Spiderman - Zeichentrick-Evolution eines Superhelden
So ziemlich jeder, egal ob bewandert mit Comics oder auch nicht, wird nicht an dem beliebten Superhelden Spiderman vorbeigekommen sein. Obwohl wesentlich jünger als Marvels ältester Superheld "Captain America" schaffte es Spiderman im Laufe der letzten 50 Jahre in den Olymp der beliebtesten Superhelden des Verlags. Richtig, 1962 wurde Spiderman von Stan Lee undSteve Ditko für die Comicwelt geschaffen und 5 Jahre später im Jahre 1967 bekam er seinen ersten animierten TV-Auftritt. 45 Jahre Fernsehpräsenz kann kein anderer Marvel-Superheld aufweisen, darum möchte ich dieses Jubiläum ehren, indem ich Euch nun alle bisherigen animierten Spiderman-Auftritte im Detail vorstelle.
1967 bekam der Wandkrabbler seine erste Cartoon-Serie spendiert, die von nun an 3 Staffeln lang über die TV-Bildschirme flimmern sollte. In 52 Episoden wurden die ersten Weichen gelegt für das, was ich am animierten Wandkrabbler so liebe: Eine breite Riege an Gegenspielern, Team-Ups von Gegenspielern, Jameson, Peters Doppelidentität, Zaghafte erste Annäherunsversuche an Betty Brand und sogar der erste Auftritt von Tante May. Das Gegenspieler-Repertoire umfasst viele bekannte Figuren, wie Dr. Octopus, den grünen Kobold, Mysterio, den Skorpion, den Geier, Kingpin und viele mehr, wobei darunter auch einige echt kuriose Gestalten zu finden sind, deren einziger Auftritt im Marvel-Universum sich auf diese Serie beschränkt. Die Geschichten offenbarten nichts von den Hintergründen der Gegenspieler, so dass sich die Serie lediglich auf käsige Zusammentreffen mit den Bösewichtern bezog. Trotz guter Verkaufszahlen des Comics sanken jedoch die Einschaltquoten, das Budget und die Motivation der Produzenten die Serie entsprechend zu würdigen. So kam es zur Absetzung und es sollte 10 Jahre dauern bis man Spiderman wieder in animierter Form zu Gesicht bekommen sollte....
Nein, Peter Parker hat sich keiner Geschlechtsumwandlung unterzogen und ist auch nicht zur Drag-Queen mutiert. 1979 kam das Animationsstudio DePatie/Freleng auf die grandiose Idee die weibliche Version Spidermans ins Rennen zu schicken. Wie der Leser sicher weiss, gibt es von vielen Superhelden oder Bösewichtern auch eine weibliche Version. Supergirl, She-Hulk, She-Ra, um mal ein paar zu nennen. Nun müsste man meinen, in 10 Jahren hätten die Animationskünstler dazugelernt, was Storytelling betrifft. Aber weit gefehlt. Die Animationen sind zweifelsohne sauberer, aber die umgesetzten Geschichten sind haarsträubendster Humbug. Kostprobe gefällig? Fliegende Pyramiden greifen Amerika an. Spiderwomans Alter EgoJessica Drew sitzt mit Freund und Neffe im Hubschrauber und erhält die Nachricht, dass nun auch London angegriffen werde. "Wir müssen nachsehen, was da los ist" sagt sie und innerhalb weniger Sekunden ist man mit dem Hubschrauber nach London geflogen. Netterweise bekam Spiderman auch zwei Episoden spendiert, in denen er seinem weiblichen Pendant unter die Arme greifen darf.
So käsig die Spider-Woman-Serie auch ist, hat sie immerhin einen hohen trashigen Unterhaltungswert. Dies blieben leider Spidermans einzigen zwei animierten Auftritte in den 70ern. Doch bis zum nächsten Abenteuer sollten nur noch 2 Jahre ins Land streichen.
