ich sah ihn stumm mit geöffnetem Mund an. Mysteri-Man sah es wohl als ein 'ja' , denn er trat näher an mich ran, was mich erstaunte, da sein Körper gegen meine drückte. Ich wich automatisch einen Schritt zurück und drückte mich gegen die Tür.
,,Was soll das werden",wollte ich verkrampft wissen. Seine Nähe machte mich ungewohnt nervös und ich biss mir auf meine Unterlippe.
,,Hör auf damit",brummte der blond Schopf. Verwirrt legte ich mein Kopf schief.
,,Hör auf mit deinen Lippen zu Spielen. Es macht mich rasend",knurrte er, was mein Herz kräftiger schlagen ließ. Sofort ließ ich meine Zähne von meinen Lippen los und ich schluckte.
Seufzend lehnte er sich zu mir, stützte seine Hände neben meinem Kopf ab und sah mich mit einem verlangenden Blick an. Seine Augen wanderten zu meinen Lippen und ich tat es ungewollt nach. Sie waren voll und einladend. Ich ließ es zu, dass er meine Hände sanft zu sich zog und es um seinen Nacken legte, wobei seine Hände auf meiner Hüfte ruhte.
Die Situation und sein betörender Duft benebelte mich. Meine Augenlider fielen zu. Meine Hände zogen den fremden Jungen zu mir näher und ich genoss seine Körper Wärme. Er ließ es willig über sich geschehen und seine Lippen strichen zärtlich über meinen und ich keuchte.
Plötzlich spürte ich einen federleichten Kuss auf meiner Nasenspitze und lächelte, da es so eine liebevolle und bedeutungsvolle Geste war.
,,Ich will dich nicht bedrängen, Katie",murmelte der Mysteri-Man. Er strich seine Nase gegen meine und ich sah ihn grinsend an. Dieses mal war ich es die seufzte.
,,Mach es einfach",hauchte ich nur. Es schmerzte mich in seinen Augen die Erinnerungen an mich zu sehen, während er wie ausgelöscht war. Er konnte sich an jede Sekunde mit mir erinnern, wobei bei mir nur die düstere altbekannte leere herrschte. Seine Augen weiteten sich und fingen an zu leuchten.
,,Was willst du, dass ich mache ?",fragte er frech und wollte von mir ablassen, aber ich hielt ihn eisern fest.
,,Treib es nicht zu weit",zischte ich amüsiert und mein Herz schlug mir bis zum Hals.
,,Vielleicht will ich es zu weit treiben",knurrte er gegen meine Lippen und mein Griff um sein Nacken wurde fester. Er grinste zufrieden und kam mir näher. Ich unterdrückte ein Schauer und ignorierte die chaotischen Gefühle, die sich über seine Nähe aufbäumten und sich zu ihm lehnten.
Erneut drückte er sein Körper gegen mich. Dieses mal viel sanfter und vorsichtiger, während er sich zu mir beugte. Automatisch lehnte ich mich gehen ihn und war erstaunt von dieser süßen und ängstlichen Blick, den er mir schenkte. Wie schon zu vor, strichen seine Lippen gegen meine. Federleicht und kaum spürbar.
Mit einem letzten Blick vergewisserte er sich, dass ich ihn dieses mal nicht schlagen würde und ehrfürchtig schlange er seine Lippen gegen meine. Ich erstarrte wieder, doch ließ es zu, dass seine weichen und vollen Lippen gegen meine bewegten. Zögerlich erwiderte ich den Kuss und das sanfte funken entfachte sich zu einer großen Explosion. Die Explosion durchlief mich wie ein Stromschlag und ich stöhnte in seinem Mund.
Er lächelte in den Kuss, was mein Herz zum stillstand brachte. Seine Hand wanderte von meiner Hüfte zu mein Nacken und ich zog mich näher an sich, wobei es fast unmöglich zu sein schien. Auch ich zog ihn näher an mich und presste mich gegen die Wand, da meine Knie wackelig wurden und sich wie Pudding anfühlten.
Meine Hände glitten wie von selbst zu seinen Haaren und ich zog sanft an ihnen, was ihn kurz keuchen ließ und er spielerisch mit seiner Zunge gegen meine Lippe stieß. Als ich fester zog, strauchelte er und drohte mit seinem gesamten Gewicht auf mir zu landen.
Ich weiß nicht wie lange wir dort standen, uns küssten, mit unseren Händen den gegenüber von uns erkundigten und lächelten. Es fühlte sich an wie eine kleine Ewigkeit. Mir war es heiß und kalt zu gleich. Während ich innerlich brannte, unter Feuer stand, lief ein Schauer nach dem anderen über mein Rücken. Überall wo er mich anfasste brannte qualvoll und leidenschaftlich.
