Snowflakes || l.s.
Hallöchen und einen schönen ersten Advent euch allen :)
Endlich kommt hier auch mal wieder ein Kapitel, das hat auch echt lange gedauert. Ich hoffe, er gefällt euch ;)
Bis dann,
Lea
Snowflakes – Larry OS
"You and I fell in love
Much like quiescent snowflakes,
From surreal dusking skies.
Falling upon solitary streets,
And the heart of saddened nights.
Like snowflakes to winter’s call
We too, ceded our souls;
To the inviting yearn to fall.
And everything around us,
Became something beautiful."
-Clairel Estevez
London war wunderschön. Die vielen Lichter der Länden leuchteten und brachten die langsam vom Himmel fallenden Schneeflocken zum Funkeln. Harry liebte den Winter. Gerade die Weihnachtszeit hatte es ihm angetan. Die vielen Lichter, die glücklichen Kinder und das viele Lachen, wenn die Erwachsenen auf der Suche nach dem richtigen Geschenk selbst wieder zum Kind wurden.
Weihnachten war einfach wunderschön.
Und als wäre die viele Freude, die er ohnehin schon in dieser Zeit des Jahres empfand, nicht genug, hatte er auch noch jemanden kennengelernt. Jemanden, der ihm allein bei dem Gedanken an ihn ein breites, absolut verknalltes Grinsen aufs Gesicht zauberte.
Er und Louis hatten sich vor zwei Wochen auf dem ersten Abend des Weihnachtsmarktes in Harrys Lieblingspark kennengelernt. Und seitdem ging ihm der blauäugige Wuschelkopf nicht mehr aus dem Kopf.
In der Hoffnung, Louis heute wiederzusehen, hatte sich Harry schon recht früh auf den Weg gemacht. Von seiner Wohnung bis zum Markt waren es mit der Bahn etwa zehn Minuten, doch heute hatte er sich dafür entschieden, zu Fuß zu laufen. Gehüllt in einen langen, dunklen Mantel, einen roten Schal und warme Winterboots lief er mit den Händen in den Taschen vergraben über den Bürgersteig. Ab und an, er ließ es sich nicht nehmen, sprang er in einen der Schneehaufen, die entstanden, wenn die Straßen geräumt wurden. Dass dabei hin und wieder Schnee gegen seine Beine kam und die dunkle Jeans an manchen Stellen durchnässte, störte ihn nicht.
Er war schon immer ein Wintermensch gewesen. Zwar gab es an seinem Geburtstag, dem ersten Februar, nicht oft Schnee, aber jeder andere Tag im Jahr, an dem Schnee fiel, fühlte sich für Harry wie sein Geburtstag an.
Einige Kinder rannten lachend aus einem der Hinterhöfe, an denen er vorbeiging. Sie warfen mit Schneebällen und bauten einen Schneemann. Lächelnd umrundete Harry die kleine Gruppe und streckte ihnen einen Daumen hoch. Der Schneemann sah toll aus.
Es dauerte nicht lange, bis er die ersten musikalischen Töne des Weihnachtsmarktes hörte und den Geruch nach Punsch, Zimt und Orangen roch. Genüsslich nahm er die Eindrücke in sich auf und betrat den mit kleinen Holzstücken ausgelegten Platz. Links und rechts der Wege standen die roten Hütten dicht an dicht gereiht und Gelächter schallte von überall her durch die Luft.
Harry schlenderte die Wege entlang, hielt hier und da an, um sich die selbstgebastelten Weihnachtssachen anzusehen. Obwohl er sich vorgenommen hatte, heute keine Deko zu kaufen, weil seine Wohnung davor fast überquoll und er jetzt schon Probleme hatte, jedes der kleinen Figürchen oder Häuschen an einen geeigneten Platz in seiner kleinen Zweizimmerwohnung zu stellen.
Doch so sehr er es sich auch vorgenommen hatte, er kam nicht darum herum, sieben Pfund für einen kleinen Eisbären aus Porzellan auszugeben. Der Kleine war aber auch knuffig mit den großen Knopfaugen, dem blauen Schal und der Weihnachtsmütze über den Ohren.
Er ließ die Figur in seine Jackentasche gleiten, bedankte sich bei dem kleinen Jungen, der sich sehr über Harrys Kauf gefreut hatte, und ging weiter. Louis‘ Stand befand sich direkt bei der Eisbahn, die jedes Jahr in der Mitte des Platzes aufgebaut wurde. Oft kam Harry in den späten Abendstunden her und drehte einige Runden auf dem Eis.