1981 war es soweit! Er war wieder da und in Hochform! Spiderman mit allem was dazugehört, aber auch einer weiteren Portion Käse ³. Bei den europäischen Fernsehausstrahlungen wurde die Serie als "Spiderman 5000" bekannt. Die bekannten Bösewichter waren alle mit von der Party und bekamen immerhin ein wenig Background spendiert, der aber ohne Kenntnis der Comic-Vorlage nicht immer durchschaubar war. Das Kuriose an der Serie war der siebenfache Auftritt von Doctor Doom. Wer es nicht weiss: Eigentlich ist Doctor Doom der Gegenspieler der Fantastic Four. Klar kommt es vor, dass auch Gegenspieler anderer Superhelden hin und wieder durch Serien hoppen. In diesem Fall ist es jedoch besonders kurios, weil Doctor Doom in keiner der bisherigen 4 Fantastic Four-Cartoon-Serien gleich 7 Auftritte hingelegt hat! Dadurch ging bei nur 26 Folgen viel Raum für andere Charaktere flöten die ich lieber gesehen hätte. Aber das war leicht zu verschmerzen, denn noch im selben Jahr wurde eine weitere Spiderman-Serie gesendet!
Der Ruf von "Spiderman und seine aussergewöhnlichen Freunde" ist besser als die Serie selbst. An der Seite von Iceman und Firestar, die im wahren Leben zwei Kommilitonen von Peter sind erlebt der Netzschwinger weitere Abenteuer mit bekannten Bösewichtern, aber auch Helden. Unter anderem tauchen auch bereits die X-Men und Dr.Strange auf. Und hält man als Zuschauer die Augen offen, so wird man im Hintergrund oft noch mehr Helden erhaschen können. Auch wenn die Serie sich drei Staffeln lang halten konnte, so bediente sie sich oftmals vieler Ideen aus "Spiderman 5000" und führte einen der miesesten Gegenspieler aller Zeiten ins Marvel-Universum ein: Videoman. Darauf hätte man getrost verzichten können.
Nachdem die beiden vorigen Serien durch unzählige Wiederholungen dazu führten, dass man praktisch schon fast jeden Dialog mitsprechen konnte, kam 1994 endlich die Erlösung und Offenbarung der Cartoon-Serien rund um die Spinne. "New Spiderman" machte ganze 5 Jahre über 5 Staffeln hinweg lang ALLES richtig, was man in einer Cartoon-Serie für ein junges Publikum nur richtig machen kann. Die Gegenspieler-Riege wurde erweitert, somit treten nun auch Figuren wie Venom und Carnage auf. Zudem wird auf die Hintergrundgeschichte jedes Gegenspielers eingegangen mit einziger Ausnahme vom Schocker und von Rhino. Peters private Beziehungen sind ausgedehnt auf Mary Jane und Felicia Hardy, was zu einem schönen emotionalen Wirrwarr führt. Spiderman trägt zwischenzeitig das schwarze Kostüm. Flüssige und lebendige Animationen (Tokyo Movie Shinsha sei Dank!). Kurzum: Bis dato war dies der absolute animierte Höhepunkt der Spinne. Doch 1998 war leider Schluß. Die Macher schlugen äusserst obskure Wege für die Serie in der letzten Staffel ein, so dass am Ende Spiderman gar seinem Schöpfer (!) gegenüberstand. Ein seltsamer Abgang für eine fantastische Superhelden-Cartoon-Serie.
