-nightmare

_________.________.______

_________.______.________
Jimin Pov.

Yoongi wirkte immernoch etwas abwesend, obwohl wir nun schon fünf Minuten auf dem leeren Schulhof verbracht hatten. Wir saßen auf einer verlassenen Bank gleich unter einer alten Eiche, als Yoongi sich plötzlich räusperte. Ohne seinen steifen Blick vom Boden abzuwenden, meinte er: "Die Alpträume, Jimin. Hast du dich denn nie gefragt, was ich träume?"

Ich wusste zwar, dass ihn etwas beschäftigte. Aber wie kam er denn jetzt auf diese Träume? Sie hatten rein gar nichts mit der Präsentation zu tun. Also sah ich ihn stirnrunzelnd an. "Nein, nicht wirklich. Ich hab gedacht es wäre unhöflich, dich danach zu fragen. Ich kann verstehen, dass man manche Dinge lieber für sich behält. Wir kannten uns schließlich zu dem Zeitpunkt noch nicht so gut."
Ich sah ihn liebevoll an und legte eine Hand auf seinen Rücken. Nun blickte Yoongi endlich auf.
"Jimin, ich träume immer und immer wieder. Genau die gleichen Szenen spielen sich in meinem Kopf ab. Und weißt du, wovon sie handeln? Von einem Mann, ganz in Schwarz gekleidet. Ich erkenne seine Augen nicht, ein riesiger Hut verdeckt seine obere Gesichtshälfte. Außerdem ist es sehr dunkel... Der Hut wirft große Schatten. Aber man sieht ein Lächeln in seinem Gesicht... Und oh, was für ein hässliches, verfälschtes Lächeln das ist. Ich sehe zu ihm auf aber.... Er ist so viel größer als ich. Und plötzlich.. D-da...", Yoongi kam ins Stocken. Schockiert sah ich ihn an, als meinem Freund eine Träne übers Gesicht rollte.
"Er s-sieht mich so schmutzig an... In diesem Moment ist es mir irgendwie klar. Er will... Er will mir w-wehtun, Jimin... Darum renne ich. Ich renne und schreie, wie ein kleiner Junge. Meistens kann ich auch entkommen. Aber er... E-er.."
Seine Stimme versagte und im nächsten Moment lehnte sich ein weinender Junge in meinen Schoß.
"Er tut ihr so weh, Jimin... F-furchtbar weh..." Ein paar Schluchzer ertönten.

"Wem?", fragte ich und streichelte meinem Gegenüber einfühlsam über den Rücken.
"Meiner Mutter.", meinte Yoongi und richtete sich etwas auf, um besser erzählen zu können. "Sie kommt auch sehr häufig in diesen Träumen vor. A-aber... Aber am Ende liegt sie immer verwundet am Boden.. Und ich schreie ihren Namen, aber sie wacht nicht mehr auf. Niemand hört mich.. Außer dem Mann.... Er sieht auf und plötzlich rennt er auf mich zu... Er will mich kriegen... Eigentlich wache ich immer dann auf, wenn er mich beinahe erwischt hat."

Besorgt über Yoongis Geschichte hatten sich meine Augenbrauen zusammengezogen. Mein Mitgefühl war groß. "Es tut mir so leid, das zu hören, Yoongi...", hauchte ich. Irgendwie wusste ich nicht, wie ich mit dieser Situation umzugehen hatte. Ich wollte wirklich nur das Beste für Yoongi...

Der Ältere erhob sich wieder von meinem Schoß und wischte sich die letzten Tränen. "Ist schon okay, Jimin. Letztendlich kannst du mir da auch nicht wirklich helfen."
Er seufzte.
"Ich weiß nämlich, wer der schwarzgekleidete Mann ist."

Neugierig sah ich ihn an. "Im Ernst?"
"Ja.", erklärte Yoongi.

"Es ist mein Vater."

Perplex sah ich ihn an. "D-dein Vater?" Ich war offen gesagt ziemlich erstaunt. "Aber... Wieso kennst du seine Augen dann nicht?"
Yoongi starrte gedankenverloren zurück zur Schule, von der wir gekommen waren. "Weil ich auch meinen Vater nicht kenne."

Es war still. Ich versuchte, die neuerlangenen Informationen irgendwie einzuordnen, sie in ein passendes Puzzlebild zu fügen. Doch es passte nicht. Es ergab keinen Sinn. Ich verstand es nicht.

Gerade wollte ich den Mund nochmals öffnen, als mir Yoongi aber schon zuvorkam. Er sprach einfach weiter... Was mich aber nicht störte. Schließlich wollte ich ja Antworten auf meine Fragen.

"Ich lebe allein mit meiner Mutter. Außerdem bin ich das einzige Kind. Es gibt keine Erinnerung an ihn, kein einziges Bild von ihm existiert in unserer Wohnung. Meine Mutter verdrängt jegliche Erinnerung, die sie mit meinem Vater zu haben schien. Und sie spricht auch nicht über ihn oder über das, was damals passierte. Darum kenne ich meinen Vater nicht.... Weder sein Gesicht, noch seine Geschichte. Aber aus den Träumen schlussfolgere ich, dass er meiner Mutter oder mir Schmerzen zugefügt hat." Er machte eine Pause.
"Das klingt plausibel.", murmelte ich und legte meine Hand auf seinen Unterarm, damit Yoongi mich ansehen musste.

