32.
Hoseok's PoV.:
Nach etlichen Telefonaten und der Anforderung wichtiger Papiere, die für unseren Neuzuwachs wichtig sein würden, läutete ich gegen 13 Uhr meine Mittagspause ein. Allerdings verbrachte ich diese nicht wie gewöhnlich im Pausenraum, sondern fuhr mit dem Fahrstuhl nach unten ins Erdgeschoss und suchte schnurstracks Taehyung's Arbeitszimmer auf.
Ich hatte es satt Yoongi so niedergeschlagen und kraftlos zu sehen. Heute Morgen war der Katzenhybrid nicht einmal aufgestanden, um mit mir gemeinsam zu frühstücken. Dabei tat er das immer, egal wie müde er war. Nicht einmal seine warme Milch, die ich ihm auf den Wohnzimmertisch gestellt hatte, in der Hoffnung er würde sie riechen und sich aufsetzen wollen, hatte ihn interessiert. Stattdessen hatte er sich mit einem unzufriedenen grummeln tiefer in dem Deckenborito vergraben, den er um sich herum aufgebaut hatte. Aber damit sollte heute Abend Schluss sein. Ich würde ihn zur Rede stellen, koste es was es wolle.
„Wir müssen reden", sagte ich, platzte energisch durch die Tür zu Taehyung in den Raum hinein. Ein Hasenhybrid, der bis zu diesem Zeitpunkt still auf der blauen Liege gesessen und sich sein Knie von Taehyung hatte verarzten lassen, zuckte heftig zusammen. „Oh mein Gott", entkam es mir entsetzt, „Tut mir leid. Ich hatte nicht vor, dich zu erschrecken".
„Verdammt, Hoseok. Was ist denn mit dir los?", meckerte Taehyung mich an. „Tut mir leid, ich-... Ich wollte mit dir reden. Nur ganz kurz", nuschelte ich beschämt. „Warte", brummte er und konzentrierte sich wieder auf den Patienten vor sich. Der Hasenhybrid schien beim spielen hingefallen zu sein, denn sein Knie blutetet stark und obwohl die Wunder bereits dabei war abzuheilen, würde es bei ihm wohl ein wenig länger andauern. Also desinfizierte Taehyung die Stelle gründlich und klebte ein Pflaster darüber.
„So, jetzt bist du fertig. Und zur Belohnung darfst du dir eine Süßigkeit aussuchen", Taehyung griff nach einem durchsichtigen Einmachglas auf seinem Schreibtisch, in dem eine ganze Hand voller Bonbons, Lollis und Kaugummis lungerte. Der Hasenhybrid spitzte fröhlich seine braunen Löffelohren an, ehe er in das Glas griff und sich einen weißen Lolli heraussuchte, der mit einer kleinen Blaubeere in der Mitte verziert war. „Danke", grinste er breit, sprang dann von der Liege herunter und verschwand mit einem letzten, unsicheren Blick in meine Richtung.
„Ich dachte immer Namjoon hätte ein schlechtes Timing. Aber du hast das gerade getoppt", der junge Arzt zog sich seine Gummihandschuhe aus und warf sie in einen Mülleimer, der unter der blauen Liege versteckt stand, „Und ehrlich, wie du hier reingeplatzt bist... Wie ein Elefant".
„Hey, es tut mir ja leid", schmollte ich verärgert. „Schön für dich. Mir tut es nicht leid", er zuckte mit einem selbstgefälligen Grinsen die Schultern. „Du bist blöd. Ich bin eigentlich hierhergekommen, um mir einen Rat von dir zu holen. Aber da kann ich wohl besser mit den Ameisen auf dem Parkplatz reden", zickte ich ihn an. „Okay, okay, ist ja gut... Setz dich hin und wir reden gemeinsam. Geht es um Yoongi?", hakte Tae nach, während er auf seinem Drehstuhl zurück hinter den Schreibtisch rollte und mich erwartungsvoll ansah. Ich ließ mich mit einem frustrierten seufzen vor ihm nieder, packte dabei ein in Alufolie gewickeltes Sandwich aus.
