Chapter 2

Die Garage war großräumig und sah keineswegs so aus, wie man sie sich von Innen vorstellte.
Sie war mit Teppich ausgelegt, besaß eine kleine Sofaecke im hinteren Teil des Raumes und machte ansonsten den Anschein als sei sie eine improvisierte Bühne. In der Ecke stand ein großes Schlagzeug, daneben ein Keyboard und an den Wänden hingen ein paar Gitarren.

Zusätzlich hatten mit der Zeit Poster ihre Wege an die Wand gefunden. Darunter auch eins von Little Mix, da Laila ein großer Fan von dieser Band war.
Ein paar Schauspieler, welche Freddie kaum kannte, aber von Bear oder Laila ziemlich bewundert wurden, hingen ebenfalls an dem Gestein.
Und Bear hatte darauf bestanden, dass ein Poster von Emma Watson nicht fehlen durfte.

Daran dürfte Liam nicht ganz unbeteiligt sein, da er ihn mit Harry Potter großgezogen hatte.
Cheryl war davon nicht gerade angetan, doch versuchte es hinzunehmen, wenn Bear am Essenstisch von irgendwelchen Dingen sprach, mit denen sie nichts anfangen konnte.

„Ich habe noch mal ein paar Songtexte und Noten ausgedruckt", meinte Freddie schließlich, schloss die Garagentür hinter ihnen und ließ sich in der Sofaecke nieder.
Auf dem Tisch lagen tatsächlich ein paar Zettel zerstreut, welche mit schwarzer Schrift bedruckt waren. „Hier extra eins für dich von Little Mix"

Freddie zwinkerte Laila zu. Mit einem Grinsen ließ sie sich neben ihm auf das gepolsterte Sofa nieder und warf neugierige Blicke auf die Blätter.
Ohne scheu legte sie ihren Kopf gegen Freddies Schulter und überflog die Seiten.
Ihr kamen die Songtexte mehr als bekannt vor, doch der Gedanke, dass Freddie am Schlagzeug, Bear am Keyboard und Paul sie auf der E-Gitarre begleiten würde, war ziemlich aufregend.

Erst hatte sie sich geweigert die Frontsängerin der Improvisationsband zu sein, doch letztendlich wurde sie von den Jungs und ihren Vätern überzeugt.
Nun trafen sie sich immer wieder und hatten schon viele Cover aufgenommen.
Sie alle hatten sich vorgenommen eines Tages eigene Songs zu schreiben, doch bis dahin wurden sie mit ihrem kleinen Proberaum zufrieden gestellt.

Gerade als Freddie die Seite umblätterte und ein neues Lied offenbarte, hörten die beiden die Garagentür aufgehen.
Erschrocken fuhren sie zusammen. Das Licht, das bis eben nur künstlich von der Deckenlampe erzeugt wurde, wurde von dem Tageslicht abgelöst.

„Na ihr beiden", ertönte da Liams vertraute Stimme. „Wir haben es doch noch einigermaßen pünktlich geschafft... Wie ich sehe noch vor Niall. Ich frage mich, ob das an Hailee oder an ihm liegt. Paul und Luna sind wahrscheinlich wieder unschuldig, wie ich die beiden kenne. Na ja, aber sie werden sicherlich bald kommen. Ach Mensch, ist das gemütlich hier drin. Das erinnert mich daran, wie wir früher..."

Bevor Liam weiter in seinen bekannten Redeschwall verfallen konnte, wurde er von seinem Sohn Bear unterbrochen: „Schön Dad! Schön! Möchtest du nicht zu den anderen gehen und Hallo sagen?"

„Ich merk schon: Du willst mich los werden", entgegnete Liam lachend und fuhr Bear durch die braunen Haare.
Man sah Vater und Sohn die Blutsverwandtschaft deutlich an. Sie hatten eine ähnliche Gesichtsform und die selben braunen, warmen Augen, die zwar ihre Herzlichkeit vermittelten, aber dennoch nicht unterschätzt werden durften.

Kurz blickte sich Liam neugierig nach allen Seiten um. Natürlich hatte er diesen Proberaum schon öfter gesehen und schon das ein oder andere Livekonzert mit erlebt, doch jedes Mal änderte sich hier etwas.
Ihm kam es vor, als würden die Jungs und Laila immer professioneller arbeiten, was Liam stark beeindruckte. Doch wie sich Bears Berufsrichtung entwickelte, lag ganz bei ihm selbst. Liam würde ihm nie vorschreiben, dass er genau wie Harry, Louis, Niall, Liam und... Zayn die eine Richtung (One Direction) einschlagen musste.