Plötzlich bahnte sich ein anderes Bild in mein Kopf. Ich sah ein verstauchten Knöchel, der zu mir gehören schien. Vor mir stand ein dunkelhäutiger stämmiger junger Mann, der mich liebevoll ansah und wie seine Augen zu meinem Knöchel wanderten. Vorsichtige tastete er mein Knöchel ab und nachdenklich knetete er seine Hände miteinander. Ich sah mich unauffällig um und wusste, dass ich in einer selbstgemachten Hütte war. Ich saß auf ein weichen und gemütlichen Bett.
Mein Gehirn ratterte und plötzlich wusste ich es ! Alby. Es war Alby. Wir sahen uns an und lachten. Er versorgte meine verwundete Stelle und versuchte mich abzulenken, damit ich die schmerzen nicht mitbekam. Er war mir fremd. Und doch so bekannt. Ohne mir weh zu tun, Verband er mein Knöchel und klopfte mein Schulter.
,,Alles gut, Kitten. Wie fühlst du dich ?",fragte er nach und hörte sich besorgt an. Seine Stimme war klar und dunkel. Bevor ich jedoch antworten konnte, wurde die Tür aufgerissen und ein blond Schopf raste rein.
,,Oh Katie ! Du bist aufgewacht",rief er außer sich vor Freude und rannte auf mich zu. Ich lachte. Bevor ich mit mein Wimpern zucken konnte, presste der blonde Junge seine Lippen auf meine und mein Herz machte ein gewaltigen Sprung. Meine Körper erzitterte unter seiner Berührungen und ich seufzte zufrieden in sein geöffneten Mund. Meine Hände wanderten zu sein Nacken und ich zog ihn näher an mich heran. Sein Atem prallte gegen mein Gesicht und mir wurde es heißer als heiß.
Überwältigt von diesen Bildern, riss ich mich los und schnappte nach Luft. Auch mein Gegenüber schien es nicht kalt gelassen zu haben, denn sein Brustkorb hob und senkte sich verdächtig still. Anders als erwartet, legte er sein Kopf auf meine Schulter und verteilte federleichte Küsse auf mein Hals. Ich biss mir auf meine Lippen und genoss mit geschlossenen Augen das Gefühl, dass sich in mir breit machte.
Wir beide versuchten uns zu beruhigen und blieben still, während wir unsere Gedanken nachgingen. Wer war dieser Alby ? Und der blonde Junge ? Waren wir zusammen ? Anscheinend, da wir uns geküsst hatten. Auch wenn mein Atem sich beruhigt hatte, schlug mein Herz lebendiger und schmerzhafter gegen meine Brust.
Erst jetzt bemerkte ich, dass meine Hände in seinen wirren Haaren lagen und ich ihn unbewusst näher zog. Doch es fühlte sich gut und richtig an. Wie konnte ein Fremder solche Gefühle in mir entfachen ?
Meine Augen flogen auf und ich sah in mein Zimmer. Der Fremde immer noch beschäftigt mit meinem Hals. Die Frage juckte gerade zu und ich hielt mich schwer zurück, sie zu stellen. Am Ende gewann meine Neugier.
,,Waren wir zusammen ?".
Mysteri-Man lachte rau gegen mein Hals und ich hoffte, dass er mein Puls nicht wahrnehmen konnte. Stumm nickte er und ich runzelte mein Stirn.
,,Wieso jetzt nicht mehr ? Haben wir Schluss gemacht ?",bohrte ich weiter. Der Blonde ließ endgültig von mir ab, blieb jedoch wo er war.
,,Wer sagt, dass wir nicht mehr zusammen sind, Katie ?".
Meine Augen rissen sich auf und ich sah unsicher zu ihm hoch. Wir waren also noch zusammen ? Er war mein Freund ? Das erklärte seine Sorge.
,,Egal was passiert, ich werde immer bei dir sein. Auch wenn sie deine Gedanken gelöscht haben, werde ich immer in deinem Herzen sein. Lass die Gedanken zu, Katie. Ich werde dich nie los lassen, Schatz. Bitte erinnere dich. Wir vermissen dich. Jeder von uns. Sogar Minho, auch wenn er es nie zugeben würde",kicherte er traurig.
Als er Schatz sagte, wurde mir schwindelig und ich drohte umzukippen. Minho ? Augenblicklich kam mir ein Bild vor meinen Augen. Ein asiatischer Junge, mit schwarzen haaren, dunklen Augen und dunklen Haut. Mein Hirn setzte auf seinen vollen Lippen ein dauerhaftes freches grinsen. Seine Arme waren vor seiner trainierten Brust verschränkt und Muskeln zeichneten sich auf seinen blauen dreckigen Hemd ab. Er schien mir wie ein nerviger großer Bruder, der selbstverliebt aber liebenswert rüber kam.
Ich schüttelte mein Kopf und versuchte die Gedanken los zu bekommen. Die Fragen vervielfachten sich und ich wusste nicht, welche ich zuerst stellen sollte. Doch mein Herz sagte mir, dass ich diesen einen Namen sagen sollte, obwohl ich wusste, dass ich es bereuen würde.
