29.

Hoseok's PoV.:

Als Namjoon und Seokjin meine Wohnung verließen, schaute Yoongi ihnen noch vom Wohnzimmerfenster aus hinterher. Er saß auf dem Boden, die Hände in seinem Schoß. Als ich mich neben ihn stellte, schaute er nicht einmal zu mir auf. Stattdessen starrte er weiterhin auf den Parkplatz herunter und beobachtete, wie Namjoon dem Hasenhybrid die Autotür aufhielt. Kurz danach rollten die beiden auf die Hauptstraße und verschwanden.

„Hattet ihr Spaß?", wollte ich wissen, in der Hoffnung Yoongi zum Reden zu bringen. Er seufzte einmal schwer, ehe er nickte: „Ja... Was ist mit euch? Worüber habt ihr geredet?". Nun war ich derjenige, der seufzte. Unser Gesprächsthema war ein schwieriges gewesen. Ich hatte Namjoon ganz klar und deutlich meine Meinung zu seinen unprofessionellen Entscheidungen gegeben und er hatte sich entschuldigt, versucht sich zu erklären. Letzteres hatte mich zwar keineswegs interessiert, aber ich hatte es mir respektvollerweise trotzdem angehört gehabt. Letztendlich hatte ich ihn noch gebeten mir ein Versprechen zu geben, dass er nie wieder einen neuen Hybriden zu einer Veranstaltung schleppen würde, von der er wusste, dass sie das Geschöpf stressen würde. Natürlich hatte er zugestimmt, seinen Fehler damit auch eingesehen.

„Wir haben nur ein paar Dinge geklärt", antwortete ich knapp. Yoongi würde es nicht verstehen, selbst, wenn ich es ihm erklären würde. Außerdem sah er nicht aus, als würde er gerade irgendetwas davon hören wollen. Sein Blick war immer noch nach draußen gerichtet, obwohl das schwarze Auto von Namjoon schon längst weg war. Die Traurigkeit konnte man ihm deutlich ansehen. Und als es dann auch noch anfing zu regnen, schaute er noch schlimmer aus. Die Dunkelheit vom Himmel spiegelte sich auf seiner blassen Haut wider, brachte seine Augenringe zum Vorschein. Er sah so müde und erschöpft aus. Hätte ich es nicht besser gewusst, hätte ich gesagt er wäre sterbenskrank.

Plötzlich grollte ein lauter Donner über den Himmel und ließ nicht nur mich zusammenzucken, sondern auch den Katzenhybrid. Mit einem Mal war er wieder hellwach, starrte aus entsetzt großen Kulleraugen hoch. „W-Was war das denn? Bricht der Himmel über uns ein?", fragte er nach und rutschte nach einem folgenden Blitz entsetzt zurück. „Keine Angst, das ist nur ein Gewitter. Die klingen vielleicht gruselig, aber sind sie in Wahrheit nicht", versuchte ich ihn zu beruhigen. „Für mich klingt das aber gefährlich...", murmelte er und legte die Katzenohren angespannt an. Kurz nach dem nächsten Donnergrollen, sprang er hoch und flitzte eilig unter die Bettdecke auf dem Sofa. Vermutlich dachte er, dass er sich damit vor sämtlichem Lärm schützen konnte. Allerdings wurde er eines besseren belehrt, als es erneut donnerte und seine eingemummte Gestalt zuckte wieder heftig zusammen.

„Du kannst dich nicht davor verstecken", schmunzelte ich, während ich fieberhaft versuchte mir ein amüsiertes Lachen zu unterdrücken. Das hier war eine ernste Situation und nichts, worüber ich mich lustig machen sollte. Andererseits sah Yoongi so niedlich aus, wie er sich in seinem Deckenborito eingerollt hatte. „I-Ich verstecke mich n-nicht. Ich bin nur m-müde", stotterte er, versuchte sich ganz offensichtlich zu rechtfertigen. „Das sehe ich... Hey, weißt du was? Meine Schwester hatte damals auch Angst vor Gewittern. Wir haben dann immer ein Versteck aus Kissen und Decken gebaut und darin Filme geguckt. Wenn du willst, können wir das auch machen", schlug ich vor. Der Katzenhybrid lugte unsicher zu mir heraus: „Wirklich?". „Ja, wirklich. Wir können die Vorhänge zumachen und uns ein gemütliches Versteck bauen. Was hältst du davon?", hakte ich nach. Mein Gegenüber nickte leicht, kroch schließlich zögerlich hervor. Zufrieden mit seiner Entscheidung, hüpfte ich in mein Schlafzimmer und holte dort sämtliche Decken und Kissen. Mit einer Ausbeutung von einer Winterdecke, zwei Kopfkissen und einer Wolldecke, ging ich dann zurück zu Yoongi. Er stand genau dort, wo ich ihn zurückgelassen hatte; absolut planlos, den Blick dabei angespannt aus der Fensterfront gerichtet.

