Smallville
Selten habe ich eine so lange TV-Serie gesehen: “Smallville” erzählt innerhalb von 10 Staffeln über 216 Folgen und einiger animierter Specials die Geschichte des jungen Superm….HALT! Der dessen Name kein einziges Mal genannt wird! Stattdessen erleben wir die Abenteuer von Clark Kent. Gänzlich ohne das bekannte rot-blaue Kostüm erlebt der Jungspund seinen langen Werdegang von der Zero zum Hero. Ob die Serie wirklich die ganze Zeit über den Zuschauer packt oder im Einheits-Teenie-Serien-Allerlei untergeht, erfahrt Ihr, sobald Ihr weiterklickt!
Die Geschichte Supermans dürfte ziemlich vielen bekannt sein. Immerhin ist der mächtigste aller Superhelden seit bereits über 75 Jahren unterwegs um die Welt zu retten. Als vermeintlich letzter Überlebender des Planeten Krypton wird Kal-El als Kleinkind in einem Raumschiff zur Erde geschickt, wo er vom kinderlosen Ehepaar John und Martha Kent während eines Meteoritenschauers gefunden und als Pflegesohn aufgenommen wird. Doch bereits nach kurzer Zeit offenbahrt sich, dass Clark, wie er von den Kents genannt wird, unglaublich stark ist und von Jahr zu Jahr weitere Superkräfte entwickelt. Da wäre Supergeschwindigkeit, der Röntgen-Blick, der Hitzeblick, das Supergehör….einzig das für den Helden bekannte ikonische Fliegen lässt auf sich warten.
Zusammen mit seinen Freunden Chloe und Pete besucht er im Jugendalter schliesslich die Smallville-Highschool und hat mit den typischen Problemen des Erwachsenwerdens zu tun. Freundschaften, Feindschaften, die erste Liebe zur Nachbarin Lana Lang und natürlich die stetige Bewahrung seines Geheimnisses. Allerdings hat er eine einzige Schwäche, nämlich das grün leuchtende Meteoritengestein seines Heimatplaneten, das ihn zusammenbrechen lässt. Ausgerechnet dieses Gestein ist allerdings auch dafür verantwortlich, dass eine Menge Bewohner von Smallville unangenehme Fähigkeiten entwickelt haben und damit ziemlichen Blödsinn anstellen. Clark erweckt durch eine Rettungsaktion bei einem von der Straße abgekommenen Auto das Interesse des reichen Jugendlichen Lex Luthor.
Dieser hat am Tag des Meteoritenschauers sein Haupthaar verloren und läuft seitdem mit einer Glatze durch die Welt. Clark und Lex freunden sich an. Allerdings besteht immerzu eine Spur Misstrauens von Lex Seite, der wittert, dass Clark ein Geheimnis mit sich rumträgt. Die Jahre vergehen und zunehmend wird aus der Freundschaft der beiden eine Konkurrenz und Feindschaft und aus der Beziehung von Clark und Lana eine mehr oder weniger feste Beziehung. Doch als nach sieben Jahren Lex schliesslich hinter Clarks Geheimnis kommt, nimmt dies einen Wendepunkt in der Biografie beider Männer ein. Clark nimmt eine Stelle als Reporter im Daily Planet, dem Verlagshaus der meistgelesenen Zeitung von Metropolis an. Ab diesem Moment beginnen maskierte Helden aufzutauchen, die Clark auf seinem Weg zur Werdung des Superman begleiten.
Und Clark lernt dabei seine Kollegin Lois Lane immer besser kennen und eines Tages auch lieben. Doch bis die beiden ihren Weg zueinander finden, gilt es noch einige große Bedrohungen von der Erde abzuwenden, etwa General Zod, Doomsday oder Darkseid vom Planeten Apokolips…
“Smallville” grob zum umreissen ist eine Sache der Unmöglichkeit. Bereits in dieser Zusammenfassung bin ich wirklich nur auf das Wesentlichste eingegangen und habe immer noch nicht den Kern benennen können. Ich habe wirklich so einige Superhelden-Verfilmungen hinter mir. Animiert und nicht animiert. Aus dem Lager Marvel, wie aus dem hiesigen Lager DC Comics. Die im Kielwasser von “Smallville” entstandene Serie “Heroes”…und kaum eine der konkurierenden Produktionen schaffte es, den Charme von Smallville zu erreichen.
