Zarry - versuchter Einbruch
Harrys Pov
Mit pochendem Herz stand ich vor der großen Einfahrt und wartete auf das Startzeichen. Es war mein erster Einbruch allein. Normalerweise war ich in Begleitung von Louis und Liam, so war es ursprünglich an diesem Abend auch geplant, doch die Tatsache, dass Louis sich ne Grippe eingefangen hatte, zwang uns zu einer Änderung des Planes. Liam war strikt dagegen gewesen, dass der Kleinere auch nur das Bett verlässt, wollte ihn aber auch nicht allein lassen, falls sich sein Zustand noch weiter verschlechtern sollte. Doch diesen Einbruch ausfallen zu lassen, war auch keine Option.
Laut Louis war das Sicherheitssystem ein Kinderspiel für ihn, welches er auch noch im Sterben liegend ausschalten könnte. Mich beruhigte seine Aussage etwas, während Liam die Aussage überhaupt nicht witzig fand. Er machte sich eh schon Sorgen um seinen Freund, weil das Fieber immer weiter stieg und wir nichts dagegen tun konnten. Da wir mehr als nur knapp bei Kasse waren, war keiner von uns krankenversichert und müssten somit alle Medikamente, sowie Krankenhausbesuche selbst bezahlen. Wir waren ja schon froh, wenn wir regelmäßig etwas zu Essen bekamen. Es hatte sich lange keine Möglichkeit mehr für einen größeren Einbruch ergeben, weswegen wir uns mit kleinen Ausbeuten zufrieden geben mussten. Durch Zufall hatten wir jedoch vor einigen Tagen mitbekommen, dass die Besitzer der Villa übers Wochenende verreisten. Die Chance wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen.
"Bist du bereit?", erkundigte sich Liam über mein Headset, welches wir bei einem Einbruch hatten mitgehen lassen, bei mir.
"Ja, wie weit bis du, Louis?"
"Warte...", kam es vom Angesprochenen gemurmelt und mit kratziger Stimme zurück. "Das komplette Sicherheitssystem inklusive Kameras ist ausgeschaltet. Du musst nur noch über den Zaun und dann irgendwie ins Haus reinkommen. In einer Stunde muss du wieder draußen sein."
"Verstanden", bestätigte ich. Als Antwort erhielt ich nur noch ein Würgen, sowie ein Fluchen von Liam. Angeekelt verzog ich das Gesicht und war froh dadrüber, dass einer der Beiden das Mikrophone abstellte, was ich ebenfalls tat. Unsere Verbindung blieb bestehen, doch wurde ich so nicht von deren Geräuschen abgelenkt. Ich zog die Gurte des Rucksacks noch einmal etwas enger, dann begann ich über den hohen Zaun zu klettern. Auf der anderen Seite angekommen verlor ich keine Zeit, sondern lief direkt zum Gebäude rüber, welches ich einmal umrundet. Leider wurde nicht vergessen eines der Fenster oder eine Tür zu schließen, weswegen ich begann mit geübten Fingern das Schloss der Hintertür zu knacken. Das Licht der Außenbeleuchtung schien durch die Fenster ins Gebäude, wodurch ich etwas sehen konnte ohne meine Taschenlampe einzuschalten. Leise begann ich von Raum zu Raum zu schleichen und packte alles, was man leicht zu Geld machen konnte, ein.
Regelmäßig schaute ich auf meine Armbanduhr, um die Zeit im Auge zu behalten. Mir blieben noch dreißig Minuten, als ich mich ins obere Stockwerk begab. Ich öffnete direkt die Tür links neben Treppe, wodurch ich in einem großen Schlafzimmer landete. Schnell, aber trotzdem sorgfältig, durchsuchte ich nacheinander die Schubladen und Schränke. Gerade als ich die letzte Schranktür öffnete, ertönte hinter mir ein Räuspern.