Schließlich beendete Liam seinen Rundgang und rief zu der Sofaecke herüber: „Na dann viel Spaß euch!"
„Danke", antwortete Laila als einzige und nickte Liam freundlich über ihre Schulter zu, ehe sie sich wieder den Texten widmete.

Als die Garagentür wieder geschlossen und das Dämmerlicht zurück gekehrt war, trat Bear zögerlich näher. Er konnte sich seine Aufregung nicht erklären. Es kam nicht selten vor, dass sie gemeinsam Musik machten und er fühlte sich am Klavier so sicher wie nirgends sonst auf dieser Welt. Dennoch stieg seine Nervosität mit jedem Schritt weiter an.

Da deutete Laila rechts von sich auf das Sofa. „Bist du etwa schon fertig mit lernen?"
Bear zuckte unsicher mit den Schultern und konnte sich weder für ein Kopfschütteln noch für ein Nicken entscheiden. „Ich habe mir alles wichtige zusammenfassend aufgeschrieben"

„Streber", entgegnete Freddie und verdrehte die Augen. Er war nicht unmotiviert, wenn es um die Schule ging und keines Falls einer der schlechtesten Schüler.
Doch konnte er die Leute nicht ab, die Tagelang lernten, obwohl von vorne rein klar war, dass sie eine gute Note schrieben.

„Können wir jetzt mal zum Eigentlichen kommen", fügte Freddie hinzu, wobei Bear sich am Sofa zurück lehnte und seine Arme vor seiner Brust verschränkte.
Seine braunen Augen huschten von Freddie zu Laila und blieben schließlich an ihren wilden, dunklen Locken hängen.

„Wollen wir nicht noch auf Paul warten?", mischte sich Laila ein und sah unschlüssig zum Garagentor, als würde es sich im nächsten Moment öffnen.
„Okay", riefen Bear und Freddie wie aus einem Munde und warfen sich zeitgleich kurze Blicke zu, ehe sie ruckartig auf den Boden sahen.
Darauf folgte eine unangenehme Stille. Zumindest wurde sie als diese von den beiden Jungen wahrgenommen. Laila hingegen schien von der Anspannung wenig mit zu bekommen.

Sie schwebte oft in ihrer eigenen Welt, sang im Unterricht oder Zuhause vor sich hin und schien nie vollkommen da zu sein.
Das waren nur ein paar Gründe, weshalb sie perfekt ins Hause Styles passte.
Sie alle konnten Euphorie aufbringen und sich über Gott und die Welt unterhalten, doch kam es auch gelegentlich vor, dass sie gemeinsam aneinander vorbei lebten.

Laila hatte in ihren wenigen Lebensjahren schon so viel erlebt, dass der Einzug bei einem so bekannten Sänger die kleinste Wendung war.
Sie hatte mit ihren Eltern ihre ersten Lebensjahre in Afrika verbracht. Allerdings hatte sie sie früh durch ein Unfall verloren und war dadurch zu ihrer Großmutter gezogen.

Als diese ebenfalls durch Altersschwäche von ihr gegangen war, lebte sie einige Jahre in einem Heim. Sie hatte weder gute noch schlechte Erfahrungen dort gesammelt.
Doch nun, wo sie bei Harry und Aiden wohnte, konnte sie bestätigen, dass es ihr um einiges besser erging.

Die Uhr zeigte an, dass die Horans sich schon um eine halbe Stunde verspätet hatten.
Gerade als Freddie aufstehen und zu seinem Vater laufen wollte, um ihn zu fragen, ob Niall eine Nachricht geschrieben hätte, flog die Garagentür erneut auf.
Ruckartig drehten sich die drei um und waren augenblicklich geblendet von der Sonne. Es waren vier Schatten zu sehen, die immer näher kamen und schließlich an Form annahmen.

„Es tut mir echt leid", rief Niall und fuhr sich durch die zerzausten Haare. Er sah aus, als wäre er gerade ausgestanden, was ihn aus irgendwelchen Gründen noch ein wenig älter aussehen ließ.
Obwohl er sich mit den Jahren verändert hatte, hatten seine blauen Augen noch immer diese lebensfrohe und junge Ausstrahlung, die sie schon damals gehabt hatten.

Dennoch hatte Niall, im Gegensatz zu seinem Kumpels, mit dem Alter immer weniger wert auf einen perfekten Körper gelegt.
Hailee hatte ihn eine Zeitlang versucht zum Sport zu motivieren und versucht zu erklären, dass Golf keine richtige Sportart wäre, die einen Fitnesstudiobesuch ersetzen würde.

