Chapter 3

Für einen Ausstehenden war Nialls Blickfang nichts anderes als eine weitere Gitarre, die unter den anderen unterging. Doch so empfand es Niall keineswegs.
Es schien, als würde er einen alten Freund wiedersehen, den er seit langer Zeit aus den Augen verloren hatte und der durch die vielen Erlebnisse nach dem letzten Treffen immer blasser geworden war.
Doch nun wo Niall das Model vor sich sah, die Schnalle, die er sich um die Schulter gelegt hatte, die Saiten, die er mit seinen Fingern gestreift hatte, überhäuften ihn die Erinnerungen.

„Wenn du weiterhin an die Wand starrst, als hättest du gerade das Ende des Weltkrieges vor deinen Augen gesehen, überlege ich mir ernsthaft Hilfe zu holen", brach Hailee die Stille und sah ihrem Freund mit einer Mischung aus Irritation und Amüsement an.

„Ist das... also...", stotterte Niall unbeholfen, wodurch auch der Letzte in der Garage, alias Proberaum, verwirrt war. Nur Freddie nicht. Er verstand was in Niall vor ging.
Und war somit auch der Einzige, der den Mund auf machte: „Ja, Niall. Dad hat sie mir gegeben, nachdem sie ihm irgendwann in die Hände gekommen ist. Er meinte, dass du sie oft auf den Touren mit hattest und dass ich gut auf sie achten soll"

Niall gab ein Geräusch von sich, welches eine Mischung aus einem Seufzen und einem Lachen war.
„Sie gehört dir", fügte Freddie hinzu, da er daran zweifelte, dass Niall verstanden hatte, was er mit seinen Worten ausdrücken wollte.

Auffordernd nickte Freddie zu der alten Gitarre, die noch immer ungerührt an der Wand hing.
Doch schüttelte Niall nur den Kopf und ließ seinen Finger sanft über die Saiten des Instrumentes gleiten. „Unsere Zeiten sind vorbei..."

„Wollen wir erst die Beerdigung feiern oder zuerst die anderen begrüßen?", witzelte Hailee, wodurch sie sich von Niall einen leichten Stoß in die Seite einfing.
Paul währenddessen sah von weitem zu seinen Eltern herüber und verdrehte lachend die Augen.
„Ich weiß nicht wer von den beiden komischer ist", raunte er Laila ins Ohr und kicherte auf.

„Also was ist?", fragte Hailee auf einmal nach und wurde wieder ernster.
„Na schön", grummelte Niall schließlich, warf noch einen letzten wehmütigen Blick zu seiner alten Gitarre und folgte Hailee zum Ausgang. Doch bevor er nach draußen trat, drehte er sich noch einmal zu zu seinem Sohn um.

„Werfe ein Auge auf Luna" Erst als Paul versprochen hatte auf seine kleine Schwester zu achten und sofort zu kommen, wenn etwas war, ließen seine Eltern die Truppe unter sich.
Abermals wurde das Garagentor geschlossen.
Dieses Mal jedoch waren sie vollzählig und konnten nun endlich das tun, was sie im Blut hatten: Musik.

Es vergingen zwei Stunden, in denen sie mehrere Lieder durchgingen. Freddie saß am Schlagzeug und war Feuer und Flamme.
Seine Hände bedienten gekonnt die Sticks und wussten scheinbar genau, was zu tun war.

Bear währenddessen stand hinter dem Keyboard und wanderte mit seinem Blick immer wieder von den Noten zu Laila. Sie stand in ihrer Lederjacke vorne, hielt das Mikrofon und sang mit ihrer kräftigen Stimme eine Songzeile nach der nächsten.

Manchmal schloss sie die Augen, um ihre Konzentration ganz nach Innen zu lenken, dann öffnete sie sie wieder und warf den Jungs über ihre Schulter ein freches Grinsen zu, das Freddie und Bear mit großer Freude erwiderten.

