Falling free Part 2 |Ziam


Er war wieder da. Dieser Mistkerl war wieder da. Dieses verdammte Arschloch, an das ich vor 7 Jahren mein Herz verloren hatte. Wie ein Irrer lief ich durch die, zum Glück noch leeren Gänge der Halle und wollte einfach nur weg. Bis vor fünf Minuten war alles perfekt gewesen. Louis hatte Harry endlich einen Antrag gemacht und er hatte ja gesagt, die beiden waren nun endgültig aus ihren Verträgen raus und ich hatte nicht einen von ihnen jemals so glücklich gesehen, wie in diesem Moment. Und dann kam er. Zayn. Plötzlich war er neben mir aufgetaucht. Keine drei Schritte von mir entfernt, hatte mich schwach angelächelt und „Hey... Li..." gemurmelt. Natürlich hatte ich mich zu Tode erschrocken. Immerhin hatte ich Zayn fast fünf Jahre nicht mehr zu Gesicht bekommen. Und jetzt stand er einfach wieder hier und tat so, als wäre nie etwas passiert.

Ich hatte nicht bemerkt, dass ich angefangen hatte zu weinen. Aber jetzt tropften die ersten Tränen auf meine Hände, weshalb ich die nächste Tür zu den Klos aufstieß, in eine der Kabinen hastete und dort wieder die Tür verriegelte, bevor ich mich langsam auf den Klodeckel sinken ließ. Fünf Jahre lang hatte ich ihn nicht gesehen. Ich war in der Zeit Vater eines Kindes geworden, hatte mehrere Beziehungen gehabt, nur um nach einiger Zeit zu merken, dass ich meine Gefühle für ihn einfach nicht abstellen konnte. Inzwischen ließ ich den Tränen einfach freien Lauf. Eigentlich hatte ich in den letzten paar Monaten das Gefühl gehabt, dass meine Gefühle für ihn langsam aber sicher verschwanden, aber dieses Zusammentreffen vorhin, hatte mir schmerzlich das Gegenteil bewiesen. Ich hörte, wie die Tür zu den Waschräume aufgestoßen wurde und versuchte krampfhaft ein Schluchzen zu unterdrücken.

„Liam? Ich weiß, dass du hier bist. Mach bitte auf." hörte ich Harrys vertraute Stimme. Wir hatten nach der Trennung der Band 2015 nicht wirklich viel Kontakt gehabt und uns erst in den letzten drei Jahren wieder angenähert, aber seitdem waren wir wieder richtig gute Freunde. Zögerlich rutschte ich vom Klodeckel und schloss die Tür auf, wo Harry bereits stand und mich wortlos in den Arm nahm. Ich krallte mich in den Stoff des, zugegebenermaßen etwas speziellen Kostüms, das er während seines Auftritts getragen hatte und weinte leise. Nur die Handschuhe hatte er ausgezogen. Für den Rest war anscheinend keine Zeit mehr gewesen.

Nach einiger Zeit, in der er mich einfach nur im Arm gehalten hatte, fing Harry schließlich an zu sprechen. „Es ist wegen Zayn, hab ich Recht?" fragte er leise, was ich mit einem Nicken beantwortete. Noch immer hielt er mich im Arm und spendete mir dadurch Kraft und Trost. Harry seufzte leise auf. „Du liebst ihn, oder? Seit ein paar Jahren schon." Erschrocken löste ich mich von ihm und trat einen Schritt zurück. „Ich bin nicht schwu..." began ich entrüstet, doch Harry unterbrach mich. „Das behaupte ich auch nicht, Liam. Ich frage dich nur, ob du Gefühle für Zayn hast. Wobei eigentlich muss ich das nicht fragen." Ich sah ihn geschockt an. Meine Gefühle für Zayn waren immer mein wohlbehütestes Geheimnis gewesen. Ich hatte noch nie jemandem davon erzählt. „Wie kommst du denn darauf?" murmelte ich schwach und mir war bewusst, dass ich alles andere als überzeugend klang.

Auch Harry merkte das und lachte leise auf. „Ach Li... Weißt du, ich hab mich mit 16 in meinen besten Freund verliebt und liebe seitdem nur ihn. Ich würde sagen, ich bin sowas wie ein Experte in dem Bereich." Ich lächelte leicht und auch über Harrys Gesicht huschte ein Lächeln, bevor er mich wieder ernst ansah. „Und?" fragte er dann. Ich schluckte. Ich hatte noch nie jemandem davon erzählt. Ich war mir nichtmal sicher, ob ich es mir selbst jemals wirklich eingestanden hatte. Und genau davor hatte ich Angst. Das sich alles ändert, wenn ich es laut ausspreche. Ich hatte meinen Blick abgewandt, aber als ich ihn dann doch hob, sah ich, dass Harry mich musterte und mir jetzt eine Hand auf die Schulter legte. „Komm mal mit. Ich glaube nicht, dass das hier der richtige Ort für dieses Gespräch ist. Wir fahren jetzt zu uns nach Hause." Ich schüttelte automatisch den Kopf. „Das... Das geht doch nicht, Harrry. Du bist doch nominiert und..." Doch Harry hatte mir schon einen Arm um die Schultern gelegt und führte mich so aus der Kabine heraus. Ich selbst war unfähig mich zu wehren, weshalb Harry keine großen Probleme hatte mich durch die, immer noch leeren Gänge zu einem Hinterausgang zu bringen. Dieser führte direkt zu einer Garage, die anscheinend unterhalb der Halle lag. Dort angekommen schob mich Harry auf den Beifahrersitz seines Autos und ließ sich dann anschließend auf den Fahrersitz fallen. „Pass auf. Ich rufe jetzt einmal Lou an und sag ihm, dass wir schonmal nach Hause gefahren sind. Er kann gerne nachkommen, aber Zayn soll erstmal nicht zu uns. Ist das so in deinem Sinne?" fragte er mich dann, was ich mit einem schwachen Nicken beantwortete.

