51.
Hoseok's PoV.:
Es dauerte zwei ganze Tage, bis ich einen Anruf vom Hybriden-Heim bekam. Ich war gerade auf der Arbeit und mit den Papieren für einen Neuzuwachs des Life Companionship Centers beschäftigt, als mein Handy klingelte. Die Nummer war unbekannt, aber die Stimme am anderen Ende der Leitung kam mir bekannt vor. Sie erklärte mir, dass Yoongi wieder eingetroffen sei und ich nun die Möglichkeit hätte vorbeizukommen. Mein Herz schlug währenddessen wie verrückt. Ich war drauf und dran aufzuspringen und loszugehen, bis ich realisierte das ich immer noch auf der Arbeit war und nicht einfach so verschwinden konnte. Zumal es erst 11:00 Uhr war. Doch mit etwas Glück würde Namjoon Einsicht zeigen und mich freistellen. Auch, wenn er das in letzter Zeit bereits ziemlich oft getan hatte.
Als ich in sein Büro eintrat, redete ich nicht lange um den heißen Brei herum: „Yoongi ist wieder da!".
„Was?", er schaute von seinem Computer zu mir hoch. „Yoongi ist wieder da", wiederholte ich, dieses Mal ein bisschen langsamer, „Er ist wieder da und die Frau aus dem Heim hat mir angeboten noch heute vorbeizukommen. Scheinbar wollen sie ihn schnell loswerden, keine Ahnung. Na jedenfalls kann ich ihn heute sehen".
„Wirklich? Hey, das hört sich doch gut an!", Namjoon's verwirrter Gesichtsausdruck verwandelte sich in eine fröhlichen und er stand auf, um mich einmal in die Arme zu nehmen. Er klopfte kräftig auf meinen Rücken, ehe er mich wieder losließ und so breit angrinste, dass ich seine Grübchen sehen konnte. Der Anblick brachte mich augenblicklich zum Lachen. „Ja, das ist echt cool. Sag mal, könntest du noch eine letzte Ausnahme machen und mich früher gehen lassen? So gegen 15:00 Uhr?", hakte ich nach. „Natürlich. Aber das ist das letzte Mal, versprochen? Die anderen fangen schon an zu lästern, weil ich dich immer früher gehen lasse. Ich habe keine Lust auf einen Aufstand", flüsterte er mir zu. „Okay, verstanden. Das letzte Mal heute, versprochen. Ich danke dir, Namjoon", ich hätte ihn in dem Moment wirklich abknutschen können, aber ich hielt mich zurück. Stattdessen steckte ich meine Energie in einen rasanten Abgang, bei dem ich durch den Flur zurück in mein Büro hüpfte. Meinen besten Freund hörte ich deswegen noch lachen, dann fiel die Tür zu meinem Büro ins Schloss und ich gab ein siegreiches quietschen von mir.
Den Rest des Tages konnte ich mich, wie oft in diesem Monat, nicht richtig konzentrieren. Ich zählte die Minuten zu meinem Feierabend und als es dann endlich so weit war, schaltete ich in Lichtgeschwindigkeit meinen Computer aus, zog mein Jackett an und machte mich aus dem Staub.
So aufgeregt wie an diesem Nachmittag war ich schon lange nicht mehr gewesen. Es fühlte sich an, als würde ich geradewegs in eine unendlich glückliche Zukunft fahren. Besser als jeder erste Kuss, jede Achterbahnfahrt, jeder Actionfilm und jedes Fünfgängemenü im Sternerestaurant. Alles in meinem Kopf schrie nach Yoongi. Ihn wiederzusehen, ihn festzuhalten und nie wieder loszulassen. Eigentlich war ich nicht derartig emotional, aber ich glaubte jeden Moment loszuheulen.
Auf dem Parkplatz vor dem schäbigen Heim angekommen, sprang ich geradezu aus dem Auto. Bei den Treppenstufen nahm ich direkt zwei auf einmal und die Haustür stieß ich mit so viel Kraft auf, dass sie gegen die anliegende Wand schepperte. Ich hielt mir erschrocken die Hand vor den Mund. Die Dame hinter de Rezeption sah mich mindestens genauso erschrocken an, ehe sie den Kopf schüttelte und auf ihrem Computer zu tippen anfing. „Sie sind wegen Min Yoongi hier, huh?", fragte sie dabei. „Ja, ich-...", fing ich außer Atem an und straffte meinen Anzug ein bisschen, „Ich wollte ihn heute abholen".