Wir erleben weit mehr als nur die Geburt eines Superhelden und dessen Kindheit und Jugend. Obwohl Clark zu keiner Sekunde auf dem Namen “Superman” besteht oder gar sein Kostüm klar und deutlich zur Schau stellt, ist die Serie für den Kenner der Zukunft Supermans vollgespickt mit Anspielungen und Vorwegnahmen auf dessen Zukunft. Es handelt sich nicht bloß um eine einfache Vorgeschichte, nein, in “Smallville” werden viele Ereignisse aus der Comic-Vorlage Supermans vorweggenommen und als Vorgeschichte ausgeschmückt. Sei es die Gründung der Justice League, das Zusammentreffen mit seiner zum Tod führenden Bedrohung Doomsday oder gar die Einführung diverser sekundärer Superhelden, wie Green Arrow, Black Canary, Flash, Cyborg, Aquaman oder sogar Booster Gold und Blue Beetle. Die Serie bietet ein Feuerwerk an Fanservice für Kenner der eigentlichen Superman-Comics.
Einen absoluten Höhepunkt stellt dabei unzweifelhaft der Zweiteiler über die Justice Society dar, in dem ein Komplott gegen maskierte Helden behandelt wird, ähnlich wie in Alan Moores preisgekrönter Graphic Novel “Watchmen”. Die Serie weiss zu verzaubern. Und so viele Elemente, wie sie vorwegnimmt, hält sie den Zuschauer in Atem mit der Frage, wann es endlich für Clark soweit sein wird, sein Kostüm anzuziehen, fliegen zu lernen und sich als Superman der Welt gegenüber zu outen.
Zugegeben, Superman ist ein Held, der oftmals so unsympathisch und patriotisch wahrgenommen wird, wie Marvels Captain America. Aber in “Smallville” ist Clark so menschlich und mitfühlend dargestellt, dass er eine ideale Identifikationsfläche für die Zuschauer bietet.
Bei einer Superhelden-Serie mit TV-Budget stellt sich vor allem die Frage, wieviel Wiedererkennungswert in den Figuren steckt. Also hier haben die Macher wirklich liebevollste Arbeit geleistet. Auch wenn viele Figuren bei ihrem ersten Auftritt nicht im Superhelden-Kostüm zu sehen sind, sind sie dennoch an bestimmten Farben für den Kenner der Comics erkennbar. Ein Clark trägt natürlich privat auch hauptsächlich blau und rot, ein Arthur Curry natürlich hauptsächlich orange, Lex Luthor hauptsächlich schwarz, Barry Allen selbstverständlich rot.Die größte aller Fragen, wenn man mit “Smallville” beginnt und alles im Rahmen einer Teenie-Serie von Statten geht, ist aber ob man jemals echte Superhelden-Kostüme in der Serie sehen wird. Also hier ist ein wenig Geduld mitzubringen, wer jetzt von Anfang an erwartet knallharte Superhelden-Action zu erleben. “Smallville” ist eine Serie, die zunehmend mit ihren Charakteren und Möglichkeiten wuchs. In den ersten drei Staffeln konzentriert sich die Serie hauptsächlich auf das Zusammenspiel der Charaktere untereinander und deren Lebensgeschichten und Positionen in der kleinen Gemeinde. In 93% aller Folgen tauchen die sogenannten “Meteoriten-Freaks” auf, stiften hier und da Unheil, Chloe ermittelt für die Schülerzeitung, Clark kommt und beseitigt das Problem….was selten komplett unbemerkt von Statten geht, denn die Luthors haben wie gesagt ein Auge auf unseren zukünftigen Helden.Ab der vierten Staffel beginnt “Smallville” so richtig Gas zu geben. Erste Charaktere aus der Biografie Supermans in Metropolis werden eingeführt, wie zum Beispiel Perry White, Bart Allen alias “Der rote Blitz” und vor allem Clarks emotionales Gegenstück Lois Lane. Zudem beginnt die Handlung stringenter aufeinander aufzubauen, es wird nach kryptonischen Artefakten gesucht, Geheimbünde kommen ins Spiel und es wird zunehmend klar, dass es einige Leute auf der Erde gibt, die gar mehr über Clarks Identität wissen, als er gar selbst.