,,Wo ist Alby ?",fragte ich mit großen Augen. Der Blonde hustete verkrampft und verdächtig schimmerten seine Augen. Das ließ mein Herz zusammen ziehen und ich wusste, dass etwas schlimmes passiert sein musste. Auch wenn ich jegliche Gedanken an Alby verloren hatte, konnte ich die Verbundenheit und Liebe dahinter spüren.
,,Er ist Tod, Katie".
Die Wörter schlugen hart auf mich ein und ich sah ihn mit großen Augen an. Seine Augen waren zu und einzelne Tränen rollten seine noch roten Wangen hinunter. Auch wenn er es nicht zeigen wollte, zitterten seine Lippen kaum sichtbar und ich selber hatte Tränen in den Augen.
,,Wie ist er gestorben?".
,,Er hat sich für dich geopfert".
Meine Beine gaben unter mir nach und ich fiel. Ich fiel wahrhaftig. Gespannt wartete ich auf den Aufprall, doch zwei starke Hände griffen meine Taille und zogen mich zu sich. Schluchzend vergrub ich mein Kopf an sein warmen und muskulösen Körper.
,,Ich sagte doch, dass ich dich immer auffangen würde".
Zwischen den Tränen musste ich lachen und nickte. Er hatte mich aufgefangen. Wortwörtlich. So standen wir nun. Weinend ineinander geschlungen. Noch vor ein paar Minuten küssten wir uns wie zwei verdurstende Menschen und nun weinten wir miteinander. Dennoch herrschte diese gewisse Spannung zwischen uns.
Urplötzlich zog mich ein Ruck nach hinten. Erschrocken klammerte ich mich an Mysteri-Man. Er tat es mir nach. Leider nicht stark genug. Sein Körper fing an zu verschwimmen und er flimmerte.
,,Was ist los?",wimmerte ich panisch und schlang meine Beine um ihn, um halt zu finden.
,,Ich weiß es nicht, Katie",antwortete er gespannt. Sein Blick lag auf etwas hinter mir. Seine Augen wanderten zu mir und sahen mich selbstbewusst und ohne Angst an. Er drückte seine Lippen gegen meine, verharrte ein Moment, bevor er sie wegnahm und ich vermisste sofort die Wärme, die mich umgeben hatte.
,,Ich Liebe dich",wiederholte er sich zum tausendsten mal.
,,Ich liebe dich".
Er lächelte sanft und sein Kraft schwand langsam. Seine Hände rutschten von meiner Taille zurück und er fiel leblos auf den Boden. Ich schrie geschockt und ließ mich neben ihn fallen. Sein Körper verschwand langsam aber sicher. Seine Füße schwanden langsam. Doch seine Augen glänzten lebendiger als je zu vor.
,,Erinnere dich bitte".
Nun war sein ganzer Fuß weg und die unsichtbare Kraft leckte sich hoch zu seinen Beinen. Auch diese schwanden langsam.
,,Wir brauchen dich. Ich brauche dich".
Das unsichtbare machte sich auf sein Bauch breit und nun lag vor mir nur noch sein Oberkörper.
,,Wir lieben dich".
Seine Arme, sein Bauch bis zu seinem hals waren verschwunden. Mein Herz klopfte kalt und ich starrte ihn regungslos an.
,,Aber vergiss niemals, Katie".
Seine Gesicht wurde immer blasser bis er sich mit dem Luft mischte. Übrig blieben seine Augen die mich ansahen. So lebendig und voller Energie. Seine blonden wuscheligen Haare lösten sich einzelnd auf und ich schlug mir meine Hände auf mein Mund.
'A.N.G.S.T. ist nicht gut !'-, flüsterte er kraftlos in meinem Kopf. Seine Augen schlossen sich und auch diese wurden von dem unsichtbaren übermannt.
,,Newt !",schrie ich mir die Seele aus dem Leib, als mir endlich einfiel wie er hieß. Doch er war verschwunden und ich war allein. Das unsichtbare Band zog wieder gewaltsam an mir und ich ließ los. Ich konnte mich nirgends festhalten. Es zerrte mich aus mein Zimmer und schleuderte mich die Gänge herunter zum Monitore-Raum.
Da sah ich mein Körper und alle Schöpfer, die sich darum versammelt hatten. Ich kreischte, wurde dennoch in mein Körper gezogen wie ein Magnet. Ich landete in mein Körper.
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Ich schnappte nach Luft und schreckte hoch. Alle Schöpfer waren um mich versammelt und sahen besorgt zu mir runter. Mia stand etwas abseits und betrachtete mich mit schief gelegtem Kopf. Mein Herz pochte und mein Hals fühlte sich wund vom schreien an. War das wirklich passiert ? Seine Stimme spuckte noch in mein Kopf.
,,Aber vergiss niemals, Katie. A.N.G.S.T. ist nicht gut !".
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