Liams Pov

Die Where We Are Tour endete vor einigen Tagen und zunächst war uns eine dreiwöchige Pause vergönnt, ehe das Bandleben weiterging. Nach der langen Tour fühlte es sich irgendwie ungewohnt an, solange an einem Ort zu bleiben , was aber nicht hieß, dass ich es nicht trotzdem genoss. 

Ich räumte die letzte Tasse in den Küchenschrank, ehe ich die Spülmaschine schloss und den Blick durch die Küche gleiten ließ. Einen Moment überlegte ich, womit ich den Nachmittag verbringen könnte, als ein Schrei mich aus den Gedanken riss. Misstrauisch verließ ich die Küche, um vom Flur aus zur Treppe zu schauen. Es war in der letzten Stunde für diese Uhrzeit schon verdächtig ruhig gewesen in der Villa.

  "Hör auf!", ertönte Nialls aufgebrachte Stimme von oben. Es folgte das Lachen von Louis und Zayn. 

  "Wenn das Zeug in meine Haare kommt ...", warnte Harry, wurde jedoch von Zayn unterbrochen. 

  "Stell dich nicht so an, Harry, würde dir sicher stehen und als würdest du dich nicht gerne von Louis anspri..." 

  "Zayn!", schrie Harry dazwischen, wobei ich mir bildlich vorstellen konnte, wie er rot wurde. 

  "Du bist ein verdammtes Arschloch, Louis", hörte ich den Iren schimpfen. 

  "Also wirklich Niall, man muss ja nicht gleich mit Beleidigungen um sich werfen", meinte Louis lachend. 

  "Das sagt der Richtige", mischte sich Zayn ein. 

  "Ich bin der Älteste, ich darf sowas."

  "Und der Kleinste ... Brauchst mich gar nicht so böse angucken." 

  "Und ich dachte, wir wären ein Team, Zayn. Du enttäuscht mich. Harold, kommst du in mein Team?"

  "Er würde sicher gerne kommen ... Und schon wird er wieder rot." 

  "Könnt ihr bitte aufhören euch über Harrys sexuellen Wünsche zu unterhalten? Wir haben gerade andere Probleme", unterbrach Niall das Gespräch von Zayn und Louis. 

  "Stimmt, da fehlt eine Stelle." Ein weiteres mal schrie Niall auf. 

  "Ich bring dich um!" Seufzend machte ich mich auf den Weg ins obere Badezimmer, wo mich das reinste Chaos erwartete. Harry stand noch immer mit roten Wangen, sowie mit Schere und Kamm in der Hand dort, während sich Louis mit einer Auftrageflasche, die ein lilafarbende Flüssigkeit beinhaltete, hinter Zayn versteckte. Niall trug ein Handtuch um den Hals. In seinen Haaren war einiges vom Inhalt von Louis Flasche verteilt. Auf dem Fußboden lagen Haare herum, sowie ein umgekippter Hocker. 

  "Was ist denn hier los?", machte ich auf mich aufmerksam. 

  "Harry wollte mir eigentlich nur die Haare schneiden und dann kam dieser Idiot ..." Niall deutete in Louis Richtung. "Um die Ecke und schmiert mir Haarfärbemittel ins Haar." Er drehte sich zu Harry. "Von dir lasse ich mir nicht mehr die Jahre schneiden."

  "Ich wusste davon nichts", verteidigte sich Harry sofort. 

  "Als wüsstest du nicht, was dein Freund plant. Du bist doch ständig in seine albernen Scherze eingeweiht."

  "Dieses mal aber nicht." Ungläubig zog Niall eine Augenbraue hoch. "Da lässt mich mal jemand an seine Haare und du machst es mir kaputt." Beleidigt verließ der Lockenkopf das Badezimmer. 

  "Baby", rief Louis ihm hinterher und folgte ihm auch direkt. 

  "Ich gehe dann auch mal", meinte Zayn, um im nächsten Moment ebenfalls direkt die Flucht zu ergreifen. Einen Moment sah ich ihm nach, ehe ich mich Niall zuwandte. 

  "Wir sollten die Farbe auswaschen, bevor sie noch länger einwirkt." Ich begab mich zur Badewanne, machte das Wasser an und stellte die richtige Temperatur ein. "Komm her." Kommentarlos kam Niall zu mir und lehnte sich über die Badewanne. Gründlich wusch ich ihm mit etwas Shampoo die restliche Farbe aus den Haaren. 

  "Sieht es sehr schlimm aus?", erkundigte sich Niall, als er sich aufrichtete. 

  "Bei nassen Haaren sieht man eigentlich gar nichts. Vielleicht hat Louis ja nur irgendeine billig Farbe gekauft, die nicht vernünftig wirkt."

  "Dann hat er es aber sicher nicht aus Nettigkeit getan, sondern weil er sich damit einfach nicht auskennt."

  "Willst du die Haare föhnen oder die Katastrophe langsam zum Vorschein kommen lassen?", erkundigte ich mich, weswegen Niall mich entsetzt anstarrte. 

