22.

Hoseok's PoV.:

„Musst du wirklich wieder zur Arbeit?", fragte Yoongi am nächsten Morgen kleinlaut nach. Seine Stimme klang rau und kratzig, da er vor 15 Minuten noch geschlafen hatte. Er hatte sich lediglich aufgerafft, um mich zu verabschieden.

„Ja, muss ich", antwortete ich knapp. „Kannst du dir nicht noch einen Tag freinehmen?", hakte er nach, ganz offensichtlich nicht darauf erpicht alleine in meiner Wohnung zurück zu bleiben. Was verständlich war, immerhin hatte er noch nie irgendwo ganz alleine zurückbleiben müssen. Eigentlich war das mit Hybriden aus der Omega-Klasse auch nicht gängig, aber ich hatte keine andere Wahl. Die letzten zwei Tage waren nur eine Ausnahme gewesen.

„Ich bin schneller wieder hier, als du denkst", versuchte ich ihn zu beruhigen. Yoongi brummte daraufhin unwohl, zog die Beine an und bettete sein Kinn auf den Knien ab. Er wirkte dadurch noch kleiner und zerbrechlicher und das wiederrum nagte automatisch an meinem schlechten Gewissen. „Du kannst dir den Fernseher anmachen, oder Bücher lesen. Ich habe bestimmt auch noch ein paar CDs in den Regalen rumliegen... Nur nicht zu laut anmachen", erinnerte ich ihn. Danach kippte ich mir den Rest meines Kaffees herunter und machte mich daran meine Tasche zu packen. Das Yoongi mir dabei dicht auf den Fersen folgte, bemerkte ich erst als ich mich mit einer schwungvollen Umdrehung wendete und dabei beinahe gegen ihn lief. Erschrocken griff ich nach seinen Schultern und hielt ihn mit einer Armlänge Abstand von mir entfernt. „Du kannst mir doch nicht so schnell folgen", fluchte ich leise, woraufhin die Katzenohren meines Gegenübers beschämt einknickten. „Tut mir leid... Darf ich dich anrufen, wenn etwas passiert?", fragte er leise nach. „Natürlich, das haben wir doch schon abgeklärt", erwiderte ich, ehe ich von ihm abließ und mit meiner Tasche im Hausflur verschwand. Yoongi folgte mir wieder.

„U-Und wenn jemand klingelt?", stammelte er unbeholfen. „Nicht aufmachen", antwortete ich, suchte dabei fieberhaft nach meinem Schlüsselbund. Merkwürdigerweise lag er nicht dort, wo ich ihn sonst immer neben meinem Portemonnaie und einer Packung Kaugummi aufbewahrte. Verwirrt tastete ich meine Jackentaschen ab, räumte schließlich auch nochmal meinen Rucksack aus. Aber ich konnte ihn trotzdem nicht finden. „Verdammt", fluchte ich leise und sprang wieder auf die Beine, um zurück ins Wohnzimmer zu hechten, „Meine Schlüssel sind weg. Hast du sie irgendwo gesehen, Yoongi?".

Ich war zwar noch perfekt in der Zeit, aber wenn ich die folgenden Minuten damit verschwenden würde meine Schlüssel zu suchen, dann würde ich definitiv zu spät kommen. Und das kurz nachdem ich mir zwei Tage frei genommen hatte – wie unprofessionell.

Verzweifelt hob ich die Kissen auf dem Sofa an, tastete mich danach entlang der schmalen Zwischenräume. Als ich ihn dort auch nicht auffinden konnte, hetzte ich in die Küche und suchte dort die Arbeitsplatte ab. „Wo ist das blöde Ding denn bloß? Sowas ist mir noch nie passiert...", murmelte ich angestrengt. Letztendlich kam mir nur noch das Badezimmer in den Sinn und ich drehte mich wieder schwungvoll um, knallte dabei fast erneut in Yoongi rein, der knapp hinter mir stand. „Yoongi, wenn du mir nicht bei der Suche helfen willst, dann setz dich bitte irgendwo hin und lauf mir nicht nach, wie ein verloren gegangenes Küken", murrte ich. Dann drängte ich mich eilig an ihm vorbei, drauf und dran das Badezimmer abzusuchen.