1999 wollte Marvel jedoch wieder an den Erfolg der Vorgänger-Serie anknüpfen. Man wollte sich nicht vom Quoten-Meter geschlagen geben. Problem war nur, dass Tokyo Movie Shinsha als Trickstudio nicht mehr bezahlbar war, die Charakterdesigns von "New Spiderman" jedoch ihnen gehörten. Somit musste eine schnelle Entscheidung getroffen werden. Im Gespräch war, das Comic-Spin-Off "Spiderman 2099" umzusetzen, doch man liess aufgrund des geringen Wiedererkennungswertes davon ab. Stattdessen experimentierte man mit der bereits angeschnittenen Idee der Paralelluniversen herum. Ein neues Charakterdesign musste her und so entschied man sich einfach alles auf den Kopf zu stellen. Gleich in der ersten Folge wird Peter inklusive Venom und Carnage in ein Paralleluniversum verschlagen und muss dort andere Varianten der bisherigen Feinde das Fürchten lehren. Knackpunkt: Wenn man nicht wüsste, wer wen darstellen soll, würde man es nicht erkennen. Sogar Spiderman selbst hat ein neues Kostümchen inklusive Umhang spendiert bekommen. Die Veränderungen waren zu gewagt und abgesehen davon tauchte 1999 in den Staaten auch noch Pokémon auf den Bildschirmen auf, so dass "Spiderman Unlimited" bereits nach nur 13 Folgen ein jähes Ende beschert war.
2002 war die Welt für Spiderman-Fans plötzlich in Ordnung, denn Sam Raimi bezauberte mit dem ersten Teil seiner Realfilm-Trilogie die Fans. Doch wir wollen beim animierten Spiderman bleiben, der 2003 vom Jugendsender MTV in Anlehnung an Raimis Film eine eigene Serie spendiert bekam. Nun tue ich mich schwer damit, sie hier mit aufzuführen, denn es handelt sich nicht um eine Zeichentrick- sondern um eine CGI-Serie, deren Qualitäten (falls vorhanden) nach 10 Jahren nicht mehr sichtbar sind. Die Serie bot keinen einzigen bekannten Spiderman-Gegenspieler, stattdessen aber viel Beziehungs Hoch und Tief zwischen Peter und Mary Jane. Ok, machen wir schnell weiter....
2008 wurde "Spectacular Spiderman" auf Cartoon Network gesendet und stellt den äusserst charmanten Versuch dar, Spiderman neu zu interpretieren, aber sich nicht zu weit vom Original zu entfernen. Größte Veränderung ist, dass Peter noch kein Student, sondern Schüler der 10 Klasse ist. Hauptsächlich sind die auftauchenden Gegenspieler gleichaltrige Freunde von Peter (ja, auch Eddie "Venom" Brock). Die Serie offenbart sich auf eine kindlich-naive aber sympathische Art und Weise. Es macht einfach nur gute Laune sie zu schauen und die Animationen sind wunderbar flüssig. Leider war nach 2 Staffeln Schluß, weil Sony die Rechte an Marvel verkaufte. Dabei war die Serie auf vier Staffeln ausgelegt gewesen. Prinzipiell sehr schade, da die Serie Peters bisher fröhlichsten und leichtfüßigsten Auftritt präsentiert hat. Doch es blieb kaum Zeit lange hinterherzutrauern....
Im Jahr 2012 kam ein neuer Auftritt in Form des "Ultimate Spiderman" über die Bildschirme . Die Erwartungshaltung seitens der Fans war hoch, bezeichnet "Ultimate Spiderman" ein Franchise innerhalb Marvels Comic-Universum, in dem viele bisherige Prämissen Spidermans über den Haufen geworfen worden sind. Doch ganz das ist die neue Zeichentrickserie noch nicht geworden. Bislang läuft die Serie noch und bietet ein paar neue Ansätze. So arbeitet Spiderman jetzt für Nick Fury und S.H.I.E.L.D. und zusammen in einem Team mit jungen Mutanten. Im Grunde genommen ist die Serie DCs "Teen Titans" nicht ganz unähnlich, vor allem in Sachen Humor. Der wird diesmal, stark inspiriert von der japanischen Animationskultur, kurz, plötzlich, prägnant und mit dem Holzhammer serviert.
Soooo, wir sind durch, was 45 Jahre animiertem Spinnenmann anbelangt. Letztendlich bleibt zu sagen, dass jede Spiderman-Variante für sich einen eigenen Charme versprüht und sich die Geschichte, wenn es auch immer die selbe ist, facettenweise mal mehr mal weniger weiterentwickelt hat. Egal zu welcher Variante man greift, wird man jedenfalls und garantiert viel Spass mit dem Fassadenkletterer haben.
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