„Ja, es geht um Yoongi. Der Kerl macht mir Sorgen. Und zwar so richtig, weil er sich echt merkwürdig benimmt. Ich weiß einfach nicht mehr weiter", erzählte ich. Taehyung legte besorgt die Stirn in Falten, lehnte sich auf dem Schreibtisch zu mir vor. „Wieso, was ist passiert?", fragte er dann nach. „Keine Ahnung. Das ist ja das Problem. Ich weiß nicht was mit ihm los ist. Er benimmt sich auf einmal so distanziert und verschlossen. Das letzte Mal, dass wir ein vernünftiges Gespräch geführt haben, liegt bestimmt schon fünf Tage zurück. Seitdem geht er mir aus dem Weg. Er blockt sogar jeglichen Körperkontakt zu mir ab", antwortete ich. „Das klingt wirklich ungewöhnlich. Vor allem das mit dem Körperkontakt...", der Jüngere stützte seinen Kopf auf den Händen ab. Ich nickte bloß und biss ein großes Stück von meinem Sandwich ab.
„Hast du mal versucht mit ihm zu reden?", wollte Taehyung nach einer Weile der Stille wissen. Ich schluckte das Essen in meinem Hals herunter und schüttelte den Kopf: „Ich war gestern kurz davor, aber dann ist er mir ins Wort gefallen und abgehauen... Als hätte er geahnt, was kommen würde. Außerdem will ich ihn nicht unter Druck setzen. Das viele Nasenbluten hat nämlich aufgehört und ich habe Angst, dass es wieder anfängt, wenn ich zu viel von ihm verlange", erklärte ich, ehe ich wieder von meinem Sandwich abbiss. „Verstehe... Dann ist es vielleicht auch besser so, wenn du ihn hinsichtlich dessen in Ruhe lässt. Aber was den Körperkontakt angeht-... Du weißt, wie dringend Hybriden derartige Aufmerksamkeit brauchen. Es ist Bestätigung für sie, dass sie noch gebraucht und geliebt werden. Hier im Life Companionship Center müssen wir Menschen uns darum nicht kümmern, immerhin haben die Hybriden sich gegenseitig. Aber Yoongi ist alleine. Er braucht dich, Hoseok", sagte Taehyung. „Ich weiß, aber was soll ich denn machen, wenn er mir nicht einmal mehr zu nahekommen will?", verzweifelt und mit vollem Mund blinzelte ich meinen besten Freund an. „Tritt seine Mauern nieder und zeig ihm, wie gut es sich anfühlen kann. Vielleicht weiß er ja gar nicht mehr, wie gut es sich anfühlt von jemandem angefasst zu werden. Es muss ja auch nicht gleich eine mörderisch feste Umarmung sein, sondern einfach nur eine simple Berührung an der Hand, oder der Schulter", er lehnte sich mit einem nachdenklichen Seufzen zurück in seinen Stuhl, „Und wenn das nicht klappt, dann musst du den Körperkontakt wohl oder übel erzwingen".
„Aber hast du schonmal von einem Hybriden gehört, der keinen Körperkontakt mag?", wollte ich wissen. „Nein, ehrlich gesagt noch nicht. Es gibt vielleicht ein paar Ausnahmen, aber bei denen hat das dann andere Gründe", antwortete Tae. „Zum Beispiel?", ich sah ihn neugierig an. „Zum Beispiel bei einer Vergewaltigung, oder Missbrauch... Da reagieren Hybriden in manchen Fällen genauso empfindlich, wie wir Menschen. Was ja auch verständlich ist, hinsichtlich dessen wie schlimm solch ein Erlebnis sein muss", meinte er und ich nickte verstehend. Das machte natürlich Sinn. Aber für Yoongi, der größtenteils in einem sicheren Umfeld aufgewachsen war, konnte das nicht zutreffen. Es sei denn er hatte mir etwas aus seiner Zeit im Kampfring verschwiegen. Was ich zwar nicht glaubte – weil Hybriden sich mit Lügengeschichten schwertaten – aber es auch nicht ausschließen wollte.