Auch heute war es schon dunkel, als er an der Eisbahn ankam. Sie war gut besucht. Eltern versuchten, ihren Kindern das Schlittschuhlaufen beizubringen, bereits erfahrenere Pärchen versuchten sich an Figuren oder fuhren einfach so um die Bahn herum. Zwischen den Bäumen, die um die Bahn herumwuchsen, waren Lichterketten gespannt, die dem Ganzen eine verträumte und märchenhafte Atmosphäre gaben.
Harry sah sich um, suchte in den Häuschen, die rund um die Bahn herum standen, nach dem hübschen Gesicht, das er nicht mehr vergessen konnte.
Wenn er daran dachte, wie er Louis kennengelernt hatte, musste er grinsen. Der Wuschelkopf war ihm schon von Weitem aufgefallen und Harry war klar, dass er sein Glück versuchen musste. Also war er zu dem Stand hingegangen und hatte sich in die Schlange gestellt. Während er gewartet hatte, trafen sich sein Blick und der des hübschen Mannes immer wieder und Harry beobachtete schmunzelnd, wie dessen Wangen immer roter wurden, je weniger Leute vor Harry in der Schlange standen.
Als er dann an der Reihe war, hatte er einen alkoholfreien Glühwein bestellt. Louis überreichte ihm daraufhin eine Tasse, doch statt Glühwein war da unheimlich süßer Kinderpunsch drin. Louis war die ganze Sache sichtlich unangenehm gewesen und hatte immer wieder gefragt, wie er sein Ungeschick wieder gutmachen könnte. Harry hatte ihn lediglich um eine Runde auf der Eisbahn gebeten.
Und genau dafür, dass Louis es wieder gutmachen konnte, war Harry heute wiedergekommen. Zwar hatte er es ihm nicht übel genommen, denn wenn er ehrlich war, mochte er Kinderpunsch eh viel lieber als Glühwein, aber Harry hatte seine Chance darin gesehen, den süßen Louis vielleicht ein wenig näher kennenzulernen.
Während er also den Platz nach dem Wuschelkopf absuchte, bemerkte er nicht, dass dieser bereits neben ihm stand. Louis tippte Harry auf die Schulter, woraufhin der sich erschrocken zu ihm umdrehte. Als Harrys grüne Augen auf Louis‘ blaue trafen, hatte er das Gefühl, auf der Stelle zu schmelzen.
Gott, wie konnte jemand bloß solche faszinierenden Augen haben?
Schneeflocken landeten auf Louis‘ Haaren und Harry lachte, als er den Haarreif mit dem Rentiergeweih erblickte. »Das ist ja süß«, sagte er und hob seine Hand, um mit dem Zeigefinger dagegen zu stupsen.
Sofort sah er, wie Louis rot wurde. Unter dichten Wimpern sah er zu ihm hoch, grinste dann aber breit. »Passt zu mir, würde ich sagen«, meinte er daraufhin schulterzuckend.
Harrys Schmunzeln wurde noch breiter. »Das stimmt allerdings. Willst du gleich auf die Bahn oder sollen wir erst einen Kinderpunsch mit mir trinken?«
»Du wirst mir das jetzt immer vorhalten, oder? Aber ja, Punsch hört sich erstmal super an. Dann wird mir auch wieder warm. Wenn man so lange in einem dieser Häuschen steht und dann ne Weile draußen rumläuft, ist es irgendwann nicht mehr so warm.«
Stirnrunzelnd musterte Harry Louis. »Warum hast du denn keine Jacke an?«
Der Wuschelkopf zuckte nur mit den Schultern und grinste Harry an. »Das wäre wohl dann der Moment, in dem wir zu meinem Häuschen gehen und Jacke holen? Den Punsch können wir auch gleich mitnehmen«, schlug er vor und machte rückwärts einen Schritt in Richtung seiner Bude.
Er streckte seine Hand aus und wackelte mit den Fingern, um Harry zu signalisieren, dass er ihm folgen sollte. Der ergriff also erstmal die ausgestreckte und ziemlich kalte Hand und ließ sich um eine Gruppe junger Leute herumbugsieren. Hand in Hand gingen sie über den Platz. Beschwingt schwenke Louis ihre ineinander verschlungenen Hände vor und zurück.
