Kingdom Hearts - Birth by Sleep
"Kingdom Hearts 3" steht in den Startlöchern. Langerwartet überdauerte die Veröffentlichung des offiziellen dritten und möglicherweise letzten Teils der Saga um die Schlüsselschwertkrieger eine ganze Konsolengeneration. Was Square Enix nicht davon abhielt, immer weitere kleine Spielhappen auf verschiedene Konsolen zu streuen, wie den Nintendo DS, den 3DS oder die PSP, die allesamt vor, zwischen oder nach den beiden Hauptteilen der Serie spielten. Der Inhalt der Reihe ist kryptisch und gleicht einem Puzzle, bei dem immer ein paar Teile fehlen um das gesamte Bild zu entdecken. Begleitet mich auf meiner Reise, die ich chronologisch einschlage...
Vor zehn Jahren stellte die Erscheinung von "Kingdom Hearts" eine nie geglaubte Revolution dar. Die Versöhnung der westlichsten aller westlichen Animationskünstler der Disney-Studios mit den östlichsten aller östlichen Videospielfirmen Square Enix. Bis heute spalten westliche und asiatische Animation sich in zwei rivalisierende Lager. Disney, immer brav, weichgespühlt und erhobener Zeigefinger; auf der anderen Seite Anime aus Japan, vielfältig in ihrer Herangehensweise und praktisch keinerlei erzählerisches und darstellendes Tabu auslassend. Konnte das gut gehen? Immerhin hält sich bis heute der Verdacht, Disney hätte beispielsweise sich für "König der Löwen" an "Jungle Taitei" von Osamu Tezuka bedient. Ebenso sind die Paralellen von Disneys "Atlantis" und "Fushigi no Umi Nadia" von Gainax nicht von der Hand zu weisen. Doch um diesen Krieg soll es heute nicht gehen, die Waffen werden bei Seite gelegt. "Kingdom Hearts" spann also eine Geschichte, konstruiert aus verschiedenen Disney-Charakteren und deren Welten, Figuren aus den "Final Fantasy"-Spielen und einem eigens für die Reihe entwickelten, ziemlich komplizierten Plot.
Und Vor vielen Jahren schon zockte ich mit Spannung die ersten beiden Teile von "Kingdom Hearts" auf der Playstation 2, nach deren Ende die blanke Ernüchterung folgte. Zu viele Inhalte blieben im Unklaren und viele Dinge blieben unschlüssig. Herzlose, Niemande, die gleichen Personen in mehrfacher Ausführung, zwei Personen namens Ansem...warum? Keine Antwort. Frustriert legte ich die Reihe ad acta und ignorierte alle zwischenzeitlich erschienenen Spin-Offs. Doch jetzt mit der kommenden Erscheinung von "Kingdom Hearts 3" wurde mein Interesse erneut geweckt. Ich las ein paar Wikipedia-Artikel und beschloss die Geschichte diesmal chronologisch zu spielen und begann das Abenteuer mit "Birth by Sleep" für die Playstation Portable.
Bereits zu Anfang des toll gemachten gerenderten Intros überkam mich ein Gefühl von Deja Vu. Ja, genau, diese drei Personen in den Rüstungen waren auch schon im geheimen Ende von "Kingdom Hearts II" zu sehen, wie sie auf einem Schlachtfeld voller Schlüsselschwerter standen. Damals dachte ich noch, dies wäre ein Verweis auf den dritten Teil. Doch stattdessen handelt es sich um die Vorgeschichte der Ereignisse.
Ventus, Terra und Aqua trainieren bei Meister Eraqus den Kampf mit sogenannten Schlüsselschwertern um eines Tages ebenfalls Meister auf diesem Gebiet zu werden. Während der finalen Prüfung wird die Kampfschule jedoch von einem alten Freund von Eraqus aufgesucht, dem glatzköpfigen grimmig dreinblickenden Meister Xehanort.
Dieser hat der Schlüsselschwertschule des Lichts vor Jahren den Rücken gekehrt, nicht etwa, weil er sich der Dunkelheit verschrieben hätte, sondern weil er eine Form der Vereinigung von Licht und Dunkelheit anstrebt. Während des Kampfes wird er besonders auf Terras Potential aufmerksam und schickt ihn auf eine Mission. Aqua hingegen bekommt von dem misstrauischen Eraqus den Auftrag Terra nachzuspionieren. Und auch Ventus will nicht untätit in seiner Heimatwelt sitzen bleiben und folgt unerlaubter Weise dem Weg ins Multiversum. Denn die Welt von Kingdom Hearts ist nicht wie ein Universum mit verschiedenen Planeten aufgebaut, sondern besteht aus mehreren voneinander getrennten Dimensionen. Nun hatte ich als Spieler die Aufgabe, alle drei Charaktere einzeln von einander zum Endkampf zu führen und bekam am Ende noch die Gelegenheit eine finale Sequenz zu spielen, die die Geschichte abschloss und die Tür für den ersten Teil von Kingom Hearts öffnete.
Fangen wir mal mit Ventus und Meister Xehanort an. Xehanort hatte den Plan, Licht und Dunkel zu vereinen. Vor Jahrhunderten hatten die Schlüsselschwertkriege stattgefunden, die eine einheitliche Welt in mehrere Dimensionen aufsplitterte. Um eine solche wiederzuerschaffen, wohlgemerkt nicht wiederzuvereinen (!) ist das Herstellen einer sogenannten X-Klinge von Nöten. Das immer wiederkehrende "X" in verschiedenen Namen und Gegenständen steht dabei für das japanische "Chi", was sowohl eine Energiequelle im Sinne des taoistischen Yin&Yang darstellt. Andererseits bedeutet es auch "Schlüssel". Um eine solche Klinge herzustellen, extrahierte Xehanort vor Jahren alle dunklen Aspekte aus Ventus Herz, wodurch eine neue Person entstand, der maskierte Junge Vanitas. Ventus, der lediglich nur noch aus hellen Aspekten bestand, wurde zu Eraqus in die Lehre geschickt. Doch Xehanorts Plan bestand darin, eines Tages Ventus und Vanitas gegeneinander kämpfen zu lassen. Als Resultat deren gegenseitiger Zerstörung würde die X-Klinge übrigbleiben, mit deren Hilfe er jene neue Welt erschaffen könnte, das sogenannte "Kingdom Hearts".