„Versuch heute Abend nochmal mit ihm zu reden und initiiere ein wenig Körperkontakt. Wenn das nicht hilft, kannst du mir schreiben und ich fahr bei euch rum", schlug Taehyung vor. „Okay, danke... Ich hoffe nur, dass du recht hast und das Ganze hilft", ich stopfte mir auch den Rest meines Sandwiches in den Mund, knüllte die Alufolie zusammen und versuchte den Mülleimer zu treffen, der unter der blauen Liege stand. Natürlich verfehlte ich ihn und irgendwie setzte der Anblick meiner ganzen Frustration im negativen Sinne zu. Ein verärgertes brummen verließ meine Kehle, woraufhin Taehyung trocken lachte. „Also wenn du so viel Einsatz gegenüber Yoongi zeigst, dann wird das nichts", neckte er mich. „Halt bloß die Klappe", knurrte ich und verdrehte die Augen.
Der Rest des Tages, zog sich lang wie Kaugummi. Die Arbeit auf meinem Schreibtisch schien sich mit jeder verstreichenden Stunde immer höher zu türmen und ich kam überhaupt nicht mehr hinterher, schwelgte stattdessen in Gedanken an den Abend. Betete zu allen erdenklichen Göttern, dass Yoongi offen für ein ernstes Gespräch sein würde.
Als es dann endlich so weit war und ich meine Wohnung betrat, hockte der Katzenhybrid bereits auf der Couch. Eingewickelt in seiner Bettdecke, starrte er gegen den schwarzen Bildschirm des Fernsehers. Ein Haufen Papier, der vor ihm auf dem Tisch lag und den ich als die Arbeitsblätter von Frau Kim identifizierte, hatte er wohl angefangen zu bearbeiten, aber mittendrin aufgehört. „Hey", begrüßte ich ihn, erntete dafür ein erschrockenes fiepen seinerseits. „H-Hey", stotterte er dann, als er mich erkannt hatte.
„Wie geht's?", fragte ich nach und setzte mich direkt neben ihn, streckte die Hand nach seiner Bettdecke aus, in der Hoffnung sie herunterzuziehen, damit ich sein Gesicht besser ansehen konnte. Doch Yoongi wich der Berührung geschickt aus, rutschte einen Meter von mir weg. Ich rutschte ihm augenblicklich nach. „Was ist los mit dir, huh?", hakte ich nach, „Wieso versteckst du dich so?".
„I-Ich verstecke mich nicht", stammelte er. „Nicht? Das sieht für mich aber anders aus. Komm schon, zeig mir dein Gesicht. Oder hast du etwa einen Pickel bekommen", mein kläglicher Versuch die Stimmung zu lockern, sorgte letztendlich dafür das Yoongi auf die Beine sprang und wieder ins Badezimmer hechtete. Dabei zickte er mich unfreundlich an: „Nein, habe ich nicht. Wenn du mich jetzt also in Ruhe lassen könntest? Ich will duschen gehen".
So schnell konnte ich gar nicht sehen, da war die Badezimmertür ins Schloss gefallen und ich blieb alleine im Wohnzimmer zurück. „Nicht sein Ernst jetzt", murmelte ich entsetzt. Alles in mir Schrie danach ebenfalls aufzuspringen und dem unfreundlichen Katzenhybrid einen Denkzettel zu verpassen. Aber das würde die ganze Sache in keinerlei Weise besser machen. Im Gegenteil sogar, wahrscheinlich würde ich Yoongi's Vertrauen endgültig verlieren. Und das wollte ich nicht.