„Abholen? Sie wissen schon, dass sie noch nicht mal den Antrag für eine Adoption eingereicht haben?", erinnerte sie mich amüsiert. Ich seufzte, holte danach tief Luft. Tatsächlich hatte ich das vergessen. Dabei kannte ich eigentlich den Ablauf einer Adoption, schließlich passierte das ständig im Life Companionship Center und ich bearbeitete die Papiere, die dafür zuständig waren. Wie konnte ich das nur vergessen haben?
„N-Natürlich weiß ich das... Die Papiere werden gleich morgen eingereicht. Aber sagen Sie, wie lange dauert sowas bei Ihnen?", hakte ich nach. „Das ist unterschiedlich. Vielleicht einen Monat?", überlegte sie laut und ich verschluckte mich fast an meiner eigenen Spucke. „Einen Monat?! Geht das nicht schneller?!", platzte es aus mir heraus. Die alte Dame hinter der Rezeption sah mich an, als hätte ich nicht mehr alle Tassen im Schrank. Ich konnte es ihr nicht übelnehmen, denn mittlerweile musste ich ihr wie ein versessener Idiot erscheinen, der nichts anderes im Kopf hatte als den Katzenhybrid Yoongi mit sich nach Hause zu nehmen.
„Tut mir leid", entschuldigte ich mich kleinlaut, „Aber gibt es nicht irgendeine Möglichkeit, den Vorgang zu verschnellern?".
„In der Tat. Ich habe eine Freundin bei der Stadt, die die Bearbeitung der Papiere ein bisschen vorantreiben könnte. Und bei einem Problemfall wie Yoongi macht das auch Sinn. Der Kerl schleicht sich beinahe jede Nacht an den Wachen vorbei...", erklärte sie. „Ja, sehr gut! Dann machen wir das so", entschied ich, denn das war besser als einen ganzen Monat zu warten. Das würde sowohl ich, als auch Yoongi nicht aushalten. Da war ich mir sicher.
„Gut, dann erwarte ich morgen die Papiere von Ihnen... Möchten Sie Yoongi noch einmal sehen, bevor sie gehen?", fragte sie nach. „Sehr gerne. Dafür bin ich hauptsächlich herkommen", den letzten Satz murmelte ich bloß. Die alte Dame nickte daraufhin und drehte sich auf ihrem Schreibtischstuhl zu einer Kollegin um, die hinter ihr an einem Computer saß. „Hyesun, magst du den jungen Mann zu Yoongi geleiten? Er ist sicherlich mit den anderen auf dem Pausenhof", sprach sie. Genannte Frau stand bereitwillig auf und nickte. Sie sah jung aus, vielleicht eine Praktikantin oder so. Außerdem hatte sie dieses gespielte Lächeln im Gesicht, welches man auch immer bei Kellnern und Kassierern sah. Ich sprach kein einziges Wort mit ihr, während sie mich durch die Flure des Heimes führte. Viel zu sehr war ich auf das Wiedersehen mit Yoongi fixiert.
Genauso wie die alte Dame an der Rezeption es vermutete hatte, befanden sich alle Hybriden auf dem Pausenhof. Es war eine riesige Fläche zum Austoben, die einerseits mit festem Pflasterwerk und andererseits mit Gras ausgeschmückt war. Ein paar Bälle wurden gerade herumgekickt und fast alle Schaukeln waren besetzt. In dem Gewusel konnte ich allerdings keinen Yoongi ausmachen. Weder seine schmächtige Gestalt, noch die schwarzen Katzenohren.
„Wo ist er?", fragte ich an Hyesun gewandt. „Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Normalerweise hält er sich von den anderen fern, deswegen vermute ich ihn irgendwo dort hinten", sie deutete auf ein paar Bäume, dessen kahle Äste im Wind wiegten. Ich zögerte nicht lange, bevor ich mich auf den Weg dorthin machte. Doch ich erkannte schnell, dass der Katzenhybrid sich nicht dort aufhielt. Also drehte ich mich nach allen Seiten um, bis ich schließlich eine auffällig faule Gestalt nahe dem Zaun zu meiner linken erkennen konnte. Ich joggte los. Immer schneller und als ich dann endlich bei ihm war, beugte ich mich über seinen Kopf. Seine Augen waren geschlossen, der Mund leicht geöffnet. Ich konnte mir ein leises Kichern nicht unterdrücken. Das war so typisch für Yoongi.
