Chapter 1

Mit einem gedankenverlorenen Blick saß der blonde Junge auf der Mauer vor dem Haus seines Vaters und ließ die Beine herunter baumeln.
Über seiner Mütze trug er Kopfhörer, die auf eine so hohe Lautstärke gestellt waren, dass ein Ausstehender mit hören könnte.

Die Musik und seine Gedanken waren so laut, dass er seinen Vater Louis gar nicht wahrnahm, der hinter ihm aus der Haustür trat und ihm grinsende Blicke zu warf.
Sie hatten ähnliche Gesichtszüge, doch waren Louis' Haare braun und wiesen ein paar gräuliche Strähnen auf, die er jedoch gekonnt ignorierte, und sein Gesicht war um einiges älter und erfahrender als das seines Sohnes.

Erst als Louis ihm die Kopfhörer absetzte und ihm ein lautes „Freddie?" zu rief, zuckte der Angesprochene erschrocken zusammen.
„Dad!", beschwerte sich Freddie noch immer unter Schock. „Erschrecke mich nicht so!"

Sein Vater lachte nur leise auf und meinte schließlich: „Liam hat geschrieben, dass er wahrscheinlich später kommt. Bear muss für eine Prüfung lernen..."
Den letzten Teil sprach er so gedehnt aus, als würde er auf eine Antwort von Freddie warten. Doch dieser zuckte nur mit den Schultern und zog sein Handy aus seiner Hosentasche, um das Lied zum Verstummen zu bringen.

„Du hast das ganze Wochenende noch nicht einmal ins Buch geguckt. Dabei hast du so viel Schulkram mit geschleppt... Und das sage ich dir nicht, weil ich dich nerven will, sondern weil Eltern immer auch Vorbilder sind", sprach Louis den Vorwurf aus und sah ihn mit einer gespielten Strenge an.

Er war nicht einer der Väter, die ihren Kindern Dinge aufzwangen oder Jemand, der die Hausaufgaben kontrollierte und ihm dauerhaft über die Schulter sah, sodass die Motivation zum Lernen schnell dahin ging. Er war der Meinung, dass es Kindern an Selbstständigkeit fehlen würde, würden sie nicht eigenhändig scheitern.
Trotz dieser Einstellung gab er sein Bestes, um Freddie die Schulzeit interessanter und angenehmer zu gestalten, als er sie selbst empfunden hatte.

„Na dann beschließe ich dich als mein Vorbild zu nehmen, die Schule abzubrechen und von einem Tag auf den anderen Sänger zu werden", lachte Freddie, woraufhin Louis ihm mit einem Kopfschütteln die blaue Mütze über die Augen zog. Eine Weile konnten sich die beiden ihr Lachen nicht verkneifen.

„Ich lerne morgen, versprochen", erklärte Freddie da und richtete seine Frisur wieder. „Aber heute wollten Bear, Paul, Laila und ich noch ein bisschen proben. Wir werden echt immer besser. Aber Laila kann eh niemand toppen"

Freddie schwebte in seinen Gedanken ab, während ein zartes Lächeln über seine Lippen huschte. Er musste sich eingestehen, dass er auf Laila in letzter Zeit ein Auge geworfen hatte.
Sie war klug, hübsch und hatte diese Schokoladen farbigen Augen, die einen mit jedem Mal wärmer vorkamen.

Er konnte sich noch genau daran erinnern, wie sie sich das erste Mal begegnet waren.
Für ihn war es unvorstellbar, wie lange das bereits her war. Schließlich lebte Laila schon so lange Zeit bei Harry und seinem Mann Aiden.
Die drei hatten sich schnell ins Herz geschlossen und liebten sich wie es für eine Familie üblich war. Vermutlich war Laila das Beste, das den beiden hätte passieren können.

Louis unterdessen warf Freddie amüsierte Blicke zu. Wie gut erinnerte er sich noch an die Zeit, in der er selbst siebzehn war. Die ersten Schwärmereien würde man wohl auf ewig in Erinnerung behalten. Es war etwas besonderes.
In diesem Alter probierte man sich noch aus und war völlig frei und unbeschwert. Je älter man wurde, desto mehr Verantwortung trug man. Und irgendwann war man Vater und Ehemann und es begann ein neuer Lebensabschnitt.

„Keine Sorge, wenn Harry nicht wieder vergessen hat irgendetwas zu bügeln oder raus zu legen, sollte deine Laila bald hier sein", lachte Louis plötzlich und verschränkte die Hände vor seiner Trainingsjacke.
„Dad!", rief Freddie nun und spürte, dass ihm die Röte in die Wangen schoss. Bei solchen Themen konnte er ziemlich verlegen werden. Vor allem dann, wenn sein neugieriger Vater Fragen oder Anmerkungen aussprach.

Gerade im richtigen Moment und noch bevor weitere Unannehmlichkeiten entstehen konnten, ertönte eine Autotür, die geräuschvoll zu gestoßen worden war.
Freddie und Louis hoben ihre Köpfe und sahen kurze Zeit später drei Gestalten auf das Haus zu kommen. Sie schienen allesamt in einer Diskussion verwickelt zu sein.

„Ich bin nicht Schuld, dass wir zu spät sind! Du hast doch hundert Stunden im Bad gebraucht", rief eine weibliche Stimme laut, doch vermischte sich der Vorwurf mit ihrem freundlichen Lachen.
„Da muss ich ihr Recht geben", ertönte da eine andere Stimme.

