K a p i t e l | 8
War of Hearts - Ruelle
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Gelangweilt drehte ich meinen Becher in den Händen. Das Feuer in der Mitte des Raumes knackte laut. Doch Thors dröhnende Stimme konnte es nicht übertönen.
"Und gerade noch rechtzeitig kamen wir zurück nach Asgard. Hätte mein Vater und erwischt, wären wir wohl sofort nach Jotunheim geschickt worden!"
Loki hatte recht gehabt. Das wollte ich nicht hören. Außerdem kannte ich die meisten Geschichten davon eh schon.
Wir saßen in einem kleinen Raum. Thors Freunde flätzten sich auf Sofas und betranken sich. Mir war langweilig. Thor war nur halb so lustig wie zu meiner Zeit und seine Freunde redeten über nichts anderes als übers Kämpfen. Ich wünschte wirklich, Loki wäre hier. Ich selbst saß auf einem Sessel mit überschlagenen Beinen und hörte ihnen nur zu. Sie hatten bisher keine Fragen gestellt oder wollten sonst was über mich wissen. Eigentlich gut, aber ich kam mir ziemlich überflüssig vor. Wieso hatten sie mich dann eingeladen?
Ich seufzte und brachte meinen Becher weg. Ich trat an die hohen Fenster und blickte auf Asgard hinunter. Ich war erst einen Tag hier und sollte wirklich keine großen Ansprüche haben. Aber als Frigga gesagt hatte, dass ich nach Asgard kommen sollte, um Lokis Vertrauen zu gewinnen, hatte ich mir das echt anders vorgestellt. Nach der Führung hatte ich ihn nicht wieder gesehen und beim Abendmahl hatte er nur geschwiegen.
"Ganz in Gedanken?" Thor kam zu mir. Ich sah auf und lächelte. "Ja ich... Das ist nur alles so viel auf einmal."
"Ja. Asgard kann manchmal atemberaubend sein." Er grinste und ich roch den Alkohol in seinem Atem. Hinter uns lachten die anderen über etwas. Thor sah kruz zu ihnen. Dann sagte er: "Wenn du irgendetwas brauchst, komm zu mir. Ich kenne mich bestens in Asgard aus."
Ich nickte. "Mach ich danke."
"An was denkst du?"
Ich drehte den Kopf zu ihm und wurde rot. Hoffentlich erkannte er das wegen dem schummrigen Licht nicht. "An nichts besonderes.", log ich. Ich konnte ja schlecht sagen, dass ich an seinen Bruder dachte.
Thor berührte plötzlich meinen Arm. "Du siehst gut aus heute Abend." Ich blinzelte verwirrt. "Ähm... Danke." Ich trug immer noch dasselbe Kleid wie heute Nachmittag. Nur die Haare hatte ich etwas zurückgesteckt.
"Soll ich dir noch was zu trinken holen?", bot er an. Ich zuckte mit den Schultern. "Gerne."
Thor verschwand kurz und ich schüttelte verwundert den Kopf.
"Hier", er drückte mir einen neuen Krug in die Hand. "Der beste Wein in ganz Asgard."
Ich lächelte. "Danke sehr." Der Wein schmeckte süßlich und prickelte auf meiner Zunge.
Thor lehnte sich gegen die Säule neben ihn. "Ich weiß, wir kennen uns noch nicht so lange.", sagte er. "Aber ich würd dich gern besser kennenlernen." Er grinste. Ich starrte ihn an. "Was?"
Hatte er gerade... Oh je. Ich räusperte mich. "Na ja, ich bin ja noch ne Weile hier."
"Hmhm zum Glück. Ich mag dich nämlich sehr."
Oh Gott. Thor sollte sich doch in Jane verlieben und nicht in mich! Meine Hände wurden schwitzig. Was wenn das hier komplett aus dem Ruder lief!?
