Das Geheimnis des dritten Planeten
Ich lasse nicht locker! Ich buddel sie alle aus! Heute stelle ich Euch einen Zeichentrickfilm vor, der sage und schreibe nur EIN EINZIGES MAL im deutschen Fernsehen ausgestrahlt wurde, im Jahr 1987. Ein Film, dessen Bilder mir viele Jahre im Kopf herumspukten, ohne dass ich mich an den Titel des Films, Namen, Herkunft, whatever erinnern konnte. So schlimm, dass ich schon fast die bloße EXISTENZ des Films anzweifelte. Ein Film, nach dem ich über 20 Jahre lang gesucht habe, bis ich ihn gefunden habe: Der sowjetische Zeichentrickfilm "Das Geheimnis des dritten Planeten".Seht Ihr dieses Bild? Ungefähr ein Jahr, nahdem ich "Das Geheimnis des dritten Planeten" im ZDF gesehen habe, weiss ich noch, sollte er im Rahmen des Sommerferienprogramms wiederholt werden. Bereits 2 Wochen zuvor hatte ich ihn anhand dieses Screenshots in der Fernsehzeitschrift Funkuhr gesichtet und mir war als 8-jähriger Steppke klar: "Den nimmst Du Dir diesmal auf Video auf! Den habe ich schon mal gesehen! Der Film war Hammer!" - Tja, und was passierte? Im Rahmen des Ferienprogramms wurde ein ganz anderer Film gezeigt. Eine australische Zeichentrick-Version von "20.000 Meilen unter dem Meer". Nett, aber nicht vergleichbar mit diesem Film. Seitdem wurde der Film NIE wiederholt. (Woher ich das mit Sicherheit weiss? Ich habe beim ZDF angerufen und erfahren, dass er nur ein einziges Mal gezeigt wurde!) Sofern ich je seinen Titel gewusst habe, vergass ich ihn im Laufe der Jahre. Ich hatte nur noch diesen Screenshot und ein paar Handlungselemente im Kopf. Sonst nichts. Ich war mir sicher, es würde um einen Vater und seinen Sohn gehen, die Abenteuer im Weltall erleben. Vater trug blau und Sohn trug rot. Dem Internet sei Dank habe ich 2007 anhand einer Wikipedia-Auflistung über Zeichentrick-Spielfilme erfahren, um welchen Film es sich handelte und wie er auf deutsch hiess: "Das Geheimnis des dritten Planeten". Und ich hatte mich all die Jahre über getäuscht: Der kleine Junge in rot, war ein Mädchen namens Alisa...
Die Geschichte spielt in der fernen Zukunft. Alisa und ihr Vater Dr. Seleznovy reisen mit Kapitän Zielony durch das Weltall auf der Suche nach Tieren für den Moskauer Zoo. Während der Suche nach dem fast ausgerotteten Vielsprecher-Vogel kommen Alisa und ihr Vater einer großen Verschwörung auf die Spur. Sie treffen auf den Weltraum-Archäologen Gromoseka und dessen Freund Dr. Verchovcev, der sich in letzter Zeit seltsam verhält und laut einem der letzten Vielsprecher-Vögel an deren Ausrottung beteiligt gewesen ist.
Hinzu kommen noch lauter fantasievolle Wesen und eine Bande von Weltraumpiraten. Und am Ende wartet sogar noch eine unvorhersehbare Überraschung auf. Alles in Allem ist die Handlung des Films sehr schnell erzählt, Und innerhalb des knapp 50-minütigen Films wird sie ebenso schnell erzählt, fast schon zu schnell um sie beim ersten Mal vollständig zu erfassen. Denn der Film lässt sich bei der Geschichte keine Zeit und bietet visuell gaaaanz viel Eye-Candy. Tolle farbenfrohe Designs und Wesen, die man sich wirklich einzeln ansehen sollte. Der Film wurde 1981 nach einem Buch desSciFi-Autors Kir Bulychev von dem bekannten Animationsstudio Soyuzmultfilms animiert. Jenem Studio dass praktisch alle großen bekannten Zeichentrickfilme der ehemaligen Sowjetunion produziert hat. Das bucklige Pferdchen, Die Insel des Zaren Zaltan oder die Schneekönigin um mal die bekanntesten zu nennen. Ein Animationsstudio, das sich vor allem auf Volks- und Kunstmärchen, sowie sowjetische Folklore spezialisiert hat.