Während des Telefonats blieb ich still und wartete, bis Harry auflegte und mir mit einem Nicken bedeutete, dass er alles geklärt hatte. Wir fuhren schon eine Weile, als ich mich schließlich an Harry wandte. „Es tut mir leid, dass ich euch eure Verlobung so versaue. Du und Lou hattet euch das doch bestimmt etwas anders vorgestellt." murmelte ich und hatte tatsächlich ein schlechtes Gewissen. Doch Harry winkte nur ab. „Das hier ist jetzt erstmal wichtiger. Lou und ich kommen schon klar." Das tat meinem schlechten Gewissen zwar keinen Abbruch, aber ich konnte an Harrys Gesicht ablesen, dass er jetzt nicht mit sich reden lassen würde. Also ließ ich meinen Kopf einfach gegen die Kopfstütze meines Sitzes fallen und wartete schweigend, bis Harry seinen Wagen in der Tiefgarage unter dem Appartement geparkt hatte. Wir schwiegen beide, bis wir oben in der Wohnung angekommen waren. „Setz dich schonmal ins Wohnzimmer. Ich zieh mir noch eben was anderes an und mach uns nen Tee." wies Harry mich an und verschwand im Schlafzimmer, während ich mich tatsächlich aufs Sofa fallen ließ. Nach einigen Minuten kam Harry in Jogginghose und einem Shirt und mit zwei Tassen Tee in der Hand wieder zu mir, drückte mir die eine Tasse in die Hand und setzte sich dann mir gegenüber. Wir tranken beide einen Schluck von dem Tee, der erstaunlich gut schmeckte, bevor Harry ansetzte. „Weißt du Liam... Ich hatte schon länger das Gefühl, dass da was zwischen dir und Zayn war. Zugegeben... Ich war ehrlich erstaunt, als du uns von deiner Vaterschaft erzählt hast. Aber ich hatte irgendwie das Gefühl, dass ich dich besser nicht drauf ansprechen sollte. Vorerst... Jetzt, denke ich, ist es an der Zeit, dass du mit uns redest. Du kannst nicht immer alles mit dir allein ausmachen, Li." Seine Stimme wurde zum Ende hin immer sanfter und ich merkte, dass ich langsam ruhiger wurde. Ich trank noch einen Schluck Tee, bevor ich stockend anfing zu erzählen. „Ich... Ich weiß selber nicht, was mit mir los ist. 2013 war alles plötzlich einfach anders. Ich... Zayn... Er war immer so lieb zu mir. Wir haben so viel zusammen gemacht. Er war mein bester Freund. Aber irgendwann... Ich..." Harry lächelte verständnisvoll. „Liam... Ich glaube, dass ich dir jetzt erstmal was erklären sollte, bevor du weiterredest." Ich sah ihn erstaunt an, doch Harry ließ sich nicht beirren. „Weißt du... Es gibt immer mehrere Arten von Outings." „Ich bin nicht..." wollte ich ihn unterbrechen, doch er hob nur die Hand, was mich zum Schweigen brachte. „Zum einen gibt es dein öffentliches Outing. Wenn du es zum ersten Mal jemand anderem erzählst. Und zum zweiten und dritten Mal. Jedes Mal, wenn du es jemandem erzählst, der es noch nicht weiß. Das ist am Anfang schwierig, aber mit der Zeit wird es immer leichter." Ich nickte langsam. Harry sprach immerhin aus Erfahrung. „Zum anderen..." fuhr er fort, „Gibt es noch das innere Outing. Und das ist meiner Meinung nach noch deutlich schwieriger." Mein irritierter Blick brachte ihm zum Schmunzeln, aber er sprach trotzdem weiter. „ Bei dem inneren Outing geht es darum sich selbst zu akzeptieren. Selbst seine Sexualität zu akzeptieren und so anzunehmen, wie sie ist. Manchen fällt das ganz leicht und sie brauchen nur ein paar Tage. Aber anderen fällt es unglaublich schwer und für sie zieht sich ihr inneres Outing über mehrere Jahre. Und manche schaffen es auch gar nicht."

Langsam aber sicher begriff ich, worauf er hinaus wollte. Doch bevor ich etwas sagen konnte, hörten wir, wie sich ein Schlüssel im Schloss der Eingangstür drehte und Louis kam in die Wohnung. Sofort sprang Harry vom Sofa, lief zu seinem Verlobten und küsste ihn sanft zur Begrüßung, bevor er ihn sichtlich nervös fragte „Ist alles gut bei dir, Boo?" Dieser bejahte das mit einem Nicken und einem weiteren Kuss, bevor er ihre Hände verschränkte und ihn zurück zum Sofa zog. „Lasst euch beide nicht stören. Worum geht's gerade?" fragte Louis betont fröhlich, aber sein Gesicht zeigte einen besorgten Ausdruck. Inzwischen saßen sie beide wieder mir gegenüber auf dem Sofa und Harry zog Louis dicht an seine Brust, bevor er antwortete „Ich hab Liam gerade ein bisschen was über Outings erklärt. Und wollte ihm gerade auch noch von meinen Outings erzählen."
Louis schien zwar erstaunt, ließ sich aber nichts anmerken und nickte langsam. „Gut. Dann erzähl mal." Harry warf ihm ein liebevolles Lächeln zu und ich musste den Blick abwenden, um nicht in Tränen auszubrechen. Wieso konnte mein Leben nicht auch so sein?