Ab der sechsten Staffel schliesslich verlagert sich die Handlung zunehmend nach Metropolis. Der Zuschauer lernt Jung-Milliardär Oliver Queen kennen, der sowohl eine gemeinsame Vergangenheit mit Lex Luthor hat als auch als maskierter Held auf den Straßen für Recht und Ordnung sorgt. Obwohl Oliver keinerlei Superkräfte besitzt, hat er allerdings genau den Vorsatz, den Clark von ihm erlernen wird: Sich nämlich nicht mit seiner Besonderheit zu verstecken, sondern sie gezielt dazu einzusetzen Verbrechen zu verhindern. Das war der Wink in die richtige Richtung, so dass ab Staffel 8 bis 10 ein wahres Feuerwerk an Ideen und kostümierten (!) Superhelden und vor allem auch Superschurken auf den Zuschauer einströmt. Dadurch entwickelte die Serie sich für Kenner der Comics und Zeichentrickserien entgültig in eine reinrassige Superhelden-Serie, die ihre Wurzeln als Teenie-Drama hinter sich lässt. Wer wirklich das Sitzfleisch hat, erlebt nicht nur, wie die Charaktere in der Serie reifen und erwachsen, der erlebt gar, wie die Serie in ihrem Konzept zunehmend erwachsen wird. Es ist keine Serie mit superhohem Anspruch, tiefgründiger Gesellschaftskritik oder Sex&Crime. Man sieht die Charaktere zwar oft übertrieben leicht bekleidet, wirklich unattraktive Menschen scheint es nicht zu geben und es wird zwar hin und wieder ein Drink zu sich genommen, aber geraucht oder sonstige Substanzen werden vorbildlich nicht eingenommen. Damit wird schon ein recht idealistisches Weltbild entworfen, wie es nur der Yin-Yang-Philosophie von DC Comics entsprungen sein kann.
Jetzt zu mir: Ich hatte wirklich von der ersten bis zu letzten Minute riesigen Spass mit “Smallville”! Kannte ich vorab hauptsächlich die großartigen Zeichentrickadaptionen von Bruce Timm und natürlich die Max Fleischer-Cartoons, wurde ich hier mit jedem weiteren Auftritt eines bekannten Charakters erfreut und fieberte bei jedem der zugegeben auf TV-Niveau recht kurzen Kämpfe mit. Wenn man ein bisschen über den Superman-Kosmos weiss, wird man grandios mit Fanservice überhäuft und fürs Durchhalten belohnt. Und wenn man noch nie von Superman gehört hat, wird man hingegen von einer sehr abwechslungsreichen und spassigen Serie unterhalten. Besondere Erwähnung müssen die jeweiligen Staffelfinale finden, die für jede Staffel einen Höhe- und Wendepunkt darstellten. Ich bin froh, dass ich die Serie dank der tollen und günstigen Komplett-Box am Stück geniessen konnte, da Staffelpausen bei dieser Serie geradezu unerträglich geworden wären. “Smallville” ist ein Kunststück der Unterhaltungskultur und muss auf dieser Ebene erstmal seinen Meister finden. Selbst das zwischenzeitlich gesendete, temporeich erzählte und nach vier Staffeln abgesetzte “Heroes” muss vor Smallville in vielerlei Hinsicht die Waffen strecken. Ich kann “Smallville” somit allen empfehlen, die nach einem harten Arbeitstag mal einfach entspannen und der Realität entfliehen wollen.
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