Filme über Real Life Superheroes.

Veröffentlicht am September 7, 2014

Als ich vor ein paar Jahren über die "Real-Life Superhero"-Bewegung stolperte, war es, als würde ein Traum wahr werden. Endlich hatten ein paar unerschrockene Menschen den Entschluss gefasst, getarnt hinter Masken dem Verbrechen den Kampf anzusagen. Nein, dies ist keine Geschichte, dies ist kein Comic, dies ist kein Film, es ist die verdammte WIRKLICHKEIT! Und während Superhelden-Filme oftmals noch von der klassischen Superhelden mit übernatürlichen Fähigkeiten oder einem Batzen Geld für technische Gimmicks handeln, kristallisiert sich zunehmend ein kleiner, geheimer Trend heraus, Filme über selbsternannte Superhelden zu produzieren, die weder übernatürlich sind, geschweige denn sich mit einem dicken Waffenarsenal ausstatten können. Und ein paar dieser sehr speziellen Superhelden-Filme möchte ich heute vorstellen...

Kick-Ass 1&2

Fangen wir doch gleich mal mit dem bekanntesten und kommerziell sicherlich erfolgreichsten Vertreter seiner Zunft an. Im Jahr 2010 verfilmte Matthew Vaughn den damals eher noch unbekannten Comic von Mark Millar und definierte ein neues Verständnis für den Superhelden-Film von heute. Dave Lizewski ist ein ganz normaler Spät-Teenager, der sich eines Tages entschliesst das Experiment zu wagen und sich einen Namen als Superheld "Kick-Ass" zu machen. Doch schon nach kurzer Zeit stellt er fest, dass ein Superheld in der Realität es nicht ganz so einfach wie in den Comics hat, sondern erstmal oft auf die Klappe fliegen und sich so manchen Schmerz zuziehen muss. Und nichtsdestotrotz schafft Dave es, mediale Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Als er die professionellen Real-Life Superheroes "Big Daddy" und "Hit Girl" kennenlernt, stellt er einerseits fest, dass er mit seinen nichtvorhandenen Skills noch in der Junior-Liga spielt und wird andererseits in seinen ersten Kampf gegen das organisierte Verbrechen hineingezogen. Der Film hat alles was ein guter Unterhaltungsfilm braucht: Spannung, Komik, Action, Comic-Referenzen und jede Menge flotter frecher Sprüche und wurde schliesslich ein (für seine Verhältnisse) beachtlicher Erfolg. 2013 erschien der zweite Teil im Kino, konsequent weitererzählt, aber nicht ganz mit dem Esprit des ersten Teils gesegnet.

Zebraman

Ein weit früheres Beispiel für einen Normalo, der sich zum Ziel setzt, Superheld zu werden, ist Takashi Miikes 2004 entstandener Film "Zebraman". Das Besondere hierbei ist sowohl die fantastische Komponente in Gestalt einer tatsächlich stattfindenden Alien-Invasion und dem einfachen Lehrer Shinichi, der sich zum Ziel gesetzt hat, Superheld zu werden. Seine Frau betrügt ihn, sein kleiner Sohn wird gehänselt und seine Tochter prostituiert sich. Kurzum: Er hat alles andere, als sein Leben im Griff. Und dennoch hat er einen Vorsatz, eine Mission. Er will als "Zebraman" dort für Recht und Ordnung sorgen, wo er es selbst nicht geschissen bekommt. Inspiriert wird er dabei durch eine gleichnamige kurzlebige Fernsehserie namens "Zebraman". Miike, der eher als Regisseur von Gewaltorgien bekannt ist, hat mit "Zebraman" einen schon fast familienfreundlichen Superheldenfilm geschaffen, der einen absoluten Loser ohne jegliche Superkräfte zeigt, der trotzdem die Welt retten wird.