„Also... Ich wusste schon relativ früh, dass ich nicht ausschließlich auf Frauen stehe." begann Harry langsam. „Ich hatte mit knapp 14 meinen ersten Freund, aber sowohl davor, als auch danach nochmal sowas wie eine ernsthafte Beziehung mit Mädchen. Soweit man in dem Alter schon von ernsthaft sprechen kann. Meine Familie hat mich immer unterstützt, so war es nicht allzu schwer für mich, meine Sexualität zu akzeptieren. Aber weil ich noch so jung war, haben viele Leute in meinem Umfeld eher negativ reagiert. Deshalb ist es mir zunehmend schwerer gefallen, mich vor anderen zu outen. Naja... Ich bin ja auch nicht direkt zu euch gekommen und hab gesagt "Hey, ich steh im übrigen auch auf Typen". Das hat etwas gedauert, bis ich mich euch anvertrauen konnte."

Das stimmte. Harry hatte uns erst nach einiger Zeit erzählt, dass er auch Männer attraktiv fand. Wobei "erzählt" wohl etwas übertrieben war. Genau genommen hatten Zayn, Niall und ich ihn mit Louis erwischt. Verleugnen war damals ziemlich zwecklos gewesen. Bei dem Gedanken daran musste ich lächeln und auch Harry und Louis schienen sich daran noch zu erinnern, denn sie grinsten sich an und Louis legte sanft eine Hand auf Harrys Oberschenkel. Die beiden sahen so unfassbar glücklich aus und genau das versetzte mir einen Stich. Ich wollte nicht eifersüchtig auf sie sein. Sie hatten so lange kämpfen müssen und es war alles andere als einfach gewesen. Aber gerade jetzt fiel mir das unfassbar schwer. Harry musterte mich lange, bevor er sagte „Ich denke, dass du jetzt einfach etwas Zeit zum Nachdenken brauchst. Du kannst heute hier bleiben. Wo das Gästezimmer ist, weißt du ja." Ich nickte. Zeit zum Nachdenken brauchte ich definitiv.

Louis und Harry wünschten mir beide eine gute Nacht und ich war etwas erstaunt darüber, dass Louis mich nicht nochmal ansprach. Das war so gar nicht seine Art. Aber ich war ganz froh darüber. Ich war deprimiert und verwirrt. Und außerdem wollte ich Harry und Louis etwas Zeit für sich lassen. Immerhin waren sie seit heute verlobt. Deshalb verschwand ich auch relativ schnell ins Gästezimmer. Ich hatte mich gerade in meinen Klamotten auf das Bett fallen lassen, als es nochmal an der Tür klopfte. Ich setzte mich wieder auf und Louis schob seinen Kopf durch die Tür. „Ich hab ne Jogginghose und ein Shirt für dich. Das ist bequemer." erklärte er mir und trat einige Schritte ins Zimmer. Ich lächelte ihn an und murmelte ein Dankeschön. Er streckte mir die Sachen mit einem „Spar dir einen blöden Kommentar. Die Sachen sind von Harry." entgegen. Obwohl ich nicht in der Stimmung war, musste ich lachen. Wir sahen uns noch einen Moment schweigend an, bis Louis sich schließlich zum gehen wendete. Er war fast aus der Tür, als er sich doch nochmal umdrehte. „Nimm dir die Zeit, die du brauchst, Li. Ich hab auch gebraucht und das war verdammt anstrengend, glaub mir. Aber danach wird es dir besser gehen." sagte er leise. Ich nickte wieder stumm. Ich war einfach nicht in der Verfassung, um viel zu sprechen. Louis lächelte mir noch einmal zu, bevor er die Tür entgültig schloss und mich mit meinen Gedanken alleine ließ.

Diese Nacht war wohl eine der längsten Nächte meines Lebens. Tausend Gedanken schwirrten in meinem Kopf umher und hielten mich vom Schlafen ab. Dementsprechend sah ich auch am nächsten Morgen aus. Beim Frühstück stellte ich fest, dass Louis und Harry zwar ausgeschlafener waren als ich, aber dennoch waren ihnen ihre nächtlichen Aktivitäten deutlich anzusehen. „Ihr habt dazu gelernt. Im Tourbus konnte Niall immer toll kommentieren, wenn ihr uns vom Schlafen abgehalten habt." neckte ich die beiden, woraufhin Harry rot anlief, während Louis das ganze nur mit einem „Weil du ja auch immer so zurückhaltend im Tourbus warst." kommentierte. Und damit waren wir auch schon wieder beim Thema. Harry warf mir einen fragenden Blick zu, bevor er mir eine Tasse Kaffee über den Tisch zuschob. „Was lief oder läuft da zwischen dir und Zayn?" fragte Louis, der an einer Tasse Tee nippte und stellte damit die Frage, vor der mich seit Ewigkeiten am meisten fürchtete.

„Zayn und ich waren Freunde. Mehr nicht..." antwortete ich schließlich stockend. Harry sah mich skeptisch an und Louis platzte heraus „Erzähl uns nichts. Wir haben mehr als einmal ziemlich eindeutige Geräusche aus euren Hotelzimmern und Schlafkabinen im Bus gehört. Und mit Niall hast du nicht geschlafen. Der war immer bei uns." Ich merkte, wie meine Wangen heiß wurden. Die Hoffnung, das es niemand mitbekommen hatte, war immer irgendwie da gewesen. Klein, aber existent. Und die hatte Louis jetzt entgültig zerstört. „Ich...Wir...." Ich wusste nicht, wie ich es erklären sollte. „Du?" fragte Louis ein wenig ungeduldig, woraufhin er sich einen bösen Blick seines Freun... Ach nee...seines Verlobten einfing. „Wir waren wirklich nie mehr als Freunde. Naja... Wir waren zumindest nie ein Paar oder sowas." fing ich schließlich an. „Wir haben uns ja häufig ein Hotelzimmer geteilt und irgendwie ist dann das eine zum anderen gekommen und... Ach keine Ahnung." endete ich schließlich ziemlich verzweifelt. Harry schien etwas verwirrt, aber Louis hatte wohl begriffen, was ich versucht hatte zu erklären. „Ihr habt miteinander geschlafen, aber eher so F+ mäßig. Und du hast dich in ihn verliebt, es ihm aber nicht gesagt, bis er dann schließlich gegangen ist. Hab ich Recht?" fasste er die Situation zusammen und sah mich dann fragend an. Ich nickte zur Bestätigung und Harry zog scharf die Luft ein. „Das ist...unschön." kommentierte er mein Nicken und sah mich mitfühlend an. „Und was machen wir jetzt?" fragte er dann in die entstandene Stille.