„Ich habe deine Schlüssel", kam es plötzlich von dem Katzenhybrid. Ich blieb abrupt stehen und drehte mich zu dem Kleineren um, der mir auf seiner flachen Hand meinen Schlüsselbund entgegenstreckte. „Was? Woher hast du den auf einmal her?", erleichtert trat ich zu ihm ran und nahm sie ihm ab. „Ich-... Ich habe sie versteckt...", gestand er kleinlaut, woraufhin mir sämtliche Gesichtszüge entgleisten, „Ich will nicht das du gehst. Kannst du nicht hierbleiben?".

„Yoongi... Verdammt, wegen dir komme ich zu spät. Ich kann nicht hierbleiben, das weißt du. Mein Arbeitsplatz ist einer der nicht vertreten werden kann. Die brauchen mich da drüben", erklärte ich, während ich zurück in den Hausflur rannte. „Aber ich habe Angst alleine. Was ist, wenn jemand klingelt, oder einbricht?", erwiderte er panisch. „Das wird nicht passieren. Hier bricht niemand ein, verstanden? Und wenn jemand klingelt, dann musst du das einfach ignorieren. Egal wer vor der Tür steht... Du öffnest nicht die Tür und du antwortest der Person auch nicht", sagte ich ernst, zog mir dabei eilig die Schuhe an. Der Katzenhybrid antwortete daraufhin nicht mehr und erst als ich mich wieder zu ihm umdrehte, sah ich wie er verzweifelt versuchte keine Panik zu schieben. Er kaute unentwegt auf seiner Unterlippe herum, knetete die Hände ineinander. Ihm war deutlich unwohl und wäre Seokjin bei ihm gewesen, hätte dieser sicherlich seine Hand genommen und ihn auf irgendeine magische Weise beruhigen können. Ich glaubte das nicht zu können, weswegen ich ihm schließlich einfach nur ein aufmunterndes Lächeln schenkte und in einem ruhigen Ton sagte: „Du schaffst das schon. Versuch dich ein bisschen abzulenken, ja?". Mein Gegenüber nickte verklemmt. Das war mein Startsignal. Ich winkte ihm noch ein letztes Mal zu und verschwand dann eilig aus der Wohnungstür.

Mein schlechtes Gewissen wuchs ins unermessliche, als ich in mein Auto stieg und damit vom Parkplatz bretterte. Das Life Companionship Center lag nicht allzu weit entfernt von mir und nichtsdestotrotz glaubte ich eine gefährliche Distanz zwischen Yoongi und mir zu spüren. Vielleicht hätte ich mir doch noch einen Tag freinehmen sollen? Aber dann hätte sich der Hybrid umso mehr an meine Anwesenheit gewöhnt und der Abschied am nächsten Tag wäre viel schlimmer gewesen.

Als ich im Obergeschoss des Life Companionship Centers ankam, wurde ich bereits herzallerliebst von Wheein begrüßt. „Du bist sieben Minuten zu spät", trällerte sie und ich verdrehte genervt die Augen. „Ich weiß, Schätzchen, ich kann die Uhr lesen. Außerdem kommst du auch gelegentlich zu spät", antwortete ich ihr dann. Sie sagte daraufhin noch etwas, aber ich hörte ihr schon gar nicht mehr zu. Stattdessen steuerte ich schnurstracks mein Büro an. Dort angekommen wurden wieder zu allererst die Fenster geöffnet. Danach schaltete ich meinen Computer an und zog mir mein Jackett aus, hängte es ordentlich über die Lehne meines Schreibtischstuhls.

„Bisschen spät heute, huh?", hörte ich Namjoon auf einmal sprechen. Er stand mit verschränkten Armen in der Tür zu meinem Büro, eine Augenbraue vorwurfsvoll angehoben. „Tut mir leid. Ob du es glaubst oder nicht, aber Yoongi hat meine Schlüssel versteckt, weil er mich nicht gehen lassen wollte", versuchte ich mich zu verteidigen. „Das klingt wie die Ausrede eines Grundschülers, der behauptet das sein Hund seine Hausaufgaben aufgefressen hat", kommentierte Namjoon amüsiert. „Ich weiß... Yoongi hat mich heute Morgen echt verrückt gemacht. Jedes Mal, wenn ich mich umgedreht habe, stand er plötzlich hinter mir", ein Teil von mir war so frustriert von dem anhänglichen Verhalten des Katzenhybriden, dass ich nicht anders konnte als mich darüber aufzuregen.