Dai Nipponjin - Der große Japaner

Ganz andere und wesentlich sanftere Töne schlägt "Dai Nipponjin", also der große Japaner, an. Der als fiktive Dokumentation (Mockumentary) gedrehte Film erzählt in Interviews und Reportage die Geschichte von Masato Daisatô, der sich durch Hochspannung in einen Riesen verwandeln kann um Japan gegen androhenede Ungeheuer zu verteidigen. Nun könnte man denken, dass dieser Film in diesem Bericht fehl am Platze sei, da der Hauptcharakter ja schliesslich Superkräfte besitzt. Dennoch ist er weit zerbrechlicher und gescheiterter als viele andere Superhelden, denn neben einem kaputten Privatleben wird er durch schlechte PR und Kollateralschaden von der Masse als Störenfried angesehen. Schaut man den Film vor allem, ohne zu wissen, worum es sich handelt, würde man in der ersten halben Stunde nie glauben, tatsächlich einen Superhelden-Film, sondern vielmehr ein Sozialdrama zu sehen. Wo es den Helden in den großen Blockbustern an charakterlicher Tiefe mangelt, ist die dargestellte Menschlichkeit des "großen Japaners" allen seinen Kollegen weit voraus.

Super - Shut up, Crime!

Oft mit "Kick-Ass" verglichen wird sein Kollege "Der feuerrote Blitz", ein Schnellimbiss-Koch namens Frank, dessen labile Ehefrau ihm von einem Drogenboss abspenstig gemacht wird. Als die Polizei Franks ernste Sorgen belächeln, entschliesst er sich, als maskierter Held seine Frau zu retten. Inspiriert wird er dabei vom "heiligen Rächer" einem christlich motivierten Superhelden. Bewaffnet mit einer Rohrzange haut er nun richtig auf die Kacke um seine Ehefrau zurückzugewinnen. James Gunns Film ist weniger ein Plädoyer an Zivilcourage, als an Selbstjustiz. Der "feuerrote Blitz" greift überall dort ein, wo es keiner tut. Er hat ein Auge für soziale Ungerechtigkeit und tut das, was wir uns oftmals alle wünschen würden, aber nie tun würden: Er richtet selbst!

Defendor

Eine ähnliche Figur verkörpert Woody Harrelson als "Defendor", ein eher tragischer Real-Life Superhero, bei dem der Zuschauer nie ganz einschätzen kann ob er nun geisteskrank oder geistig behindert ist. Fakt ist, dass seine Mutter einst als Prostituierte an Drogen zu Grunde gegangen ist und er dafür stellvertretend einen gewissen "Captain Industry" an den Pranger stellt ohne selbst zu wissen, wer sich hinter dieser Bezeichnung versteckt. Mit Murmeln, Wespen und einer Keule bewaffnet begibt sich der selbsternannte "Defendor" in einen Kampf gegen das organisierte Verbrechen. Der kanadische Film zeigt einen Anti-Helden, dessen Mission rastlos wirkt, der am Ende jedoch ans Ziel gelangt.

Mirageman

Ein sehr gekonnter und gewitzer Beitrag aus Chile mit dem Titel "Mirageman" zeigt innovative Ansätze in seinem Genre. Dies ist der bisher einzige Real-Life Superhero, dem man als Zuschauer zutraut, dass er das Zeug hat, sich tatsächlich als Superheld etablieren zu können. Hinter seiner Maske befindet sich der muskulöse, durchtrainierte und in vielerlei Kampfsportarten erprobte Türsteher Carlos, dessen traumatisierter Bruder in einem Sanatorium liegt, weil er als Kind mit ansehen musste, wie seine Eltern ermordet wurden. Als Carlos einer Reporterin maskiert das Leben rettet und sie ihn aufgrund der Sturmhaube als "Superhelden" im TV deklariert, beginnt der kleine Bruder erste Zeichen der Genesung zu zeigen. Dies ist die Motivation für Carlos zunehmend öfter als "Mirageman" in Erscheinung zu treten und eine Karriere als Superheld zu beginnen. Ähnlich wie beim "großen Japaner" ist der Film in einem fast dokumentarischen Verfolger-Stil gedreht. Die unzähligen Martial Arts-Einlagen erinnern dabei stark an Hong Kong-Klassiker der 80er Jahre. Von allen bisher vorgestellten Filmen ist dies mein persönlicher Geheimtipp für Freunde dieser Filmsparte.