„Nichts. Da ist nichts mehr zu machen. Er ist gegangen und wollte nichts mehr mit mir zu tun haben. Ich denke, die Botschaft war relativ deutlich." gab ich aggressiver als geplant zurück, was Harry überging. Louis hingegen antwortete mir, auch wenn ich merkte, dass er seine Genervtheit zurückhielt. „Wir wollen dir nur helfen, Liam. Also sei nicht so ätzend zu uns. Und außerdem... Du kannst doch nicht aufgeben, wenn du noch gar nicht gekämpft hast. Überleg mal, was ich und Harry...", „Harry und ich." unterbrach sein Verlobter ihn. Genervt rollte Louis mit den Augen. „...was ich und Harry alles durchmachen mussten, wie sehr wir gekämpft haben." beendete er seinen Satz und warf ein provokantes Lächeln in Harrys Richtung, der nur entnervt aufseufzte und sich über die Stirn rieb.

„Warum nochmal genau hab ich deinen Antrag angenommen?" fragte er Louis, der zufrieden grinsend einen Schluck Tee trank. „Also letzte Nacht sind dir da einige Sachen eingefallen." gab er zurück und warf ihm einen anzüglichen Blick zu. „Bitte behaltet eure Bettgeschichten für euch, Jungs. Wenigstens das muss ich echt nicht wissen." unterbrach ich die beiden. Das wollte ich nun wirklich nicht hören.

Nachdem Harry und Louis wieder zum eigentlichen Thema zurückgekommen waren, redeten sie noch eine Weile auf mich ein und versuchten mich zu überzeugen, dass es noch nicht zu spät war, um mit Zayn zu reden und ihm meine Gefühle zu gestehen. Aber ich wollte davon nichts hören. „Mal angenommen ich würde es ihm erzählen und er würde mir sagen, dass er die Gefühle erwidert... Was genau soll dann passieren?" fragte ich schließlich nach einer halben Stunde Gehirnwäsche durch meine besten Freunde, in der Hoffnung, sie so zum Schweigen zu bringen. Aber entgegen meiner Erwartungen schien Harry absolut begeistert von der Frage. „Also... Natürlich werdet ihr beide erstmal etwas Zeit brauchen. Aber dann kriegt ihr das ganz schnell wieder hin und wir können euch als Paar zu unserer Hochzeit einladen. Dann sparen wir uns ein Hotelzimmer, wenn wir auf Jamaika heiraten." erklärte Harry mir begeistert, während Louis zwar die Augen verdrehte, aber dann ebenfalls zustimmte „Das wäre doch das Beste, was euch passieren könnte. Und ich sag mal so... Das Zayn keine Gefühle für dich hatte oder hat, glaube ich kaum. Dafür ist er nicht der Typ." Obwohl ich es mir selbst bisher immer verboten hatte, spürte ich plötzlich einen Schimmer Hoffnung darauf, dass Zayn und ich tatsächlich noch eine gemeinsame Zukunft haben könnten.

„Aber wie stellt ihr euch das vor? Ich kann ja schlecht einfach zu seinem Hotel fahren, bei ihm klopfen und sagen "Ach übrigens, ich liebe dich."" warf ich ein, in der Hoffnung so meine besten Freunde und auch mich selbst von dieser Idee wieder abzubringen. „Warum nicht?" kam es sofort von Louis zurück. „Weil....weil....ich.... Das geht doch nicht. Oder...?" stammelte ich und wurde zum Ende hin immer leiser. „Perfekt." rief Harry aus und klaschte in die Hände. „Dann frühstücken wir jetzt in Ruhe, du ziehst dir was anderes an und dann fahr ich dich zu Zayn's Hotel." Ich wollte verneinen, aber Louis schüttelte nur den Kopf. „Versuch's gar nicht erst, Payno. Gegen den Dickkopf hast du eh keine Chance, ich steh auf seiner Seite und außerdem willst du es doch auch." erklärte er mir und schob mir dann einen Korb mit Brötchen zu. „Und jetzt iss was. Ansonsten "machst du noch nen Abgang und die ganze Aktion war umsonst" , um es in deinen Worten zu sagen."

Ich seufzte leise, gab dann aber schließlich auf. Natürlich hatte Louis recht. Die beiden hatten mich überzeugt und wenn ich länger darüber nachdachte, konnte es sowieso nicht schlimmer werden. Wenn er mich abblitzen ließ, würde sich an unserem Verhältnis nicht viel ändern. Allerhöchsten würde ich so vielleicht, auf einen längeren Zeitraum gesehen, meine Gefühle für ihn loswerden. Und wenn er meine Gefühle erwidern sollte... Darüber würde ich dann Nachdenken. Jetzt bloß keine falschen Hoffnungen machen. Es war eh sehr unwahrscheinlich. Schnell biss ich in ein trockenes Brötchen, nur um etwas zu tun zu haben und mir so meine ganzen lästigen Gedanken vom Hals zu halten. Das konnte ja was werden.

