Hi no Tori Ai no Cosmozone - Space Firebird
Eigentlich hatte ich ja vor, in diesem Blog keine bis wenige Anime vorzustellen. Nicht, dass ich auf Kriegsfuß wäre, ganz im Gegenteil, habe ich eine große Sammlung an japanischen Zeichentrickabenteuern zu Hause. Aber gerade deswegen wollte ich in diesem Blog beweisen, dass es auch viele tolle Zeichentrickfilme ausserhalb von Japan gibt, die nicht von Disney initiiert worden sind. Dennoch. Gestern habe ich "Herrscher der Zeit" vorgestellt und wer "A" sagt, muss auch "B" sagen. Ein großartiger Zeichentrickfilm aus Japan muss im selben Atemzug erwähnt werden. "Hi no Tori 2772", der in Deutschland verramscht wurde unter dem reisserischen Titel "Space Firebird"...
Der Film beginnt mit einer wunderschönen Sequenz, in der ein Phoenix durch ein Nebelgebilde fliegt und dazu orchestrale Musik erklingt. Die Geschichte beginnt in der Zukunft. Wir sehen ein Kind namens Godo im Reagenzglas, dessen Leben bis zum ungefähr 20sten Lebensjahr fragmentweise gezeigt wird: Aufgezogen im Labor wird der Godo trainiert und bekommt als Kleinkind einen weiblichen Roboter geschenkt, der den Namen Olga trägt. Dieses Robotermädchen kann sich in ein Fahrzeug, ein Fluggerät, ein Wasserfahrzeug und ähnliches transformieren und begleitet Godo bis in die frühe Adoleszenz als Ansprechpartner und Trainer, aber auch als Freundin und Mutterersatz.
Schliesslich kommt der große Tag, an dem Godo zum ersten Mal mit Olga aus dem Labor herauskommt und sich zum Ausbildungslager für Raumkadetten begibt. Das folgende Training bei Captain Wolkan ist härter als alles andere. Nicht nur, dass Olgas Anwesenheit nicht gestattet ist, wird Godo trainiert auf Ziele zu schiessen, erst auf bewegliche und später auf lebendige. Mit dieser Erfahrung beginnen ihn die Gewissensbisse zu plagen und er hinterfragt seine Ausbildung und das System, in dem er lebt.
Godo lernt seinen Zwillingsbruder Rock kennen, der zum Politiker ausgebildet wurde. Da die Ressourcen der Erde sich dem Ende zuneigen, bekommt Godo von ihm den Auftrag, eine gefährliche Weltraumbestie, den Feuervogel zu fangen, damit die Privilegierten von dessen Blut trinken können um Unsterblichkeit zu erlangen.
Godo lernt auf der Akademie Lena kennen und lieben, die allerdings mit seinem Bruder Rock verlobt ist. Olga ist die einzige, der er seine Gefühle erzählen kann, doch diese hat durch das lange Zusammensein mit Godo Verhaltensweisen erlernt, die der menschlichen Liebe entsprechen. Um Tränen zu weinen, benutzt Olga heimlich Augentropfen oder verdampft Wasser um sich herum. Godo und Lena treffen sich heimlich und beginnen eine intime Affäre. Doch eines Abends werden sie erwischt und verfolgt, darin mündend, dass Rock schliesslich vor beiden steht.
Godo kommt daraufhin in ein Arbeitslager nach Island, wo er unter unmenschlichsten Bedingungen feststellen muss, dass nicht jedes Menschenleben den gleichen Wert zugeteilt bekommt. Unter harter Hand der beiden Aufseher Black Jack und Boon wird das Lager geleitet, lediglich der Wissenschaftler Doktor Saruta hat ein paar höhere Privilegien als die anderen, obwohl er eigentlich auch ein Gefangener ist. Saruta schliesst mit Godo, dessen Fähigkeiten als Raumkadett ihm nützlich erscheinen, Freundschaft und arbeitet mit ihm einen Fluchtplan aus. Denn im Lager steht ein Raumhai, streng bewacht, mit dem ihnen die Flucht ins Weltall gelingen könnte.