Die ganze Zeit über, in der sie nebeneinander hergingen, hatte Harry nur Augen für Louis. Louis, der mit funkelndem Blick das Ambiente in sich aufnahm und die wunderschöne Beleuchtung bewunderte, die dem Ganzen einen magischen Flair verlieh. Auch, wenn es unglaublich kalt war und Harrys Nase bereits wie die von Rudolph dem Rentier aussehen musste, strahlte dieser Ort so viel Wärme aus.
Doch Harry beachtete weder die vielen fröhlichen Menschen noch die wundervolle Beleuchtung um sie herum. Seine Augen klebten an Louis‘ Seitenprofil, musterten die scharfen Wangenknochen und die weichen Haare, nahmen jedes noch so kleine Detail in sich auf. Louis war wirklich ein unglaublich schöner Mensch. Harry würde sogar soweit gehen und sagen, dass er der schönste Mensch war, dem er je begegnet war.
Ein Tippen an seiner Wange holte Harry aus seiner Träumerei – oder sollte er es besser Schwärmerei nennen? – und er traf auf die blauen Augen, die es ihm so angetan hatten.
Ein Weihnachtswunder, ja, genau das war Louis für Harry. Die Magie der Weihnacht hatte Harrys vor Einsamkeit schmerzendes Herz erhört und ihm einen Engel geschickt.
Und der Engel legte gerade den Kopf schief, während seine Augen zwischen Harrys hin und her huschten, als wüsste er nicht, auf welches er sich fokussieren sollte. »Bist du mit deinen Gedanken schon im Land der ewigen Weihnacht?«
Harry blinzelte perplex und bemerkte die Tasse, die Louis ihm hinhielt. Sofort merkte er, wie seine Wangen rot wurden. Wie lange stand Louis schon so da und er hatte nichts gemacht? Wie peinlich…
Ein leises »Dankeschön« murmelnd nahm er die dampfende Tasse entgegen und schnupperte an dem Inhalt. Er verzog die Lippen und grinste Louis an, der seine Nase gerade in seiner Tasse versteckt hatte. »Kinderpunsch.«
Louis zuckte mit den Schultern. »Mir war danach.«
»Was machst du eigentlich beruflich, Louis?«, fragte Harry, während sie auf einer Bank sitzend das Treiben auf der Eisbahn beobachteten. Die Tassen bereits leer, aber noch warm in ihren Fingern.
»Ich arbeite in einem Kindergarten. Du?«
Überrascht wandte Harry sich Louis zu. »Du bist Erzieher?«
»Da hast du jetzt nicht mit gerechnet, was?«, feixte der Wuschelkopf und trank den letzten, nur noch lauwarmen Schluck seines Punsches.
»Nein, hab ich wirklich nicht«, schmunzelte Harry und sah auf die Tasse in seinen Händen. »Ich bin Bäcker.«
»Oh, wie schön.« Louis Augen leuchteten. »So richtig professionell? Machst du auch Torten?«
Harry nickte. »Unter anderem. Wenn du willst, kann ich dir gerne mal meine Bäckerei zeigen.«
Louis stieß ihn sanft mit der Schulter an und wackelte mit den Augenbrauen. »War das gerade eine versteckte Einladung zu dir nach Hause?«
»Ich… äh- also, wenn du willst?«
»Wer wäre ich, dass ich nein sagen würde.«
»Äh, dann gebe ich dir besser meine Nummer, oder? Dann kannst du mir schreiben, wann du mal Zeit hast«, schlug Harry vor. Er war nervös. Immerhin war es lange her, dass er jemanden nach seiner Nummer gefragt hat. Obwohl, genau genommen fragte ja nicht er nach Louis Nummer, sondern bot Harry ihm seine Nummer an. Ach, wie dem auch sei.
»Gerne«, meinte Louis und holte sein Handy aus der Tasche der Jacke.
Schnell tauschten sie ihre Nummern gegenseitig aus, bevor Harry aufstand und auf den Verleih für Schlittschuhe zeigte. »Wollen wir?«
Louis verzog ein wenig das Gesicht. »Ich kann das aber nicht.«
»Ach, das ist halb so schlimm, wie das aussieht. Willst du noch so einen Pinguinschieber haben?«
»Vergiss es, ich mach mich hier doch nicht zum Affen.«
»Wenn, dann würdest du dich zum Pinguin machen.«
»Haha, sehr witzig. Ich halte mich einfach an dir fest. Und wenn ich falle, schiebe ich dich vor mich, dann falle ich wenigstens weich«, moserte Louis und stolzierte auf das Holzhäuschen zu, an dem ein älterer Mann die Schlittschuhe verlieh.