Nachdem wir aufgegessen und zusammen den Tisch abgeräumt hatten, raffte ich mich tatsächlich auf und zog meine Klamotten von gestern wieder an. Allerdings ließ ich mir ein T-Shirt von Harry geben, da das Hemd, was ich gestern angehabt hatte, doch etwas übertrieben und im Anbetracht der Situation wohl auch mehr als unpassend gewesen wäre. Und ehe ich mich versah, hatten Louis und Harry mich auch schon auf den Rücksitz ihres Autos verfrachtet, sodass ich jetzt wohl kaum noch die Chance auf einen Rückzieher hatte. „Pass auf... Wir geben euch ne Stunde. Wenn wir danach keine anderslautende Nachricht bekommen haben und du nicht vor dem Hotel wartest, gehen wir einfach davon aus, dass ihr euch wieder eingekriegt habt und das ausgiebig feiert. Wenn nicht, stehst du entweder in einer Stunde hier unten, oder schreibst mir eine Nachricht. Klar?" erläuterte Louis mir den Plan, den er sich wohl auf der Fahrt überlegt hatte, als Harry das Auto schließlich vor dem Hoteleingang parkte. Ich schluckte und nickte dann, bevor ich langsam die Tür öffnete, ausstieg und Richtung Eingang lief. Als ich mich nochmal umdrehte, sah ich Louis und Harry, die mir beide die Daumen entgegen streckten und aufmunternd lächelten. Ich schluckte nochmal und versuchte mich an einem Lächeln, wobei ich wohl kläglich scheiterte, Harrys Gesichtsausdruck nach zu urteilen.

Zögerlich betrat ich das Hotel und ging direkt zur Rezeption, um mich von weiteren Rückzugsversuchen abzuhalten. Jetzt, wo ich schon hier war, konnte ich es auch durchziehen. „Ähm... Entschuldigen Sie? Könnten Sie mir vielleicht sagen, wo ich Zayn Malik finde." fragte ich den Mann, der an der Rezeption stand. Dieser sah mich skeptisch an. „Sie heißen wie?" fragte er mich. Wow... Zumindest dachten sie hier an die Sicherheit der Gäste. „Liam Payne." antwortete ich ihm deshalb schnell. „Einen Moment bitte." entschuldigte sich mein Gegenüber, griff nach einem Telefon und wählte eine Nummer. „Mister Malik? Hier steht jemand, der gerne zu Ihnen würde. Liam Payne..." erklärte der Rezeptionist meinem Ex-Bandkollegen, der wohl an der anderen Seite der Leitung war. „Natürlich. Dann lass ich ihn hoch." Dieser Satz ließ mich aufatmen. Hätte Zayn mich jetzt abgewiesen, hätte ich wohl nie wieder den Mut aufbringen können, ihm meine Gefühle zu gestehen. Der Rezeptionist wandte sich wieder an mich. „Das Zimmer von Mister Malik befindet sich auf der dritten Etage. Zimmer 202. Finden Sie den Weg alleine, Mister Payne?" Ich nickte. Würde schon schief gehen. „Vielen Dank." mumelte ich schnell, bevor ich zum Aufzug lief, der zum Glück bereits auf mich wartete und drückte auf den Knopf mit der Nummer 3. Der Aufzug war komplett verspiegelt und so blickten mich aus allen Richtungen meine eigenen Augen an, die mich kritisch musterte. Eigentlich hätte ich mal wieder zum Friseur gekonnt und Harrys T-Shirt saß nun auch alles andere als perfekt. Mist... Im nächsten Moment öffneten sich die Aufzugtüren und ich musste wohl oder übel auf den Gang treten. Langsam lief ich los...198,199,200,201... Verdammt. Ich blieb vor Zayn's Tür stehen, traute mich aber nicht zu klopfen. Jetzt war die letzte Chance für einen Rückzieher. Ich könnte einfach im Foyer warten, bis Harry und Louis kamen und sagen, dass Zayn nicht da war. Aber andererseits würden sie das wahrscheinlich sehr schnell rauskriegen und außerdem war ich Zayn ja bereits angekündigt worden. Ich schluckte und bevor ich wirklich drüber nachdenken konnte, klopfte ich. Jetzt oder nie...

Als sich die Tür öffnete setzte mein Herz für einen Moment aus. Gestern hatte ich ihn nur kurz gesehen und zusätzlich war es relativ dunkel gewesen, aber jetzt stand ich im gegenüber... Alleine, am helllichten Tag, auf dem Flur eines Hotels mit verspiegelten Aufzügen. „Hey..." murmelte ich. Er sah mich an und murmelte ebenfalls „Hey..." Dann musterten wir uns schweigend. Er sah gut aus. Noch immer. Natürlich, wie sollte es auch anders sein. Er trug einen gelben Pullover, schwarze Jeans und ein Paar weiße Converse. Seine Haare waren natürlich perfekt gestylt und seine Haut war ebenfalls makellos. „Komm doch rein." murmelte Zayn schließlich und trat einen Schritt zur Seite, damit ich ins Zimmer gehen konnte. Das Zimmer war schön. Relativ schlicht und hauptsächlich in weiß gehalten, aber zwei große Fenster fluteten den Raum mit Licht und alles wirkte elegant und makellos. Zayn passte so perfekt ins Bild. Zayn... Dieser bedeutete mir gerade mit einer Handbewegung mich auf einen der Sessel zu setzten, die in einer Ecke standen. Er nahm mir gegenüber Platz. Dann schwiegen wir eine Weile und ich versuchte krampfhaft seinem Blick auszuweichen.