Während Aiden und Laila lachend nebeneinander herliefen, hatte Harry einen beleidigten Ausdruck aufgesetzt. Doch dieser verwandelte sich in beeindruckender Schnelle zu einem Grinsen um, als sein Blick auf Louis fiel.

Obwohl Harry die Jahre deutlich anzusehen waren, hatte er noch immer das selbe Grinsen auf den Lippen wie in Teenagerzeiten.
Zudem sahen seine Haare aus, als hätten sie lange Zeit keine Schere mehr gesehen. Sie waren nicht ansatzweise so lang wie damals, als sie ihr fünftes Album aufgenommen hatten, doch als kurz konnte man sie auch nicht betiteln.

„Lou!", rief er nun erfreut und trat ein Stück näher, um ihm stürmisch in die Arme zu schließen. Freddie währenddessen blieb regungslos auf der Mauer sitzen und sah zu Laila herunter, die seinen Blick mit einem schiefen Lächeln erwiderte.

„Na Fredchen?" Dieses Mal richtete Harry sein Wort an Freddie und klopfte ihm auf die Schulter.
„Na Harold?", entgegnete dieser kurz darauf und schenkte ihm ein provokantes Grinsen.

Obwohl es keine Blutsverwandtschaft zwischen ihnen gab, vermittelten sie einen etwas Familiäres.
Das lag vor allem daran, dass sie sich seit Freddies Geburt kannten und einander immer vertrauter geworden waren. Man hätte die Beziehung zwischen ihnen als die eines Onkels und Neffen bezeichnen können, doch war sie noch viel aufschlussreicher, als hätte man es mit diesen zwei Begriffen erklären können.

So komplex war es schon immer bei One Direction gewesen. Die Bandzeiten hatten allerlei Gerüchte aufwirbeln lassen, da die Grenze zwischen Freundschaft und Liebe aus der Sicht der Fans des Öfteren überschritten worden war.
Doch lag zwischen Freundschaft und Liebe noch ein so großer Raum, dass die Beziehung der Jungs von früher und auch jetzt in den Zeiten, in denen sie bereits Eltern geworden waren, wesentlich komplizierter zu erklären war.

„Schön euch wieder zu sehen", rief nun auch Aiden in die Runde und war mindestens genauso glücklich, wie es sein Mann war. Mit den Jahren war er ein Teil dieser kleinen „Familie" geworden.
Mit Niall kam er schon immer gut zu Recht, da sie sich in vielerlei Hinsichten ähnlich waren. Und auch Louis und Liam hatten ihn von Anfang an akzeptiert, sodass es nie Probleme gegeben hatte. Kaum zu glauben, wie lange die Zeit her war, in der Aiden noch vor den anderen verleugnet worden war und sich nur unauffällig mit Harry treffen konnte.

Aber noch unglaublicher war es, dass sie jetzt eine Tochter hatten, die sie so sehr liebten, wie ihr eigenes Kind.
Und auch Laila hatte Harry und Aiden schnell in ihr Herz geschlossen und sich schnell mit Freddie, Bear und Paul angefreundet.

Dadurch dass nicht nur die ältere Generation sich noch immer blind verstand, sondern auch ihre Kinder, wurden den alten Bandkollegen viele Gelegenheiten geboten, bei denen sie sich ebenfalls treffen konnten.
Das war wohl auch der Grund, weshalb noch immer das alte, vertraute Gefühl zwischen ihnen herrschte und sie einander alles anvertrauten.

Außer Freddie, der gegenüber Laila aus seinen Augen nie vollkommen ehrlich sein konnte. Ihm war es unangenehm, dass er sich so viele Gedanken über sie machte.
Doch je mehr er versuchte diese Gedanken zu verdrängen, desto mehr schenkte er ihnen Beachtung.

Bevor Freddie erneut in seinen Gedanken abschweifen konnte, sprang er elegant von der Mauer und landete auf seinen weißen Turnschuhen, die durch das Fußballspielen auf der Wiese schmutzig geworden waren.
Zur Begrüßung umarmten sich Freddie und Laila herzlich.
Sie drückte ihn ganz selbstverständlich an sich, während er ihren vertrauten Geruch in sich einsog.
Erst als Freddie Harry und Louis bemerkte, die ihn beobachteten und nun auch noch begannen zu tuscheln, löste er sich schnell wieder und setzte einen lässigen Gesichtsausdruck auf.

„Gehen wir schon mal in die Garage und warten auf die anderen?", fragte er schnell an Laila gewandt und fuhr sich durch den Teil seiner Haare, der nicht unter seiner Mütze verborgen war.
Sie nickte stumm, aber setzte dennoch ein Lächeln auf.

„Dann gehen wir auch rein, okay?", fragte Louis noch an seinen Sohn gewandt nach, der mit einem Nicken antwortete. „Wenn Liam oder Niall kommen sag ihnen, dass wir drin sind. Und natürlich auch Eleanor. Sie wollte eigentlich schon vor einer halben Stunde vom Einkaufen wieder da sein!"

Abermals nickte Freddie. Dann griff er Laila am Handgelenk, welches von bunten Freundschaftsarmbändern nur so wimmelte, und zog sie hinter sich her zur Garage.

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