Letztendlich hatten sie nach vielen hitzigen Diskussion Joggen als ihr gemeinsames Hobby erkannt, welches zu einer Art Routine geworden war. Manchmal hatte es jedoch keiner der beiden geschafft sich und den anderen zu motivieren.
Nur wenn sie sich mit einem gemütlichen Filmabend belohnten, funktionierte es meistens doch noch.

Doch seit ihre Kinder Paul und Luna in ihr Leben gekommen waren, hatte sich ihre Routine geändert oder war teilweise sogar ganz weggefallen.
Und so hatten sie weniger Zweisamkeit und die Filmabende wurden öfter unterbrochen, wenn Paul etwas fragte oder Luna sich zwischen ihnen auf das Sofa kuschelte.

Da die Familie noch immer von abwartenden Blicken der anderen gemustert wurde, erklärte Niall schließlich: „Ich habe das Fräulein nicht aus dem Bad raus gekriegt"

„Hallo?", meldete sich Hailee zu Wort und sah Niall mit einer gespielten Empörung an.
Während sie sich im Bad fertig gemacht hatte, hatte Niall nur im Bett gelegen und sich mit seinem Handy beschäftigt.
Nachdem Hailee abfahrbereit war, hatte sich ihr Freund auch mal angefangen zu duschen, da er den gesamten Vormittag zu nichts gekommen war.
Zudem musste sich Hailee auch noch um Luna kümmern, die zur Zeit eine ziemlich anhängliche Phase durchlebte.

Und wenn einen durchgehend ein fünfjähriges Mädchen in den Weg lief und sich an einem festhielt, erschwerte das die Aufgaben ungemein.
Trotz diesem Chaos und dem Stress am Morgen liebte Hailee ihre Familie wie sie war und würde nie irgendwem ernsthafte Vorwürfe machen.

„Hey", rief Paul da, während seine Eltern noch immer diskutierten, wer denn nun der Verantwortliche des Zuspätkommens war, und ließ sich schwungvoll auf das Sofa zwischen Freddie und Laila fallen.
Er grinste in die Runde, sodass seine Zahnspange zum Vorschein kam.

„Ich will auch", rief da seine Schwester und zog ungeduldig an der Hand ihrer Mutter, die sie fest umschlossen hatte. Nach einem kurzen Blickaustausch von Niall und Hailee, führte Hailee Luna schließlich zu der Sofaecke herüber, hob sie hoch und setzte sie zwischen Laila und Paul auf das Sofa.

„Wenn was ist, bringst du sie sofort zu uns, okay?", fragte Hailee an ihren Sohn gewandt und fuhr ihren beiden Kindern durch die braunen Haare. Paul nickte seufzend.
„Guck", rief Luna begeistert und sah aus großen, blauen Augen zu dem Schlagzeug herüber. Freddie grinste sie von der Seite an und versprach ihr, dass sie auch mal darauf spielen durfte. Kinder schloss er schnell ins Herz. Das hatte er wohl von seinen Vater.

Da Luna scheinbar gut in der Mitte der anderen aufgehoben war, hatte Hailee kein schlechtes Gewissen sie alleine zu lassen.
Zudem freute sie sich, dass ihre Tochter ihre Anhänglichkeit wieder etwas reduzierte. Sie würde bald in die Schule kommen und so wollten ihre Eltern verhindern, dass sie plötzlich ins kalte Wasser geschubst wurde.

So sah Hailee noch einmal mit einem Lächeln zu der Sofaecke zurück und lief anschließend zu Niall, der sich in der Zwischenzeit in der Garage umgesehen hatte und mit dem Blick an den vielen Gitarren hängen geblieben war. Mit einer Faszination strich er einer der Instrumente über die Saiten.

„Seit wann hast du denn diese Gitarre?", fragte Niall Freddie, ohne den Blick von der Wand zu nehmen.
„Die habe ich zum Geburtstag von Dad bekommen. Ich wusste, dass sie dir gefällt", grinste Freddie und sah an Bear vorbei zu Niall. „Sie hat einen guten Griff und einen noch besseren Klang"

„Das kann ich mir vorstellen", murmelte Niall ablenkt, während er weiter die Wand herunter lief und eine Gitarre nach der anderen unter die Lupe nahm. Dass er der Blickpunkt der Versammelten war, schien ihm nicht im Geringsten zu stören.

Gerade als er sich wieder umdrehen wollte, wurde seine Aufmerksamkeit auf etwas gelenkt, das abseits an der Wand hing.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top