Mystery-Men

"Mystery Men" von 1999 ist das frühste Beispiel der beschriebenen Filmgattung und prinzipiell eher als Parodie auf tatsächliche Superhelden zu verstehen. Ob nun Ben Stiller als "Mr.Furious" besonders wütend zu werden als seine Superkraft klassifiziert oder William Macy mit einer großen Schaufel besonders gut zuschlagen und "Blue Raja" besonders zielgerichtet mit Besteck werfen kann... all die schrillen Figuren in dem Film haben nichts besonderes drauf, keine wirklichen Superkräfte, verstehen sich selbst jedoch renitent als solche. Während der Film zu seiner Entstehungszeit floppte, kann man aus heutiger Sicht sagen, dass der Film mit den Jahren besser und besser wurde und heute zum Besten seiner Zunft gehört.

Watchmen

Zak Snyders Verfilmung von Alan Moores Comic-Roman "Watchmen" verkommt in seiner längsten Fassung, dem in Deutschland noch nicht erschienenen "Ultimate Cut" zu einem wahren Superhelden-Epos. Das besondere an der Geschichte ist, dass er von einer ambitionierten Real-Life Superhero-Truppe handelt die sich bereits in den 40er Jahren formierte. Und obwohl diese Gruppe von Menschen erfolgreich gegen die Kriminalität kämpften, sind sie alle an ihren eigenen menschlichen Fehlern zu Grunde gegangen. Und obwohl die Geschichte im Grunde genommen ein Polit-Thriller ist, steht dahinter immer die Auseinandersetzung des Menschen mit der Ambition als maskierter Held in Erscheinung treten zu wollen. Und sie behandelt den Break der passieren würde, wenn Real-Life Superheros sich etablieren würden und plötzlich tatsächlich ein Wesen mit übernatürlichen Fähigkeiten als Held in Erscheinung träte. Würde dies das Ende und die Abschaffung der einfachen maskierten Helden bedeuten?

Sparks

Ebenfalls in de 40er Jahren angesiedelt ist die Geschichte von Ian Sparks, der sich ebenfalls ohne Superkräfte dazu berufen fühlt, als maskierter Held tätig zu werden. Im Verlauf der Geschichte wird er Teil einer Gruppe von tatsächlichen Superhelden mit übernatürlichen Fähigkeiten, muss sich in ihr behaupten und hinterfragt dabei seine Daseinsberechtigung in der Gruppe. Im Grunde behandelt der Film allegorisch die Frage, warum ein Mann wie Bruce Wayne, ohne Superkräfte sich als Batman in einer Gruppe von Helden wie der Justice League behaupten konnte. Das besondere an "Sparks" ist, dass der Film als ambitioniertes Independent-Projekt über 4 Jahre produziert wurde, ohne jeglichen Rückhalt von Hollywood zu bekommen.

Who wants to be a Superhero?

Zu guter Letzt kein Film, sondern eine Casting-Show mit Stan Lee als Juror. Gecastet wurden keine Real-Life Superheroes, sondern Menschen, die sich als solche behaupten wollen. Dabei müssen sie sich einer Handvoll von Tests unterziehen, die ihre wahre Heldenhaftigkeit auf die Probe stellen. Letztendlich stellt die im Grunde genommen platte Show doch in den Mittelpunkt, dass die größte Stärke eines Superhelden letzten Endes seine Menschlichkeit und Empathie darstellt....

Unsere Welt braucht Superhelden. Ich finde es gut, dass es Menschen gibt, die an der Umsetzung dieses Traums arbeiten und noch besser finde ich, dass es Superhelden-Filme abseits der 08/15-Norm gibt, die von diesen besonderen Menschen handeln, die unsere Welt besser machen wollen.

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