Olga sucht in der Zwischenzeit verzweifelt nach Godo und erhält dabei Unterstützung von Lenas Dienerin, der Sirius-Dame Pintjo. Von ihr erfährt sie Godos Aufenthaltsort und macht sich auf, diesen zu finden. Unter großen Anstrengungen gelingt es Godo, Saruta, Olga und Pintjo nach einem Faustkampf mit Black Jack an Bord des Raumhais zu gelangen und ins Weltall vorzustoßen. Saruta kommt auf Godos ursprüngliche Aufgabe zu sprechen, den Feuervogel ausfindig zu machen. Sie entwickeln den Plan, die regenerativen Kräfte des Vogels zur Wiedergeburt der Erde zu nutzen. Doch das ist gar nicht so einfach, da keiner von ihnen weiss, wo der Vogel zu finden ist. Ihre erste Anlaufstelle ist der Planet Träne, auf dem ein alter Freund von Saruta lebt, der möglicherweise weiss, wo der Phoenix zu finden ist...
Ohne Witz, ich habe gerade nur die erste Hälfte des Films "Hi no Tori 2772" zusammengefasst. Der Film von 1980 stammt von keinem geringeren, als Anime- und Manga-Legende Osamu Tezuka, der in Japan mittlerweile den Status eines Gottes zugesprochen bekommt. Kein Wunder, da er derjenige war, der all jene Elemente definiert hat, die wir heutzutage für typisch erachten und den sofortigen Wiedererkennungswert von Anime steigern. Osamu Tezuka hat eine Vielzahl von Comics und Zeichentrickfilmen produziert, die auf kleinem Raum eine grooooße und komplexe Geschichte erzählen, von epochalen Ausmaßen. Und dass, ohne dass er den Leser oder Zuschauer überfordert. Studio Ghibli verfolgt eine ganz eigene Linie. Ghibli konzentriert sich auf die Darstellung von Momentaufnahmen. Tezuka hingegen macht genau das Gegenteil: Er fasst ganze Lebensspannen und Perioden übersichtlich zusammen.
Dabei griff Tezuka eine Vielzahl von Themen in seinen Geschichten auf. So auch in diesem Film. Im Gewand der Science Fiction erleben wir zudem eine tragische Liebesgeschichte und damit verbunden die Definition von Liebe. Es geht um Tod und Wiedergeburt. Weltuntergang und Neuerwachen. Es geht um den Wert des Lebens. Tezuka sprach jedem Lebewesen den selben Wert zu: Sei es einem einfachen Käfer bis hin zum Menschen. Und er kritisierte in diesem Film auch scharf all jene Menschen, die sich für die Krone der Schöpfung erachten und über Leben und Tod entscheiden.
Zudem ist der Film angefüllt mir spannenden Weltraumabenteuern und einem tragisch schönen Happy End. Mit Olga hat Tezuka, der seit Tetsuwan Atom (Astro Boy) ein Faible für Roboter hatte, eine Roboterdame mit großem Herz erschaffen, die weit mehr Menschlichkeit und Liebe in sich trägt, als so mancher Mensch in dem Film. Der Film bietet eine große Bandbreite an Gefühlen. Trotz der omnipotenten Düsternis bleibt die Botschaft des Films sehr optimistisch. Es ist ein Film für die ganze Familie, lehrreich und die Ethik und Moral bejahend. Ich habe den Film zum ersten Mal im zarten Alter von 6 Jahren gesehen, würde nicht behaupten, ihn zu 100% verstanden zu haben, aber kann sagen, dass ich ihn von Anfang an zu 100% ansprechend fand. Bis heute habe ich diesen Film über 20 Mal gesehen. Es ist ein Film, der mich mein ganzes Leben begleitet und fasziniert hat. Mindestens einmal im Jahr schmeisse ich ihn an um mir zu verdeutlichen, dass die Seele ein jeden Lebewesens gleichwertig ist.
Der Film ist lediglich 2 Mal auf Video in Deutschland verramscht worden. Einmal als Videotheken-Tape von Atlas, das zweite Mal von MCP-Video verteilt auf drei Videokassetten. Die eine als auch die andere Fassung ist nur zu Sammlerpreisen zu bekommen, aber es lohnt sich. Er hat eine tolle Synchronisation verpasst bekommen, wartet aber immer noch auf eine würdige DVD-Umsetzung. Der Film bietet Inhalt für 5 Filme, wenn nicht gar für eine ganze TV-Serie. Ich bitte alle, die diesen Beitrag gelesen haben, sich den Film jedenfalls anzuschauen. Mehr Inhalt und Vielschichtigkeit werdet Ihr in kaum einem anderen Zeichentrickfilm zu sehen bekommen!
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