Das Geräusch schien den Katzenhybrid aufgeweckt zu haben, denn plötzlich blinzelte er verwirrt zu mir hoch. Es dauerte keine Sekunde, da stand er auch schon auf den Beinen und sah mich ungläubig aus großen Augen an. „H-Hoseok? Du bist es wirklich!", er sprang direkt in meine Arme und ich wirbelte ihn herum, verbarg dabei meine Nase in seiner Halsbeuge und sog diesen unveränderten Geruch von ihm ein. „Ich habe dich vermisst", nuschelte ich leise. „Ich dich auch!", erwiederte er mit gebrochener Stimme. Er drückte sich noch näher an mich, sodass ich sein rasendes Herz gegen meines schlagen spüren konnte. Tränen stiegen mir in die Augen und ich musste mich wirklich zusammenreißen, um nicht hier und jetzt wie ein Seehund loszuheulen. Yoongi hingegen ließ es einfach zu. Er schluchzte und zitterte, wollte sich keinen einzigen Millimeter von mir trennen. Ich streichelte beruhigend durch seine Haare: „Alles wird wieder gut, okay? Ich habe uns eine neue Wohnung gesucht und du wirst in weniger als einem Monat zu mir ziehen. Ich hole dich hier raus, versprochen".
„Du hast was?", er sah mich aus wässrigen Augen an. „Ich habe uns eine Wohnung geholt. Nicht die Beste, aber wenigstens sind dort Hybriden erlaubt. Und ich werde morgen ein Schreiben herschicken, sodass ich dich adoptieren kann", wiederholte ich mich. Yoongi lachte und noch mehr Tränen kullerten über seine Wangen: „Wirklich? Das hast du für mich getan?".
„Ich liebe dich, Yoongi, natürlich tue ich alles in meiner Macht stehende, um bei dir zu sein", antwortete ich. Daraufhin wurden seine Augen wieder große wie Teller und ein neuer Schwall Tränen kam auf. „Ich liebe dich auch, Hoseokie. Ich liebe dich so sehr. Können wir nicht heiraten, oder so?", er warf sich mir wieder um den Hals und ich musste augenblicklich loslachen, tätschelte über seinen Rücken. „Dafür ist es noch ein bisschen zu früh, meinst du nicht? Außerdem können Hybriden und Menschen nicht heiraten. Noch nicht. Vielleicht ändert sich das irgendwann mal", erklärte ich ihm. „Okay. Dann gebe ich mich vorerst damit zufrieden, dass wir beide eine eigene Wohnung haben und ich dich küssen kann, ohne Angst zu haben das wir erwischt werden", nuschelte er leise.
„Aber du musst mir etwas versprechen, ja?", ich ließ ihn vorsichtig zu Boden gleiten und wischte ihm die Tränen von den Wangen, „Du musst aufhören von hier wegzulaufen. Wenn dir etwas passiert, dann-...".
„Ich bin doch bloß weggelaufen, weil ich dich gesucht habe", schmollte er. Ich hätte es ihm am liebsten von den Lippen geküsst, aber wir befanden uns nach wie vor auf dem Pausenhof und die Praktikantin, Hyesun, hatte ein Auge auf uns gerichtet. Ich biss mir verzweifelt auf die Unterlippe, versuchte dem Drang zu widerstehen. „D-Du bist also nur wegen mir weggelaufen?", versuchte ich mich abzulenken. „Ja, weil ich dich vermisst und es hier gehasst habe. Aber ich werde damit aufhören. Immerhin weiß ich jetzt das du mich abholen kommst", er grinste breit, wobei mein Herz fast zu explodieren schien.
Ich sah auf, scannte einmal die Umgebung ab. Dann nahm ich Yoongi's Hand und zog ihn auf direktem Wege hinter die Mauer des naheliegenden Schuppens. Hier konnte man uns vom Eingangsbereich aus nicht sehen. Lediglich die Hybriden, die gerade Fußball spielten, waren in unserem Blickfeld. Aber das störte mich nicht. Ich drückte Yoongi an die Wand, meine Hände links und rechts von ihm. „Was hast du vor?", kicherte er überrascht. „Das nachholen, was ich schon seit einem Monat machen wollte", erwiderte ich prompt. Der Katzenhybrid spitzte aufgeregt die Ohren und ich überrumpelte ihn mit einem stürmischen Kuss, der einfach nicht länger hätte warten können.
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Frohes neues Jahr auch hier nochmal ^^ Ich hoffe ihr seid alle gut reingerutscht!
Wie immer stinkt Eigenwerbung, aber ich habe eine neue YoonMin Story hochgeladen und wer möchte, kann gerne mal reinschauen :3
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