K a p i t e l | 5

Song:
Feeling You - Harrison Storm

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Natürlich hatte ich Alpträume. Ich war sonst zwar jemand der selten welche hatte, doch die Geschichten von gestern Abend gingen auch mir unter die Haut.

Ich träumte von Riesenschlangen, die sich durch das Dach des Hauptquartiers bohrten. Die Avengers standen regungslos daneben und Clint bot mir Nudelauflauf an. Thor hatte einen Wekzeughammer in der Hand und hielt ihn wütend der Schlange entgegen.

Da stand plötzlich Loki neben mir und sah finster zu mir hinab. War er irgendwie noch größer geworden?

Er war fast so groß wie der Wolf, der plötzlich die nächste Wand sprengte. Seine leuchtend grünen Augen stachen mir in die Seele und ich bekam keine Luft. Loki lachte und sagte, ich hätte nie nach Amerika kommen sollen. Meinetwegen würde jetzt die Götterdämmerung anbrechen!

Als die Avengers das hörten, schnappten sie nach Luft und gingen auf mich los. Sie gaben mir die Schuld an allem und trieben mich rückwärts auf die Schlange zu. Ich rief um Hilfe, doch niemand kam. Ich konnte immer noch die Zähne der Schlange an meiner Schulter spüren, als ich japsend erwachte.

Alles war dunkel. Ich sah auf den kleinen Wecker auf dem Nachtschrank und stöhnte auf. 01:04
Ich konnte jetzt garantiert nicht mehr einschlafen! Die Bilder des Traumes spukten immer noch in meinem Kopf herum. Als ich es nicht mehr aushielt, stand ich auf und ging nach draußen. Leise tapste ich durch den Flur um niemanden zu wecken. Ich nahm die Treppe und lief hinaus zur Terasse. Jetzt brauchte ich frische Luft.

Ich lief an der Sesselgruppe vorbei und stockte, als ich sah, dass die Glastür nach draußen bereits offen war. Vorsichtig spährte ich nach draußen. Dort standen um einen niedrigen Tisch ein paar Gartenbänke. Weiter hinten, wo die Steinplatten der Terasse in Gras übergingen saß eine Person auf dem Boden. Die Silhouette sagte mir, dass es Loki war. Ich schluckte. Umdrehen konnte ich nicht mehr. Er hatte mich sicherlich schon bemerkt!

Ich biss mir auf die Lippen und trat hinaus. Der Stein war verdammt kalt unter meinen nackten Sohlen. Als Loki meine Schritte hörte, drehte er sich um und plötzlich kam ich mir ziemlich unbedeckt vor in meinem kurzen Schlafanzug. Zögernd ging ich auf ihn zu und setzte mich in etwas Abstand neben ihn. Normalerweise würde ich mich umdrehen und gehen, aber da er mich schon gesehen hatte...

Außerdem brauchte ich jemandem zum Reden. Jemandem der mir sagte, das diese Geschichten nicht wahr wahren. Und wer konnte das besser als Loki selbst?

Loki sah mich verwirrt an. Er hatte die Knie angezogen und die Arme darum geschlungen. Seine Haare fielen auf einen Kapuzenpulli hinab.
"Was willst du denn mitten in der Nacht hier?", fragte er.

Ich mied seinen stechenden Blick. "Das Selbe könnte ich dich fragen.", erwiderte ich. Ich wunderte mich, wo das plötzlich herkam. Sonst war ich immer ziemlich wortkarg in unangenehmen Situationen.

Er zuckte mit den Schultern. "Konnte nicht schlafen. Alpträume."
Ich sah ihn das erste Mal richtig an. "Ehrlich?" Er drehte den Kopf zu mir. "Ich auch."

Etwas in seinen Augen regte sich und er zog eine Augenbraue hoch. Schnell sah ich weg, hinaus in die Dunkelheit. Wartete er jetzt auf eine Erklärung? Da mich mich gezwungen fühlte etwas zu sagen, begann ich zögernd: "Ich hab gestern Abend recherchiert. Über Sagen und Mythen. Und Thor... Und dich."

Ich hielt den Atem an. Er würde jetzt bestimmt ausrasten - mich anfahren, warum ich so etwas tat. Doch ich hörte nur ein leises, dunkles Lachen. Es klang irgendwie schön. Verwirrt sah ich auf.

"Du hast Nachforschungen über uns angestellt?", fragte er mit blitzenden Augen. Ich wurde rot und hoffte, dass er es im Dunkeln nicht sah. "Ja", gab ich kleinlaut zu.

"Und? Was hast du gefunden?", grinste er schelmisch. Ich schluckte schwer. Jetzt musste ich ihm das wohl verraten. Ich erzählte ihm von dem Text auf Wikipedia und den Monstern, die seine Kinder waren.

Sein Lächeln wurde immer breiter und ich kam mir immer dämlicher vor. Als ich geendet hatte, lachte er. Ich verzog beleidigt mein Gesicht.
"Du glaubst das alles?", fragte Loki ungläubig. "Ich... Ich weiß nicht."

Er schüttelte den Kopf. "Das sind alles nur Sagen. Geschichten, die sich Eltern ausgedacht haben, um ihren Kindern Angst zu machen." Er sah mich an. "Es ist nicht wahr."
Ich versuchte meine Erleichterung zu verbergen und seufzte auf.

"Hast du etwa davon geträumt?", durchschaute er mich. "Vielleicht", antwortete ich. Er schmunzelte nur und erwiderte nichts. Vielleicht war er doch gar nicht so schlimm?

"Wie lange bist du eigentlich schon hier?", fragte ich vorsichtig. Ich wollte nicht neugierig wirken, aber Schweigen war mir zu unangenehm. "Also bei den Avengers meine ich. Nicht hier unten."

Loki sah zum Himmel hinauf. Ich folgte seinem Blick und sah unzählige Sterne funkeln. Es war wunderschön.
"Seid Anfang Mai." Es war Ende Juni.
"Und wieso bist zu hier?", fragte ich und kam mir irgendwie ziemlich unhöflich vor. Loki holte tief Luft. "Damit Thors Freunde auf mich aufpassen können. Odin hat entschieden, mich nach Midgard hinab zu schicken, damit ich Demut lerne."

Er verdrehte die Augen.
Schien bisher nicht funktioniert zu haben. "Er hat dich verbannt?", ich erinnerte mich an Thors Geschichte.
"Nein", fauchte Loki, doch ich wusste, dass es nicht stimmte.
Verlegen setzte ich mich in einen Schneidersitz. Es war verdammt kalt und ich schauderte - ich hätte mir eine Jacke mitnehmen sollen!

Da fiel mir Lokis Grund ein, warum er hier unten war. Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen. "Du hast gesagt, du hättest auch Alpträume. Willst du darüber reden?"
Loki verdrehte die Augen. "Warum reden Menschen immer so viel?", raunte er.

"Was haben die anderen dir über mich erzählt?"
"Wieso?", wollte ich wissen. Loki schloss für einen Moment die Augen. Er schien echt genervt von mir zu sein. Und irgendwie tat mir das mega Leid.

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