Nach einer gefühlten Ewigkeit began Zayn schließlich zu sprechen. „Wieso bist du hier, Liam?" Die Art, wie er meinen Namen aussprach, verpasste mir eine Gänsehaut. Ich hob meinen Blick und sah ihn direkt an. „Das Gleiche könnte ich dich fragen, Zayn." erwiderte ich härter als beabsichtigt. Mein Gegenüber schluckte sichtlich und ich bekam fast ein schlechtes Gewissen. Aber nur fast... Jetzt, wo er mir direkt gegenüber saß, war alles wieder da. Die Wut und die Trauer über sein Verschwinden. Und die Wut überwog. „Ich... Ich wollte euch mal wieder sehen." sprach Zayn langsam und ruhig. Aber genau diese Ruhe, die mir früher so geholfen hatte mich zu entspannen, machte mich in diesem Moment unendlich aggressiv. „Du wolltest uns mal wieder sehen. Interessant. Aber bist du vielleicht mal auf die Idee gekommen, dass wir dich vielleicht nicht sehen wollen?" blaffte ich ihn an und war selbst erstaunt über meine Worte. Zayn zuckte zusammen und senkte den Blick. Aber auch das wirkte sich auf meine Wut aus, wie Öl, das man in Feuer gießt. „Hast du mal daran gedacht, wie es uns geht? Das wir vielleicht versucht haben dich zu vergessen, nachdem du einfach verschwunden bist und jeglichen Kontakt vermieden, nein, verhindert hast? Das es uns vielleicht auch nicht gut ging und wir gerade halbwegs wieder in die Normalität zurückgefunden haben?" Ich hatte mich jetzt richtig in Rage geredet und Zayn schrumpfte im Sessel mir gegenüber immer weiter in sich zusammen. „Verdammt Zayn... Ich hatte es fast geschafft dich endlich los zu werden und jetzt tauchst du plötzlich wieder hier auf, weil dir danach war? Wieso denkst du immer nur an dich?" Mir war klar, dass der letzte Vorwurf unfair war, aber ich würde mich nicht entschuldigen. Damit würde Zayn anfangen müssen.

Dieser schien aber jetzt endlich aus seiner Starre zu erwachen und musterte mich ebenfalls wütend. „Weißt du was Liam... Du hast doch keine Ahnung. Mir ging es richtig scheiße... Ich musste die Band verlassen, so leid es mir bis heute tut. Das ist wahrscheinlich der einzige Grund, warum ich heute überhaupt noch lebe, Liam. Ich konnte nicht bleiben, selbst wenn ich gewollt hätte." schrie Zayn, die Hände zu Fäusten geballt. Ich sah ihn starr an. „Dann erklär es mir, wenn ich keine Ahnung habe." zischte ich zurück. Zayn seufzte und fuhr sich mit den Händen durchs Gesicht. „Mir... Mir ging es psychisch nicht genug. Genau genommen war ich ein Wrack. Es ging nicht mehr. Ich war am Ende. Also wirklich! Ich brauchte eine Auszeit und Abstand von allem. Ansonsten hätte ich vermutlich früher oder später mein Leben beendet." erklärte er dann deutlich ruhiger, mied aber meinen Blick. Inzwischen war ich mehr als geschockt. „Wieso hast du nie was gesagt? Wir hätten dir helfen können. Wir haben uns doch immer gegenseitig unterstützt." flüsterte ich. Zayn warf mir einen kurzen Blick zu, wandte sich dann aber wieder ab, stand auf und stellte sich an eins der großen Fenster. „Es ging nicht, Liam. Ich musste weg. " Er hatte sich von mir abgewandt und beobachtete die Straße, die unter ihm lag. Ich schüttelte den Kopf. „Aber warum? Warum bist du abgehauen, ohne was zu sagen? Du hättest es uns wenigstens erklären können. Wir hätten dich nicht abgehalten, wenn es nicht anders gegangen wäre. Und warum hast du dich nicht mehr gemeldet? " Alle diese Fragen waren für mich seit Jahren unbeantwortet gewesen und egal, wie sehr ich es versucht hatte, ich hatte sie nicht beantworten können.

Zayn seufzte wieder leise.„Ich... ich wollte mit der Vergangenheit abschließen, Liam. Ein neues Leben anfangen. Ohne...das alles." „Und ohne uns." stellte ich nüchtern fest. Mich verwunderte, wie gleichgültig ich klang. In mir drin sah es nämlich ganz anders aus. „Nein... Das... Ich..." stammelte Zayn und drehte sich zu mir um. Doch ich fuhr mir nur durch die Haare und stand auf, bevor ich zur Tür ging. „Alles klar. Ich hab verstanden. Dann...werde glücklich, Zayn. Ohne uns und mit einem neuen Leben. Aber wenn du dich so entscheidest, dann belass es auch dabei. Verletz uns nicht noch mehr, als du es sowieso schon getan hast." Meine Stimme war fest, aber ich sprach leise. Ich hatte nicht genug Kraft, um lauter zu sprechen. Jeder Schritt Richtung Tür und von Zayn weg kostete mich unendlich viel Anstrengungen. An der Tür angekommen, drehte ich mich nochmals um. „Es war wirklich toll dich gekannt zu haben, Zayn. Wirklich! Du warst uns ein guter Freund. Und für mich noch so viel mehr. Aber du hast dich entschieden. Also... Pass auf dich auf." sprach ich und trat dann aus der Tür. Das Bild von Zayn, wie er da vor dem großen Fenster stand und mich einfach nur ansah, blieb in meinem Kopf. Langsam ging ich den Flur hinab, immer in der Hoffnung Zayn würde zurückkommen. Aber er kam nicht. Ich schluckte und drückte auf den Knopf am Aufzug. Sofort fuhren die Türen auseinander und ich betrat den Aufzug. Ich ließ meinen Kopf gegen die verspiegelte Wand sinken und beobachtete, wie sich die Aufzugtüren schlossen. Gerade, als die Türen sich mit einem entgültigen Klacken geschlossen hatten und ich darauf wartete, dass sich der Aufzug in Bewegung setzte, hörte ich von draußen ein Geräusch und die Türen fuhren wieder auseinander. Zayn machte einen Satz in den Aufzug und stand nun direkt vor mir, völlig außer Atem. „Was meintest du mit "so viel mehr"?" keuchte meine ehemaliger bester Freund und sah mich an, während sich die Aufzugtüren wieder schlossen. Bevor ich reagieren konnte, hatte Zayn auf den Knopf mit der Nummer 10 gedrückt und sah mich jetzt erwartungsvoll an. „Hab ich das nicht schon deutlich gemacht?" stellte ich die Gegenfrage, woraufhin Zayn den Kopf schüttelte und mich verwirrt ansah. „Du hast es also nie gemerkt." stellte ich nüchtern fest. Wieso hatte ich meine Gefühle auf einmal so gut im Griff? Zayn wirkte von Sekunde zu Sekunde verwirrter, während wir in diesem verdammten, verspiegelte Aufzug nach oben fuhren.