Erschrocken wirbelte ich herum und starrte den jungen Mann, der nur in Boxershort im Türrahmen stand, an. Mein Gehirn begann bereits nach einem Fluchtweg zu suchen, doch wurde die Tür durch den Fremden versperrt und ein Sprung aus dem Fenster schien auch nicht die beste Idee zu sein.
"Was soll das hier werden?", erkundigte sich der Schwarzhaarige, wobei er sich entspannt an den Türrahmen lehnte.
"Ich ... also eigentlich ...", begann ich zu stottern, weil mir einfach keine logische Begründung für meine Anwesenheit einfallen wollte. Schlussendlich war uns beiden doch klar, was eine Person - schwarz bekleidet, mitten in der Nacht, in einem unbekannten Haus, mit einem Rucksack voll mit fremdem Eigentum - tat.
"Warst du schon im Arbeitszimmer?", folgte die zweite Frage ohne das die Erste überhaupt beantwortet war. Langsam schüttelte ich den Kopf. "Komm mit, ich mach dir den Tresor auf." Der Fremde verschwand ohne meine Reaktion abzuwarten, was mich nur noch mehr irritierte. Wollte er mich gerade in eine Falle locken? Nur zögerlich folgte ich ihm den Flur entlang bis zur hintersten Tür, hinter der sich das erwähnte Arbeitszimmer befand. Aus der Schreibtischschublade holte der Schwarzhaarige einen Schlüssel raus mit dem er einen der großen Schränke öffnete. Tatsächlich kam ein Tresor zum Vorschein, der durch die Eingabe eines Zahlencodes geöffnet wurde. "Bedien dich", meinte der Typ, ehe er einen Schritt zurück machte.
"Warum?", brachte ich lediglich raus.
"Mein Onkel hat sowieso viel zu viel Geld und statt etwas Gutes damit anzustellen, gibt er es lieber für sinnlose Dinge aus. Wenn ich dich so ansehe, kannst du es dringender gebrauchen als er. Naja und wenn ich ganz ehrlich bin, kann ich meinen Onkel eh nicht besonders leiden."
"Lebst du bei ihm?", fragte ich, während ich mich an den Tresor ranwagte.
"Vorübergehend. Meine Eltern sich für einige Wochen beruflich unterwegs und meine Mum hatte bedenken dabei, dass ich alleine Zuhause wäre. Dass mein Onkel und meine Tante auch losfahren könnten, hatte sie irgendwie nicht bedacht. Wie alt bist du? Du scheinst mir etwas zu jung für einen professionellen Einbrecher."
"Neunzehn und wie alt bist du, dass man dich nicht allein Zuhause lassen möchte?"
"Zwanzig, aber da die letzte Hausparty etwas ausgeartet ist, geht es meiner Mum auch ehe um ihre Einrichtung als um mich. Mein Onkel schwärmt immer so von seinem tollen Sicherheitssystem, aber scheinbar ist es gar nicht so Einbruchsicher, wie er behauptet."
"Ein Kumpel von mir ist Experte, wenn es darum geht Alarmanlagen und ähnliches auszuschalten."
"So, so, es gibt also Komplizen", stellte der Fremde grinsend fest, weswegen ich ihn erschrocken anstarrte. "Keine Sorge, ich verrate euch wirklich nicht. Es wäre ja sinnlos dir den Tresor zu öffnen, um dann die Polizei zu rufen. Aber ich finde, dass ich für mein Schweigen schon eine Art Bezahlung fordern kann, nicht wahr?"
"Was willst du haben?", hakte ich nach.
"Ich schweige, wenn ... du mich zu einem Date begleitest."
"Meinst du das ernst?", versicherte ich mich, woraufhin mein Gegenüber nickte. "Dann kann ich wohl schlecht nein sagen." Grinsend streckte er mir sein Handy entgegen.