„Wie geht es ihm denn sonst so? Hatte er nochmal Nasenbluten?", fragte Namjoon interessiert nach. „Nein, nicht seit gestern. Hat Taehyung die Ergebnisse von seinem Bluttest schon ausgewertet?", nun war ich es, der Namjoon neugierig ansah. Dieser nickte bejahend: „Allerdings ist ihm nichts aufgefallen. Laut den Ergebnissen ist Yoongi absolut gesund. Also lag es wahrscheinlich nur an dem ganzen Stress, dem er die letzten Tage ausgesetzt war".
„Das hoffe ich", murmelte ich, während ich mich auf meinem Arbeitsplatz niederließ, „Gibt es sonst noch irgendwelche Neuigkeiten?".

„Ja, ich habe die kleine Bar von der Siyeon und du mir erzählt haben, bei der Polizei gemeldet. Sie haben dort ganze fünf Hybriden rausgeholt, alle in einer schlimmeren Verfassung des jeweils anderen. Und zwei der Hybriden sollen Drogen für den Ladenbesitzer abgepackt haben. In ihren Körpern wurden allerdings keine Rückstände davon gefunden", antwortete mein Gegenüber. Ich schluckte trocken. Allein der Gedanke, dass Yoongi einer dieser Hybriden hätte sein können, sorgte bei mir für Unbehagen.

Mittlerweile gab es Hybriden schon acht Jahre lang und in diesen acht Jahren hatte sich kaum etwas verändert – sie waren von Anfang an ausgenutzte Geschöpfe gewesen. Nicht von allen, aber von vielen. Ich konnte nur von Glück reden, dass Yoongi sich rechtzeitig dazu entschieden hatte mit mir mitzukommen.

„Ich hoffe der Ladenbesitzer schmorrt in der Hölle", fluchte ich wütend und Namjoon lachte leise. „Das wird er, glaub mir. Der Kerl geht mit einem Haufen von Straftaten zum Gericht. Wenn wir Glück haben, dann kommt der erst nach zehn Jahren wieder raus", meinte er, was mich zufrieden aufatmen ließ. „Na wenigstens etwas...".

„Anderes Thema: Ich will einen neuen Hybriden aus dem Schlaf holen. Wir haben die Wahl zwischen einem Hundehybrid aus der Omega-Klasse und einem Hundehybrid aus der Alpha-Klasse. Nachdem Yoongi ein Fehlschlag war, würde ich gerne mit dem Alpha gehen, weil ich das Gefühl habe das der sich etwas besser schlagen wird", fuhr Namjoon schließlich fort. „Yoongi ist kein Fehlschlag...", berichtigte ich ihn sofort. „Ich weiß, aber du weißt wie ich das meine... Also, was hältst du von meiner Idee?", hakte er nach. „Meinetwegen. Ich werde die Papiere vorbereiten. Und dieses Mal lassen wir dem Hybriden einen Monat Eingewöhnungszeit", forderte ich ernst und Namjoon nickte. „Keine Sorge, dieses Mal halte ich mich zurück. Ich werde uns nicht bei irgendwelchen Veranstaltungen einzuschreiben".

„Das hoffe ich für dich. Ansonsten haben wir beide ein Problem miteinander", brummte ich. Der Jüngere sah mich unsicher an. „Wegen dem was vor ein paar Tagen passiert ist-... Wir sollten darüber reden", meinte er dann und ich nickte zustimmend. Unser kleiner Streit war bis zum heutigen Tage noch unerwähnt geblieben. Allerdings war es wichtig darüber zu sprechen, vor allem für Namjoon und mich. Wir waren nicht nur Arbeitgeber und Arbeitnehmer füreinander, sondern auch beste Freunde. Und das schon seit langer Zeit. Ich wollte das nicht wegen einer dummen Auseinandersetzung verwerfen.

„Wir könnten uns ja am Wochenende treffen. Ich will Yoongi nicht so lange alleine zu Hause lassen...", erwiderte ich schließlich. „Okay. Ich schreibe dir sonst nochmal und wir können uns auf einen genauen Tag einigen", sagte Namjoon, woraufhin ich zustimmend nickte. Dann verabschiedete er sich mit einem halbherzigen winken und verschwand nebenan in seinem eigenen Büro. Ich hingegen versuchte mich in die Arbeit zu stürzen.

Nach mehr als zwei Jahren auf dieser App habe ich immer noch nicht die perfekte Zeit zum Uploaden gefunden. Ich probiere es jetzt gegen 17 Uhr aus hehe

Btw, habt ihr schonmal von Bts geträumt? Ich träume komischerweise immer nur von Yoongi und einer dieser Träume war so bescheuert und absurd, dass ich am nächsten Morgen aufgewacht bin und erstmal für fünf Minuten gelacht habe xD

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