Also lehnte ich mich mit einem erschöpften seufzen zurück und schloss einen Moment lang die Augen. Der ganze Stress auf der Arbeit und der Stress zu Hause setzten mir wirklich zu. Ich hatte Kopfschmerzen, fühlte mich absolut Scheiße. Nicht einmal die neue Spielfigur von Kaws hätte mich in diesem Moment aufheitern können. Dabei sah das Ding absolut niedlich aus und ich hätte es mir auch sofort gekauft, wenn es nicht so verdammt teuer sein würde. Wann war wohl das letzte Mal, dass ich mir etwas Schönes gegönnt hatte? Sicherlich schon ganze zwei Monate her...
Plötzlich drang das penetrante Klingeln meiner Wohnungstür zu mir hindurch. Ich schreckte hoch, hechtete mir schweren Schritten zurück in meinen Flur und lugte durch den Spion nach draußen. Dort stand Jungkook – welch Überraschung. Ich öffnete ihm die Tür und kaum hatte ich das getan, hing seine kräftige Gestalt auch schon in meinen Armen und schien mich zu erdrücken. „Ouch, Jungkook", winselte ich und drückte ihn von mir, „Willst du mir die Wirbelsäule brechen? Außerdem, was machst du hier?".
„Ich hab dich vermisst", er klimperte albern mit seinen langen Wimpern, spitzte dann seine Lippen zu einem Kuss an. Ich erwiderte seine wortlose Bitte, entfernte mich danach aber von ihm. „Du hast mir nicht Bescheid gesagt, dass du heute vorbeikommen willst", merkte ich dann an. „Ja, ich weiß. Ich wollte dich überraschen. Also-...", er schlang beide seiner Arme um meinen Nacken und küsste mich wieder, „Jetzt wo ich schon hier bin, können wir doch auch-...".
„Auf gar keinen Fall. Yoongi ist hier und-...", fing ich an, doch Jungkook verdrehte die Augen. „Wir können es doch ganz schnell und leise machen", sagte er.
Verdammt, wie gerne ich seine Worte abstreiten wollte. Doch Yoongi stand unter der Dusche, was uns einen großen Vorteil erbrachte und ich hatte es echt nötig. Der ganze Stress in den letzten Tagen frustrierte mich so sehr, dass ich unbedingt etwas brauchte, wobei ich loslassen konnte. Einfach mal alles vergessen und das tun, was sich gut anfühlt. Für mich gab es dahingehend nichts besser, als Sex.
Jungkook schien den Blick in meinen Augen deuten zu können, noch bevor ich meine Zustimmung aussprechen konnte. „Du kannst mir einfach nicht wiederstehen, huh?", grinste er gegen meine Lippen, ehe er sie wieder in Beschlag nahm. Ich registrierte kaum noch, wie er die Wohnungstür zutrat und mich durch den Flur, ins Wohnzimmer und schließlich in mein Schlafzimmer führte. Dabei hing er ununterbrochen an meinen Lippen, krallte sich an meinen Haaren fest. „Heute will ich dich reiten", keuchte er atemlos und mein Unterleib zog sich voller Vorfreude zusammen. „Dann beeil dich lieber, bevor-...", wieder unterbrach er mich mitten in meinem Satz. Aber dieses Mal war ich keineswegs verärgert deswegen, denn er stillte mich mit einem gierigen Kuss, der aus nichts weiter als Zunge bestand. Währenddessen drückte er mich auf meine Bettmatratze nieder und setzte sich breitbeinig auf meinen Schritt. Ich packte an seinen Hintern, genoss die Art und Weise wie perfekt er in meine Handfläche passte.
Jetzt konnte ich abschalten. Nur einen klitzekleinen Augenblick. Danach würde ich mich wieder zusammen reißen und versuchen, mit Yoongi zu reden.
•°•°•
Ob Yoongi das wohl mitbekommt? Hoffen wir nicht, der Arme wird ansonsten bloß traumatisiert :]
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