"Speicher deine Nummer ein", bat er mich, was ich auch sofort tat. Kaum hielt der Schwarzhaarige sein Handy wieder in den Händen, fiel sein Blick auf den Display. "Harry", las er lächelnd meinen Namen vor.
"Und unter welchem Namen soll ich deine Nummer einspeichern, sobald ich sie habe?"
"Zayn."
"Harry, alles okay bei dir? Die Stunde ist gleich um", meldete sich Liam plötzlich übers Headset, weswegen ich zusammenzuckte.
"Alles okay", nach meinen Worten schaltete ich das Mikrophone direkt wieder aus und wandte mich an Zayn. "Ich muss los."
"Ich schreib dir morgen, wann und wo unser Date stattfindet." Lächelnd nickte ich, winkte ihm nochmal schüchtern zu und verließ dann das Gebäude, um mich auf den Weg zu Louis und Liam zu machen. So wie vereinbart erhielt ich am nächsten Tag eine Nachricht von Zayn, die unseren Treffpunkt, sowie die entsprechende Uhrzeit beinhaltete.
Mehr als nur pünktlich stand ich am Abend vor dem italienischen Restaurant und zum Glück ließ auch Zayn nicht lange auf sich warten. Wir setzten uns an einen Tisch in einer ruhigen Ecke, wo wir direkt vom Kellner mit zwei Speisekarten ausgestattet wurden.
"Bist du gestern noch gut nach Hause gekommen?", erkundigte sich Zayn bei mir, nachdem der Kellner mit unseren Getränkewünschen gegangen war.
"Ja und hattest du noch weiteren Besuch?"
"Nein, es kam kein weiterer Einbrecher, den ich zu einem Date hätte einladen können."
"Ach, tust du das häufiger?"
"Du warst der Erste, wenn vor dir schon welche bei meinem Onkel eingebrochen sind, wurden sie dabei nicht erwischt."
"Was willst du deinem Onkel eigentlich sagen? Er wird doch sicher bemerken, dass Sachen fehlen."
"Da wäre ich mir ehrlich gesagt gar nicht mal so sicher. Wie ich gestern schon gesagt habe, er hat sowieso zu viel Geld. Den Tresor habe ich wieder verschlossen und sollte er doch merken, dass etwas fehlt, werde ich ihm einfach sagen, dass ich nichts mitbekommen habe, da ich das Wochenende bei einem Kumpel verbracht hätte. Übrigens bezahlt er auch unser Essen heute, also bestell dir alles, was du möchtest."
"Ich gehe davon aus, dass er nichts davon weiß?", schmunzelte ich.
"Auf seinem Nachtschrank lagen noch ein paar Geldscheine, die du gestern übersehen haben muss. Jedenfalls trägt mein Onkel während der Abwesenheit meiner Eltern die Verantwortung für mich und dazu gehört eben auch, dass ich nicht verhungere, also passt das schon. Ich könnte mir die Essenseinladung auch ohne das Geld meines Onkels leisten, aber irgendwie macht es so ... mehr Spaß."
"Ich bekomme langsam das Gefühl, dass in dir mehr als nur etwas Kriminalität steckt", scherzte ich.
"Gut möglich", grinste Zayn. "Ich stell mir so einen Einbruch schon spannend vor. Vielleicht kannst du mich beim nächsten Mal ja mitnehmen. Ich lade dich heute zum Essen ein und du mich dafür zu deinem nächsten Einbruch."
"Klingt nach einem sehr romantischen Date", stellte ich lachend fest. "Aber okay, wenn du das wirklich möchtest, nehme ich dich beim nächsten Mal mit."
Tatsächlich war Zayn eine Woche später beim nächsten Einbruch dabei und auch bei den Darauffolgenden war er mit von der Partie. Neben den gemeinsamen Einbrüchen fanden jedoch auch noch weitere Dates statt. Einige Wochen nach unserem Kennenlernen konnte ich Zayn dann schließlich als meinen Freund bezeichnen.
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