Ich biss mir auf die Lippe. "Danke. Ich dich auch." Wir schwiegen, doch es war kein angenehmes Schweigen. Fieberhaft überlegte ich, was ich sagen konnte. Thor veränderte seine Position, sodass unsere Schultern sich berührten. Ich fluchte innerlich. Das ging ja mal sowas von schief. Da musste ich deutlicher werden.
"Was ist eigentlich mit deinem Bruder?"
Thor sah mich an. "Loki? Ach, der feiert nie mit uns." Er winkte ab. "Den kannst du vergessen."
"Du bist ja nicht sehr nett zu deinem Bruder.", stellte ich fest.
"Er ist auch oft nicht nett zu mir.", grummelte Thor. "Spielt mir dauernd Streiche und solche Kinkerlitzchen. Ziemlich albern."
Ich nickte verständnisvoll. "Auf mich wirkte er nicht albern. Und dass er Magie kann ist eigentlich ziemlich cool."
"Ziemlich was?"
"Ähh... Ziemlich beeindruckend."
Thor lachte, doch es war kein erfeuliches. "Ach. Magie erlernen kann jeder. Schwertkampf ist die wahre Kunst!" Ich schüttelte ungläubig den Kopf. "Wirklich?"
"Oh ja! Man muss den Gegner richtig kennen und abschätzen können, um die richtigen Hiebe und Stiche auszuführen. Und man muss schnell und kraftvoll zugleich sein. Das kann nicht jeder."
"Klar" Ich ignorierte den Seitenhieb auf Loki.
"Loki hat mir erzählt, dass du irgendwann König wirst." Hatte er zwar nicht, aber das musste Thor ja nicht wissen.
Dieser runzelte die Stirn. "Das hat er erzählt?"
"Jah"
"Eigentlich können beide von uns den Thorn erben. Aber ich bin der Erstgeborene. Also denke ich schon, dass ich den Thron erben werde."
"Und was ist dann mit Loki?"
"Was soll mit ihm sein?"
Ich winkte ab. "Egal"
"Du magst ihn, nicht wahr?"
"Ja wieso nicht?"
"Hmm"
"Wieviel jünger ist er eigentlich?"
Thor zuckte mit den Schultern. "Ein paar Jahrhunderte."
Ich verschluckte mich fast an meinem Getränk. Thor lachte. "In Menschenjahren ein, zwei Jahre.", erklärte er. Ich hustete und er klopfte mir hart auf den Rücken.
"Gehts?"
"Ja", krächtzte ich. Jahrhunderte!
Kichernd nahm Thor mir den Becher aus der Hand. "Du solltest vielleicht weniger trinken" Damit stürzte er den Wein selber hinunter. Ich unterdrückte ein Stöhnen. Thor war ja in meiner Zeit schon anstrengend. Aber der hier war nochmal ne Stufe höher.
"Hey, wenn du willst, kann ich dir morgen die Gärten und Ställe zeigen.", sagte Thor. Ich zögerte. "Das wollte Loki schon machen." Und das stimme. Nachdem wir die Sternenwarte verlassen hatten, hatte Loki mir das angeboten.
"Oh", machte Thor.
"Ihr habt nicht so ein gutes Verhältnis oder?", fragte ich und erinnerte mich an den Anfang. Als ich gerade nach New York gekommen war, hatten sie sich oft gestritten. Das hatte sich irgendwann gelegt, doch am Anfang waren die beiden ziemlich genervt voneinander gewesen.
"Doch haben wir. Er ist schließlich mein Bruder und ich liebe ihn. Nur... Er kann manchmal sehr nervenaufreibend sein."
Ich lachte. "Ja ich weiß"
Thor runzelte verwirrt die Stirn.
Ich schluckte. "Ähh ich meine, das kann ich mir gut vorstellen."
Thor nickte.
Plötzlich öffnete sich die Flügeltür. Wir alle drehten sich um. Loki kam herein. Ich musste lächeln. Er war doch noch gekommen!
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