Ich schloss kurz die Augen, bevor ich emotionslos fortfuhr. „Du hast es tatsächlich nie gemerkt. Jedes Mal, wenn wir miteinander geschlafen haben. Oder wenn wir uns unterhalten haben. Wenn wir gekuschelt und in einem Bett geschlafen haben. Immer wenn ich dich angesehen habe. Du hast nicht gemerkt, dass ich mehr für dich empfinde als du für mich." stellte ich fest. Zayn entgleisten alle Gesichtszüge. „Du...?" stammte er. „Ja ich." fuhr ich jetzt wieder wütend fort. Himmel... Ich hatte vielleicht Stimmungsschwankungen. „Ich, Liam James Payne, hab mich in die verliebt. Und das schon vor einigen Jahren. Genau genommen vor 7 Jahren. Aber du hast es nie gemerkt und bist dann schließlich einfach abgehauen und..." Mir waren inzwischen die Tränen gekommen. Wäre ich mir nicht so sicher, dass ich ein Mann war, hätte ich ernsthafte Überlegungen angestellt, ob ich nicht doch vielleicht meine Tage hatte, oder so... Unter Tränen fuhr ich fort. „Und ich habe so oft versucht sich zu erreichen. Ich hatte verdammt noch mal Angst um dich, Zayn. Du warst einfach verschwunden und ich wusste nur das, was die Presse berichtet hat. Verdammt... Ich hab jeden Tag darauf gewartet von deinem Tod zu erfahren. Ich hab Ewigkeiten gebraucht, um meine Gefühle für dich zumindest einzudämmen.Und jetzt tauchst du einfach hier auf, weil dir gerade danach ist?" Tränen rannen nun nicht mehr nur meine Wangen hinab. Zayn sah mich einfach nur an, den Blick tränenverschleiert und versuchte wohl des Gehörte zu verarbeiten. „Aber du hast doch ein Kind... Du... Also ich meine... Das hat ja auch irgendwie geklappt." stammelte er und ich lachte bitter auf. „Ich musste mich ja auch irgendwie ablenken. Und Bear... Es ist halt einfach passiert. Ich liebe meinen Sohn, aber für seine Mutter konnte ich nie mehr als Zuneigung empfinden. Für niemanden mehr... Seit dir. Aber du hast ja nichts besseres zu tun, als mein Herz mit Füßen zu treten. Auch wenn du es nicht wusstes. Das ist wahrscheinlich der einzige Grund, warum ich dich noch nicht zusammengeschlagen habe." Ich merkte, wie eine große Last von mir abfiel. Es tat tatsächlich gut mir das von der Seele zu reden.

In diesem Moment öffneten sich die Aufzugtüren erneut. „Und jetzt geh bitte, Zayn. Wir wissen beide, was wir wissen müssen und jetzt ist es gut. Wir gehen ab jetzt getrennte Wege. Du wolltest es..." Doch in diesem Moment brachte mich Zayn zum Schweigen, in dem er seine Lippen auf meine presste. Ich wollte ihn von mir wegschieben, aber er schlang einen Arm um meine Hüfte und zog mich nur näher an sich. Er war stärker geworden. Zayn vertiefte den Kuss und ich gab es auf mich zu wehren. Dafür fühlte es sich viel zu gut an. Aber auch leider sehr, sehr falsch. Als er sich wieder von mir löste, wich ich sofort einen Schritt zurück. Der Aufzug war inzwischen wieder losgefahren und so saß ich mit ihm hier drin fest. „Was sollte das denn?" schrie ich und starrte ihn wütend an. Zayn zuckte zwar zusammen, fing aber an zu sprechen. „Ach Liam... Ich... Mir geht es doch genauso. Was meinst du, warum ich dieses ganze F+ Ding angefangen habe?" Jetzt war ich es, der absolut verwirrt war. „Um mit jemandem zu schlafen?" antwortete ich wenig einfallsreich, was Zayn auflachen ließ. „Du weißt, dass ich mir dafür sehr viel einfacher wen anders, als meinen besten Freund und Bandkollegen hätte suchen können?" fragte er und musste tatsächlich Grinsen. Ich schmolz förmlich dahin und antwortet mit einem sehr einfallsreichen „Und warum dann?".