Paul unterdessen spielte auf der E-Gitarre und vergaß alles um sich herum. Er liebte es Musik zu machen. Im Gegensatz zu seinen Eltern hatte er nicht die beste Stimme. Zumindest nicht auffällig gut.
Doch die Liebe zu den Instrumenten hatte er dennoch angenommen, obwohl ihm nie Interessen vorgeschrieben wurden.

Und während die vier ganz in der Musik versunken waren, saß Luna auf dem Tisch, welcher vorne an der Wand stand und meistens zum Getränke abstellen genutzt wurde. Ihre kurzen Beine schwangen im Takt mit und ihre Augen funkelten begeistert.
Irgendwann jedoch hatte sie es satt still sitzen zu bleiben und nur zu zuhören und kletterte vorsichtig von dem Tisch, um zu Freddie zu laufen und das Schlagzeug mit einer solchen Bewunderung zu mustern, als sei es nicht von dieser Welt.

Lächelnd hob Freddie sie auf seinen Schoß und drückte ihr einen Stick in die Hand, welchen sie sofort tatkräftig benutzte, wodurch allesamt den Takt verloren.
„Du nervst, Luna", brach Paul da ihr langes Schweigen, welches nur durch Lailas Stimme und den Instrumenten untermalt wurde.

„Geh zu Mum und Dad und lass uns in Ruhe" Paul hörte auf auf der Gitarre zu spielen und sah seine kleine Schwester noch immer genervt an.
Er liebte sie über alles. Nur wenn er mal Zeit mit seinen Freunden verbringen wollte, wollte er seine Ruhe vor ihr haben.

„Lass sie doch", entgegnete Freddie dennoch und flüsterte etwas in Lunas Ohr, das für die anderen nicht verständlich war.
Da es Paul an Motivation fehlte und auch Laila und Bear genug vom Singen und Keyboard spielen hatten, ließen sich die drei auf der Sofaecke nieder und waren schon bald in ein Gespräch versunken.

Im Hintergrund waren nur noch die unsortierten Schläge des Schlagzeuges zu hören, auf welche Luna mächtig stolz war. Sie trommelte mit den Sticks und erzeugte so einen chaotischen Rhythmus, während sie noch immer auf Freddies Schoß saß.
Dieser ließ sein Blick von Nialls Tochter zu den anderen schweifen, die sich lauthals über irgendeinen Schauspieler unterhielten, mit dem Freddie mal wieder nichts anfangen konnte.

Sein Magen zog sich zusammen, als er bemerkte, dass Bear immer wieder seine Hand auf Lailas Knie ablegte und ihr ständige Blicke zu warf.
Er konnte es sich nicht mehr ausreden. Er war eifersüchtig. Eifersüchtig auf seine besten Freunde.

Er war so auf die beiden fixiert, dass er kaum bemerkte, wie Luna voller Euphorie weiter spielte und dabei von seinen Knien rutschte.
Sie versuchte sich noch am Schlagzeug festzuhalten, was ein lautes Scheppern erzeugte.

„Shit!", rief Freddie erschrocken und hob Luna schnell hoch, die auf den Boden gefallen war und nun anfing zu weinen. Ihre blauen Augen, welche stark an die ihres Vaters erinnerten, füllten sich mit Tränen, die ihre Wangen hinunter liefen.

„Super", murmelte Paul ironisch, doch verwandelte sich dies schnell um in Mitgefühl. Behutsam nahm er sie Freddie ab, der zerknirscht auf den Boden sah und von Bear und Laila gemustert wurde.

„Ich bringe sie schnell ins Haus", meinte Paul da und redete beruhigend auf Luna ein. Sein Vater und seine Mutter konnten sie immer noch am besten beruhigen.
Manchmal reichte schon Nialls Stimme aus oder sein Lachen, das so ansteckend war, das man gezwungen war mit einzustimmen.