Was aber hat ein Science-Fiction-Film plötzlich in dieser Filmografie verloren? Nun, die Science Fiction war und ist im Ostblock der Vergangenheit und Gegenwart eines der beliebtesten literarischen Genres. Die Bücher von Kir Bulychev entführen den Leser in eine farbenfrohe utopische Zukunft fernab jeglicher politischer Regimes. Science Fiction ist demnach eine gedankliche Fluchtmöglichkeit und im Falle Bulychevs befreit von jeglicher kommunistischer Propaganda. Nichtsdestotrotz haftet der eiserne Vorhang dem Autor stark an; dadurch ist es nicht verwunderlich, dass keines seiner Bücher je in Westdeutschland erschienen ist. Was nicht heisst, dass keine Bücher von ihm in deutscher Sprache vorliegen würden! Die einzigen Bücher von ihm in deutscher Sprache erschienen in der DDR. Antiquarisch sind somit auch ein Großteil der Bücher über Alisa auf deutsch zu haben! Alisa versteht sich dabei sowohl als Avatar für dne Leser, die utopische Zukunft zu entdecken, als auch eine Zukunftsversion von Alice im Wunderland.
In Russland sind die Bücher Bulychevs bekannt wie hierzulande die kleine Hexe von Preussler oder Pippi Langstrumpf im Westen. Bis jetzt hat jeder ehemalige Sowjet, den ich kennengelernt habe mir bestätigt, die Bücher und Geschichten Bulychevs, sowie auch diesen Film zu kennen. Was Völkerverständigung angeht, ist Literatur übrigens ein tolles Thema um mit jedem gebürtigen Sowjet ins Gespräch zu kommen. Ich habe mich mal eine ganze Taxifahrt angeregt mit dem Fahrer über Kir Bulychevs Werk unterhalten und er war sehr positiv überrascht davon, dass ein Nicht-Russe ihn darauf ansprach.
Zurück zum Film: Trotz oder wegen seiner Kürze erlaubt sich der Film kein einziges Standbild. Alles ist stetig und liebevoll in Bewegung, es wurde eine breite Palette an Farben eingetzt. Die musikalische Untermalung klingt wunderbar nostalgich und futuristisch. Die deutsche Synchronisation entstand in den Defa-Studios, was zu meiner Vermutung führt, dass der Film offenbar auch in den Kinos der DDR gelaufen sein muss.
Viele Filme von Soyuzmultfilms sind in Deutschland auf DVD erschienen, "Das Geheimnis des dritten Planeten" jedoch nicht. Sehr schade, da der Film wirklich ein kleiner aber feiner Geheimtipp für Zeichentrick-Freunde und vor allem die ganze Familie ist. Wenn ich an die Zeit zurückdenke, in der mir nur Bilder des Films im Kopf herumspukten und diese der einzige Anhaltspunkt waren um den Film zu finden, hätte ich damals nie gedacht, dass ausgerechnet dieser Film aus der ehemaligen Sowjetunion stammte. Vielmehr hatte ich vermutet, es wäre eine französische oder deutsche Produktion gewesen. Ganz viele tolle russische Zeichentrickfilme sind nie über die Grenzen der Sowjetunion hinausgekommen. Alleine schon aus diesem Grund, möchte ich mir der Review zu diesem Film ein Zeichen setzen, dass sie immer noch ihren Reiz haben und ich immerhin der erste wäre der Bargeld auf den Tisch legen würde um eine deutsche und visuell remasterte Version von "Das Geheimnis des dritten Planeten" und vieler anderer Filme zu sehen.
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