  "Hast du meine Haare gerade eine Katastrophe genannt?"

  "Möglich", schmunzelte ich. Einen Moment sah Niall mich schweigend an, dann rannte er aus dem Zimmer. 

  "Louis! Ich brauche die restliche Farbe für Liams Haare!", schrie er. Ich riss die Augen auf und stürmte ihm nach, um ihn im Flur zu packen. Erschrocken schrie Niall auf, als ich ihn mir über die Schulter warf. "Das ist nicht fair", beschwerte er sich, musste allerdings dabei lachen. 

  "Es ist nicht fair, dass du deinen eigenen Freund an diesen Chaoten ausliefern willst", konterte ich, wobei ich den Iren in die Richtung meines Zimmers trug, wo ich ihn aufs Bett warf. Sofort versuchte er zu flüchten, doch kaum stand er, packte ich ihn auch schon wieder und drückte ihn zurück aufs Bett. Ich kniete mich siegessicher grinsend über ihn, dann begann ich ihn zu kitzeln. Lachend, sowie gleichzeitig jammernd, versuchte Niall sich aus meinem Griff zu befreien. Ohne Erfolg. 

Schließlich hatte ich erbarmen und ließ von ihm ab. Schwer atmend sah er zu mir hoch. Lächelnd musterte ich ihn, ehe ich mich langsam zu ihm runterbeugte und einen Kuss auf seiner Nasenspitze platzierte. 

  "Ich liebe dich", hauchte ich, was Niall lächeln ließ. 

  "Auch mit lila Haaren?"

  "Ich würde dich auch lieben, wenn jede Haarsträhne eine andere Farbe hätte."

  "Bring Louis bloß nicht auf Ideen." Ich lachte. "Ich liebe dich auch, Li." Eine Hand legte Niall in meinen Nacken, zog mich zu sicher herunter und verband unsere Lippen zu seinem zärtlichen Kuss miteinander. Das Chaos der letzten Minuten war vergessen, denn in diesem Moment zählten zunächst nur wir beiden. 

Am nächsten Tag schien zunächst alles seinen gewohnten Gang zu nehmen. Wir hatten gerade alle gemeinsam Mittag gegessen. Zayn und Niall, dessen Haare kaum etwas von der Farbe angenommen hatten, waren bereits nach oben verschwunden, während Harry und ich die Küche aufräumten. Louis saß mit seinem Laptop an der Küchentheke. 

Ich wandte mich gerade vom Kühlschrank ab, weswegen ich Niall in den Raum kommen sah. Er legte einen Finger auf seine Lippen, weswegen ich still blieb. Irgendwas versteckte er hinter seinen Rücken, während er langsam in Louis Richtung schlich.

  "Wollen wir ...", setzte Harry zum Sprechen an, wobei er sich in meine Richtung drehte und dadurch ebenfalls Niall entdeckte. Er brauchte einen Moment, um die Situation zu erfassen. Bevor er seinen Freund jedoch warnen konnte, startete Niall seinen Angriff. Hinter seinen Rücken holte er eine Sprühdose mit Farbe für die Haare hervor und stürzte sich damit auf Louis. Im gleichen Moment, indem Harry Louis Namen warnend rief, bekam dieser die erste Ladung des Sprays ab. Erschrocken schrie der Älteste auf, zuckte zusammen und versuchte der Situation zu entkommen, was jedoch nur die Folge hatte, dass er samt Barhocker umkippte, wodurch er aus dem Blickfeld von Harry und mir verschwand. Es polterte und ein schmerzverzerrtes Keuchen folgte. Für einen Moment starrte Niall auf die Stelle, wo vermutlich Louis lag, dann begann er zu lachen, was mich aufatmen ließ, da scheinbar nicht schlimmeres passiert war. Bevor Harry sich aus seiner Starre lösen konnte, um zu seinen Freund zu gelangen, war dieser schon wieder auf den Beinen und stürzte sich auf Niall. Die Beiden rangen um die Sprühdose, wobei immer mal wieder etwas Farbe aus der Dose drang. Da ich nicht unbedingt wollte, dass am Ende die ganze Küche voll mit grünen Punkten war, entschloss ich schließlich dazwischen zu gehen, was jedoch damit endete, dass ich Farbe ins Gesicht bekam. Gerade noch rechtzeitig hatte ich die Augen geschlossen. Als ich diese langsam wieder öffnete, sah ich in die erschrockenen Gesichter von Louis und Niall, welche fast gleichzeitig begannen zu lachen. Schweigend nahm ich ihnen die Dose aus der Hand, stellte sie auf die Küchenanrichte und drehte mich dann wieder zu meinen beiden Bandkollegen. 

  "Keine Sorge, Li ...", ergriff Niall das Wort. "Ich würde dich auch noch lieben, wenn dein ganzes Gesichter voller bunter Punkte wäre." Ich öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, konnte dann aber nur schmunzelnd mit dem Kopf schütteln. Statt noch irgendwas zu sagen, zog ich Niall an mich und küsste ihn einfach.