»Wie charmant«, kicherte Harry und folgte Louis.
Als sie schließlich auf dem Eis standen, Harry ziemlich sicher, Louis hingegen war ordentlich am Wackeln, verfluchte der Wuschelkopf das Eis. Er würde es niemals zugeben, aber in Wahrheit hätte er doch gerne so einen Pinguinschieber haben wollen, mit denen die Kinder herumkurvten.
Aber er war zu stolz, jetzt doch zuzugeben, dass er einen haben wollte, also klammerte er sich an dem Ärmel von Harrys Mantel fest, während er mit dem anderen Arm versuchte, sein Gleichgewicht zu halten.
Harry schaute ihm amüsiert dabei zu und machte dann einen Schritt vor, wobei er Louis mit sich zog. Der quietschte auf wie ein Spielzeug, auf das man draufgetreten war. »Du kannst doch nicht einfach losgehen! Willst du mich denn umbringen?«, kreischte Louis hysterisch und packte mit beiden Händen nach Harrys Mantel.
»Jetzt überdramatisier das hier mal nicht, Lou-Boo«, lachte der und nahm Louis‘ Hände in seine eigenen. »So, halt still. Versuch einfach, dich nicht zu bewegen, dann ziehe ich dich ein Stück mit, okay?«
»Ich weiß ja nicht«, klagte Louis.
»Vertrau mir. Ich fange dich auf, wenn du fällst. Aber das wird nicht passieren, glaub mir.« Harry wartete, bis Louis einigermaßen sicher stand, dann machte er langsame Bewegungen mit den Füßen, sodass er sich rückwärts bewegte und Louis mit sich zog. Der fing gleich wieder an, bedrohlich zu wackeln.
»Wie kannst du das? Und denn auch noch rückwärts? Bist du ein Magier oder so?«
Lachend zog Harry Louis hinter sich her. Dabei hielt er sie dicht an der Bande, damit Louis sich notfalls dort festhalten konnte. Doch mit jeder Runde, die sie drehten, wurde er sicherer. Irgendwann traute er sich sogar, an Harrys Hand die ersten Versuche zu machen, selbst zu laufen.
Und Harry? Der war unheimlich stolz, als Louis mit einem großen Grinsen auf dem Gesicht die erste Bahn selbst schaffte.
Er umrundete Louis einige Male, bis er vor ihm stehen blieb. Der Wuschelkopf stand in der Mitte der Bahn und Harry kam dicht vor ihm zum Stillstand. Die hellen Wolken, die ihr beider Atem erzeugte, trafen aufeinander und vermischten sich in dem Licht der Lichterketten über ihnen zu einer.
Louis blickte zu Harry rauf, Harry zu Louis herunter.
Eine ganze Weile sahen sie einander in die Augen, bis Harry dem Drang nicht länger widerstehen konnte und zu Louis‘ Lippen sah. So rot und wunderschön, leicht geöffnet, sodass heißer Atem aus ihnen entwich.
Harry schluckte. »Ich weiß, es ist zu früh, ab-«
Er konnte seinen Satz gar nicht beenden, da hatte Louis seine Arme auch schon um seinen Nacken geschlungen, Harry zu sich heruntergezogen und seine Lippen auf dessen gedrückt. Seufzend schmolz Harry in den Kuss.
Louis‘ Lippen waren kühl, doch das störte Harry gerade bitterlich wenig. Sinnlich bewegten sie sich gegen die seinen und verursachten eine Schneeexplosion in seinem Inneren.
Das hier war mit Abstand der beste Kuss, den er je hatte.
Und selbst, als sie angerempelt wurden, das Gleichgewicht verloren und Louis doch noch auf Harry landete, inmitten der Eisbahn, war es für Harry perfekt.
Grinsend bemerkte er den Schmerz gar nicht, der sich in seinem Fuß ausbreitete, als er zu Louis aufsah. »Willst du mit mir ausgehen?«
Als Antwort senkte Louis seine Lippen ein weiteres Mal auf Harrys. »Aber kein Schlittschuhlaufen.«
Lachend schüttelte Harry den Kopf und seufzte gegen die durch den Kuss warm gewordenen Lippen.
Ja, das hier war wirklich perfekt.
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