„Es ist übrigens völlig normal, dass du Angst hast. Das ist ein Instinkt der Tier-Gene den wir nicht ausschalten können. Jedenfalls noch nicht. Ein paar Wissenschaftler arbeiten gerade daran, weil es für euch unnötiger Stress ist", erzählte ich ihm, während ich anfing die Vorhänge zuzuziehen. Mein Wohnzimmer wurde daraufhin augenblicklich dunkel und ich schaltete eine runde Stehlampe an, damit wenigstens ein bisschen warmes Licht den Raum erleuchtete. Dann zog ich den Wohnzimmertisch beiseite und breitete eine der Winterdecken auf dem Boden aus. „Jetzt brauchen wir nur noch zwei Stühle", murmelte ich. „Stühle?", wiederholte Yoongi dümmlich. „Ja, wir werden die Decken über den Lehnen ausbreiten und eine Verbindung zu dem Sofa herstellen, damit wir einen Unterschlupf haben", erwiderte ich. So hatten wir es früher auch immer gemacht. Ich konnte mich noch gut an die alten Tage erinnern, an denen meine Mutter uns derartige Verstecke gebaut hatte, während meine Schwester auf dem Sofa gesessen und lauthals geheult hatte. Obwohl sie mit ihren 9 Jahren deutlich älter als ich gewesen war, hatte sie viel empfindlicher auf die lauten Geräusche des Gewitters reagiert gehabt. Ich konnte mir bis heute nicht erklären wieso, aber irgendetwas daran musste sie damals getriggert haben.

Es dauerte eine Weile, bis ich alles an seinen Platz gelegt hatte und die Decken über den Stühlen auch wirklich beisammenhielten, aber als ich dann nach 15 Minuten vor meinem Ergebnis stand, war ich ziemlich Stolz auf mich. Die Winterdecke war groß genug um einen Platz für zwei Abzudecken. Ich hatte noch eine Wolldecke und zwei Kissen reingelegt und das Ganze von hinten mit einer zweiten Wolldecke abgedichtet. So war man gezwungen den Eingang auch als Ausgang zu benutzen, aber dafür war es nun wunderbar abgedunkelt. Fast schon ein bisschen zu dunkel und weil ich befürchtete, dass es Yoongi nicht gefallen könnte, legte ich noch eine Lichterkette hinein, mit der ich eigentlich ein ganz anderes Dekorationsstück in meiner Wohnung beleuchtete.

„Und, was hältst du davon?", ich machte eine einladende Handbewegung zu dem unfassbar gemütlich aussehenden Versteck. Yoongi zog die Nase kraus und plötzlich schlich sich ein absolut niedliches Lächeln auf seine Lippen. Er nickte etwas: „Das sieht gut aus. Darf ich reingehen?".
„Natürlich. Du musst nur aufpassen das du nirgendswo gegenstößt. Ansonsten kracht vielleicht alles ein", warnte ich ihn. Der Katzenhybrid nickte aufmerksam, schlich dann zum Eingang rüber und krabbelte ins Innere. Kaum war er drinnen, zuckte wieder ein lauter Blitz über den Himmel und er rollte sich automatisch zu einer Kugel zusammen. „Hier drin brauchst du jetzt keine Angst mehr zu haben. Stell dir einfach vor, das hier ist eine Festung aus Decken und Kissen", ich hockte mich zu ihm runter, doch Yoongi verzog das Gesicht. „Du sagst das so einfach. Deine Festung dämmt die lauten Geräusche keineswegs", schmollte er dann. Ich verdrehte die Augen und hievte mich wieder hoch: „Dann werde ich jetzt meinen Laptop holen und einen schönen Film anmachen. Das wird dich sicherlich ablenken".