Zayn verdrehte die Augen und trat noch einen Schritt auf mich zu. „Weil ich mich auch in dich verliebt habe, Liam James Payne. Das war auch einer der Gründe dafür, dass ich mich nicht mehr gemeldet habe. Ich dachte, dass wir beide keine Zukunft hätten und musste irgendwie von dir loskommen." Ich schluckte und starrte, wie hypnotisiert auf die Lippen des Mannes vor mir. „Aber wieso bist du dann wieder gekommen?" fragte ich. Meine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Zayn lächelte leicht und legte eine Hand an meine Wangen, was mich erst zusammenzucken ließ, mir dann aber einen wohligen Schauer über den Rücken jagte. „Weil ich es nicht geschafft habe. Ich konnte und kann dich bis heute nicht vergessen. Selbst fünf Jahre ohne Kontakt konnten an meinen Gefühlen nichts ändern. Die Hoffnung, auf eine gemeinsame Zukunft, ist immer noch da, Li." Ich nickte langsam. Seine Hand auf meiner Wange machte mich verrückt. Trotzdem wollte ich das hier vernünftig zu Ende bringen. „Haben wir denn eine gemeinsame Zukunft?" fragte ich deshalb leise, da Zayn direkt vor mir stand. Im Augenwinkel konnte ich unsere Spiegelung sehen. Zayn zuckte mit den Schultern. „Was denkst du denn?" Ich war mir nicht ganz sicher, ob das eine gute Entscheidung war, aber mein Herz hatte die Oberhand gewonnen. „Ich denke, wir sollten es versuchen." antwortete ich deshalb. „Und du?"

Doch anstelle einer Antwort, drückte sein nur wieder seine Lippen auf meine und verwickelte mich in einen Kuss. Als wir uns wieder lösten, lächelte ich leicht und murmelte „Das darf ich dann als ein "ja" interpretieren?" Zayn lachte ebenfalls. „Darfst du." Und diesmal war ich es, der Zayn in einen Kuss verwickelte. Er gewann jedoch schnell wieder die Oberhand und vertiefte den Kuss immer weiter. Seine Hände lagen an meiner Hüfte und fuhren vorsichtig auf und ab, während ich meine Hände in seinen Haaren vergraben hatte. Mein Verstand hatte völlig ausgesetzt und ich ließ mich nur noch von meinen Gefühlen leiten. Doch gerade, als Zayn's Hand einen Weg unter mein Shirt gefunden hatte, blieb der Aufzug mit einem Ruck stehen. Die Türen fuhren auseinander und ich hörte ein erstauntes „Oh. Dann hätten wir das wohl auch geklärt." Hastig fuhren Zayn und ich auseinander und blickten in die breit grinsenden Gesichter von Niall, Harry und Louis. „Was macht ihr denn hier?" fragte ich verwirrt und fuhr mir verlegen durch die Haare. „Naja... Die Stunde ist fast um. Louis und Harry haben mich in der Zeit abgeholt. Egal in welchem Fall... Sie hätten meine Unterstützung eh gebraucht. Und als wir hier angekommen sind, wollten wir nur mal nachfragen, ob du es tatsächlich durchgezogen hast. Der nette Herr an der Rezeption hat uns daraufhin erklärt, dass du bereits vor knapp 45 Minuten da gewesen wärst, aber vor knapp 10 Minuten seist du wohl aus dem Zimmer gekommen und im Aufzug verschwunden. Zayn ist dir dann wohl hinterher und seit dem seid ihr nicht mehr aus dem Aufzug raus. Hat er auf den Überwachungskameras gesehen. Im Aufzug gibt es allerdings noch keine. Wir hatten jetzt etwas Angst, dass du Zayn vielleicht im Aufzug ermordet hast oder so und dachten, dass wir wohl besser mal persönlich nach dem Rechten schauen. Aber das hat sich wohl geklärt." erklärte Niall breit grinsend. Ich sah zu Zayn, der sich wohl auch ein Lachen verkniff. „Seid ihr denn jetzt zusammen?" fragte Louis plötzlich. Zayn setzte zu einer Antwort an, doch ich unterbrach ihn. „Nein." Zayn's Kopf fuhr zu mir herum und er sah mich entgeistert an. Auch die Anderen wirkten verwirrt. „Aber wir sind auf einem guten Weg dahin." beendete ich den Satz grinsend, griff nach Zayn's Hand in verschränkte unsere Finger ineinander. Dieser warf mir ein schüchternes Lächeln zu, was ich schon so lange nicht mehr bei ihm gesehen hatte und sagte dann „Wir haben noch viel zu bereden. So wie wir alle. Aber Liam und ich werden beide an uns arbeiten und gemeinsam für uns kämpfen." Ich verlor mich völlig in seinen braunen Augen und konnte schließlich nicht widerstehen ihm einen Kuss auf die Lippen zu drücken. Wir würden definitiv kämpfen. Es würde hart werden. Ja. Aber wir hatten so lange aufeinander gewartet, dass es jetzt einfach genug war.

Gemeinsam gingen wir zu Harrys Auto. Meine Hand hielt die von Zayn fest umklammert und auch er hielt meine Hand ganz fest, so als hätte er Angst er würde mich verlieren. Am Auto angekommen versuchten wir so einzusteigen, scheiterten aber kläglich. „Lass doch wenigstens für die paar Sekunden seine Hand los, Zayn. Der geht dir schon nicht verloren." grinste Niall, der sich bereits auf die Rückbank gequetscht hatte. „Den?" gab Zayn zurück. „Den lass ich so schnell nicht mehr los." „So schnell?" fragte ich und hob eine Augenbraue, während ich tatsächlich kurz unsere Hände voneinander löste, um ins Auto zu steigen. Zayn kletterte neben mich, verschränkte unsere Hände wieder und flüsterte so leise, das nur ich es hören konnte „Nie wieder."

15. Juli 2020

All the Love aada2018

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