Die Beziehung von Xehanort zu Terra gestaltet sich ein wenig, wie die zwischen dem Imperator und Anakin Skywalker aus "Star Wars". Der Meister versucht den Schüler zu korrumpieren. Sich seines Alters bewusst, möchte Xehanort nach der Erschaffung von Kingdom Hearts einen neuen und jungen Körper als Gefäß einnehmen um noch möglichst lange etwas von der neuen Welt zu haben. Als er Terras Körper einnimmt, entbrennt im Inneren Terras ein Kampf, den er nicht gewinnen kann. Er erwacht mit Xehanort in seinem Geist im Radiant Garden und wird von Ansem dem Weisen als Protegé aufgenommen um ihn bei einer wichtigen Aufgabe zu unterstützen.Aquas Geschichte gestaltet sich zugegebenermaßen als relativ unspektakulär. Sie verfolgt im Auftrag von Eraqus Terra und läuft nebenbei immer mal Ventus und Vanitas über den Weg. Sie ist die einzige Figur, deren Geschichte nach Abschluss der drei Kapitel im finalen Kapitel weitererzählt wird. Doch unnötig ist das keinesfalls, da Aqua diejenige ist, die zur Ausgangssituation im ersten Kingdom Hearts führen wird.
Sowohl Ventus, Terra als auch Aqua laufen bei ihrem Abenteuer nämlich immer wieder mal drei Kindern über den Weg namens Sora, Riku und Kairi, mit denen sie schicksalshafte Bande eingehen.
"Kingdom Hearts - Birth by Sleep" ist für ein Handheld-Spiel auf der PSP unglaublich groß und dicht geraten. Um die drei Handlungsstränge inklusive des Finales durchzuspielen, streichen 30 bis 40 Stunden ins Land, die geradezu wie im Flug vergehen. Mit ihrem Plot, der aus drei verschiedenen Perspektiven gespielt wird und sich erst erschliesst, wenn man alle drei Charaktere gespielt hat, hat Square Enix für eine tolle Idee gesorgt. Die drei Hauptfiguren spielen sich zwar insgesamt recht ähnlich, allerdings entwickelt jede von ihnen individuelle Kampf-Modi. Dennoch bleibt das Spielprinzip relativ simpel: Gegnerhorden, Schwert raus, Magie an und plattmachen. Im Vergleich zu einem "echten" Hack&Slay-Spiel liegt "Birth by Sleep" mechanisch weit dahinter mit seinen kleinen Arealen. Was mich als Spieler wirklich bei Laune hielt, ist die immer wieder toll erzählte Geschichte.
So findet sucht man im Spiel nebenbei 13 Seiten aus Xehanorts Tagebuch, die seine Beweggründe nach und nach erläutern. Und sind erst alle gefunden, schaltet das Spiel das finale Kapitel frei. Die Suche danach ist nicht allzu schwer und lohnt sich allemal. Nun habe ich ganz viel über die Geschichte der drei Hauptcharaktere erzählt, die ich übrigens in der Reihenfolge Terra -> Aqua -> Ventus -> Finale gespielt habe. Interessant sind sicherlich die Welten, die es zu bereisen gibt. Da wäre Schneewittchens Wald, Dornröschens Schloss, Cinderellas Schloss, die Raumstation auf der Stitch gefangen gehalten wird, Disney-Town, das Nimmerland, die Olympus-Arena und Yen Sids Turm zu erkunden. Charaktere aus den Disney-Filmen unterstützen und hindern Euch am Vorankommen, wo sie nur können, sind allerdings bestenfalls deplatziertes Beiwerk. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass trotz aller Bemühungen hier eine Symbiose zu schaffen, immer eine ganz klare Grenze zwischen Disney und Square im Spiel gezogen wird. Demnach werden die Disney-Charaktere nie wirklich handlungsrelevant eingesetzt. Möglicherweise liegt das in der Natur der einfältigen Charaktere, andererseits hat das vielleicht aber auch mit Auflagen von Disney zu tun, die Figuren nicht allzusehr zu modifizieren um ihren Erkennungswert beizubehalten.Höhepunkte des Spiels sind demnach zweifelsohne die Schauplätze, die nichts mit den Disney-Welten zu tun haben, an allererster Stelle sicherlich der Radiant Garden, einem Ort, an dem eine Gruppe von Wissenschaftlern ein streng bewachtes Labor führt. Aber auch der Schlüsselschwertfriedhof als Ort der letzten großen Auseinandersetzung und die leider nicht interaktiven Ausflüge zu den Inseln des Schicksals sorgen für Momente, die das Herz höher schlagen lassen.
Alles in Allem muss ich meine ehemals jahreland aufrecht erhaltene schlechte Meinung über die Handlung von "Kingdom Hearts II" revidieren. Mit "Birth by Sleep" im Rücken weisst die Geschichte einiges mehr an Schlüssigkeit auf. Ich bin jetzt hochmotiviert mich den kommenden Abenteuern von Sora, Riku, Kairi und Roxas zu stellen und werde mir jetzt erstmal das HD-Remake auf der PS3 zu Gemüte führen. Demnächst mehr darüber...
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