"Yoongi.... Das ist nicht fair, ich weiß. Es ist nicht fair, dass du aufgrund dieser Ereignisse keine Ruhe findest. Du kannst am wenigsten etwas dafür und doch... Und doch verfolgt es dich. Versteh bitte, dass du unendlich stark bist, dass du dies alles verkraftest. Danke, dass du mir all das anvertraut hast. Ich möchte dir sehr gerne helfen... Wenn du jemanden brauchst, ich und mit Sicherheit auch Hobi sind immer für dich da."
Ich lächelte ermutigend und hoffte, dass ich ihm etwas die Schwere nehmen konnte. Er sollte sich jetzt unterstützt fühlen. Denn es war ehrliches Interesse an seinen Problemen meinerseits.

"I-ich weiß...", stammelte Yoongi. "Es ist nur... Das ist so unfair. Ich hätte auch einen Vater gebraucht. Ich hab mir so oft gewünscht, dass er da ist..."
"Das verstehe ich."
Zuhause würde ich sofort googlen, was die Folgen eines Kindheitstraumas waren. Allerdings ging ich stark davon aus, dass sein ganzes Wesen von diesen Erfahrungen geprägt wurde.

"Aber Yoongi... Wieso kommt das alles denn jetzt so plötzlich hoch?", einfühlsam sah ich mein Gegenüber an.
"Keine Ahnung.", murmelte dieser. "Herr Reicher hat so komisch gegrinst, als ich mich bei der Präsentation verhaspelt habe... Dann kam die Erinnerung an meine Alpträume. Tut mir echt leid, falls ich's mit meinem komischen Verhalten ruiniert habe."
Ich lachte und winkte ab. "Ach Yoongi, unsere Präsentation war eh ein bisschen schlecht. Hast du denn nicht bemerkt, wie aufgeregt ich war? Vor vielen Leuten zu sprechen ist wirklich etwas, in dem ich einfach nicht punkten kann." Yoongi grinste. "War schon ein bisschen lustig, wie du alles einfach stocksteif abgelesen hast.", meinte er amüsiert.

Ich freute mich, dass seine Laune nun besser war (Obwohl dies auf meine Kosten ging). "Mach dich nicht über mich lustig.", rief ich nur gespielt beleidigt und zog die Unterlippe hervor. Der Ältere lachte darüber.

Plötzlich wurde die Stimmung aber wieder etwas ernster. Yoongi sah mich offen an, seine Augen strahlten etwas. "Danke, Jimin, dass du mir zuhörst. Auch wenn du nichts für meine Probleme kannst, es hilft mir schon sehr viel. Vielleicht hast du dich ja auch schon gefragt, wieso ich immer so kühl und abweisend bin, mmh? Das ist, weil.... Naja, ich hab immer das Gefühl, dass andere mich nicht verstehen würden. Sobald du dein Herz einmal geöffnet hast, kannst du's nicht mehr verschließen... Darum bin ich sehr vorsichtig, mit wem ich rede. Aber bei dir habe ich mich gerade sehr verstanden gefühlt. Danke."
Er strahlte und ich konnte kaum beschreiben, wie geehrt ich mich fühlte. Dabei hatte ich gar keine Gegenleistung erwartet...

Und doch stimmte es, er war gerade unglaublich offen zu mir. Mit seinem Vertrauen durfte ich nicht spielen...
Seine Entwicklung war wirklich groß. Von dem kühlen, abweisenden Stalker, bis hin zum niedlichen, verknallten Schuljungen mit Kindheitstrauma. Zumindest war dies, wie sich mein Bild von ihm geändert hatte. In der Zeit, in der ich ihn nun besser kennenlernen durfte. Wie sagt man so schön? Harte Schale, weicher Kern. Und auf Yoongi traf es wirklich zu.

"Wieso hast du mich denn eigentlich immer so beobachtet?" Eine Frage, die mich wirklich beschäftigte. Ich musste etwas grinsen, als ich sie stellte. Yoongi lächelte ebenfalls etwas. "Du wirkst immer so sorgenlos. Das hat mich fasziniert."
Ich fühlte mich geschmeichelt, wodurch sich meine Wangen leicht verfärbten. Zum Glück ging diese unangenehme Stille schnell vorbei, denn plötzlich hörten wir eine laute Stimme, wie sie unsere Namen rief.
"Yoongi, Jimin!"

Hoseok kam auf uns zugerannt. Außer Puste blieb er vor uns stehen, weshalb wir ihn fragend ansehen. "Hobi, alles gut?" Mein bester Freund nickte lediglich. "Jaja, alles super. Ich soll euch nur von Herr Reicher sagen, dass ihr wieder kommen sollt. Sonst verpasst ihr noch alles. Oh und... Yoongi, ist alles in Ordnung?"

Mit diesen Worten nahm er seinen Freund in den Arm. Yoongi wurde daraufhin vollkommen von Hoseok beschlagnahmt, weshalb ich nur grinsend im Hintergrund verschwand. Ich freute mich über ihr frisches Glück.

Und hoffentlich konnte Yoongi mit Hoseok so ehrlich sein, wie er es zu mir war. Dies waren meine letzten Gedanken, kurz bevor wir wieder das Schulgebäude betraten.

_________.______.________

Ich hab nh Ohrwurm von BTS' Weihnachtslieder aus irgendeinem Grund 😂

WIR HABEN SEPTEMBER!

(Zugegebenermaßen ist mir grad aufgefallen dass sogar schon der 1. Oktober ist :0
Wow, das ging ja mal wieder schnell)

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top