So verließ Paul die Garage und ließ die drei restlichen aus ihrer Gruppe zurück. Noch immer mit einem unguten Gefühl verstaute Freddie die Sticks und tat diese Arbeit bewusst langsam, damit er sich nicht gezwungen war sich zu den beiden anderen zu gesellen.

Gerade als er keinen anderen Ausweg sah, als auf sie zu zukommen, erhob sich Laila. Sie streifte ihre Lederjacke ab, warf sie auf das Sofa, fuhr sich durch die Locken und schwang sich über die Sofalehne.
Jede ihrer Bewegungen wurde von den beiden Jungen genaustens beobachtet, doch bekam sie davon herzlich wenig mit.

„Ich gehe auch kurz rein und hole mir was zu essen, bevor die Senioren alles alleine auf essen", erklärte sie schließlich lachend und zwinkerte den Jungen zu.
Bear und Freddie nickten bloß stumm und sahen ihr nach, wie sie mit schwingenden Locken davon lief.

„Frauen", entfuhr es Bear, während er mit verschränkten Armen und einem verschmitzten Lächeln an die Stelle sah, an der sie verschwunden war.
„Bear", platzte es plötzlich aus Freddie heraus, während er seinem Kumpel in die braunen Augen sah.
Er konnte sich selbst nicht erklären, weshalb er jetzt damit anfing.
Vielleicht lag es an der Eifersucht oder doch an der Chance, seine Gedanken endlich aussprechen zu können. „Ich weiß es"

„Was?", fragte Bear nach und war sichtlich irritiert. Er konnte sich keinen Reim aus den Worten seines Freundes machen.
Doch seine funkelnden, blauen Augen ließen deuten, dass es ihm ernst war.

„Du bist scharf auf Laila", sprach Freddie seine Gedanken aus, woraufhin Bears Gesichtsausdruck augenblicklich wechselte.
Die Röte stieg in seine Wangen und seine Augen verengten sich.

„Du auch", murmelte Bear schließlich abwehrend, während er seinen besten Freund unschlüssige Blicke zu warf. Einen Augenblick war es totenstill. Die Jungen sahen sich stumm an und wussten beide nicht, was sie hätten sagen sollen.

„Wenn du es gemerkt hast, warum verdammt rückst du ihr dann die ganze Zeit auf die Pelle?", rief Freddie auf einmal und ließ Bear erschrocken zusammenzucken. „Ich dachte wir wären beste Freunde!"

Bear schnaubte verächtlich. „Du flirtest doch die ganze Zeit mit ihr"
Mit einem Satz schwang er sich über die Lehne und stellte sich mit verschränkte Armen vor Freddie. Obwohl er ein Jahr jünger war als er, war er dennoch ein kleines Stück größer.
„Ich mag sie eben auch, Tomlinson!", fügte Bear hinzu und bemühte sich um seine Selbstsicherheit.

Freddie währenddessen spürte wie sich sein Magen abermals zusammenzog und die Wut in ihm zum Überkochen kam. „Weißt du was? Es ist mir scheiß egal, weil sie nie auf einen Schnösel wie dich stehen wird!"
Er deutete auf Bears Outfit, welches aus einem Hemd und schicken Schuhen bestand, und war so in Fahrt gekommen, dass er hinzufügte: „Du bist so ein Muttersöhnchen! Dabei ist deine Mum doch bloß eine aufgeputzte Angeberin"

„Halt gefälligst deine Klappe!", schrie Bear und schubste ihn energisch von sich.
Das ließ sich Freddie nicht gefallen und warf ihn stürmisch zu Boden, sodass Bears Kopf hart aufprallte. Sie schlugen aufeinander ein und beschimpften sich.

Gerade als Freddie Bears Arme auf den Boden drückte und Bear sich mühsam versuchte aus dem festen Griff zu befreien, ertönte plötzlich eine laute Stimme: „Freddie Reign Tomlinson!"

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