Noch ehe Yoongi etwas antworten konnte, verschwand ich in meinem Schlafzimmer und holte das Gerät hervor. Für gewöhnlich ging ich nicht oft daran. Lediglich, wenn ich krank war und von zu Hause arbeiten musste. Deswegen war es auch ein wenig eingestaubt. Ich musste eine fette graue Schicht herunter pusten, bevor ich es mitnehmen und zu Yoongi zurückkehren konnte. Schließlich krabbelte ich direkt neben ihn in das kleine Versteck. Den Laptop stellte ich dabei zwischen uns, sodass wir beide gleichermaßen draufschauen konnten. Und nach ein paar Überlegungen entschieden wir uns dafür, einen Liebesfilm zu sehen. Yoongi hatte darauf bestanden, da er ja zurzeit über die Glückshormone vom Menschen lernte und Liebe eben auch ein Auslöser für derartige Dinge war. Ich hingegen konnte dem Genre eher weniger abgewinnen, aber das sprach ich natürlich nicht laut aus. Für Yoongi würde ich diese zwei Stunden schon irgendwie überleben können...

Das dachte ich jedenfalls, bis zu dem Zeitpunkt als es so schnulzig wurde, dass ich mich fremdschämen musste. Die beiden Hauptcharaktere waren so offensichtlich und dennoch blind ineinander verliebt, dass es mich frustrierte. Als sie dann endlich zueinander fanden, folgte eine kitschige Kussszene im Regen und leidenschaftlicher Sex – der natürlich nicht weit ausgeführt worden war, denn ansonsten hätte es auch ein Porno sein können.

„Fühlt sich das wirklich so schön an?", fragte Yoongi plötzlich nach. Das Gewitter war ihm mittlerweile komplett egal. Er konzentrierte sich viel mehr auf den Film vor ihm. „Was meinst du?", hakte ich nach, unsicher ob er nun das Küssen meinte, oder den Sex. Für ein Gespräch über letzteres hatte ich keine Lust und ich hoffte inständig, dass er nichts darüber wissen wollte. „Na das viele Küssen", erwiderte er, als wäre es offensichtlich. „Achso", ich atmete erleichtert aus und antwortete dann zögerlich, „Naja, es fühlt sich schon sehr gut an".
„Menschen scheinen das ständig zu machen... Ich frage mich, wieviel Serotonin dabei versprüht wird", er legte nachdenklich den Kopf schief. „Sicherlich eine Menge", mutmaßte ich dümmlich.

Auf einmal schoss Yoongi's Kopf in meine Richtung und er starrte mich neugierig an. „Wenn du Jungkook küsst, wie fühlt sich das dann an. Auf einer Skala von eins bis zehn?", wollte er wissen. Ich gab ein ungläubiges schnauben von mir: „Ernsthaft jetzt? Das interessiert dich?". Der Katzenhybrid nickte wild. Ich seufzte daraufhin resignierend und nickte. „Na schön... Vielleicht eine acht?", antwortete ich dann. „Nur eine acht? Wieso keine zehn?", Yoongi legte verwirrt die Stirn in Falten. „Weil ich Jungkook nicht liebe. Das habe ich dir doch schon mal erklärt – das was Jungkook und ich haben ist anders... Wir lieben uns nicht. Dennoch mag ich ihn und naja, er küsst eben gut, also gebe ich ihm eine acht", ich zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Und wenn du jemanden liebst, dann fühlt sich der Kuss wie eine zehn an?", fragte Yoongi weiter, woraufhin ich nickte. „Ich denke schon. Jedenfalls würde es Sinn machen, immerhin fühlt man sich zu einer Person die man liebt ganz anders hingezogen, als zu einem einfachen Freund".

Daraufhin herrschte eine Weile lang schweigen. Irgendwo erwartete ich noch eine Frage von Yoongi, doch er schien in seiner eigenen Gedankenwelt gefangen. Schließlich wendete er sich wieder dem Film zu und verfolgte mit großem Interesse, wie sich die beiden Hauptcharaktere entwickelten.

Wieso finde ich die japanischen Soundtracks von Bts immer besser, als ihre eigentlichen japanischen Songs? ;-; Irgendwie macht das kein Sinn, aber ich finde Your Eyes Tell Me bei weitem besser als Stay Gold. Und so war es mit Dont Leave Me und Crystal Snow auch schon. Vielleicht mag ich auch einfach nur den Vibe von Soundtracks, idk xD

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